Marktberichte

EZB treibt Euro nach oben Dax pfeift auf das Griechen-Gerangel

47191091.jpg

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Griechenland-Krise ist nach wie vor ungelöst, doch die Anleger lässt das diesmal kalt. Der deutsche Leitindex Dax legt wieder zu und schließt oberhalb der 11.400er Marke. Die EZB gibt ein wenig Schützenhilfe und auch aus den USA kommen positive Signale.

Hatte das Hin und Her im griechische Schulden-Drama den Dax in den vergangenen Tagen belastet und fast 400 Punkte gekostet, ließ der offene Ausgang der Krise die Anleger heute kalt: Der deutsche Leitindex zeigte sich wieder von seiner steigfreudigen Seite und kassierte im Laufe des Tages gleich zwei Hunderter-Marken. Am Ende schloss er mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 11.420 Punkten.

Dax
DAX 18.137,65

Bereits vor der Pressekonferenz mit EZB-Präsident ging es nach oben: Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte, wie im Vorfeld bereits erwartet, den Hauptrefinanzierungssatz mit 0,05 Prozent bestätigt. Zudem bekräftigte EZB-Chef Mario Draghi nach der Ratssitzung in Frankfurt, dass das großangelegte Anleihenkaufprogramm wie geplant bis September nächsten Jahres weiterlaufen soll. In jedem Fall sollen die Märkte solange mit Geld geflutet werden, bis sich die Inflationsrate nachhaltig in die von der EZB gewünschte Richtung bewegt.

Unterdessen überschlugen sich die Meldungen rund um Griechenland - mit teilweise konträrem Charakter. Einmal schien eine Einigung möglich, ein anderes Mal in weiter Ferne. Die Börse Athen stieg kräftig an - zuletzt stieg der FTSE/Athex 20 um 4,6 Prozent. Einige Anleger spekulierten offenbar auf eine Einigung zwischen den Gläubigern und Griechenland. Händler blieben indes zurückhaltend. Laut Bundesfinanzminister Schäuble bestätigt die jüngste Griechenland-Liste die Skepsis gegenüber dem Optimismus Athens. Der französische Präsident Hollande glaubt dagegen, dass eine Lösung in den nächsten Stunden erreicht werden könne.

Am Devisenmarkt stieg der Euro ohne wirkliche fundamentale Erklärung auf 1,1230 Dollar. Händler sprechen von einer hohen Nervosität der Marktteilnehmer. Das sorge für Volatilität in beide Richtungen. Andere sahen die Aussagen von EZB-Chef Marion Draghi als Treiber.

Deutschland: Adidas nach Blatter-Rückzug gestärkt

Adidas
Adidas 231,30

Der Dax schloss am Ende mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 11.420 Punkten. Sein Tageshoch hatte er zuvor bei 11.515 Zählern markiert. Der Nebenwerte-Index MDax fiel hingegen 0,2 Prozent auf 20.438 Zähler. Für den TecDax ging es 0,8 Prozent nach oben auf 1704 Punkte, der Euro-Stoxx-50 stieg um 0,6 Prozent.

Adidas profitierten von der Rücktritts-Ankündigung des Fifa-Chefs Joseph Blatter: "Wenn Sponsoren eines nicht brauchen, dann ist das ein schlechtes Image der geförderten Institution", sagte ein Händler. Mit dem Rücktritt von Blatter gebe es nun die Chance auf einen Neuanfang und damit auf ruhigere Zeiten im Welt-Fußballverband. Adidas legten 1,2 Prozent zu und gehörten damit zu den stärksten Werten.

Dax-Spitzenreiter waren am Ende Fresenius Medical Care mit einem Plus von 2,2 Prozent. Auch ThyssenKrupp hielten sich mit einem Zuwachs von 1,9 Prozent weit oben.

Die Autobranche reagierte sehr unterschiedlich auf deutlich besser als erwartet ausgefallenen US-Absätzen im Mai. Bei den deutschen Herstellern stach Mercedes mit einem Absatz-Plus von gut 11 Prozent heraus, aber auch VW konnte endlich wieder kräftig zulegen. Die Papiere von VW und BMW stiegen 0,4 und 1,0 Prozent. Daimler hingegen schwächelten mit einem Mini-Plus von nur 0,2 Prozent.

Merck zeigten sich schwach und fielen als einziger Dax-Wert um 0,5 Prozent. Dabei hatte es zuvor gute Nachrichten gegeben: Die strategisch wichtige Krebs-Partnerschaft mit Pfizer soll dem deutschen Pharmakonzern bereits 2017 greifbare Resultate bringen, wie Belén Garijo, Mitglied der Merck-Geschäftsleitung, der FAZ sagte.

