Marktberichte

Börsen-Ausblick Dax hat Rekordmarke im Blick

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(Foto: imago/Michael Weber)

Die längste Gewinnsträhne des Jahres, der Dax hat das Rekordhoch von 10.050 Punkten in Sichtweite. Börsianer stellen sich deshalb vor allem eine Frage: Geht es weiter aufwärts?

Die Rekordjagd am Frankfurter Aktienmarkt könnte in der kommenden Woche weitergehen. "Die Jahresend-Rally ist bereits in vollem Gang", sagt Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. "Der Dax wird die Zehntausender-Marke sicher knacken und sich darüber halten." Angetrieben werde die aktuelle Aktien-Rally unter anderem vom rasanten Verfall des Ölpreises. "Das ist für viele Länder ein Konjunktur-Programm", so Klude.

Im Windschatten neuer Höchststände an der Wall Street hatte der deutsche Leitindex in der vergangenen Woche 2,6 Prozent gewonnen und näherte sich bis auf etwa 70 Zähler seiner bisherigen Bestmarke von 10.050,98 Stellen. Im November hat der Dax rund sieben Prozent zugelegt.

Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner rechnet deshalb mit einem vergleichsweise ereignislosen Handel in der neuen Woche - trotz einer Reihe von Konjunkturdaten und der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Dax dürfte erst einmal seine jüngsten Kursgewinne verdauen und im vierstelligen Punktebereich bleiben, sagt Lipkow. Auch Daniel Saurenz von Feingold Research ist skeptisch."Die Börsenampel könnte bald wieder von grün auf gelb umspringen", sagt er. Der Dax-Anstieg um rund 1500 Punkte seit Mitte Oktober sei "womöglich des Guten zuviel".

Doch die Aussichten für den wichtigsten deutschen Aktienindex werden von den meisten Beobachtern als gut eingeschätzt. Auf mittlere Sicht zeichne sich aber trotz inzwischen recht hoher Bewertungen kein Ende der Hausse-Trends ab, heißt es etwa im Bernecker-Börsenbrief "Termin-Börse".

Das liegt unter anderem am Ölpreis. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee war am Freitag mit 71,12 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so billig wie zuletzt im Sommer 2010. Zuvor hatte sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gegen eine Drosselung der Förderung entschieden. Der Ölpreis könnte leicht bis auf knapp über 60 Dollar fallen, mutmaßten Analysten.

Was macht die EZB?

Auf die Unternehmensbilanzen werde sich die Verbilligung dieses wichtigen Rohstoffs positiv auswirken, sagt Anlagestratege Klude. Selbst bei stagnierenden Umsätzen sorge die niedrigere Energie-Rechnung für steigende Gewinne. Andere Börsianer verwiesen auf einen weitere Aspekt: Der rückläufige Ölpreis bremse den Preisauftrieb und verschaffe damit den Notenbanken Spielraum, die Geldpolitik weiter zu lockern oder eine Straffung hinauszuzögern.

Vor diesem Hintergrund warten Anleger auf die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung am Donnerstag. Entgegen den Spekulationen der vergangenen Tage rechnet Commerzbank-Analyst Michael Schubert aber nicht damit, dass Notenbank-Chef Mario Draghi umfassende Wertpapierkäufe ankündigen wird. Das sogenannte Quantitative Easing (QE) komme frühestens Anfang 2015. "Denn erst dann wird die EZB den Effekt ihrer bisherigen Maßnahmen einschätzen können."

Den möglichen Ankauf von Unternehmensanleihen als Zwischenschritt beurteilt Schubert skeptisch. "Damit würde die EZB signalisieren, dass sie am Erfolg der bisherigen Maßnahmen zweifelt, bevor diese überhaupt richtig begonnen haben." Allein die Erwartung von QE dürfte ausreichen, um die Aktienmärkte weiter zu befeuern. Dazu kommt, dass mit den Monaten Dezember und Januar traditionell starke Börsenmonate vor der Tür stehen.

Unabhängig davon werde der Kurs des Euro in der neuen Woche weiter nachgeben, sagen Analysten voraus. Dabei sei die entscheidende Frage weniger, wie stark, sondern wie schnell es gehen werde. Aktuell pendelt der Kurs der Gemeinschaftswährung um die Marke von 1,2454 Dollar. Vereinzelt hat sich dieser positive Währungseffekt bereits in den Geschäftsberichten für das dritte Quartal bereits widergespiegelt.

Wie die Commerzbank anmerkt, sollte sich dieser Rückenwind insbesondere für Exportunternehmen mit einem hohen Umsatzanteil in Ländern noch weiter verstärken, deren Handel überwiegend mit Dollar abgewickelt wird oder deren Währungen stark an den Dollar gebunden sind. Im Durchschnitt erzielen die Dax-Unternehmen etwa 37 Prozent ihrer Umsätze in diesen Ländern, sagt Analyst Markus Wallner. "Davon sollten vor allem Dax-Unternehmen wie Lanxess, K+S, Bayer, Linde und BMW profitieren".

Zalando steigt auf

Bei den Konjunkturdaten steht das Highlight am Freitag auf der Agenda: die monatlichen Beschäftigungszahlen aus den USA. Börsianer erwarten für November im Schnitt den Aufbau von 228.000 (Vormonat: 214.000) neuen Jobs und eine Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent. Die USA steuern damit auf Vollbeschäftigung zu. Diese gilt als erreicht, wenn drei bis vier Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ohne Job sind.

In Deutschland richtet sich nach den teilweise ernüchternden Konjunkturdaten der vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit auf die Zahlen des Branchenverbandes VDMA zu den Auftragseingängen der Industrie. Sie werden am Montag vorgelegt. Nach dem starken Ifo-Geschäftsklimaindex zum Auftakt der alten Woche hoffen einige Börsianer auf eine weitere positive Überraschung.

Auf Konjunkturseite stehen in der neuen Woche auch Einkaufsmanagerindizes aus China, Europa und den USA an. Unternehmensergebnisse sind in der ersten Dezemberwoche dünn gesät. Am Donnerstag legt der britische Reiseveranstalter Tui Travel, der vor der Fusion mit dem Mutterkonzern Tui steht, seine Jahreseszahlen vor. Zur Wochenmitte entscheidet zudem der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse über Veränderungen bei den Mitgliedern von Dax & Co. Diese werden zum 22. Dezember umgesetzt. Börsenneuling Zalando ist der Aufstieg in den Kleinwerte-Index SDax sicher. Der Online-Händler könnte es aber auch schon in den MDax der mittelgroßen Unternehmen schaffen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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