Marktberichte

Minuszeichen dominieren Wall Street Dax sinkt trotz positiver Konzern-Bilanzen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zurückhaltung am deutschen Aktienmarkt dominiert - dabei legen an diesem Super-Thursday gleich sechs Dax-Schwergewichte Zahlen vor. Und diese können sogar mehrheitlich überzeugen. Dennoch überwiegt das Bangen um die US-Zinserhöhung.

Die Bilanzsaison hatte den deutsche Aktienmarkt fest im Griff - aber trotz überwiegend guter Zahlen konnte der Dax nicht zulegen. Der deutsche Leitindex büßte am Ende sogar leicht ein und sank um 0,4 Prozent auf 11.585 Punkte. Schon vor Börsenbeginn war eine Flut von Quartalsergebnissen und Prognosen von Unternehmen über die Nachrichten-Ticker der Marktakteure gelaufen. Allein im Dax hatten mit der Deutschen Telekom, der Post, Adidas, Merck, Lanxess und der Munich Re sechs Schwergewichte ihre Quartalsberichte veröffentlicht, die überwiegend gut ankamen.

Grund für die Zurückhaltung am deutschen Aktienmarkt war der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der am morgigen Freitag veröffentlicht wird. Er dürfte Aufschluss über die Beschäftigung sowie die Löhne und Gehälter im Juli geben - für die US-Notenbank derzeit die entscheidenden Faktoren für ihre Geldpolitik. Die Frage, wann die Federal Reserve die Zinsen erstmals seit neun Jahren erhöht, dominiert seit Wochen das Geschehen an den Finanzmärkten. Auch die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe am Nachmittag haben die Anleger fest im Blick.

Erfreuliche Nachrichten kamen am Morgen von der deutschen Industrie: Der Auftragseingang war zum Ende des zweiten Quartals deutlich höher als erwartet gewesen. Laut Statistischem Bundesamt stieg er im Juni auf Monatssicht um 2,0 Prozent. Volkswirte hatten einen Anstieg von nur 0,2 Prozent prognostiziert.

Im Devisenhandel sorgte die Bank of England für Furore und ein schwaches Pfund. Die neun Gouverneure der Notenbank hatten mit acht zu einer Stimme für einen unveränderten Leitzins von 0,50 Prozent votiert. Nur Ian McCafferty sprach sich für eine Zinserhöhung aus. Daraufhin geriet das Britische Pfund unter Druck, denn an den Märkten hatte man mit wenigstens zwei "Abweichlern" gerechnet.

Deutschland: Deutsche Post fallen ans Dax-Ende

DHL Group
DHL Group 39,95

Der Dax schloss 0,4 Prozent leichter bei 11.585 Punkten. Für den Nebenwerte-Index MDax ging es hingegen 0,1 Prozent nach oben auf 21.402 Zähler. Was machte der TecDax? Er sank um 1,3 Prozent auf 1794 Punkte. Der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 fiel um 0,2 Prozent.

Für lange Gesichter sorgte die Deutsche Post, der das kriselnde Frachtgeschäft und die Streiks der Gewerkschaft Verdi im Berichtsquartal zugesetzt haben. Der Gewinnrückgang fiel stärker als von Analysten erwartet aus und der Bonner Konzern senkte seine Gewinnprognose. Die Aktien fielen um 3,6 Prozent und damit ans Dax-Ende.

Auch Deutsche Telekom verloren nach Zahlen deutlich und landeten mit minus 1,7 Prozent auf dem vorletzten Platz im Dax. Zwar legte die Telekom dank eines florierenden US-Geschäfts und der Euro-Schwäche weiter stark zu und behielt ihre Jahresziele bei. Doch am Markt wird dies von vielen als "bereits eingepreist" abgetan. Die Anleger machten nach dem guten Lauf der Aktie in den vergangenen Tagen Kasse.

Munich Re
Munich Re 450,80

Größter Dax-Gewinner waren die Aktien der Münchener Rück mit einem Plus von 1,5 Prozent. Der weltgrößte Rückversicherer hatte die Ergebnisprognose angehoben.

Auch Adidas legten zwar zunächst zu, schlossen aber mit einem Minus von 1,3 Prozent. Der Sportartikelhersteller prüft wegen der andauernden Schwäche von TaylorMade-Adidas Golf Optionen für das Golfgeschäft. Adidas hatte nach einem Umsatz- und Gewinnanstieg im zweiten Quartal die Jahresprognose bestätigt. Eigentlich eine gute Nachricht für die Börse.

Rheinmetall
Rheinmetall 519,80

Unter den zahlreichen Unternehmen aus der zweiten Reihe, die sich ebenfalls in die Bücher schauen ließen, ragten Klöckner im MDax hervor: Nach einer Prognosesenkung fielen die Aktien des Stahlhändlers zunächst ab, drehten im Laufe des Vormittags ins Plus, um am Ende doch noch 1,0 Prozent zu sinken. Rheinmetall erwartet nun den Umsatz am oberen Ende der bisherigen Spanne, was zu einem Plus von 4,4 Prozent in der Aktie führte.

Aus dem TecDax gab es bereits am Vorabend Zahlen. Der Mobilfunkkonzern und Konsumentenelektronikhändler Freenet hatte im zweiten Quartal erneut weniger verdient als im Vorjahreszeitraum, die Aktie verlor 5,1 Prozent. Xing hatte dagegen in allen Bereichen die Analystenschätzungen übertroffen, was der Aktie zu einem Plus von 4,7 Prozent verhalf.

