Marktberichte

"Wie aus dem Nichts" Dax rast über die 9700

Der Dax am Dienstag: Der Börsenmonat Märt startet mit satten Kursgewinnen.

Der Dax am Dienstag: Der Börsenmonat Märt startet mit satten Kursgewinnen.

(Foto: REUTERS)

Vor dem Handelsstart am Morgen liegt der Dax noch 100 Punkte im Minus. Doch bereits zum Auftakt geht es kräftig nach oben. Immer weiter schraubt sich der Leitindex ins Plus. Die US-Börsen folgen den Vorgaben aus Deutschland.

"Der Monatsauftakt ist geglückt", sagt n-tv Börsenkorrespondent Jens Korte: Auf fast 240 Punkte belief sich die Handelsspanne im Dax im Dienstagshandel, an dessen Ende dann ein sattes Plus stand. "Das kommt völlig überraschend", sagte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. Sie verwies auf ein vorbörsliches Minus von zeitweise 100 Punkten. Ein zunächst stabiler Ölpreis, ein schwacher Euro und ein trotz schwacher chinesischen Konjunkturdaten festerer Aktienmarkt in Shanghai stützten hierzulande die Kurse.

Der Dax schloss 2,3 Prozent fester auf Tageshochniveau bei 9717 Punkten. Das Tagestief lag bei 9471 Stellen. Am Montag war der Dax bis auf ein Tagestief von 9332 Punkten abgerutscht,  hatte dann aber mit 9495 Zählern knapp unter der 9500er Marke geschlossen. Der MDax verabschiedete sich 2,0 Prozent fester bei 19.816 Punkten. Der TecDax legte 2,2 Prozent auf 1648 Stellen zu.

"Wir haben bereits heute Morgen gesehen, dass die Börsen nicht mehr auf die enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus Asien reagiert haben", kommentierte ein Händler zu der überraschenden Stärke. Die Erwartungen an die Notenbanken seien zuletzt gestiegen und sorgten für eine zunehmende Risikobereitschaft unter den Investoren, erläuterte er.

China-Sorgen belasten nicht

Konjunktursorgen, genährt durch frische Daten aus China, liegen Marktteilnehmer damit links liegen: In China war der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Februar auf 49,0 und damit den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen. Auch der privat erhobene Caixin-Einkaufsmanagerindex fiel stärker als erwartet zurück. Auch im Dienstleistungssektor trübte sich die Lage ein. Dass die Börse in Shanghai dennoch deutlich im Plus schloss, war der bereits am Montag weiter gelockerten Geldpolitik Chinas zu verdanken - offenbar auch im Vorgriff auf die schwachen Einkaufsmanagerdaten.

Mit dem Präsidenten der New Yorker Notenbank, William Dudley, hatte zudem ein weiterer US-Notenbanker vor Wachstumsrisiken gewarnt. Der Einbruch des Ölpreises und anderer Rohstoffe könne zu einer Verlangsamung des Wachstums und niedrigeren Inflationsraten führen. Dudley äußerte sich zurückhaltend mit Blick auf weitere Zinserhöhungen in den USA.

Derzeit gehen die Meinungen unter Börsianern auseinander, ob die US-Notenbank im laufenden Jahr die Leitzinsen noch anheben wird. Auf der Mitte März stattfindenden Sitzung dürfte die Fed auf jeden Fall stillhalten. Im Dezember 2015 hatte sie den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht und damit die sieben Jahre währende Nullzinspolitik beendet. Damals hatten die Währungshüter für dieses Jahr vier weitere Straffungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt.

Dax: Gewinne auf breiter Front

Bei den Dax-Titeln schauten die Anleger genauer auf die Deutsche Börse: Die Intercontinental Exchange Inc (ICE) erwägt offenbar ein Gegengebot für die London Stock Exchange (LSE). Die LSE und die Deutsche Börse hatten vor einer Woche angekündigt, über eine Fusion unter Gleichen zu verhandeln. Durch einen Zusammenschluss entstünde eine Börse, die sich auf Augenhöhe mit den Platzhirschen Chicago Mercantile Exchange (CME) und ICE bewegen würde. Ein Gegengebot seitens der ICE würde nicht überraschen, genauso wenig wie eines von der CME, hieß es im Handel. "Auch wenn kein Gebot kommen sollte, dürfte damit zunächst dennoch Verunsicherung geschürt werden", so ein Händler. Deutsche Börse gewannen mehr als 1 Prozent. Sie waren damit einer der schwächsten Dax-Werte.

