Marktberichte

Wall Street mit neuen Rekorden Dax geht kleinlaut in den Feierabend

Wenig Feiertagsfreude im Dax: An Christi Himmelfahrt zieht es Gruppen junger Männer mit Bier und Bollerwagen ins Grüne.

Wenig Feiertagsfreude im Dax: An Christi Himmelfahrt zieht es Gruppen junger Männer mit Bier und Bollerwagen ins Grüne.

(Foto: picture alliance / Ina Fassbende)

Mageres Minus an Christi Himmelfahrt: Die freundliche Feiertagslaune bleibt Anlegern am deutschen Aktienmarkt nicht bis zum Abend erhalten. An der Wall Street hingegen geht es erneut aufwärts. Der Ölpreis erfährt einen Dämpfer.

Der Handelstag begann im Geschäft mit deutschen Aktien knapp unter der Marke von 12.700 Punkten: Nach einem unsicheren Verlauf mit teils größeren Ausbrüchen nach unten geht der Leitindex Dax mit einem Minus von 0,17 Prozent bei 12.621,72 Punkten in den Feierabend. Damit kann sich das prominenteste deutsche Kursbarometer zum Handelsschluss immerhin über der Marke von 12.600 Zähler halten.

Wegen des Feiertags "Christi Himmelfahrt" sei der Handel dünn und entsprechend schwankungsanfällig, meinte ein Analyst mit Blick auf den volatilen Verlauf. Insgesamt bewegte sich der Dax in einer vergleichsweise engen Handelsspanne: Das früh markierte Tageshoch aus dem Verlauf liegt bei 12.697,66 Punkten, das Tagestief bei 12.543,77 Zählern. Am Vorabend war das prominente deutsche Börsenbarometer 0,1 Prozent tiefer bei 12.642,87 Zählern aus dem Handel gegangen.

Der leichte Abwärtstrend bleibt auf den Dax beschränkt: Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen schließt 0,13 Prozent fester bei 25.112,05 Punkten. Der Technologiewerte-Index TecDax gewinnt um 0,88 Prozent und beendet das Donnerstagsgeschäft bei 2275,90 Zählern. Der Kleinwerte-Index SDax setzt seine Rekordjagd mit einem Anstieg um 0,60 Prozent auf 11.101,27 Punkte fort. Für den Eurozonen-Leitindex Eurostoxx50 geht es um 0,06 Prozent nach unten auf 3584,55 Punkte.

Die jüngsten Signale aus dem Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed - die in Fernost und an der Wall Street noch für Auftrieb gesorgt hatten - gingen am Dax weitgehend vorbei. Wie aus den sogenannten Fed-Minutes hervorging, haben sich die Währungshüter mehrheitlich für eine "baldige" geldpolitische Straffung ausgesprochen. Dies spricht für optimistische Konjunkturerwartungen, schmälert aber die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.

Dax: Lufthansa setzen Höhenflug vor

Gewinner des Tages sind Aktionäre der größten deutschen Fluggesellschaft: Die Aktien der Lufthansa setzen ihren Höhenflug im Dax fort. Trotz anziehender Ölpreise, welche tendenziell die Treibstoffkosten für Fluggesellschaften verteuern, legen ihre Aktien um knapp 2,5 Prozent zu. Händler verzeichneten einen branchenweiten Aufwind bei Airline-Aktien.

Am Nachmittag schoben sich die Aktien von Thyssenkrupp in der Gewinnerliste weit nach oben: Der im Dax gelistete Stahlkonzern geht mit einem Kursgewinn von 2,3 Prozent in den Feierabend. Marktbeobachter verweisen auf einen Bericht im "Manager Magazin". Dort heißt es mit Verweis auf informierte Kreise, Thyssenkrupp erhoffe im Fall einer Fusion mit dem Europageschäft von Tata Steel erhebliche Synergien von 400 bis 600 Millionen Euro jährlich. Zuletzt sollen die Verhandlungen zwischen beiden Stahlkonzernen wieder in Schwung gekommen sein.

Am Aktienmarkt verlieren Stada 0,4 Prozent auf 65,14 Euro. In der Vorwoche hatte Shanghai Pharmaceuticals noch mit einer Reihe von Finanzinvestoren über ein mögliches Übernahmeangebot für den deutschen Generikahersteller gesprochen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters nun unter Berufung auf Insider berichtet, hat sich diese Gruppe entschieden, kein Gebot abzugeben. Damit sind Bain und Cinven mit ihrem Gebot von 66 Euro je Stada-Aktie wieder in der Pole-Position.

