Marktberichte

Dax scheitert an 12.000er-Marke Dow setzt Rekordhoch fort

Die Rekordjagd der US-Börse geht weiter. Erneut wird ein neues Allzeithoch verzeichnet. Dem deutschen Aktienmarkt dagegen scheint mehr und mehr die Puste auszugehen. Speziell für den Dax wird die Luft nach oben dünner.

Zwischen Rekordlaune und Vorsicht haben sich die Anleger an der Wall Street am Donnerstag bewegt. Der Dow-Jones-Index setzte seine Rekordserie unermüdlich fort und erreichte den zehnten Tag in Folge ein neues Allzeithoch - es ist die längste Serie seit 1987. Dafür wurden an der technologielastigen Nasdaq Gewinne mitgenommen. 

Der Handel am deutschen Aktienmarkt hat sich dagegen am Donnerstag lange ruhig gestaltet. Der Dax bewegte sich über Stunden zwischen 11.973 und 12.016 Punkten. "Die Anleger sind auf diesem Niveau vorsichtig, wollen nicht so recht einsteigen", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. "Deshalb kommt der Dax nicht wirklich vom Fleck." Ganz anders war die Situation zunächst an der Wall Street. Aber als sich hier die Vorzeichen änderten, ging es auch für den Dax im späten Handel deutlicher ins Minus.

Der Dax verabschiedete sich 0,4 Prozent schwächer mit 11.948 Punkten aus dem Handel. Am Mittwoch hatte er 0,3 Prozent gewonnen.

Konjunktur: Fed wirkt nach

Lange waren am Markt die Protokolle der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) das bestimmende Thema. Aus den am bereits am Mittwochabend veröffentlichten "Minutes" geht hervor, dass die Fed die Tür für eine Zinsanhebung im März offen hält. Händler bezeichneten die Mitschrift als eher "taubenhaft". Die Währungshüter wollen die Zinsen offenbar recht zügig anheben, wobei der Interpretationsspielraum noch recht groß ist.

Wie die Société Generale anmerkte, ist eine Zinserhöhung im März möglich, die Fed-Protokolle indizierten allerdings keine erhöhte Dringlichkeit für einen Zinsschritt. Nach Einschätzung der Analysten dürfte der Fokus auf der Entwicklung der Inflation liegen, übergeordnet dürfte sich die Fed aber geduldig zeigen. 

USA: Erst Rekord - dann Gewinnmitnahmen

An den US-Börsen wurde die Kauflaune vom steigenden Ölpreis befeuert, der wiederum Konjunkturoptimismus nährt, wie es aus dem Handel hieß. Jüngste Daten deuteten auf eine Stabilisierung des US-Arbeitsmarktes hin. Zwar beantragten in der vergangenen Woche etwas mehr Menschen erstmals Arbeitslosenhilfe. Doch im Durchschnitt der letzten vier Wochen lag die Zahl auf dem niedrigsten Stand seit 1973.

Die Wirtschaftspläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump sorgten seit Wochen für Auftrieb, es sei interessant, wo das Ende der Kurs-Fahnenstange liege, so ein Marktteilnehmer. Der Dow-Jones-Index legte 0,2 Prozent auf 20.810 Punkte zu. Das Allzeithoch liegt nun bei 20.824 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 trat zuletzt bei 2363 Zählern auf der Stelle. Der Nasdaq100 verringerte sich um 0,4 Prozent auf 5835 Punkte.

Unter den Einzelwerten an der Börse gerieten Tesla unter Druck. Der Hersteller von Elektrofahrzeugen hat am Mittwoch nach US-Börsenschluss zwar geringere Verluste ausgewiesen als befürchtet. Kritische Stimmen merkten aber an, dass der aggressive Produktionsplan für das neue Model 3 Tesla möglicherweise zwingen könnte, Kapital aufzunehmen. Die Aktie verlor 6,4 Prozent.

