Marktberichte

Wall Street schließt im Minus Weichende Zinsangst lässt Dax steigen

Konstant nach oben geht es für den Dax.

Konstant nach oben geht es für den Dax.

(Foto: REUTERS)

Munter nach oben geht es für den Dax am zweiten Handelstag, nachdem der Wochenstart enttäuscht hatte. Die Sorge vor einer Zinsanhebung in den USA schwindet. Ein sinkender Euro liefert den Anlegern zudem ein Kaufargument.

Nach einem verpatzten Wochenstart hat der Dax am zweiten Tag der Handelswoche wieder zugelegt. Der deutsche Leitindex stieg um 1,1 Prozent auf 10.658 Punkte. Eine mögliche Anhebung der Leitzinsen in den USA wurde von den Anlegern nicht mehr so negativ gewertet.

Dax
DAX 18.492,49

Die Konjunktur in den USA zeigt sich robust, das könnte der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag belegen. Damit würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass die Fed möglicherweise schon im September die Leitzinsen anhebt. Für Verunsicherung sorgt dieses Szenario nicht mehr: In den USA präsentieren sich die Renditen über die gesamte Kurve hinweg stabil, das Währungspaar Euro-Dollar handelte leichter bei knapp 1,1140. Der tendenziell schwächerer Euro war positiv für den deutschen Aktienmarkt.

Nach dem Feiertag zu Wochenbeginn hatte die Londoner Börse wieder geöffnet. Der FTSE-100 schloss leicht im Minus, gebremst von deutlichen Abgaben bei Rohstoffaktien. Hier bestand für die Akteure auf der Insel Nachholbedarf, denn die am Wochenende gestiegenen Zinserhöhungserwartungen in den USA hatten dem Dollar Auftrieb verliehen, was wiederum auf die Rohstoffpreise drückte.

Zu den Gewinnern zählten in ganz Europa die Bankenaktien, vor allem italienische. Der Banken-Index gewann 1,9 Prozent, Unicredit, Intesa und andere stiegen bis zu 2,1 Prozent. Im Handel wurde dazu auf einen Zeitungsbericht verwiesen, in dem von einer möglichen Verbriefung von rund 20 Milliarden Euro an notleidenden Krediten die Rede ist. "Das wäre nach dem anvisierten Verkauf der polnischen Bank-Pekao-Anteile die nächste gute Nachricht, um die Bilanzstruktur von Unicredit zu verbessern", sagte ein Händler. Die Verbriefung würde daneben auch ein Interesse von Privatinvestoren an den faulen Krediten bedeuten und impliziere damit, dass auch für die anderen Institute womöglich eine Lösung gefunden werden könnte.

Frankfurt: Bankentitel dominieren den Dax

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,58

Der Dax schloss am Ende 1,1 Prozent höher auf 10.658 Punkten. Für den MDax ging es 0,4 Prozent nach oben auf 21.600 Zähler. Einen Aufschlag von 0,8 Prozent verzeichnete der TecDax, der auf 1739 Punkte zulegte. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,2 Prozent nach oben auf 3033 Punkte.

Im Dax gab es fast nur Gewinner. Die Banken-Aktien fanden sich ganz oben wieder: Spitzenreiter waren Deutsche Bank, die um 3,8 Prozent zulegten, Commerzbank stiegen um 2,8 Prozent. SAP verbesserten sich um 2,4 Prozent, Allianz um 2,6 Prozent. Größte Verlierer waren Linde, die 0,5 Prozent einbüßten und Vonovia mit minus 1,1 Prozent.

Im MDax sprang die Aktie von K+S um 4,0 Prozent in die Höhe. Im Handel wurde als Grund genannt, dass sich Potash und Agrium in Übernahmegesprächen befänden. "Der Sektor ist in Bewegung" so ein Marktteilnehmer. Positiv wäre, wenn es zu einer stärken Regulierung des Angebots komme, davon sollten die Preise für Dünger profitieren.

Stada gewannen 2,7 Prozent. Mainfirst hatte die Aktie auf "Neutral" von "Underperform" erhöht. Die jüngsten Entwicklungen bei Stada gehen Mainfirst zufolge in die richtige Richtung. Mit dem Wechsel der Spitze von Vorstand und Aufsichtsrat festige sich das Ende der Ära Retzlaff, wodurch wichtige Baustellen wie Corporate Governance, die Verbesserung der Marge und eine klarere Bilanz mit weniger Anpassungen in Angriff genommen werden könnten.

Wirecard profitierten von einem positiven Analystenkommentar. Die Titel waren mit einem Plus von 3,0 Prozent größter Gewinner im TecDax. Barclays hatte die Titel auf "Overweight" von "Equal Weight" herauf, das Kursziel schraubten sie auf 58 von 48 Euro hoch gestuft.

USA: Wall Street mit leichten Verlusten

Der Handel an der New Yorker Wall Street wurde durch die Kursverluste bei Apple belastet. Die EU-Kommission kippte den umstrittenen Steuerdeal mit Irland und will den iPhone-Konzern zu einer Steuerrückzahlung von 13 Milliarden Euro zwingen. Das veranlasste Investoren, sich von Apple-Papieren zu trennen. Sie verloren knapp ein Prozent an Wert und zogen Technologiewerte mit nach unten.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 0,3 Prozent und schloss bei 18.454 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sank um 0,2 Prozent auf 2176 Zähler. Der Nasdaq Composite lag ebenfalls 0,2 Prozent im Minus bei 5223 Stellen.

