Marktberichte

Aktienmarkt im Aufwind Dax schließt jenseits der 6300

So sieht es aus: Mit einem kräftigen Plus verabschiedet sich der Dax in den Dienstagabend.

So sieht es aus: Mit einem kräftigen Plus verabschiedet sich der Dax in den Dienstagabend.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Aktienmarkt strotzt vor Zuversicht: Der Konjunkturausblick hellt sich kräftig auf. Die Ratingsorgen der vergangenen Tage verblassen. Spanien und der Rettungsfonds EFSF kommen problemlos an Geld. Mehr und mehr Anleger setzen auf Aufschung - mit Zement, Stahl und Autos.

Unerwartet freundliche Konjunktursignale haben dem deutschen Aktienmarkt zu einem weiteren starken Tag verholfen. Auch der geringer als befürchtete Wachstumsrückgang in China stützte, während die Abstufung des Euro -Rettungsschirms EFSF laut Händlern erwartet worden war und deshalb nicht belastete.

Der deutsche Leitindex Dax setzte seine starke Vortagsentwicklung fort und schloss mit plus 1,82 Prozent bei 6332,93 Punkten auf dem höchsten Stand seit Ende Oktober 2011. Der MDax mittelgroßer Werte stieg um 1,57 Prozent auf 9721,84 Punkte. Der TecDax rückte um 1,13 Prozent auf 733,36 Punkte vor.

"Die Daten reihen sich in die ermutigende Entwicklung der Stimmungsindikatoren der letzten Wochen ein", kommentierte Postbank-Experte Thilo Heidrich mit Blick auf den ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen der Finanzmarktprofis im Januar. "Wir werten dies als Zeichen, dass die Auswirkungen der Verschuldungskrise auf die reale Wirtschaft begrenzt bleiben, sofern es nicht zu einer erneuten Verschärfung kommt." Die Platzierung sechsmonatiger Anleihen des Euro -Rettungsfonds EFSF nahm der Markt wie erwartet ohne größere Reaktion auf. Zudem konnte sich Spanien bei einer Geldmarktauktion zu günstigen Zinsen finanzieren.

Branchenseitig ragten die Autowerte hervor, die wie schon vortags von positiven Analystenkommentaren profitierten. Daimler verteuerten sich um 3,81 Prozent auf 40,84 Euro . Für BMW ging es um 3,47 Prozent hoch und die Volkswagen-Vorzüge gewannen 2,40 Prozent.

Beim Stahlkonzern ThyssenKrupp sorgten anhaltende Hoffnungen auf einen Verkauf der Edelstahlsparte für Kursgewinne von 3,62 Prozent auf 20,305 Euro .

Die Metro-Papiere legten um 4,11 Prozent auf 28,380 Euro zu, nachdem der Handelskonzern erste Indikationen für das Geschäftsjahr 2011 gegeben hatte. Händler sagten, dass die befürchtete Enttäuschung ausgeblieben sei. Zudem hatte Metro mitgeteilt, dass die Gespräche über einen Verkauf seiner bis auf weiteres eingestellt würden. Investoren werteten es positiv, dass Metro mit dem Verkauf keine Not habe und somit nicht bereit sei, Dumping-Preise zu akzeptieren. Auch LBBW-Analystin Barbara Ambrus schrieb in einem Kommentar: "Im aktuellen Umfeld konnte offensichtlich kein guter Preis erzielt werden. (...) Wir sehen es aber positiv, dass Metro hier auf ein besseres Umfeld warten kann und nicht auf einen kurzfristigen Verkaufserlös, sondern auf ein gutes Ergebnis setzt."

Die Aktien der Deutschen Bank gingen mit Gewinnen von 2,22 Prozent ins Ziel, während Commerzbank sich kaum bewegt zeigten. Börsianer verwiesen auf Spekulationen über kurz bevorstehende Bonitätsabstufungen europäischer Banken. Einer betonte indes: "Auf Länderabstufungen folgten bisher quasi immer mechanisch auch Abstufungen von Banken, denn in deren Bewertung wird auch das Länderrisiko mit einkalkuliert." Somit würde ein solcher Schritt nicht überraschen. Am Berichtstag legte die US-Bank Citigroup vor, während Konkurrent Wells Fargo trotz der Schuldenkrise einen Rekordgewinn erzielte.

Die Aktien von Heidelberger Druck schwankten nach Zahlen und Aussagen zu einem Effizienzprogramm kräftig und schlossen 1,44 Prozent tiefer. Nach Einschätzung eines Börsianers wurden die Markterwartungen nicht erfüllt, obwohl diese schon nicht anspruchsvoll gewesen seien.

Der Euro stoxx50 schloss 1,49 Prozent höher bei 2396,63 Punkten. In Paris und London ging es für die nationalen Indizes ebenfalls nach oben. An der Wall Street notierte der Dow Jones nach einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende zum europäischen Handelsschluss knapp 1 Prozent im Plus.

Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,46 (Vortag 1,42) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel indes um 0,22 Prozent auf 131,61 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,13 Prozent auf 139,68 Punkte.

Der Euro stieg auf 1,2742 US-Dollar. Zuvor hatte die Euro päische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,2790 (Montag: 1,2669) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,7819 (0,7893)Euro gekostet.

Konjunktur und Kapitalmarkt

Im frühen Handel reagierten Anleger auf positive und ermutigenden . Am Vormittag kam mit dem ein starker Impuls hinzu, der die Richtung bestätigte. Etwaige Störfeuer vom Kapitalmarkt blieben aus: Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren des mit sechsmonatiger Laufzeit flossen dem Krisenfonds wie angestrebt 1,5 Mrd. Euro zu. Mit 0,266 Prozent bewegen sich die Zinsen sogar auf niedrigerem Niveau als die Rendite der umlaufenden Dreimonatspapiere des EFSF. Die Auktion war im Vorfeld durch die Ratingagentur S&P in den Rang einer "Vertrauensfrage" erhoben worden.

Das Euro -Land Spanien konnte sich zudem trotz der Herabstufung durch S&P zu deutlich günstigeren Zinsen Geld beschaffen. Das südeuropäische Land sammelte am Dienstag 4,88 Mrd. Euro am Kapitalmarkt ein. Die durchschnittliche Rendite für 12-Monatspapiere sank auf rund 2,05 von 4,05 Prozent bei der vorigen Auktion.

Bereits die asiatischen Märkte hatten deutliche Gewinne verbucht. Auslöser dafür war die Bekanntgabe neuer chinesischer Konjunkturdaten. Das Wirtschaftswachstum in China ist mit 8,9 Prozent im vierten Quartal höher als von Experten erwartet ausgefallen. Die "Erleichterung, dass die nicht von 100 auf null abbremst und die Hoffnung, dass die Regierung wohl nun ihren Fokus zurück auf Wachstum richten muss", hätten den asiatischen Märkten geholfen, sagte ein Händler. Die Widerstandsfähigkeit des Marktes sei beeindruckend und das Abschütteln der doch extrem negativen Nachrichten von Ende letzter Woche zeige, dass der Markt mittlerweile krisenmüde sei, hieß es.

Eckdaten zu Inflation und Banken

Daten zur Inflationsentwicklung steuerte die europäische Statistikbehörde Euro stat bei: Die Preise in der Euro zone sind Ende 2011 weniger stark gestiegen als angenommen. Die Inflationsrate im Dezember sank auf 2,7 Prozent. In einer ersten Berechnung zu Monatsbeginn war die Behörde noch von einer Teuerung von 2,8 Prozent ausgegangen. In den drei Monaten zuvor hatte sie 3,0 Prozent betragen. Die Inflationsrate lag aber immer noch deutlich über dem von der Euro päischen Zentralbank angestrebten Ziel von 2,0 Prozent.

Eine Kennzahl zur Lage im Finanzsektor lieferte die Euro päischen Zentralbank (EZB): Die Nachfrage der Banken des Euro raums nach Liquidität hat beim einwöchigen Hauptrefinanzierungsgeschäft zugenommen. Wie die EZB mitteilte, wurden 126,877 Mrd. Euro zum Festzinssatz von 1,00 Prozent zugeteilt. Damit wurden die Gebote von 143 Instituten voll bedient. Das neue Geschäft mit Fälligkeit am 25. Januar wird am Mittwoch valutiert, an dem ein alter Tender über 110,923 Mrd. Euro ausläuft. Damit besorgten sich die Banken des Euro raums 15,95 Mrd. Euro zusätzliche Liquidität.

Über mangelnde Impulse können sich Marktteilnehmer im Tagesverlauf nicht beklagen. In Euro pa nimmt die Bilanzsaison Fahrt auf, und nach dem langen Wochenende in den USA wird ab Nachmittag (MEZ) auch an der Wall Street wieder gehandelt.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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