Gut kamen die ebenfalls am Mittwochabend veröffentlichten Zahlen von HP an, deren Aktie um 8,6 Prozent stieg. Dagegen brach der Kurs von L Brands um 15,8 Prozent ein. Das Einzelhandelsunternehmen, bekannt vor allem für seine Marke Victoria's Secret, hatte einen trüben Ausblick abgeliefert, während das Quartalsergebnis einen leichten Gewinnrückgang zeigte.

Dax: Gewinnmitnahmen bei Henkel

Bei den Einzelwerten im Dax rückten Henkel in den Fokus. Die Papiere schlossen mehr als 1 Prozent leichter. Der Konzern will seinen Aktionären nach einem guten Geschäftsjahr mehr Dividende zahlen. 2016 steigerte Henkel das Nettoergebnis um 6,9 Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Aktie erhöhte sich um 9,8 Prozent und erreichte damit einen Höchststand. Die Aktien waren auf Monatssicht aber bereits 7 Prozent geklettert.

MDax: Rekorddividende

Fielmann gingen nahezu unverändert aus dem Handel. Leicht positiv in Verbindung mit den Geschäftszahlen sahen Händler allerdings den Ausblick. Der Marktanteil der Optikerkette solle noch weiter gesteigert werden. Auch die Dividende liege mit 1,80 Euro leicht über der Konsenserwartung von 1,77 Euro, hieß es im Handel. "Allerdings kann Fielmann auf Jahressicht fast keinen Gewinnanstieg vorweisen", so ein Marktteilnehmer.

Aareal Bank gaben fast 3 Prozent ab. Die Bank habe aber im zurückliegenden Geschäftsjahr gut abgeschnitten, hieß es aus dem Handel. Das Konzernbetriebsergebnis kletterte um 14,4 Prozent. Die Dividende will die Aareal Bank um 21 Prozent auf 2,00 Euro je Aktie aufstocken - eine Dividendenrendite von mehr als 5 Prozent. Im Handel wurde aber der Ausblick bemängelt. "Das drücke auf den Kurs", so ein Händler.

TecDax: Adva liefert

Xing legten mehr als 2 Prozent zu. Das Unternehmen will ebenfalls die Dividende erhöhen und zugleich eine Sonderdividende ausschütten. An der Börse komme die Idee gut an, sagte ein Marktteilnehmer.

Adva büßten etwa 1,5 Prozent ein. Die Titel lagen im Handelsverlauf aber weitaus deutlicher im Minus, obwohl Marktteilnehmer die Geschäftszahlen als sehr gut bewertet hatten. Es überrasche die höher als erwartet ausgefallene Gewinnmarge, hieß es. Denn bei einem leicht unter Erwartung liegenden Umsatz sei der Gewinn deutlich höher als vorhergesagt ausgefallen. Zudem falle der Ausblick sehr positiv aus: Adva rechnet nun für das erste Quartal mit Erlösen von bis zu 145 Millionen Euro, während die Erwartung nur bei 135 Millionen gelegen habe.

Nordex rauschten fast 15 Prozent in den Keller. Der Windturbinenbauer senkte seine Umsatzprognose für 2017. Der Erlös werde im laufenden Jahr voraussichtlich 3,1 bis 3,3 Milliarden Euro betragen, so das Unternehmen. Grund für die Senkung des Umsatzziels seien niedrigere Erwartungen für das Geschäft in  einzelnen Kernmärkten. Für das Jahr 2018 strebe Nordex einen Umsatz von 3,4 bis 3,6 Milliarden Euro an.

SDax: Rocket abgestraft

Rocket Internet sackten rund 14 Prozent ab - nach der umfangreichen Aktienplatzierung durch Großaktionär Kinnevik am Mittwochabend. Kinnevik hatte sich mit der Transaktion von der Hälfte seiner Beteiligung an Rocket getrennt. Bei institutionellen Investoren wurden rund 10,9 Millionen Aktien zu 19,25 Euro das Stück platziert. Kinnevik nahm damit nach eigenen Angaben rund 209 Millionen Euro ein. Am Markt werde über einen Konplettausstieg spekuliert, hieß es.

