Marktberichte

10.000 Punkte im Blick Dax gönnt sich Rast vor nächster Etappe

In der kommenden Woche sollte am Markt wenig passieren - Anleger sammeln sich vor dem nächsten Aufstieg.

In der kommenden Woche sollte am Markt wenig passieren - Anleger sammeln sich vor dem nächsten Aufstieg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Märkte auf beiden Seiten des Atlantiks senden zum Ende der Woche unterschiedliche Signale. In Europa sollte es nun zu einer Verschnaufpause kommen. Die Agenda ist vergleichsweise dünn. Und die Erwartungen moderat. Der Trend aber hält.

Die entgegengesetzten Entwicklungen an den europäischen Börse und US-Aktienmärkten macht Anlegern eine einheitliche Prognose über die anstehende Handelswoche schwer. Übergeordnet dürfte die Aufwärtsbewegung aber anhalten.

"Ich bin ganz zuversichtlich, dass er seine bisherige Rekordmarke knackt und anschließend Kurs auf die die 10.000 Punkte nimmt", sagt Jörg Rahn, Analyst bei Marcard, Stein & Co. In den USA zeige sich die Frühjahrsbelebung der Konjunktur und in Europa laufe es vor allem bei den ehemaligen Krisenstaaten besser. "In der EU kommt eine Binnen-Dynamik in Gang."

Der Dax marschiert seit Mitte März erkennbar nach oben. Besonders deutlich fallen die Aufschläge an den Börsen der Europeripherie aus, die nach dem langen konjunkturellen Siechtum von Nachholeffekten profitieren. An den US-Börsen sind neue Rekordstände mittlerweile Alltag.

Doch genau dies sorgt für eine gewisse Vorsicht. Die Analysten von Jefferies etwa warnen, dass so ziemlich alle Indizes in Europa und den USA recht starke Verkaufssignale erzeugten. Kurzfristig erwarten sie jedoch keine großen Korrekturen. Eine Woche der Konsolidierung sollte reichen, um dann zum Ende des Monats die Aufwärtsbewegung wieder aufzunehmen. Mit Blick auf die kommende Woche erwarten die Analysten, dass "der Markt ein paar Tage auf der Stelle treten wird."

Sind deutsche Aktien inzwischen zu teuer?

M.M. Warburg-Chefvolkswirt Carsten Klude fragt indes, ob insbesondere deutsche Aktien mittlerweile zu teuer seien. Der Dax weise ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 13 auf - eine verhältnismäßig hohe Bewertung. Vor 15 Jahren allerdings seien Anleger bereit gewesen, das 20-Fache eines Jahresgewinns für den Dax zu bezahlen und auch das durchschnittliche KGV seit Ende der 80er Jahre betrage gut 15. Nähere sich der Dax dieser langfristigen Durchschnittsbewertung wieder an, könnte der deutsche Leitindex auf rund 12.000 Punkte steigen. Klude sieht daher keinen Grund, nicht in deutsche Aktien zu investieren.

Skeptischer äußert sich Markus Reinwand von der Helaba. "Schließlich sind Aktien gemessen am KGV auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate so hoch bewertet wie seit zehn Jahren nicht mehr." Aus diesem Grund könnten die Kurse nur dann weiter steigen, wenn auch die Unternehmensgewinne zulegten. Er rate dazu, steigende Kurse zu nutzen und Kasse zu machen.

In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex 1,1 Prozent zugelegt und am letzten Handelstag der Woche kurz die 9700er Marke überprungen. Rückenwind erhielt der Handel von US-Arbeitsmarktdaten sowie durch einen Bericht, demzufolge die EZB Wertpapierkäufe im Volumen von 1000 Milliarden Euro durchspielt. Perspektisch würde ein solcher Schritt vor allem europäischen Aktien helfen.

US-Bilanzsaison beginnt

In den USA beginnt mit der neuen Woche Bilanzsaison für das erste Quartal. Die Präsentation der Bücher wird am Dienstag traditionell von Alcoa eröffnet. Am Freitag sind dann die US-Großbanken JP Morgan und Wells Fargo an der Reihe. Da die Erwartungen relativ niedrig lägen, sei die Gefahr von Enttäuschungen gering, sagt Marcard, Stein & Co-Analyst Rahn. Ähnlich äußert sich Jefferies. Die Experten rechnen mit einer "typischen Berichtssaison, bei der die Erwartungen so niedrig sind, dass zum Schluss alles wieder ganz gut aussehen wird".