USA: Dow Jones rutscht tiefer in die Verlustzone

Der US-Arbeitsmarktbericht für Juli rückt immer stärker in den Blickpunkt der Investoren und sorgt für Zurückhaltung an der Wall Street. Zumal die Indikationen für den Bericht zum Wochenausklang unterschiedlich sind. So enttäuschte am Vortag der ADP-Bericht für den privaten Sektor, der als Indikator gesehen wird. Dagegen fiel die Beschäftigungskomponente beim ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe stark aus. Wenig aufschlussreich waren auch die vorbörslich veröffentlichten wöchentlichen Erstanträge. Diese entsprachen mit einem Stand von 270.000 nahezu den Erwartungen.

Der Dow-Jones-Index büßte 0,7 Prozent auf 17.420 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 0,8 bzw. 1,0 Prozent ab.

Von der Federal Reserve selbst kommen derzeit keine klaren Signale in Sachen Zinserhöhung. Am Dienstag hatte Dennis Lockhart, Präsident der US-Notenbankfiliale in Atlanta, ungewöhnlich deutliche Hinweise auf eine erste US-Leitzinsanhebung bereits im September geliefert. Doch US-Notenbankgouverneur Jerome Powell beruhigte nur einen Tag später die Gemüter wieder und betonte stattdessen, dass über eine Zinsanhebung im September noch nicht entschieden sei.

Darüber hinaus sorgt weiter die Berichtssaison für Impulse. Deutlich abwärts geht es mit der Tesla-Aktie, die fast neun Prozent verliert. Zwar hatte der Elektroauto-Hersteller bei den Quartalszahlen die Prognosen übertroffen, doch zugleich für das laufende Jahr einen geringeren Fahrzegabsatz prognostiziert als erwartet worden war. Die Aktie verliert vorbörslich 6,2 Prozent.

Mit einem dicken Aufschlag von 17,2 Prozent zeigen sich die Papiere des Diätprodukte-Herstellers Herbalife. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal die Erwartungen geschlagen und den Ausblick erhöht.

Devisen: Euro schwankt um 1,09-Dollar-Marke

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Kurs des Euro hat sich stabil bei 1,09 US-Dollar gehalten. Vor der Veröffentlichung des stark beachteten US-Arbeitsmarktberichts hielten sich Anleger eher zurück, hieß es aus dem Handel. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0908 Dollar gehandelt und damit in etwa zum gleichen Kurs wie am Vorabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0885 (Mittwoch: 1,0883) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9187 (0,9189) Euro.

Überraschend gute Daten zum Auftragseingang in der deutschen Industrie konnten den Euro am Morgen nur zeitweise deutlich über die Marke von 1,09 Dollar schieben, wobei ein Tageshoch bei 1,0944 Dollar erreicht wurde. Generell konzentriert sich der Markt immer stärker auf den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der für die Geldpolitik in den USA eine wichtige Rolle spielt.

 

Rohstoffe: Preis für Ölsorte Brent bleibt unter 50 Dollar

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,31

Die Ölpreise haben sich nicht von einem abermaligen Preiseinbruch erholen können. Für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI mussten mit 44,66 Dollar 1,1 Prozent weniger bezahlt werden. Es war der niedrigste Schlusskurs seit dem 19. März. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verbilligte sich um 0,1 Prozent auf 49,52 Dollar.

Am Vortag hatten sich die Ölpreise zunächst erholen können, am Abend waren sie aber ruckartig eingebrochen. Analysten nennen den starken US-Dollar und die Konjunkturschwäche Chinas als wichtige Gründe für die schlechte Stimmung am Ölmarkt. Hinzu kommt das seit Monaten viel zu hohe Angebot an Rohöl, insbesondere seitens des Ölkartells Opec.

Der Goldpreis kann sich etwas stabilisieren, nachdem der Preis am Vortag auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen gerutscht war. Übergeordnet setzen dem Edelmetall aber weiterhin die Dollar-Stärke und die Spekulation auf bald steigende US-Leitzinsen zu. Die Feinunze kostet 1085 Dollar und damit drei Dollar mehr als im späten US-Handel am Mittwoch.

Asien: Schanghai baut seine Verluste vom Vortag aus

In einem in Ostasien uneinheitlichen Börsengeschehen haben die Aktien in Shanghai ihre Verluste vom Vortag nochmals etwas ausgebaut. An den chinesischen Börsen herrschte Unsicherheit, weil die Anleger rätseln, in welchem Ausmaß die Regulierungsbehörden dem Markt Unterstützung verleihen werden.

In Shanghai ging es 0,9 Prozent nach unten. Nach den Turbulenzen im Juni wurden von offizieller Seite Maßnahmen ergriffen, die den Markt stützen sollten; zuletzt waren Leerverkäufe erschwert worden.

Dagegen sorgte in Tokio der zum Dollar verbilligte Yen für Kauflaune. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gewann 0,2 Prozent auf 20.664 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index kletterte 0,5 Prozent auf 1673 Punkte.

Die japanische Währung sank zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten. Das verhalf vor allem Exportwerten wie dem Autobauer Toyota Motor oder dem Roboterhersteller Fanuc zu Kursgewinnen. "Momentan begrüßt der Markt einfach nur den schwächeren Yen. Die Währung müsste noch sehr viel mehr an Wert verlieren, bevor Befürchtungen aufkommen könnten, sie sei vielleicht zu schwach", sagte Tsuyoshi Nomaguchi, Marktstratege von Daiwa Securities.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/rts/DJ

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