Marktberichte

Wall Street zieht Dax dämmt Minus ein

Flache Dax-Linie: Für viele das Bild einer überfälligen Korrektur.

Flache Dax-Linie: Für viele das Bild einer überfälligen Korrektur.

(Foto: REUTERS)

Ängste über ein Ende der Anleihekäufe durch die US-Notenbank und schwache Wirtschaftsdaten aus China drücken den Dax zwei Prozent ins Minus. Stabile US-Börsen verhindern größere Verluste. Zur Aufmunterung wetten Analysten auf einen Champions-League-Sieg von Borussia Dortmund.

Nach einem Kursrutsch von mehr als 1000 Punkten an der japanischen Börse haben die Anleger an Europas Aktienmärkten ihre jüngsten Gewinne eilig in Sicherheit gebracht. Industriedaten aus China hatten enttäuscht, zudem fürchten Investoren eine Straffung der ultra-lockeren Geldpolitik in den USA. Der Nikkei-Index brach am Donnerstag so stark ein wie seit der Atomkatastrophe von Fukushima nicht mehr. Der Dax rutschte um zwei Prozent auf 8351 Zähler ab, vor allem konjunkturabhängige Werte und Bankaktien wurden verkauft. Die kleine Bodenbildung an der Wall Street verhinderte noch größere Verluste. Am Mittwoch war der deutsche Leitindex noch mit 8530,89 Punkten auf einem neuen Rekordhoch aus dem Handel gegangen und hatte damit die längste Gewinnserie seiner Geschichte hingelegt.

"Tage wie diese zeigen, wie wackelig das ganze Konstrukt der Aktienrally ist, bei der man sich nur auf das billige Geld der Zentralbanken verlässt", sagte ein Börsianer in Frankfurt. In erster Linie seien es aber Gewinnmitnahmen, die nun ins Kontor schlügen. "Wir haben gestern im Dax die Marke von 8500 Punkten erreicht, irgendwann ist dann auch die Luft raus." Da angeblich viele Anleger an den Börsen noch unterinvestiert seien, sei nun spannend, ob die niedrigen Kurse für einen Einstieg genutzt würden.

Vor allem konjunkturabhängige Werte und Bankaktien wurden verkauft. ThyssenKrupp verloren 2,9 Prozent und Infineon 3,6 Prozent. Auch bei den Top-Performern der vergangenen Woche wurde die Notbremse gezogen. Ganz oben unter den Verlierern standen die Autowerte. BMW und VW fielen um je 2,6 Prozent, Daimler 3,3 Prozent. Auch Finanzwerte wie Allianz gaben 3,5 Prozent nach. Die Titel der Deutschen Bank verloren am Tag der Hauptversammlung des Instituts 3,3 Prozent.

"Die kleinere Korrektur lag in der Luft", meint Christian Jasperneite von MM Warburg. Der Markt sei überkauft gewesen und es habe ein Missverhältnis zwischen der Entwicklung am Aktienmarkt und den zuletzt schwächeren Konjunkturdaten gegeben. "Mittelfristig stehen die Ampeln am Aktienmarkt aber weiter auf Grün - nach wie vor gibt es wenig attraktive Investmentalternativen und die expansive Geldpolitik hilft", so  der Aktienstratege. "Der Aktienmarkt kann seinen Boden spätestens in ein paar Wochen wieder finden. Voraussetzung ist allerdings, dass sich bis dahin die Konjunkturdaten nicht signifikant verschlechtern." 

Auslöser für die Kursverluste in Japan war der Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC für China, der erstmals seit sieben Monaten gefallen war. Mit 49,6 Punkten notierte der Index unterhalb der 50-Punkte-Marke, die Wachstum signalisiert. In Tokio beendete der Nikkei-Index den Handel mit einem Abschlag von 7,3 Prozent bei 14.483 Zählern - das ist das stärkste Kursminus seit März 2011. Auch die anderen asiatischen Börsen verzeichneten große Kurseinbußen.

Einen zusätzlichen Dämpfer erhielt der deutsche Aktienmarkt durch die Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle der US-Notenbank am Vorabend. Daraus ging hervor, dass einige Fed-Mitglieder das Bond-Aufkaufprogramm schon ab Juni zurückfahren wollen, wenn sich das Wachstum der US-Wirtschaft nachhaltig gebessert habe.

"Die US-Notenbank dürfte bereits im Juni ein Einschränken der Anleihenkäufe diskutieren", sagte Nomura. Allerdings werde es Monate bis zu einer Umsetzung dauern. Weil die Notenbank das Ausstiegsszenario von einem nachhaltigen Aufschwung am Aktienmarkt abhängig machen will, werde der Markt nun noch stärker als bisher auf Wirtschaftsdaten reagieren, das erhöht die Volatilität laut Händlern möglicherweise dauerhaft.

Borussen sind die Sieger

Ein bisschen Ablenkung fanden die Börsianer in den Fußballgesprächen. Die Analysten von Close Brothers Seydler haben die Aktie von Borussia Dortmund vor dem Champions-League-Finale am Samstag gegen Bayern München mit einem Kursziel von fünf Euro zum Kauf empfohlen. "Der BVB ist schon der Gewinner", betitelten die Aktien-Experten ihre Kurzanalyse. Die meisten Beobachter tippten auf einen Sieg der Bayern. Für die Borussen sei der Druck dagegen nicht so hoch und sie könnten schon jetzt als Sieger gelten - egal, was am Samstag im Londoner Wembley-Stadion passiere. Die in keinem großen Index gelisteten Dividendentitel lagen in einem schwachen Gesamtmarkt mit 3,13 Euro 0,2 Prozent im Minus.

Die Aktie habe sich zuletzt positiv entwickelt, schreiben die Analysten weiter. Die BVB-Titel liegen derzeit knapp 15 Prozent über ihrem Vorjahresschluss. Zum Vergleich: Der SDax notiert etwa 13 Prozent höher. Doch die Analysten warnen auch, dass der BVB seine Profitabilität nachhaltig unter Beweis stellen müsse. Dazu gehöre unter anderem auch eine stetige Teilnahme an der durch TV-Gelder lukrativen Pokalserie Champions League. Auch bei der Dividende erwarten die Analysten Kontinuität: Für 2012/13 sei eine Ausschüttung von zehn Cents je Aktie, für 2014/15 von zwölf Cent je Aktie möglich.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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