Marktberichte

Wall Street schließt im Minus Dax landet nach Höhenflug hart

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(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Es ist "Hexensabbat" an der Börse: Gegen Mittag tanzen die Kurse - und zwar nach oben. Aber eine wirkliche Erholung ist es nicht. Kurz darauf setzt sich die miese Stimmung wieder durch, die das Griechenland-Gerangel verursacht. Auch die US-Börsen stützen nicht.

Nur kurzzeitig hob der Verfalltermin von Dax-Future und den Optionen auf den Dax am sogenannten "Hexensabbat" den deutschen Leitindex in die Höhe. Nach einem Ausflug bis auf fast 11.250 Punkte, fiel der Dax nach 13 Uhr steil nach unten. Am Ende waren alle Gewinne dahin und der deutsche Leitindex schloss 0,5 Prozent im Minus auf 11.040 Punkten.

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Mit Blick auf die sich weiter zuspitzende Situation um Griechenland hatten Händler diese Entwicklung vorhergesehen. Auch die Wall Street konnte den Dax nicht stützen, die US-Börsen gaben zu Beginn ebenfalls leicht nach. Die Börse in Athen hingegen schloss 0,6 Prozent im Plus.

Zu dem gescheiterten Finanzministertreffen hieß es im Handel, dass eine weitere Chance vertan worden sei. Die Erwartungshaltung war allerdings ohnehin sehr niedrig gewesen.
Doch die Bemühungen, Griechenland in der Eurozone zu halten, gehen weiter. EU-Ratspräsident Donald Tusk hat für Montag einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs einberufen. Zuvor werden sich auch die Finanzminister der Euroländer erneut treffen.

Im Handel fragte man sich allerdings, ob die Banken in Griechenland am Montag noch einmal öffnen werden. Laut Kreisen hat die EZB eine Aufstockung der ELA-Nothilfen für den dortigen Bankensektor bewilligt. Nach Informationen der Financial Times waren es aber weniger als die von Athen beantragten 3 Milliarden Euro.

Optimistisch zeigte sich weiter die Societe Generale (SocGen): "Wir denken, dass eine Übereinkunft bis Ende Juni noch immer erreicht werden kann, aber ein jegliches Abkommen dürfte sich den Vorschlägen der Gläubiger annähern." Das betreffe vor allem die Rentenreform. Enthalten dürfte eine Übereinkunft auch eine Umstrukturierung der griechischen Schulden, sobald die vereinbarten Reformen in Griechenland in Kraft treten. Davon abgesehen dürfte das Hilfsprogramm noch um vermutlich einen Monat verlängert werden wegen der notwendigen parlamentarischen Zustimmung.

Deutschland: Stahlhändler-Aktie Klöckner & Co startet durch

Klöckner & Co
Klöckner & Co 6,55

Der Dax schloss am Ende 0,5 Prozent leichter auf 11.040 Punkten. Für den Nebenwerte-Index MDax ging es hingegen 0,3 Prozent nach oben auf 19.573 Zähler. Beim technologielastigen TecDax zeigte sich ein kleines Minus von 0,1 Prozent auf 1635 Punkte. Der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 schloss 0,2 Prozent verbessert.

Größter Gewinner im Dax war die Aktie von ThyssenKrupp nach einer Kaufempfehlung der Citigroup. Die Titel gewannen 2,4 Prozent. Ganz unten auf der Verliererseite landeten Linde mit einem Abschlag von 2,4 Prozent. Auch Adidas und Deutsche Bank gaben zwischen 1,6 und 1,7 Prozent nach.

Im MDax verteuerten sich Klöckner & Co um 4,7 Prozent. Goldman hatte die Titel auf "Buy" gesetzt. Bilfinger erholten sich vom Kurseinbruch am Vortag um 1,1 Prozent. Laut Händlern soll zudem die HSBC die Titel auf "Halten" nach "Reduzieren" erhöht haben.

Der Finanzdienstleister Ferratum legte um 3,5 Prozent zu, da er zum 23. Juni als Ersatz für Westgrund in den SDax aufsteigen darf. Sein Börsendebüt hatte der finnische Anbieter von Kleinkrediten erst am 6. Februar diesen Jahres gegeben.

USA: Wall Street mit Verlusten

Zum Wochenausklang setzt sich auch an den US-Aktienmärkten wieder die Angst vor einem "Grexit" durch. Die Verluste halten sich aber in Grenzen, denn die Märkte stehen immer noch unter dem Eindruck "taubenhafter" Aussagen der US-Notenbank vom Mittwoch. Demnach wird die Federal Reserve bei ihrer geplanten Zinswende behutsam vorgehen. Anleger brauchen sich also nicht vor hastigen Zinserhöhungen zu fürchten.