Die Zinsaussichten blieben aber weiterhin Thema am Markt: Verunsicherung besteht immer noch über den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung. US-Notenbanker Stanley Fischer sagte, der nächste Zinsschritt hänge von der Konjunkturentwicklung ab. Daher warten Anleger nun mit Spannung auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag. Davon dürfte abhängen, ob der nächste Zinsschritt schon im September erfolgt. "Der Markt wird abwarten, bis es mehr Belege über Fortschritte bei der Erholung der Wirtschaft gibt", sagte Aktienstratege Terry Sandven von Wealth Management.

In den USA rückten im Handelsverlauf die Aktien der beiden Düngemittelkonzerne Potash und Agrium in den Mittelpunkt. Die beiden bestätigten Gespräche über eine Fusion, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Nachdem die Aktien nach gut einer Stunde wieder zum Handel zugelassen wurden, legten Potash 11,0 Prozent zu und Agrium 7,1 Prozent. Potash hatte im vergangenen Jahr seine Fühler nach der deutschen K+S  ausgestreckt. Die Papiere der Kasseler gingen mit einem Plus von vier Prozent aus dem Handel.

Verschnupft reagierten Hershey-Anleger auf die geplatzte Milliardenübernahme durch Mondelez. Die Anteilsscheine des Schokoladenproduzenten brachen um 10,7 Prozent ein. Mondelez, das sein Angebot tags zuvor zurückgezogen hatte, gewann dagegen 4,0 Prozent. Das neue Unternehmen wäre zum Branchenführer in der Süßwarenindustrie aufgestiegen und hätte dabei den US-Konzern Mars von Platz eins verdrängt.

Asien: Nikkei tritt auf der Stelle

Nikkei
Nikkei 40.168,07

An den Aktienmärkten in Fernost sind die Sorgen wegen der sich abzeichnenden Zinserhöhung in den USA in den Hintergrund getreten. Die Börsenindizes legten mehrheitlich zu. Die Anleger arrangieren sich allmählich mit der Aussicht auf eine geldpolitische Straffung in der weltgrößten Volkswirtschaft. Viele bezweifeln, dass die US-Notenbank (Fed) diesen Schritt schon im September wagen wird.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte rund 0,5 Prozent höher und machte damit rund die Hälfte der Verluste vom Wochenbeginn wieder wett. Allerdings blieb der Handel dünn. In Tokio trat die Börse weitgehend auf der Stelle. Der Nikkei ging 0,1 Prozent leichter bei 16.725 Punkten aus dem Handel.

Nach der Rally am Montag hielten sich die Anleger zurück. Der Fokus richtete sich auf die Veröffentlichung von US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. "Ein starker Job-Bericht würde den Yen weiter unter Druck setzen und Gutes für den Aktienmarkt verheißen", sagte Anlagestratege Masahiro Ichikawa vom Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui Asset Management. Abhängig von der Reaktion der US-Aktien seien dann auch neue Höchststände beim Nikkei wieder denkbar.

Rohstoffe: Ölpreise geben nach

Die Ölpreise haben nach zunächst leichten Gewinnen am Nachmittag eine Kehrtwende vollzogen und sind in die Verlustzone gerutscht. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 48,48 US-Dollar. Das waren 78 Cent weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 58 Cent auf 46,40 Dollar.

Bereits am Montag waren die Ölpreise moderat unter Druck geraten, nachdem der US-Dollar zugelegt und die Nachfrage außerhalb des Dollarraums belastet hatte. In der Tendenz bewegen sich die Rohölpreise schon seit einigen Tagen um die Marken von 50 (Brent) beziehungsweise 47 (WTI) Dollar. Zuvor waren sie seit Anfang August deutlich gestiegen, weil sich eine neue Initiative für Förderobergrenzen seitens des Ölkartells Opec und anderer Produzenten abzeichnet.

Gold setzte nach der Zwischenerholung vom Montag seine Talfahrt fort. Die Feinunze verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 1311 Dollar.

Devisen: Euro sackt tiefer unter 1,12 Dollar

Der Kurs des Euro ist nach guten Zahlen zur Konsumlaune in den USA auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen gefallen. Zum US-Handelsschluss kostete die Gemeinschaftswährung nur noch 1,1142 US-Dollar. In der Nacht zuvor war der Euro noch zeitweise bis auf 1,1192 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1168 (Montag: 1,1170) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8954 (0,8953) Euro gekostet.

Die Verbraucherstimmung in den USA hatte sich im August überraschend aufgehellt. Der Dollarkurs legte daraufhin zu und der Euro geriet im Gegenzug unter Druck. Der vom privaten Marktforschungsinstitut Conference Board erhobene Indikator war um 4,4 Punkte auf 101,1 Punkte gestiegen und damit auf den höchsten Wert seit September 2015. Der Indikator gilt als wichtiges Stimmungsbarometer und gibt Hinweise auf die Entwicklung des privaten Konsums.

Etwas belastet wurde der Eurokurs zudem durch schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturindikatoren aus der Eurozone. Der Economic Sentiment Indicator (ESI), der die Stimmung in Unternehmen und privaten Haushalten misst, war um 1,0 Punkte auf 103,5 Zähler gefallen.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts/dpa

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