Im SDax verlieren Grammer 1,8 Prozent. Auf der Hauptversammlung des Zulieferes waren am späten Mittwoch Anträge der Investorenfamilie Hastor abgelehnt worden. Bei Grammer tobt seit geraumer Zeit ein Machtkampf. Der Konzern versucht, sich gegen den Industriellenclan Hastor zur Wehr zu setzen. Die Familie will bei Grammer durchregieren und auch den Chef ablösen.

Zooplus steigen um 8,1 Prozent auf glatt 199,00 Euro, nachdem die Analysten von JP Morgan die Aktien mit "Overweight" und einem Kursziel von 230 Euro in ihre Abdeckung aufgenommen haben. Aixtron gewinnen 5,9 Prozent. Der Maschinenbauer verkauft Produktlinien für Speicherchips für zwischen 45 und 55 Millionen Dollar in die USA.

USA: Neues Allzeithoch zum Auftakt

Die US-Börsen haben ihren guten Lauf fortgesetzt und neue Rekordstände erklommen. Sowohl die Technologieindizes Nasdaq Composite und Nasdaq 100 als auch der marktbreite S&P-500-Index erreichten Höchststände. Das Protokoll der Notenbanksitzung vom Vortag wirke nach, hieß es. Es erschien den Teilnehmern taubenhafter als erwartet. Der Markt erwies sich als sehr robust, denn ein Absturz des Ölpreises lastete kaum auf dem Gesamtmarkt. Energiewerte wurden aber abverkauft. Dagegen waren Titel aus den Sektoren Einzelhandel und Software gesucht.

Sowohl der S&P-500 wie der Nasdaq-Composite stiegen auf nie gesehene Höhen. Sie gewannen 0,4 und 0,7 Prozent. Der Dow-Jones-Index kletterte um 0,3 Prozent auf 21.083 Punkte.

Die Wall Street legte damit bereits den sechsten Tag in Folge zu. Zwar waren die jeweiligen Tagesgewinne meist nur kleine Schritte, doch sie erfolgten ohne Verschnaufpause. So hat der Dow-Jones-Index seit dem Tief am Donnerstag vergangene Woche bereits 2,6 Prozent gutgemacht, ähnlich die anderen US-Indizes.

Abwärts ging es hingegen mit der Aktie von General Motors. Der Autokonzern muss sich wegen der möglichen Manipulation von Abgaswerten verantworten. Eigentümer von Pickup-Trucks mit Dieselmotor werfen dem Konzern vor, mit Hilfe illegaler Software Abgastests der Behörden getäuscht zu haben. Die Aktie verlor 1,8 Prozent.

Devisen: Fed-Debatte belastet den Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Der Kurs des Euro gibt am späten Nachmittag leicht nach. Die europäische Gemeinschaftswährung wird nach dem Handelsstart an der Wall Street mit 1,1221 US-Dollar gehandelt und damit 0,06 Prozent fester als am Vorabend. Im späten Mittwochshandel hatte der Euro noch zeitweise unter der Marke von 1,12 Dollar notiert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs auf 1,1214 (Mittwoch: 1,1193) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8917 (0,8934) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen errechnete die EZB Referenzkurse für einen Euro von 0,86528 (0,86340) britischen Pfund, 125,33 (125,15) japanischen Yen und 1,0904 (1,0929) Schweizer Franken.

Das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der US-Notenbank scheint den Dollar zu belasten. Zwar signalisierte die Fed eine Leitzins-Anhebung für ihre nächste Sitzung im Juni. Diese war aber an den Finanzmärkten erwartet worden. Klare Hinweise für das Vorgehen danach gab es nicht.

Die Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss seien sich nach zuletzt enttäuschenden Daten uneins über den weiteren Inflationsausblick, erklärte Thu Lan Nguyen, Devisenexpertin bei der Commerzbank. Sollte die Teuerung weiterhin nur "schmerzhaft langsam" steigen, könnte die Zahl der Skeptiker in der Fed wachsen.

Das Potenzial für einen steigenden Dollar sei daher beschränkt, heißt es. Wegen des Feiertages Christi Himmelfahrt in einigen europäischen Ländern fällt das Handelsgeschehen auch an den Devisenmärkten ruhiger aus als üblich.

Asien: Nikkei nah an den 20.000

Durchweg positive Vorzeichen verzeichnen Händler am Donnerstag an den ostasiatischen Aktienmärkten. Gestützt wird die Stimmung vom neuen Konjunkturoptimismus und den guten Vorgaben aus den USA. Dort hatten die Kurse im späten Geschäft nochmal etwas angezogen, nachdem das Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung am Markt tendenziell als etwas "taubenhafter" als erwartet interpretiert worden war. Es wäre "angemessen", die Zinsen bald ein weiteres Mal zu erhöhen, ging aus dem Protokoll hervor. Der zuletzt an den Märkten weitgehend schon eingepreiste Termin im Juni wurde damit aus der Sicht asiatischer Anleger zumindest nicht stärker betont.

