Marktberichte

Warten auf das Referendum Dax schleppt sich aus der Handelswoche

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit leichten Verlusten verabschiedet sich der deutsche Leitindex aus einer Handelswoche zum Abgewöhnen. Den Kursverfall vom Montag noch in den Knochen scheuen die Anleger vor dem griechischen Referendum das Risiko. Aus den USA kommen heute keine Impulse.

Gegen Ende des Handelstages ging es noch etwas runter mit dem deutschen Leitindex Dax: Er verlor heute 0,4 Prozent auf 11.058 Punkte. Nachrichtliche Ursachen gab es dafür allerdings keine, vielmehr hatten Anleger wohl das griechische Referendum am Sonntag im Hinterkopf: "Das sind Glattstellungen oder Absicherungen bei geringen Umsätzen, weil die Anleger vor dem Referendum vorsichtig sind", sagte ein Marktteilnehmer. Außerdem sei das Kaufinteresse extrem gering: "Niemand will mit einer offenen Flanke ins Wochenende gehen", so der Händler.

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"Die Anleger nehmen Risiko heraus", sagte ein anderer Marktteilnehmer, der das ebenfalls mit der Unsicherheit vor dem Referendum und der Reaktion auf dieses am Montag begründete. "Griechenland drängt alle anderen Faktoren in den Hintergrund", sagte er. Außerdem fehlen wegen des vorgezogenen Feiertags an der Wall Street die Impulse aus dem US-Handel.

Wie IG Markets anmerkte, stellen sowohl ein "Ja" als auch ein "Nein" der griechischen Bevölkerung zum Forderungskatalog der Gläubiger ein erhebliches Risiko für die Finanzmärkte dar. Bei einem "Ja" drohe das Land in einem politischen Chaos zu versinken. Daneben müsse wieder neu mit den Gläubigern verhandelt werden. Bei einem "Nein" sei ein Abverkauf an den Märkten nicht auszuschließen.

Andreas Paciorek von CMC Markets meinte, ein "Nein" könnte den Dax bis auf die 200-Tage-Linie bei 10.600 Punkten zurückwerfen. Das wäre dann allerdings für diesen Marktstrategen ein letzter Ausschüttler, der in einer Aufwärtswelle Richtung 12.000 oder längerfristig sogar 13.000 Punkten münden werde. Denn dann sei das Thema vom Tisch. Ein "Ja" könnte den Dax dagegen in Richtung 12.000 Punkte treiben, dann werde er aber wieder von den Problemen eingeholt werden.

Anders sieht das Daniel Saurenz von Feingold Research, wie er gegenüber n-tv.de sagte: "Das griechische Chaos haben die Finanzmärkte schon vor dem Wochenende eingepreist." Egal, wie das Referendum ausgehen möge, die Institutionen und handelnden Personen hätten Zeit gehabt, einen Plan A und B auszuarbeiten. "Dieser könnte darin münden", so Saurenz, "dass man den Druck auf Griechenland für die kommenden Jahre auf die Anforderung eines Primärüberschusses reduziert und sich in anderen Punkten auf faule Kompromisse einigt." Für die Märkte wäre die Kuh dann vom Eis und eine Erholungsrally drin.

Griechenland kann derweil seine Schulden nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht mehr tragen. Der Politikwechsel in Athen habe einen hohen zusätzlichen Mittelbedarf ausgelöst, der die Schuldendynamik wegen der bereits existierenden enormen Schuldenlast nicht mehr beherrschbar erscheinen lasse. "Um mit hoher Sicherheit Schuldentragfähigkeit herzustellen, muss die griechische Politik wieder auf den Reformpfad zurückkehren, und außerdem muss die Restlaufzeit der europäischen Kredite deutlich gestreckt werden", hieß es in der Analyse.

Eher beruhigende Worte kamen von den Marktstrategen der UBS. Sie sehen das Risiko einer Ansteckung anderer Staaten durch einen Austritt Griechenlands aus dem Euro – dem sogenannten Grexit - schwinden. Zwar seien die Risikoprämien für Anleihen der Eurozone-Peripherie jüngst gestiegen. "Aber nicht so stark, wie wir das erwartet hatten", hieß es. Daher hatte UBS die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung von 40 auf 30 Prozent gesenkt. Die Wahrscheinlichkeit eines Grexit betrage unverändert 40 Prozent.

Deutschland: K+S zurück an der Dax-Spitze

K+S
K+S 14,46

Der Dax schloss 0,4 Prozent im Minus und sank auf 11.058 Punkte. Der Nebenwerte-Index MDax schloss nahezu unverändert auf 19.874 Zählern. 0,1 Prozent verlor der TecDax und sank auf 1657 Punkte. Beim den Euro-Stoxx-50 zeigte sich ein Minus von 0,8 Prozent.