Mercedes-Benz
Mercedes-Benz 73,85

Die meisten deutschen Unternehmen lassen sich erst in ein paar Wochen in die Bücher schauen. Für Mittwoch lädt allerdings Daimler zur Hauptversammlung ein. Dort muss sich Firmenchef Dieter Zetsche voraussichtlich Fragen der Aktionäre zu den langfristigen Geschäftsaussichten stellen.

Konjunkturdaten aus Eurozone

Makroökonomisch kehrt in der kommenden Woche etwas Ruhe ein. Wie üblich ist nach dem zumeist lebhaften Monatsauftakt in der zweiten Woche die Zahl der Indikatoren übersichtlicher. Oben auf der Liste stehen am Montag frische Daten zur Industrieproduktion in Deutschland. "In Deutschland wird sich am kräftigen Plus gegenüber dem Durchschnitt des vierten Quartals wohl kaum etwas geändert haben", schreibt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen in einem Kommentar.

Bis Donnerstag folgen entsprechende Zahlen aus Spanien, Großbritannien sowie Frankreich und Italien. "In den anderen Ländern - und damit auch für den Euroraum insgesamt werden die Zeichen wohl weiter für das erste Quartal auf ein nur leichtes Plus der Industrieproduktion und damit auch nur auf einen geringfügigen Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes deuten", schreibt Solveen weiter.

Am Mittwoch werden Anleger zudem die Protokolle der jüngsten

Sitzung des Fed-Offenmarktausschuss (FOMC), der die US-Geldpolitik bestimmt, Buchstabe für Buchstabe durchgehen, um Hinweise auf den Zeitpunkt der US-Zinswende herauszulesen. Vergangenen Montag hatte Notenbank-Chefin Janet Yellen frühere Aussagen über eine Zinserhöhung in der ersten Jahreshälfte 2015 relativiert.

Muss EZB handeln?

Am Freitag wird dann die Erhebung zur Stimmung unter den US-Verbrauchern erwartet. Ebenfalls zum Wochenausklang könnte mit den Verbraucherpreisen aus Deutschland und Spanien die Deflationsdebatte in der Eurozone frische Nahrung erhalten.

Denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen trotz eines abermaligen Inflationsrückgangs nicht gesenkt. EZB-Präsident Mario Draghi zeigt sich aber erneut wild entschlossen, den Preisrisiken falls erforderlich entschieden zu begegnen. An den Märkten verstärkt sich nach den Aussagen des Italieners der Eindruck, dass quantitative Lockerungen - wie der Ankauf von Anleihen - für die EZB ein gangbarer Weg sei. Zumal offenbar die Prüfung eines solchen Schrittes begonnen hat.

Griechenland drängt - Russland bremst

Unterdessen bereitet sich Griechenland auf sein Comeback am Rentenmarkt vor. Das krisengeplagte Land denkt über die Emission einer fünfjährigen Anleihe im Volumen von bis zu zwei Milliarden Euro nach. Börsianern zufolge könnte der Mittelmeer-Anrainer diese Papiere bereits in der neuen Woche anbieten. In den vergangenen Monaten hatten die ebenfalls mit europäischen Milliarden gestützten Länder Irland und Portugal erfolgreich neue Bonds platziert.

Über allem aber schwebt ein Damoklesschwert, das viele Anleger und Marktbeobachter nicht mehr recht auf dem Schirm haben. Mag die Krimkrise aus Marktsicht auch als erledigt gelten, birgt sie jedoch weiter Sprengstoff. Denn trotz aller Beteuerungen macht Russland derzeit wenig Anstalten, seine Truppen an der eigenen Westgrenze zur Ukraine abzuziehen oder wenigstens zu reduzieren. Die mehrheitlich von russischstämmigen Bewohnern besiedelte Ostukraine bleibt ein Objekt russischer Begierde. Sollte es hier zu einem militärischen Abenteuer russischer Kräfte wie auf der annektierten Krim-Halbinsel kommen, sind alle Vorhersagen zur Marktentwicklung Makulatur.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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