Marktberichte

Griechenland trübt die Stimmung Dax geht zu Boden - Dow gibt leicht nach

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Unsicherheit rund um Griechenland sorgt an den Börsen für Kursverluste. "Anleger fahren vor dem Wochenende ihr Risiko herunter", sagt ein Händler. Im Dax gibt es nur rote Vorzeichen.

Einmal mehr hat die Griechenland-Krise die Kauflaune der Anleger an den Aktienmärkt gedämpft. "Das Rätselraten um den Stand in den Schuldengesprächen und das Ping-Pong zwischen griechischer Regierung und europäischen Geldgebern gehen weiter", sagte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Die Beteiligten feilschen seit Monaten um die Auflagen für dringend benötigte weitere Finanzhilfen.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,6 Prozent auf 18.011 Punkte. Auf Monatsbasis hat der Index immerhin ein Plus von ein Prozent zu verbuchen. Für den S&P-500 ging es um 0,6 Prozent nach unten auf 2107 Punkte. Der Nasdaq Composite fiel 0,6 Prozent auf 5070 Punkte. US-Finanzminister Jacob Lew hat auf dem G7-Treffen vor den Risiken einer griechischen Staatspleite gewarnt und damit auch der Wall Street das Problem verdeutlicht. Verglichen mit den steil abwärts laufenden europäischen Börsen hielt sich die Wall Street aber noch recht gut.

Maue US-Konjunkturdaten

Neue Konjunkturdaten fielen durchwachsen aus. Erstaunlich gelassen reagierten die Märkte auf die BIP-Revision zum ersten Quartal. Anders als in erster Lesung mit einem leichten Zuwachs gemeldet, ist die US-Volkswirtschaft im ersten Quartal geschrumpft - allerdings weniger kräftig als befürchtet. Dass der Einkaufsmanagerindex für den Großraum Chicago im Mai regelrecht eingebrochen ist und damit die Prognose eines leichten Anstiegs um Längen verfehlt hat, drückte indes etwas auf die Aktienkurse.

Unter den Einzelwerten stand einmal mehr das grassierende Übernahmefieber im Fokus. Laut "New York Post" will Intel den kleineren Halbleiterkontrahenten Altera für 15 Milliarden Dollar schlucken. Intel stiegen um 1,5 Prozent, Altera um vier Prozent. Der Internetgigant Google präsentierte mit "Android Pay" einen mobilen Bezahldienstabwickler, der vor allem "Apple Pay" Konkurrenz machen soll. Anleger verteilten aber keine Vorschusslorbeeren, denn Google-Aktien verloren 1,6 Prozent, Apple 1,1 Prozent.

Unerwartet gut ausgefallene Quartalszahlen trieben die Aktie des Videospielevertreibers GameStop um 6,1 Prozent nach oben. Um knapp zehn Prozent abwärts ging es für die Titel von Pacific Sunwear of California. Das Modeunternehmen sorgte mit einem unter den Analystenschätzungen liegenden Ausblick für Gewinn und Umsatz für Enttäuschung. Der Kurs des Softwareunternehmens Splunk kam um 4,9 Prozent zurück - belastet von einer Verlustausweitung im zurückliegenden Quartal.

Dax knickt ein

Der Dax verlor 2,3 Prozent auf 11.414 Punkte, während der MDax 1,8 Prozent auf 20.450 Zähler abgab. Auch für die Technologie-Titel ging es unter dem Strich abwärts: Der TecDax büßte 1,6 Prozent auf 1693 Punkte ein. Niemand wisse, wie sich die Situation um Griechenland entwickele, so ein anderer Händler. Die Aussagen der Gläubiger seien weiterhin sehr verhalten, was den Fortgang der Gespräche betreffe.

Jede Aussage zum Verlauf der Verhandlungen zwischen dem hoch verschuldeten Mittelmeer-Anrainer und seinen Geldgebern werde die Börse in die eine oder andere Richtung bewegen, glauben Börsianer. "Solange keine Entscheidung über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone getroffen ist, wird die Hängepartie an der Börse weitergehen", prognostizierte ein Händler mit Blick auf die kommenden Tage. Bis dahin dürften noch einige marktbewegende Meldungen über die Ticker laufen.

"Aus eigener Kraft legt der Dax im Frühsommer 2015 keine Gewinne aufs Parkett, und auch seine natürlichen Verbündeten der letzten Monate – Notenbank und Euro – sind etwas sommermüde geworden", sagte Daniel Saurenz von Feingold Research n-tv.de. "So manifestiert sich ein Seitwärtstrend, innerhalb dessen der Markt von Griechenland-Sorgen, Zinsspekulationen, Währungsbewegungen und Einzelnachrichten hin und her gezogen wird. Für einen Anstieg über 12.000 Punkte bräuchte es entweder nachhaltig gute Impulse aus den USA oder Rückenwind von der Euro-Seite. Wie beides parallel geschehen soll, ist momentan schwer vorstellbar."

Fifa-Kongress im Blick

Für Gesprächsstoff in den Handelssälen sorgte auch der Fifa-Korruptionsskandal. Zwar haben bislang die Aktienkurse der großen Sponsoren wie Adidas kaum auf den Skandal reagiert. Allerdings warnten Händler vor einem Imageschaden. Adidas verloren mit dem Gesamtmarkt 1,9 Prozent.

Von den 30 Dsx-Titel schlossen 29 mit deutlichen Kursverlusten zwischen 1,1 und 4,5 Prozent. Nur bei Fresenius fiel der Abschlag minimal aus. Die Commerzbank hat das Kursziel für die Aktie erhöht. Die Aktie der ebenfalls im Dax enthaltenen Fresenius-Tochter FMC senkte die Commerzbank dagegen von "Kaufen" auf "Halten". Der Kurs hielt sich mit einem Abschlag von 1,8 Prozent jedoch noch besser als der Gesamtmarkt.

Auch bei den Nebenwerten bewegten Analystenkommentare die Kurse. So ließ eine Abstufung durch die UBS den Kurs des Flughafenbetreibers Fraport um 2,2 Prozent nachgeben. Aktien des Automobilzulieferers Dürr sanken nur um 0,6 Prozent nach. Das Bankhaus Lampe hat die Aktie auf "Kaufen" hochgestuft, das stützte den Kurs.

Die Papiere des Solarunternehmens Manz sackten um sieben Prozent ab. Händlern zufolge wurde der Kurs der Aktie zuletzt von Spekulationen um einen Großauftrag stark nach oben getrieben. Dieser Auftrag sei jedoch bislang ausgeblieben.

USA: Wall Street im Minus

S&P 500
S&P 500 4.960,72

Die Wall Street zeigt sich  zum Wochenausklang schwächer. Auf den Kurse lastete am neben der anhaltenden Unsicherheit über die Lage in Griechenland auch der Einbruch der US-Wirtschaft im ersten Quartal. Allerdings war der BIP-Rückgang mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 0,7 Prozent etwas geringer als von Experten erwartet. "Wichtig ist jetzt, dass sie nicht weit danebenlagen", sagt Adam Sarhan, Chef von Sarhan Capital.

Der Dow-Jones-Index liegt mit 18.095 Punkten knapp 0,2 Prozent im Minus. Der breiter gefasste S&P-500 tendiert mit 2118 Zählern 0, 2 Prozent tiefer. Die Technologiebörse Nasdaq steht bei 5095 Punkten geringfügig schwächer.

Bei den Einzelwerten legt der Chiphersteller Altera  um 5,9 Prozent zu. Eine Zeitung hatte berichtet, Intel  habe sein Angebot für den Rivalen auf 15 Milliarden Dollar aufgestockt hat. Intel gewinnen 0,6 Prozent.

Devisen: Rubel unter Druck

US-Dollar / Rubel
US-Dollar / Rubel 93,45

Der Rubel setzte seine Talfahrt fort. Im Verlauf kostete ein Dollar im Hoch mehr als 53,20 Rubel, so viel wie zuletzt am 22. April. Zu Wochenbeginn ging die US-Devise noch mit rund 50 Rubel um. Dem Rubel fehle die sonst zu beobachtende Unterstützung durch die zum Monatsende anstehenden Steuerzahlungen, heißt es im Handel. Außerdem neigten die Ölpreise wieder zur Schwäche.

Hinzu komme, dass die Nachfrage nach ausländischen Devisen im Juni höher ausfallen dürfte als im zu Ende gehenden Monat, weil russische Unternehmen im Juni mehr Auslandsschulden begleichen müssten. Ein Übriges zur Rubel-Schwäche trage die für den 15. Juni erwartete Zinssenkung durch die russische Notenbank bei.

Der Euro zeigte sich etwas fester, er tendiert bei 1,0962 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0970 US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9116 Euro.

Den Auslöser lieferte die Geldmenge M3, die deutlicher als erwartet gestiegen ist. "Die Geldmengenzahlen haben sich mit dem Start des Anleihekaufprogramms weiter verbessert" so Ulrich Wortberg, Marktstratege bei der Helaba. Dies sei erfreulich und bestätigt das konjunkturelle Erholungsszenario der Eurozone. Deflationssorgen sollten mit diesen Daten nicht geschürt werden.

Asien: Kleines Plus beim Nikkei

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die Aktienmärkte in Fernost haben am Freitag Gewinne verbucht. Die Börse in Tokio schloss zum elften Mal in Folge fester. Anleger setzten darauf, stärker an Gewinnen der Unternehmen beteiligt zu werden. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index beendete den Handel knapp 0,1 Prozent höher bei 20.563 Punkten. Der Index für asiatische Aktien außerhalb Japans tendierte knapp 0,4 Prozent höher, nachdem es an den chinesischen Börsen etwas zumindest besser lief, als am Vortag.

Nach dem Ausverkauf vom Donnerstag schwankten die Kurse an der Börse in Schanghai am Freitag wild hin und her. Zu Beginn des Handels setzte der Shanghai-Composite seine Talfahrt ungebremst fort und brach um weitere vier Prozent ein, genauso schnell erholte er sich aber danach wieder und lag phasenweise sogar deutlicher im Plus. Zum Ende des Handels verließ der Mut die Anleger aber wieder und der Index ging mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 4613 Punkte aus dem Tag.

Shanghai Composite
Shanghai Composite 3.065,26

Die jüngsten Kursausschläge sind laut Marktbeobachtern ein Beleg für die Herausforderungen, denen sich Peking gegenübersieht. Konjunkturstimuli und die Erwartungen weiterer Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft haben in den vergangenen Monaten zu einer massiven Kursrally am Aktienmarkt geführt.

US-Ölreserven gehen zurück - Preis steigt

Derweil sind die Ölpreise stark gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am späten Nachmittag 64,75 US-Dollar. Das waren 2,17 Dollar mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,81 Dollar auf 59,48 Dollar.

Am Nachmittag ging es mit den Notierungen deutlich nach oben. Händler erklärten dies unter anderem mit der Entwicklung am Devisenmarkt: Zuletzt war der Dollar etwas unter Druck geraten. Ein fallender Dollar macht Öl außerhalb des US-Währungsraums günstiger und stützt dort die Nachfrage. Das meiste Rohöl wird weltweit jedoch in Dollar abgerechnet und kostet so mehr.

Als weitere Erklärung für den Anstieg der Ölpreise wird auch die Entwicklung der US-Lagerdaten genannt. Nach Regierungszahlen vom Vortag sind die Rohölvorräte der Vereinigten Staaten in der vergangenen Woche das vierte Mal in Folge zurückgegangen - eine solche Verknappung kann die Preise ebenfalls erhöhen.

Trotz des weiterhin hohen weltweiten Ölangebots dürfte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) auf ihrer nächsten regulären Sitzung Ende kommender Woche keine Förderkürzung beschließen. Die Maßnahme ziele insbesondere auf die USA, die mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Methode die Fördermenge stark erhöht haben.

Quelle: ntv.de, jga/mbo/rts/DJ/dpa

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