In Korea ging die Rekordjagd weiter, nachdem die koreanische Notenbank ihre Zinsen bereits das zehnte Mal in Folge unverändert gelassen hatte. Und das nachdem zuletzt bereits Konjunkturoptimismus am Aktienmarkt herrschte und Unternehmensergebnisse die Zuversicht der Anleger zusätzlich befeuerten. Der Kospi zog um weitere 1,1 Prozent an und schloss auf einem Rekordhoch bei 2.343 Punkten, das Indexschwergewicht Samsung stieg um 1,8 Prozent.

Nikkei
Nikkei 37.628,48

In Japan ging es für den Nikkei-Index um 0,4 Prozent nach oben auf 19.813 Punkte, in Schanghai und in Hongkong legten die Indizes nach am Ende nochmals anziehenden Kursen um 1,4 und 0,9 Prozent zu. In Tokio tat selbst der zum Dollar anziehende Yen der guten Stimmung keinen Abbruch. Nach dem Fed-Protokoll war der Dollar auf breiter Front etwas unter Druck geraten. Er kostete am Donnerstag nur noch rund 111,80 Yen, vor der Bekanntgabe der "Minutes" hatte er bei knapp 112 gelegen. Der Euro ist von knapp 1,1190 auf 1,1240 Dollar gestiegen.

Dass einen Tag nach China auch Hongkong von der Ratingagentur Moody's eine schlechtere Bonitätsnote erhalten hat, ließ die Anleger kalt. Schon am Vortag hatte die etwas schlechtere Bewertung Chinas an den Aktienmärkten eher wenig Resonanz gefunden. Marktexperten zufolge, weil sie inhaltlich nichts enthielt, was nicht schon bekannt gewesen sei. Zudem habe Peking bereits Maßnahmen gegen eine weiter steigende Verschuldung eingeleitet. Moody's erhöhte wie im Falle Chinas zugleich den Ausblick für Hongkong von "negativ" auf "stabil".

Favoriten in Hongkong waren schwer gewichtete Aktien aus dem Finanzsektor. In der zweiten Reihe markierte der Immobilienwert China Evergrande mit einem Plus von 2,9 Prozent erneut ein Allzeithoch, während es für China Merchants Bank um über 5 Prozent auf ein 23-Monatshoch ging. Der chinesische Computer-Hersteller Lenovo ist im abgelaufenen Geschäftsjahr wegen fehlender Sonderbelastungen wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Die Aktie legte daraufhin um 3,5 Prozent zu.

Unter weiteren Einzelwerten zogen Samsonite in Hongkong um 3,4 Prozent an nach gut ausgefallenen Erstquartalszahlen. Analysten hoben die weiter steigenden Margen des Kofferherstellers hervor. Man Wah verteuern sich sogar um über 11 Prozent, ebenfalls gestützt von gut ausgefallenen Geschäftszahlen. Zudem antizipiere der Markt anziehende Preise bei dem Möbelhersteller.

Weiter erholt lagen die jüngst schwer gebeutelten Aktien von Noble Group im Markt. Diesmal ging es um fast 8 Prozent voran. Das Papier des Handelshauses hatte zuletzt massiv unter Liquiditätssorgen gelitten.

Rohstoffe: Ölpreis sürzen ab

Ein Hauptthema in der insgesamt eher dürftigen Nachrichtenlage war der Absturz des Ölpreises. Marktteilnehmer hatten sich von einem Treffen der Opec-Länder mit Ölländern außerhalb des Kartells mehr erhofft. Wie erwartet wurden die bestehenden Förderkürzungen um neun Monate verlängert. Doch an den Märkten war man sich weitgehend einig, dass die Beschlüsse nicht ausreichen, um den Preis oben zu halten. Ende vergangenes Jahr waren bereits entsprechende Beschlüsse gefasst worden, ohne dass sich an den hohen Lagerbeständen etwas geändert hatte.

"Das ist wirklich ein Schlag ins Wasser", sagte Ric Navy, Vizepräsident für Energie-Futures beim Broker R.J. O'Brien & Associates LLC: "Die Märkte sagen deutlich, dass mehr getan werden muss." Was beschlossen worden sei, sei mit dem jüngsten Anstieg längste eingepreist worden, sagte Investmentstratege Maxwell Gold von ETF Securities. Der Preis für Brentöl fiel um 5 Prozent auf 51,22 Dollar je Barrel, der Preis für WTI um 5,4 Prozent auf 48,60 Dollar - und dies, obwohl die Preise am Morgen gegenüber dem Vortag noch im Plus notierten.

Quelle: ntv.de, mmo/jki/DJ/dpa/rts

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