Marktberichte

Extrem nervös, extrem beweglich Dax schließt klar im Plus

Der Dax am Dienstag.

Der Dax am Dienstag.

(Foto: REUTERS)

Nach einem ereignisreichen Tag mit extremen Schwankungen geht der deutsche Aktienmarkt mit zum Teil kräftigen Kursgewinnen aus dem Handel: Scharfe Gegenbewegungen bei Titeln wie Eon oder Deutsche Bank tragen die Erholung. Die politischen Probleme der Eurozone bleiben ungelöst. Die Krise schwelt weiter.

Die Hoffnung auf weitere Rückendeckung für Griechenland hat die europäischen Aktienmärkte am Dienstag auf Erholungskurs geschickt. Nach einem äußerst wechselvollen Handel schlossen die wichtigsten Indizes im Plus. Im Handelsverlauf hatten die Sorgen um die Refinanzierung französischer Banken die Kurse zeitweise tief in den Keller geschickt.

Die ruhige Stimmung trügt: Hier dampft das Adrenalin.

Die ruhige Stimmung trügt: Hier dampft das Adrenalin.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Leitindex Dax schloss 1,85 Prozent fester bei 5166 Punkten, nachdem er zeitweise um bis zu 2 Prozent abgerutscht war. Der MDax legte 1,91 Prozent zu auf 8403 Punkte. Der TecDax beendete den Tag 0,64 Prozent im Plus bei 687 Punkten.

"Die Unsicherheit ist so hoch, dass der Markt aus seiner fundamentalen Verankerung gerissen wurde und jede kleinste Meldung zu heftigen Reaktionen führt", sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. "Keiner kann mehr einschätzen, was in der nächsten Sekunde passiert. Insbesondere die Bankenbranche ist einem extremen Wechselbad ausgesetzt."

DAX
DAX 18.768,96

Der Eurostoxx50 machte ein anfängliches Minus von 2,3 Prozent wett und ging am Abend 1,8 Prozent fester aus dem Handel. Der französische Leitindex CAC40 stieg um 1,4 Prozent. An den US-Börsen notierten die Indizes zum Handelsschluss in Europa uneinheitlich.

MDAX
MDAX 27.482,05

Deutschen Regierungskreisen zufolge wollen Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch über die Schuldenkrise des südeuropäischen Landes beraten. Dabei wollten Merkel und Sarkozy auf die Umsetzung der versprochenen Reformen der Athener Regierund drängen, damit die nächste Tranche der Hilfsgelder ausgezahlt werden könne.

TecDax
TecDax 3.457,29

Zuvor hatte es geheißen, Merkel und Sarkozy wollten noch am Dienstag eine Erklärung zu Griechenland abgeben, was die Aktienkurse zeitweise nach oben trieb. Merkel sagte allerdings später, eine solche Erklärung werde es am Dienstag nicht geben. Nach Börsenschluss in Europa wurde bekannt, dass US-Finanzminister Timothy Geithner einem EU-Vertreter zufolge seine europäischen Amtskollegen am Freitag dazu drängen will, den Rettungsfonds EFSF rasch zu reformieren und das Kreditvolumen aufzustocken.

Rom dementiert China-Gesuch

Die Regierung des hoch verschuldeten Euro-Landes Italien wies am Abend Spekulationen über angebliche Gespräche mit China über Anleihekäufe zurück. "Die Regierung hat nur über direkte Investitionen in der Industrie gesprochen, aber nicht über Anleihenkäufe", sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Antonio Gentile in Rom.

Wer kurz mal draußen war, reibt sich verwundert die Augen: Am Morgen lag der Dax noch mehr als 2 Prozent im Minus.

Wer kurz mal draußen war, reibt sich verwundert die Augen: Am Morgen lag der Dax noch mehr als 2 Prozent im Minus.

(Foto: dpa)

Die Auktion italienischer Staatsanleihen am Dienstag zeige, dass die Nachfrage nach italienischen Anleihen weiter vorhanden sei. Bei der Versteigerung von Papieren mit einer Laufzeit von fünf Jahren stieg die Rendite allerdings im Vergleich zu einer vorangegangenen Auktion (Juli) von 4,93 Prozent auf 5,6 Prozent. Die "Financial Times" hatte zuvor berichtet, dass die Vertreter Chinas mit der italienischen Regierung auch über den Kauf von Staatsanleihen gesprochen hätten.