Störfeuer gab es auch bei Bayer. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte sich dafür ausgesprochen, einen Warnhinweis auf dem Verhütungsmittel Essure von Bayer anzubringen. Im September hatte ein Expertenausschuss bereits festgestellt, dass das Implantat zur Sterilisation mit Schmerzen und anderen Symptomen in Verbindung gebracht werden kann. Essure ist bislang bei etwa 750.000 Frauen weltweit eingesetzt worden. Bayer sieht bei dem Implantat ein positives Nutzen-Risiko-Profil. Bayer verbesserten sich rund 1,5 Prozent.

Die deutlichsten Gewinne wiesen die Versorger und der Autosektor auf. Passend zum Genfer Autosalon, der am Donnerstag offiziell startet, ging es für BMW fast 4 Prozent nach oben. VW legten ebenfalls fast 4 Prozent zu, Daimler mehr als 2 Prozent. An der Spitze der Gewinner im Leitindex lagen RWE mit einem Aufschlag von mehr als 5,5 Prozent. Eon  zogen 4 Prozent an.

MDax:  Schwache Klöckner-Zahlen

Wie erwartet schwach sind die Geschäftszahlen von Klöckner ausgefallen. "Klöckner hängt weiter von der Entwicklung der Stahlpreise ab", sagte ein Marktteilnehmer zu den Geschäftszahlen des Stahlhändlers. "Und der Preis kann erst steigen, wenn die Chinesen die Überkapazitäten aus dem Markt nehmen", ergänzte er. Dass das Unternehmen die Dividende nun komplett streiche, sei bei einer Markterwartung von nur 4 Cent je Aktie "keine Katastrophe". "In der Aktie ist bereits viel Negatives eingepreist", so ein anderer Aktienhändler. KlöCo sprangen rund 7 Prozent an.

Zalando schlossen nach anfänglichen Verlusten deutlich im Plus mit mehr als 4 Prozent. Der Modeonlinehändler erwartet für das laufende Jahr erneut ein zweistelliges Wachstum. Im vergangenen Jahr erhöhte Zalando den Umsatz um 33,6 Prozent auf 2,958 Milliarden Euro. Das bereinigte Vorsteuerergebnis erreichte 107,5 Millionen Euro, was einer bereinigten operativen Marge von 3,6 Prozent entspricht.

USA: Positive Vorzeichen

Die US-Börsen haben den zweiten Handelstag mit kräftigen Gewinnen beendet. Der Dow-Jones-Index stieg um 2,1 Prozent auf 16.865 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legte um 2,4 Prozent auf 1978 Punkte zu. Der Composite-Index an der Technologiebörse Nasdaq gewann 2,9 Prozent auf 4690 Punkte.

Für Kauflaune unter Investoren sorgte der Anstieg des Stimmungsbarometers der Einkaufsmanager aus der US-Industrie. Zudem stiegen die US-Bauausgaben im Januar auf das höchste Niveau seit 2007. "Die Dinge stehen nicht so schlecht wie wir dachten, und das wird uns nun bewusst", sagte Anlagestratege Brad McMillan vom Handelshaus Commonwealth Financial Network. Dies dürfte allerdings auch eine Rolle spielen in den Überlegungen der US-Notenbank, wann der Zeitpunkt für eine weitere Zinsanhebung gekommen ist.

An der Wall Street zählten insbesondere Finanz- und Technologiewerte zu den Gewinnern. Im Blick standen zudem Autoaktien. Auslöser waren überzeugende US-Absatzzahlen im Februar. Fiat Chrysler zogen 7,2 Prozent an, Ford 4,6 Prozent und General Motors 1,9 Prozent.

Der Kurs von Honeywell schoss 4,5 Prozent in die Höhe. Anleger reagierten erleichtert darauf, dass der Industriekonzern seine Pläne für eine gut 90 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Rivalen United Tech zurückzog. United-Tech-Papiere verbilligten sich dagegen um 1,6 Prozent.