Europa: PSA rocken irgendwie

PSA beendeten den Handel etwas fester - nach den Jahreszahlen für 2016. Dem Autohersteller, der Opel übernehmen will, war es gelungen, die Marge deutlich nach oben zu treiben. Das operative Ergebnis legte deutlich zu. Erstmals seit 2011 zahlt PSA wieder eine Dividende: 0,48 Euro je Aktie. "Der Umschwung in der Margenentwicklung ist hervorragend", sagte ein Händler. Habe Peugeot noch vor einem Jahr eine operative Marge von nur 3,6 Prozent erzielt, liege sie nun bei 4,8 Prozent. Nach Steuern sehe es sogar noch besser aus, so ein weiterer Marktteilnehmer.

Glencore gewannen wegen überzeugender Geschäftszahlen mehr als 3 Prozent. "Das Vorsteuerergebnis liegt 7 Prozent über der Markterwartung", sagte UBS-Analyst Myles Allsop. Auch Tyler Broda, Analyst bei RBC Capital, stufte die Geschäftszahlen als überraschend positiv ein. Zudem stehe das Unternehmen aktuell ganz anders da als vor einem Jahr.

Rohstoffe: Ölpreis legt zu

Der Ölpreis zog deutlich an. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 57,12 Dollar. Das waren 2,2 Prozent mehr als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 54,45 Dollar.

Die US-Rohöllagerbestände waren nach Daten der US-Energiebehörde EIA jüngst zwar gestiegen. Das Plus fiel mit 0,564 Millionen Barrel aber vergleichsweise gering aus. Im Vorfeld war aber mit einem Rückgang der Lagerbestände gerechnet worden.

Der Goldpreis legte nach den enttäuschenden Konjunkturdaten und mit dem schwächelnden Dollar deutlicher um 0,9 Prozent auf 1.249 Dollar zu und erreichte ein Dreimonatshoch.

Devisen: Euro nähert sich 1,06

Der Euro konnte auf das Niveau vom Mittwoch noch etwas draufsatteln. Am Abend lag der Kurs der Gemeinschaftswährung bei 1,0584 Dollar - ein Aufschlag von rund 0,4 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0573 Dollar fest nach 1,0513 Dollar zur Wochenmitte und 1,0537 Dollar am Dienstag.

Seit dem Mittwochnachmittag konnte der Euro tendenziell zulegen. Während zur Wochenmitte noch Meldungen aus dem Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich für Auftrieb gesorgt hatten, sprachen Marktbeobachter nun von einer allgemeinen Dollar-Schwäche, die im Gegenzug für Auftrieb bei der Gemeinschaftswährung sorgte. Am Devisenmarkt stehen die Wahlen in Frankreich derzeit stark im Fokus. Zuletzt hatten sich die Wahlchancen für den pro-europäischen Kandidaten Emmanuel Macron verbessert.

Klare Impulse durch Konjunkturdaten gab es hingegen nicht. So hatte das französische Geschäftsklima am Morgen wie erwartet stagniert und den Euro kaum bewegt. Zudem waren auch Zahlen zum deutschen Wirtschaftswachstum und zum Konsumklima im Rahmen der Erwartungen ausgefallen.

Asien: Zurückhaltung an den Aktienmärkten

Unsicherheit über die Steuerpolitik von US-Präsident Donald Trump beschäftigte am Donnerstag die Aktienmärkte in Fernost. Auslöser waren auch hier die Fed-Protokolle. Die darin enthaltenen Äußerungen wurden von Marktteilnehmern als relativ zurückhaltend gewertet. Manche Fed-Mitglieder seien vorsichtig, weil Trumps Steuerpläne noch ungewiss seien, sagten Analysten.

In Tokio schloss der Nikkei-Index kaum verändert mit 19.371 Punkten. Auch der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans trat auf der Stelle. Der Shanghai Composite gab 0,3 Prozent auf 3251 Zähler ab. Zu den Verlierern in Tokio zählten insbesondere Finanzwerte.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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