SocGen
SocGen 27,86

Am Vormittag hatten noch heftige Kursverluste französischer Bankenaktien die europäischen Börsen in die Tiefe gezogen. BNP Paribas rutschten in der Spitze um fast 12 Prozent ab, nachdem das "Wall Street Journal" einen Manager der Bank mit der Aussage zitiert hatte, dass BNP Probleme habe, an Dollar zu kommen. Dagegen erklärte das Institut, dass es sich normal über Dollar direkt als auch über Swap-Geschäfte refinanzieren könne. Die Titel schlossen Prozent 7,2 Prozent im Plus bei 28 Euro. Die Aktien der Societe Generale fielen innerhalb von Minuten um bis zu 8 Prozent, erholten sich dann aber wieder mit einem kräftigen Aufschlag von 15 Prozent auf 17,90 Euro.

BNP Paribas
BNP Paribas 72,79

Die französischen Finanzwerte hatten am Montag deutliche Einbußen hinnehmen müssen, weil sie immer stärker in den Strudel der Euro-Schuldenkrise geraten. Zu schaffen macht den Instituten vor allem ihr großes Engagement in griechischen Anleihen. Frankreichs Regierung hatte eine Debatte über eine Teilverstaatlichung der Banken am Montag allerdings als verfrüht bezeichnet.

Am deutschen Aktienmarkt erholten sich die Papiere der Commerzbank von ihrem am Vormittag erreichten Rekordtief von 1,47 Euro und beendeten den Handel 3,8 Prozent höher bei 1,59 Euro. Die Papiere der Deutschen Bank setzten sich sogar mit einem Plus von 8,2 Prozent auf 23,14 Euro an die Dax-Spitze, nachdem sie in den vergangenen Wochen deutlich Federn lassen mussten.

Die Aktien des Energieversorgers Eon verteuerten sich im Aufwärtssog des Gesamtmarktes um 6,2 Prozent auf 13,67 Euro. Am Vortag hatte ein Unfall in einer französischen Atomanlage kurzzeitig Spekulationen ausgelöst, die französische Energiepolitik könne dadurch möglicherweise ähnlich stark beeinflusst werden wie die deutsche Energiepolitik nach der Katastrophe von Fukushima. Am Dienstag hatte die Amerikanische Handelskammer AmCham zudem eine Umfrage veröffentlicht, in der die überwiegende Mehrheit der 50 größten US-Unternehmen in Deutschland die steigenden Energiekosten als größeres Risiko eingestuft hatte als den deutschen Fachkräftemangel.

Übernahmegerüchte um Elringklinger

Unabhängig von den Querelen um den französischen Bankensektor und die Lösung der griechischen Schuldenkrise gingen die Aktien der Deutschen Börse auf Erholungskurs. Die Titel des Börsenbetreibers gehörten im Dax mit einem Aufschlag von 4,6 Prozent auf 40,05 Euro zu den am meisten gefragten Papieren. Die am Montag bekanntgegebene Zustimmung der BaFin zur Fusion mit der Nyse Euronext wirke sich offenbar noch positiv auf die Stimmung aus, sagte ein Händler.

Übernahmegerüchte trieben Elringklinger im MDax um 11,8 Prozent auf 17,59 Euro nach oben. Es gebe Spekulationen, dass der US-Autozulieferer Borgwarner mit einem Aufschlag von 30 Prozent pro Aktie für Elringklinger bieten könnte, sagten zwei Händler. Borgwarner erklärte, es gebe derzeit keine Aktivitäten in Bezug auf ElringKlinger. Dem deutschen Zulieferer waren die Gerüchte nach eigenem Bekunden unbekannt. Die Aktien von Borgwarner notierten in New York Prozent fast unverändert.

Größte Verlierer im Dax waren die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von 1,7 Prozent auf 10,24 Euro. Die Fluggesellschaft darf nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs Piloten nicht schon nach Vollendung des 60. Lebensjahrs in Rente schicken. Händler waren sich allerdings uneins, inwieweit diese Entscheidung auf den Aktien der Airline lastete.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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