Marktberichte

Wall Street ohne Impulse Dax holt sich blutige Nase

Die Trump-Rally der vergangenen Wochen könnte bald endgültig der Vergangenheit angehören.

Die Trump-Rally der vergangenen Wochen könnte bald endgültig der Vergangenheit angehören.

(Foto: dpa)

Einen ordentlichen Dämpfer fängt sich der Dax zum Start in die Handelswoche ein. Mehr als ein Prozent geht es nach unten. Börsianer führen das auf eine zunehmende politische Unsicherheit zurück.

Nach eher positivem Verlauf in der ersten Hälfte des Handelstages sank der Dax ab dem frühen Nachmittag immer tiefer in die Verlustzone. Fundamentale Gründe für die Schaukelbörse gab es nicht. Übergeordnet prägte Unsicherheit weiter das Geschäft an den Finanzmärkten. "Wenn die Börsen eines nicht mögen, dann ist es Unsicherheit", sagte auch Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Und davon gibt es derzeit jede Menge. Die anstehende Wahl in Frankreich macht die Anleger nervös. Dazu bleibt die Politik von US-Präsident Donald Trump schwer vorherzusehen."

Am Ende notierte der Dax 1,2 Prozent im Minus bei 11.510 Punkten. Für den MDax ging es 1,2 Prozent nach unten auf 22.366 Zähler. Der TecDax büßte 1,3 Prozent auf 1830 Zähler ein. Der Euro-Stoxx-50 notierte am Schluss 1,0 Prozent leichter auf 3241 Punkten.

Zwar waren die Quartalszahlen in den USA und Europa bislang solide ausgefallen, dieser Trend dürfte sich nach Meinung von Marktbeobachtern fortsetzen. "Gleichzeitig werden aber die protektionistischen Maßnahmen der neuen US-Regierung die Anleger auch in den kommenden Tagen weiter verunsichern", sagte Milan Cutkovic von AxiTrader. Einen Hinweis auf die zunehmende Sorge der Anleger vor sinkenden Kursen gab der Goldpreis, der zum Wochenstart munter zulegte. Gold gilt für Anleger in Krisenzeiten als "sicherer Hafen" für ihr Kapital.

Nicht stützen konnte ein starker deutscher Auftragseingang, der auf ein saisonbereinigtes Dezember-Plus von 5,2 Prozent gegenüber dem Vormonat kam. Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus von 0,5 Prozent nach einem Rückgang um 2,5 Prozent im November gerechnet. "Der Auftragseingang ist (...) von Großaufträgen verzerrt", meinte ein Marktteilnehmer.

Keine Banken-Rally in Europa

Banken in Europa konnten sich nicht der Rally der Branche an der Wall Street anschließen. Dort war der Sektor mit 2,6 Prozent Plus an die Kursspitze gestürmt, nachdem US-Präsident Donald Trump wie erhofft die bestehenden Beschränkungen des Dodd-Frank-Gesetzes lockern will. Von der Deregulierung erwarten sich die Banken eine Rückkehr in profitable Geschäftsfelder.

Das Dodd-Frank-Gesetz war unter Präsident Obama als Konsequenz aus der großen Finanzkrise im Jahr 2008 verabschiedet worden. "Die Deregulierung könnte US-Banken einen entscheidenden Vorteil in der Profitabilität geben und europäische ins Hintertreffen geraten lassen", erklärte ein Händler das Kursminus. Der Banksektor rutschte nach anfänglichen Gewinnen 1,2 Prozent nach unten.

Dax: Klage gegen VW belastet Aktie

Die Farbe Rot dominierte den Dax am Handelsende. Weit hinten landete die Aktie von VW mit einem Minus von 2,1 Prozent. Der Großkunde Deutsche See hatte den Autobauer wegen des Dieselskandals verklagt. "Das könnte ein Vorbild für andere Großkunden werden und das wichtige Flottengeschäft belasten", sagte ein Händler.

Auch die Titel von BMW sowie von Zulieferer Continental wurden durch zahlreiche schlechte Nachrichten belastet: Etwa durch den BMW-Rückruf in den USA. Zudem soll Merrill-Lynch den Sektor laut Händlern runtergestuft haben. BMW verloren 1,3 Prozent, Continental 2,6 Prozent. Daimler hingegen hielten sich mit minus 0,7 Prozent besser als der Gesamtmarkt.

MDax: Salzgitter-Aktie steigt mit Gewinn-Erwartung

Salzgitter schlossen nach anfangs deutlichen Gewinnen am Ende zwar an der Spitze im MDax, aber dennoch unverändert nach positiven Aussagen von Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann. Der Stahlkonzern erwartet, dass steigende Preise in diesem Jahr die Gewinne nach oben treiben.

Mit Spannung wurde auf die Hauptversammlung bei Metro geblickt. Der Chef des Handelskonzerns Metro hatte um Zustimmung für die geplante Aufspaltung des Unternehmens geworben.  Die Transaktion sieht eine Abspaltung des Großhandelsgeschäfts sowie der Supermarktkette Real vor, die unter der Unternehmensmarke Metro an den Start gehen soll. Die Unterhaltungselektroniksparte mit den beiden Handelsketten Media Markt und Saturn erhält den Namen "Ceconomy". Am Handelsende notierte die Aktie 0,8 Prozent tiefer.

TecDax: Online-Empfehlungen helfen Medigene

Medigene stiegen nach einer Korrektur und anschließenden Konsolidierung um 2,7 Prozent. "Die Aktie wird heute gleich auf zwei Aktien-Portalen im Internet empfohlen, aber ohne jegliche Neuigkeit dazu", sagte ein Beobachter. Laut der Website von Medigene präsentiert sich das Unternehmen auf der Konferenz "Biotech and Money London" am 7. und 8. Februar. Dort präsentiert sich den Angaben des Veranstalters zufolge im gleichen Panel auch Evotec.

USA: Wall Street von Trumps Stil verschreckt

Der Dow-Jones-Index hält die zuletzt wiedereroberte Marke von 20.000 Punkten. Für Aufschläge hat es aber nicht gereicht. Zum Wochenschluss hatten euphorisch aufgenommene Arbeitsmarktdaten und Deregulierungsverordnungen von US-Präsident Donald Trump im Finanzsektor den Rückenwind zum erneuten Sprung über die Marke von 20.000 Punkten geliefert. Doch zu Wochenbeginn mangelte es an Impulsen, zumal die Konjunkturagenda leer war.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 20.052 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 0,2 Prozent auf 2293 Punkte nach unten und der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 0,1 Prozent auf 5664 Punkte. Händler sprechen davon, dass es dem US-Aktienmarkt nicht leicht fallen werde, den aktuellen Stand zu verteidigen.

Unter den Einzelwerten stiegen Hasbro gegen den Markttrend um 14,1 Prozent. Der Spielzeughersteller verbuchte Umsätze und Gewinne im vierten Quartal über Markterwartung. Nach dem Rücktritt des Tiffany-Vorstandsvorsitzenden Frederic Cumenal sucht der Luxus-Juwelier nun einen neuen Chef, der den seit einiger Zeit verzeichneten Umsatzrückgang wieder umkehren kann. Die Tiffany-Aktie verlor 2,5 Prozent.

Asien: Nikkei und Topix fester

Der japanische Aktienmarkt reagiert zu Wochenbeginn positiv auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zur geplanten Deregulierung im US-amerikanischen Finanzsektor. Insgesamt sei die Stimmung unter den Anlegern aber weiterhin vorsichtig, meinte ein Marktbeobachter.

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schließt 0,3 Prozent höher bei 18.977 Punkten zu. Der breiter gefasste Topix-Index gewinnt ebenfalls 0,3 Prozent auf 1515 Zähler.

Viele Investoren wollten zunächst den Verlauf des Treffens zwischen Trump und dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe Ende der Woche abwarten, erklärte ein Analyst. Erst anschließend könnten sich Börsianer im Hinblick auf die Perspektiven der japanisch-amerikanischen Handelsbeziehungen positionieren.

Ein Konjunktursignal erreichte die Märkte im frühen Handelsverlauf aus China: Der Dienstleistungssektor der Volksrepublik ist auch im Januar kräftig gewachsen, allerdings hat sich die Dynamik gegenüber dem Jahresende 2016 etwas abgeschwächt. Der Einkaufsmanager-Index des Markit-Instituts und des Medienhauses Caixin sank auf 53,1 Punkte von 53,4 Zählern im Dezember. Vor dem Jahreswechsel hatte der unter Experten viel beachtete Index ein 17-Monatshoch erreicht. Ein Stand oberhalb von 50 Punkten zeigt ein Wachstum an, ein Stand darunter signalisiert einen Abschwung.

Devisen: Euro gibt kräftig nach

Der Dollar legte zu, der Euro fiel auf 1,0750 Dollar nach Wechselkursen um 1,0787 am Freitagabend. Am Devisenmarkt werde die Dollarschwäche nach den Arbeitsmarktdaten vom Freitag, die eine schwache Lohnentwicklung zu Tage gefördert hatte, wieder ausgepreist. Letztlich stünden die Ampeln in Sachen Zinserhöhung in den USA auf grün, hieß es.

Dagegen versicherte EZB-Präsident Mario Draghi, die Wirtschaft des Euroraums trotz steigender Inflation weiter geldpolitisch stützen zu wollen. Zudem verstärkte eine Rede der rechtsextremen französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen (Front National) Sorgen um den künftigen Zusammenhalt des Euroraums.

Rohstoffe: Öl billiger, Gold teurer

Die Verunsicherung über die erratische Politik von Trump beflügelte indes den Goldpreis. Auch die politische Unsicherheit in Europa ließ das Edelmetall glänzen. Das Settlement war mit 1.232,10 Dollar je Feinunze das höchste seit fast drei Monaten. Im späten Geschäft kletterte Gold dann sogar auf 1.235 Dollar, ein Plus von 1,2 Prozent. Analysten sprachen erneut von einer hohen Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds und entsprechenden Mittelzuflüssen. Dies wird als Zeichen der Absicherung gegen Inflation und politische Risiken gewertet.

Anders als Gold sanken die Erdölpreise leicht. US-Leichtöl der Sorte WTI ermäßigte sich auf 53,01 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent auf 55,80 Dollar. Steigende Förderaktivitäten in den USA schmälerten das Interesse der Investoren, hieß es. Die Anzahl der in den USA aktiven Ölförderanlagen steigt seit geraumer Zeit stetig an.

Quelle: ntv.de, mli/kst/mmo/cas/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen