Marktberichte

Wall Street schließt im Plus Dax geht mit Verlust ins Wochenende

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(Foto: REUTERS)

Kaum aus der Deckung wagen sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt. Zum Wochenschluss muss der Dax nochmal ein leichtes Minus einstecken. Schwache Wirtschaftsdaten aus der Eurozone motivieren nicht zu Käufen. Die US-Börsen legten dagegen zu.

Das war nichts für den Dax: Nach zuletzt turbulenten Tagen verbuchte der deutsche Aktienmarkt zum Wochenschluss ein kleines Minus. Der Leitindex sank um 0,3 Prozent auf 10.985 Punkte. Auf Wochensicht stand damit ein Verlust von mehr als 500 Punkten zu Buche. Gegen Mittag hatte der deutsche Leitindex im Tagestief bei 10.921 Punkten bereits die 200-Tageslinie getestet. "Die Käufer halten sich vor dem Wochenende zurück", sagte ein Händler. Die Daten aus der Eurozone hätten gezeigt, dass die Wirtschaft nur wenig wachse.

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Die Wirtschaft der Eurozone hatte im Frühjahr das Wachstumstempo nicht halten können. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs zwischen April und Juni nur um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, während von Ökonomen wie bereits im ersten Quartal mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet hatten. Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal dank boomender Exporte etwas an Schwung gewonnen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu, teilte das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mit.

Auch die Zustimmung des griechischen Parlaments am Morgen zu den Reformen als Voraussetzung für ein drittes Hilfspaket für das Land konnte die Kurse nicht befeuern. Im Blick stand auch der Sondergipfel der Finanzminister der Eurozone, der am Nachmittag zum Thema Griechenland begann.

Insgesamt hatte sich die Lage an den Finanzmärkten aber beruhigt. Nach drei Abwertungen des Yuan gegen den US-Dollar in Folge hatte China die eigene Währung über Nacht leicht aufgewertet. Das sorgte für etwas Entspannung: "Der Yuan-Sturm ist vorüber, vorerst jedenfalls", sagte Angus Nicholson vom Broker IG Markets. Zumindest kurzfristig dürfte Chinas Notenbank an einer stabilen Währung gelegen sein.

Nachdem am Vortag die letzte große Welle von Quartalsberichten von Unternehmen über die Börsen geschwappt ist, fehlten nun von dieser Seite die Kursimpulse.

Die Commerzbank ist dennoch positiv für den deutschen Aktienmarkt gestimmt und hat das Dax-Ziel für 2015 von 11.800 Punkten bestätigt. Sie verweisen darauf, dass der deutsche Leitindex gegenüber anderen internationalen Indizes nicht teuer sei. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis handele der Dax bei 14,0 der Euro-Stoxx-50 dagegen bei 15,2 und der US-amerikanische S&P-500 bei 17,7 und damit deutlich darüber.

Deutschland: RWE weiter im Abwärtstaumel

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Der Dax schloss am Ende mit einem Verlust von 0,5 Prozent und sank auf 10.985 Punkte. Für den MDax ging es hingegen um 0,4 Prozent nach oben auf 20.710 Punkte. Um 0,2 Prozent verbesserte sich der TecDax, der auf 1761 Punkte stieg. Der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 büßte 0,6 Prozent auf 3494 Punkte ein.

Größter Dax-Gewinner waren die Titel von K+S mit einem Plus von 1,7 Prozent. Zu den Dax-Verlierern zählten die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von 0,8 Prozent. Die Citigroup hatte die Titel auf "Neutral" von "Buy" heruntergenommen.

Presseberichte thematisierten einmal mehr eine mögliche Beihilfe der Deutschen Bank zur Geldwäsche in Russland. "Das ist nicht wirklich neu, könnte aber das Sentiment für die Aktie erneut eintrüben", sagte ein Händler. Recht hatte er: Die Aktie verlor 1,3 Prozent und stand damit weit hinten im Dax.

RWE weiteten ihren knapp achtprozentigen Kursverlust vom Vortag aus und gaben um weitere 2,4 Prozent nach. Die mit Enttäuschung aufgenommene Zwischenbilanz lastete weiter auf den Aktien.

Im MDax war die Aktie von LEG Immobilien gefragt: Das Papier stieg um 3,1 Prozent. Die Düsseldorfer Immobiliengesellschaft hatte nach dem ersten Halbjahr die Prognose für die Einnahmen 2015 und 2016 erhöht.

USA: Hellas-Einigung beflügelt Wall Street

Die Wall Street zeigte sich zum Wochenausklang nach verhaltenem Beginn von ihrer besseren Seite. Nach der Einigung der Euro-Finanzminister auf das dritte Hilfspaket für Griechenland zogen die Indizes an. Etwas belastet wurde das Sentiment von einem stark nachlassenden BIP-Wachstum in der Eurozone, das noch dazu die Markterwartungen verfehlt hat. Damit steigen die Sorgen über die Verfassung der globalen Konjunktur - auch wenn aus China Signale der Entspannung kommen.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,4 Prozent und schloss bei 17.477 Punkten. Der S&P-500 legte ebenfalls um 0,4 Prozent auf 2092 Zähler zu, und der Nasdaq Composite stieg um 0,3 Prozent auf 5048 Punkte.

Gut ausgefallen ist die Industrieproduktion, die mit plus 0,6 Prozent die Erwartungen von plus 0,4 Prozent übertroffen hat. Nun warten Teilnehmer noch auf das Verbrauchervertrauen. Es zeigt sich, dass zumindest die jüngste Inflationsentwicklung einer frühen Zinsanhebung nicht im Wege steht. Denn die Erzeugerpreise sind im Juli stärker gestiegen als erwartet.

Unter den Einzelaktien zogen J.C. Penney um 6,3 Prozent an. Der Kaufhausbetreiber hat den Verlust im abgelaufenen Quartal stärker als erwartet eingegrenzt. King Digital Entertainment brachen um 11,9 Prozent ein. Zwar überbot der digitale Spieleentwickler, der vor allem über das Spiel "Candy Crush" Bekanntheit erlangte, die Markterwartungen im abgelaufenen Quartal, gleichwohl verbuchten die Schweden einen 28-prozentigen Ergebniseinbruch. Was Anleger aber vor allem verschreckte, war ein Absturz bei Kennziffern, die Auskunft über die zukünftige Umsatzentwicklung liefern. Diese reduzierten sich um 13 Prozent.

Nach Vorlage von Quartalszahlen unterhalb der Marktprognosen sanken die Titel des Anbieters für die Halbleiterindustrie Applied Materials um 0,8 Prozent. Für Nordstrom ging es dagegen um 1,7 Prozent nach oben, nachdem die Kauf- und Versandhauskette im zweiten Quartal mehr verdient hatte als Analysten ihr zugetraut hatten.

Devisen: Euro sinkt, bleibt aber über 1,11 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Robuste US-Industriedaten haben den Euro belastet. Die europäische Gemeinschaftswährung sank am späten Nachmittag bis auf 1,1135 US-Dollar. Am Mittag war der Euro noch bis auf fast 1,12 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,1171 (Donnerstag: 1,1109) Dollar festgesetzt.

Die überraschend starke US-Industrieproduktion habe den Dollar gestützt, sagten Händler. Die Daten sprechen eher für eine Leitzinsanhebung im September. Angesichts der jüngsten Turbulenzen in China waren an den Märkten Zweifel gewachsen, ob die US-Notenbank im September erstmals seit der Finanzkrise ihren Leitzins anhebt.

Rohstoffe: Ölpreis auf tiefstem Stand seit Jahren

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,33

Derweil ist der Ölpreis auf den tiefsten Stand seit Jahren gesunken. Am Morgen fiel der US-Preis im asiatischen Handel auf 41,35 Dollar. Bereits am Donnerstagabend war er zwischenzeitlich bis unter die Marke von 42 Dollar gesunken und hatte damit den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren erreicht.

Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate stieg am späten Nachmittag wieder um 15 Cent auf 42,38 Dollar. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete 49,19 US-Dollar. Das waren 44 Cent weniger als am Vortag. Seit Juni haben die Ölpreise mehr als 30 Prozent nachgegeben.

Asien: Preiseinbruch beim Öl lässt Nikkei schwächer schließen

Anleger an den ostasiatischen Börsen haben nicht zu einer einheitlichen Linie gefunden. Händler sprachen von einer Stabilisierung nach den Wechselkursturbulenzen in China. An den Leitbörsen in Tokio, Shanghai und Hongkong fielen die Indexbewegungen recht dürftig aus.

Die chinesische Zentralbank setzte den Referenzkurs bei 6,3975 Yuan je Dollar. Um diesen Punkt darf der Yuan um maximal zwei Prozent schwanken. Im Mittagshandel wurde der Yuan bei 6,3990 Dollar gehandelt.

Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte ging in Tokio nach deutlichen Gewinnen am Vortag mit einem Verlust von 0,4 Prozent auf 20.519 Punkte aus dem Geschäft. Der breiter gefasste Topix schloss mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 1664 Zählern. Händler erklärten die Zurückhaltung der Investoren mit dem Preiseinbruch beim Öl auf ein Sechseinhalb-Jahrestief.

Ausfälle bei Raffinerien und Daten über einen großen Anstieg der Vorräte in den US-Lagern schürten Sorgen über das weltweite Überangebot. "Die abstürzenden Ölpreise verpassen einen Dämpfer und führen zu Verkäufen von Aktien, die mit Rohstoffen im Zusammenhang stehen", sagte Hiroichi Nishi von der Bank SMBC Nikko Securities in Tokio. Zu den stärksten Verlierern gehörten der Öl- und Gasproduzent Inpex Corp und der Raffineriebetreiber JX Holdings, die beide 1,8 Prozent nachgaben.

In China gewann der Shanghai Composite 0,3 Prozent. "Am Markt gibt es die Erwartung, dass der chinesische Leitzins in der zweiten Jahreshälfte weiter gesenkt wird", sagte Analyst Li Shaojun von Minsheng Securities. In Hongkong gaben die Kurse dagegen leicht nach.

Quelle: ntv.de, kst/tno/dpa/rts

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