Im Dax stach die Aktien von K+S deutlich hervor, die am Ende 4,4 Prozent zulegte. Eines der Themen im Handel war weiter die Potash-Offerte für den Düngemittel-Konzern. "Wie erhofft, zahlt Potash 41 Euro je K+S-Aktie in bar", sagte ein Händler. Damit wüssten die Aktionäre nun, dass es sich um eine 100-prozentige Cash-Offerte handele.

Mit überdurchschnittlichen Gewinnen zeigten sich auch die Papiere von Munich Re, die 0,8 Prozent zulegen konnten. Auf der Verliererseite landeten die Aktien von Heidelbergcement und RWE mit Abschlägen von 1,3 bis 3,0 Prozent.

Die Aktien des Schmuckhändlers Elumeo hat keinen berauschenden Börsengang an der Frankfurter Börse hingelegt. Die Aktie schloss am Ende bei 24,88 Euro um und damit unter dem Emissionspreis von 25 Euro. Und dieser markierte bereits das untere Ende der bis 33 Euro reichenden Spanne. Wegen des sich immer weiter zuspitzende Griechenland-Drama hatte zuletzt einige IPO-Kandidaten ihren Börsengang abgesagt oder verschoben.

Devisen: Euro hält sich über 1,11-Dollar-Marke

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro hat seinen Aufwärtskurs vom Vortag fortgesetzt. Nach einer kurzzeitigen Gegenbewegung am Mittag landete der Kurs zum Dollar am Nachmittag bei 1,1101 und damit etwas höher als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1096 (Donnerstag: 1,1066) US-Dollar festgesetzt.

Positive Nachrichten zur Stimmung der Einkaufsmanager in der Eurozone hatten der Gemeinschaftswährung am Vormittag Auftrieb gegeben. Der Einkaufsmanagerindex, der auf einer Befragung von Unternehmen durch das Forschungsinstitut Markit basiert, war um 0,6 Punkte auf 54,2 Zähler gestiegen. Der Indikator liegt derzeit so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr. Bereits am Donnerstag hatten leicht enttäuschende Zahlen vom US-amerikanischen Arbeitsmarkt den Eurokurs gestützt.

Rohstoffe: Ölpreise geben nach

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,85

Am Rohstoffmarkt geht es mit den Ölpreisen einmal mehr hinab. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete am Nachmittag 61,31 US-Dollar. Das waren 76 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 91 Cent auf 56,02 Dollar.

Belastend für die Ölpreise wirkte sich die zuletzt wieder gestiegene Rohölförderung in den USA aus. Händler erwarten einen ruhigen Handelstag, da in den USA wegen eines Feiertags die Finanzmärkte geschlossen bleiben.

Asien: Markt in Schanghai trudelt weiter bergab

Die Unsicherheit über den Ausgang des Referendums in Griechenland über den Sparkurs hat auch die Anleger in Fernost vorsichtig gemacht. Sollten die Griechen mit "Ja" stimmen, dürften die Kurse in der kommenden Woche wieder anziehen, kündigte der Aktienstrategie Tsuyoshi Nomaguchi der Bank Daiwa Securities an.

Zugleich drückten maue US-Konjunkturdaten auf die Stimmung. Zuletzt wurden weniger Stellen in der weltgrößten Volkswirtschaft geschaffen als erwartet. An der Wall Street wird am Freitag wegen des Nationalfeiertages nicht gehandelt.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index stieg leicht um 0,1 Prozent auf 20.539 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index gewann 0,2 Prozent auf 1652 Zähler. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans gab hingegen 0,6 Prozent nach.

Am chinesischen Aktienmarkt wächst die Angst vor einem Börsencrash. Nach Tagen heftiger Kursverluste stürzte der Shanghaier Leitindex um weitere 5,8 Prozent ab, auf Wochensicht brach er um mehr als zwölf Prozent ein. Der Shenzener CSI300-Index, in dem die größten börsennotierten Unternehmen beider Handelsplätze vertreten sind, verlor 5,4 Prozent. Niedrigere Zinsen und geringere Handelsgebühren haben den Ausverkauf am chinesischen Aktienmarkt bislang nicht stoppen können - seit Mitte Juni ging es rund 30 Prozent abwärts.

Bei den Einzelwerten stach der japanische Einzelhändler Fast Retailing hervor, der 3,7 Prozent verlor. Das Unternehmen den Uniqlo-Filialen setzte im Juni deutlich weniger um als im Vorjahr.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts

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