Die Aktien des Börsenbetreibers Intercontinental Exchange (ICE) büßten 2,7 Prozent ein. Das Unternehmen erwägt nach eigenen Angaben eine Gegenofferte für die Londoner Börse, die mit der Deutschen Börse fusionieren will.

Rohstoffe: Putin und das Öl

Der Ölpreis hielt sich nach Gewinnen am Montag auch am Dienstag lange stabil. Am Abend gab er dann etwas nach: Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent lag bei 36,15 Dollar - ein Abschlag von etwa 1 Prozent. Der WTI-Kontrakt verbilligte sich rund 0,8 Prozent auf 33,63 Dollar je Barrel.

Das Bekenntnis des russischen Präsidenten zu einer Begrenzung der Fördermengen überzeugte Rohöl-Anleger nicht. Wladimir Putin stellte zwar eine Deckelung der russischen Ölproduktion in Aussicht, fehlende Aussagen zu einer länderübergreifenden Drosselung sorgten bei Investoren aber für Enttäuschung. Seit Wochen diskutieren die Ölproduzenten darüber, die Fördermengen auf dem Niveau von Januar einzufrieren. Dies ändere aber nichts am Überangebot von derzeit ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag, warnten Börsianer. Wegen der Ölschwemme ist der Preis für diesen Rohstoff seit Mitte 2014 um gut 70 Prozent eingebrochen.

Devisen: Euro unter 1,09 Dollar

Der Euro verharrte unterhalb der Marke von 1,09 Dollar. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,0869 Dollar. Das waren knapp 0,2 Prozent weniger als noch am Montagabend. Im Tagestief war sie bis auf 1,0835 Dollar abgerutscht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Mittag den Referenzkurs auf 1,0872 Dollar festgesetzt nach 1,0888 Dollar am Montag.

Die Anleger rechnen weiter mit einer Lockerung der Geldpolitik durch die EZB in der kommenden Woche. Erwartet wird eine weitere Absenkung des Einlagesatzes sowie möglicherweise eine Ausweitung des Anleihen-Kaufprogramms. Am 10. März kommt der EZB-Rat zusammen.

Der Yen stieg indes auf den höchsten Stand seit drei Jahren zum Euro. Auch zum Dollar legte die japanische Währung zu. Schwache Inflationsdaten aus der Eurozone und schlechte Wirtschaftsdaten in den USA steigerten das Interesse an der vermeintlichen Sicherheit des Yen, hieß es im Handel. Der Dollar fiel auf 112,62 Yen nach 112,92 zur Vortageszeit.

Asien: Was macht China?

Die Aktienmärkte in Ostasien warteten mit Aufschlägen auf. Richtige Kauflaune stellten Marktteilnehmer dennoch nicht fest. In Shanghai schwankten die Kurse hin und her. Händler sprachen von der Schwierigkeit, die Vielzahl der Impulse adäquat einzupreisen. In China standen sich eine erneut gelockerte Geldpolitik einerseits und schwache Konjunkturdaten andererseits gegenüber. Die Gemengelage sei etwas undurchsichtig, hieß es im Handel. Der Shanghai-Composite konnte zulegen und schloss über der 2700er Marke.

In Tokio drehte der Nikkei zwar kurzzeitig ins Minus, ging dann aber  nach dem Minus am Montag letztlich 0,4 Prozent fester bei 16.086 Punkten aus dem Handel. Bremsend wirkte der festere Yen. In Australien schloss der S&P/ASX-200 mit einem Aufschlag von 0,9 Prozent, gestützt von der geldpolitischen Lockerungen in China.

"Die überraschende Senkung der Mindestreserve zeigt das Bekenntnis Pekings, das Wachstum zu stabilisieren, was die Zuversicht am Markt bis zu einem gewissen Grad erhöht", sagte der Analyst Zhu Bin von Southwest Securities mit Blick auf die jüngsten Schritte der chinesischen Zentralbank. Sie hatte am Vortag nach Börsenschluss die Mindestreserveanforderung an die Geschäftsbanken reduziert und will so für mehr Liquidität sorgen und die Kreditvergabe anregen. Offenbar scheint dies auch dringend geboten, denn aktuelle Einkaufsmanagerindizes deuten auf eine weitere Verschärfung des wirtschaftlichen Abschwungs hin.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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