Der Dow-Jones-Index sinkt um 0,6 Prozent und schließt bei 18.014 Punkten. Der S&P-500 verliert ebenfalls 0,6 Prozent auf 2109 Zähler. Der Nasdaq-Composite gibt um 0,3 Prozent auf 5117 Punkte nach.

Heimische Konjunkturdaten stehen nicht zur Veröffentlichung an. Dafür haben einige Unternehmen Geschäftszahlen veröffentlicht, darunter am Vortag nach US-Börsenschluss Smith & Wesson. Teilnehmer bezeichnen die Viertquartalszahlen des Schusswaffenherstellers in einer ersten Einschätzung als "stark", sind aber mit dem Ausblick nicht zufrieden. Die Aktie gibt um 4,3 Prozent nach. Gute Zahlen legte auch das Softwareunternehmen Red Hat vor. Der Kurs steigt um 3,7 Prozent.

Optimismus nach starken Wirtschaftsdaten hatten die Technologiebörse am Donnerstag auf ein Rekordhoch getrieben. Zu den Gewinnern gehörten die Papiere von Airmedia. Sie klettern um 41,3 Prozent, nachdem Firmenchef Herman Man Guo ein Übernahmeangebot für den Anbieter von Digitalwerbung vorgelegt hat. Die Papiere des Fitness-Spezialisten Fitbit verteuern sich an ihrem zweiten Handelstag um 9,7 Prozent.

Devisen: Euro hält sich oberhalb von 1,13 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Trotz der hohen Unsicherheit um Griechenland hat der Euro kaum verändert tendiert. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1350 US-Dollar. Zwischenzeitliche Verluste machte der Euro im Nachmittagshandel wieder wett. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag noch auf 1,1299 (Donnerstag: 1,1404) Dollar festgesetzt.

Nach dem gescheiterten Treffen der Finanzminister der Eurozone gilt das Treffen der Staats- und Regierungschefs am Montag als wohl letzte Möglichkeit, um eine Zahlungsunfähigkeit von Griechenland abzuwenden. Deutlichere Ausschläge am Devisenmarkt wird es laut Händlern wohl erst geben, falls die Gespräche wirklich scheitern. Für eine leichte Beruhigung sorgte am Nachmittag auch die EZB, die Griechenlands Banken mit zusätzlichen Notkrediten über Wasser hält.

Rohstoffe: Ölpreise gehen wieder runter

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 89,33

Die Ölpreise fallen nach ruhigem Auftakt in den Handelstag wieder zurück. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete am späten Nachmittag 62,83 Dollar und damit 1,43 Dollar weniger als am Vorabend. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung fiel um 1,30 Dollar auf 59,52 Dollar.

Die Lage am Ölmarkt hatte sich in den vergangenen Wochen nach turbulenten Monaten sichtlich beruhigt. Anfang des Jahres war der Brent-Preis noch bis auf 45 Dollar gefallen, nachdem er Mitte 2014 noch bei 115 Dollar gelegen hatte. Bis Anfang Mai stiegen die Preise erneut etwas, ein Fass der Sorte Brent kostete zwischenzeitlich wieder fast 70 Dollar. Seitdem bröckelten die Kurse wieder ab, hielten sich aber deutlich über der Marke von 60 Dollar.

Asien: Nikkei legt zu

Die Börsen in Fernost haben überwiegend zugelegt. Anleger gelangten mehrheitlich zu der Einschätzung, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht so schnell wie zunächst erwartet anhebt. "Die Aktienmärkte scheinen anzunehmen, dass die Fed den Leitzins nur einmal in diesem Jahr erhöht und nicht zweimal, was bereits eingepreist war", sagte der Chefstratege der Sumitomo Mitsui Bank, Daisuke Uno.

Zugleich hatten Börsianer weiterhin die Griechenland-Krise im Blick. Entscheidend dürfte sein, wie der Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der Eurozone am Montag ausgeht.

Der Nikkei der 225 führenden Werte ging in Tokio mit einem Plus von 0,9 Prozent auf 20.174 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix gewann ebenfalls 0,9 Prozent auf 1631 Zähler.

In Japan sorgte für Beruhigung, dass die Zentralbank an ihrer expansiven Geldpolitik festhält. Zugleich gaben sich die Währungshüter zuversichtlich, dass die Inflation weiter anzieht. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte um rund 0,5 Prozent zu.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/DJ/rts

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