USA: Wall Street jubelt zu früh

Die Wall Street folgte den positiven Vorgaben aus Europa.  "Europa besti mmt den Handel. Es scheint so, dass Griechenland Mitglied der Eurozone bleibt", sagte Derivatestratege John Brady von R.J. O'Brien. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,4 Prozent auf 18.076 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite rückten um 0,2 bzw. 0,4 Prozent vor.

Verhalten positiv werteten Händler den Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP. Zwar wurden die Erwartungen an den Stellenaufbau im Mai verfehlt, dennoch hatten die US-Unternehmen ihren Personalbestand merklich aufgestockt. "Der Jobmarkt hat einen soliden Zuwachs im Mai erzielt", sagt Chefökonom Mark Zandi von Moody's Analytics. Letztlich warte der Markt auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag, hieß es. Die US-Dienstleister verloren derweil im Mai an Schwung. Die Stimmung in den Chefetagen blieb aber auf einem Sechsmonatshoch.

Unter den Einzelaktien ging es für Guess um 2,3 Prozent nach oben. Der Bekleidungshersteller hatte mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen geschlagen. Wendy's zogen um 3,3 Prozent an, die Schnellrestaurantkette will eigene Aktien im Umfang von bis zu 1,4 Milliarden Dollar zurückkaufen.

Devisen: Euro stürmt über 1,12 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Euro hat an die starken Gewinne vom Vortag angeknüpft und weiter deutlich zugelegt. Händler erklärten die jüngsten Kursgewinne unter anderem mit Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Konjunktur im Währungsraum. Am Nachmittag stieg der Euro auf 1,1272 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Wochen. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1134 US-Dollar festgesetzt.

Bereits am Dienstag gab es beim Euro den stärksten Kursgewinn seit zehn Wochen. In den vergangenen zwei Tagen legte die Gemeinschaftswährung insgesamt um mehr als drei Cent zu. Am Nachmittag galten Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi als Preistreiber beim Euro.

Expertin Thu-Lan Nguyen von der Commerzbank erklärte den Kursgewinn unter anderem damit, dass die Notenbank derzeit nicht daran denke, das milliardenschwere Kaufprogramm für Staatsanleihen auszuweiten. Außerdem führte sie als Begründung an, dass die EZB aktuell keine Abwärtsrisiken für die Konjunktur in der Eurozone sieht.

Rohstoffe: Ölpreise erneut auf Talfahrt

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 88,58

Die schwindende Aussicht auf einen baldigen Rückgang des weltweiten Überangebots hat den Ölpreis auf Talfahrt geschickt. Verstärkt wurde der Druck durch die Aufwertung des Dollar, die Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA verteuert. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am Nachmittag 64,59 US-Dollar. Das sind 90 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel ebenfalls deutlich um 79 Cent auf 60,47 Dollar.

"Unter Opec-Mitgliedern aus der Golf-Region und anderen Gegenden herrscht Einigkeit darüber, die Förderquoten unverändert zu lassen", sagte ein hochrangiger Insider der Organisation Erdöl exportierender Staaten. Niemand wolle auf dem Opec-Treffen am Freitag für Aufruhr sorgen. Die Experten der Barclays Bank hielten wegen der Kämpfe im Nahen Osten und den davon ausgehenden Risiken für den Rohöl-Nachschub sogar eine Aufstockung der Fördermengen für möglich.

Asien: Abschläge in Tokio

Die asiatischen Börsen haben mehrheitlich nachgegeben. Bergab ging es etwa an den Börsen in Tokio, Shanghai und Australien. Nach der jüngsten Rally machten die Anleger Kasse, hieß es am Markt. Bis Montag hatte etwa der Nikkei zwölf Tage in Folge zugelegt. Das war die längste Gewinnstrecke seit 1988. "Der langen Rally ging die Puste aus. Da war eine Korrektur nötig und es ist nicht überraschend", sagte Analyst Stefan Worrall von Credit Suisse.

Zu den größten Verlierern gehörten in Tokio Immobilienwerte. Insgesamt fiel der Nikkei-Index 0,3 Prozent auf 20.473 Punkte. Angesichts der Gewinnaussichten japanischer Firmen seien die Anleger aber weiterhin optimistisch, betonten Experten.

Gegen den Trend legte der Aktienmarkt in Hongkong knapp ein Prozent zu. Der MSCI-Index asiatisch-pazifischer Aktien außerhalb Japans notierte 0,2 Prozent niedriger.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/dpa/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen