Marktberichte

Wall Street schließt im Minus Dax erholt sich nach jüngster Verkaufswelle

Nach Tagen der Verluste erholt sich der Dax zur Wochenmitte kräftig.

Nach Tagen der Verluste erholt sich der Dax zur Wochenmitte kräftig.

(Foto: imago/Westend61)

Nach Verlusten von fast 800 Punkten in den vergangenen Handelstagen gibt der Dax ein Lebenszeichen von sich. Mutige Anleger nutzen den niedrigen Stand zum Einstieg. Allerdings fällt das Plus am Ende moderat aus. In den USA verlieren die Indizes nach dem Fed-Entscheid.

Er lebt noch: Der deutsche Aktienmarkt hat nach fünf verlustreichen Tagen seine Talfahrt gestoppt und zur Wochenmitte wieder etwas Boden gutgemacht. Wie schon nach den heftigen Kurskorrekturen im Februar und im April sammelten mutige Investoren auf deutlich niedrigerem Kursniveau wieder Aktien ein. Am Ende schloss der Dax 0,9 Prozent im Plus auf 9607 Punkten. In ganz Europa meldeten die Börsen Kursgewinne - außer in Athen.

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"Aber viel Luft nach oben ist nicht drin", mahnte ein Händler. Vor allem seien viele Investoren falsch positioniert gewesen vor dem wichtigen Verfalltermin an den Derivatebörsen am Freitag. Nach diesem Termin dürfte es deshalb wieder einen großen Bedarf an Absicherungen geben, prognostiziert der Händler, was für neuerliche Kursverluste spreche. Vor dem Mittwoch ging es fünf Handelstage deutlich nach unten, insgesamt fast 800 Punkte."

An der Börse wird momentan darauf gesetzt, dass Großbritannien die Europäische Union verlassen wird, sagten Marktteilnehmer. Dies sei zum Beispiel an der Entwicklung der Spreads am Anleihemarkt am Vortag zu erkennen gewesen. Diese hätten sich ausgeweitet, weil Investoren Staatsanleihen der Euro-Peripherie gegen Bundesanleihen getauscht hätten.

"Die amerikanische Notenbank wird in diesem nervösen Marktumfeld wahrscheinlich die Zinsen nicht erhöhen, das zumindest ist die Erwartung der Marktteilnehmer", sagte Marggraf. Man wolle nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen. "Eine Grundnervosität bleibt aber und die Finanzmärkte wären nicht die Finanzmärkte, wenn sie nicht ein Restrisiko einpreisen würden."

Frankfurt: Energieversorger dominieren den Dax

Der Dax schloss am Ende 0,9 Prozent höher auf 9607 Punkten. Für den MDax ging es ebenfalls 0,7 Prozent nach oben auf 19.674 Zähler. Ein Plus von 0,5 Prozent auch beim TecDax, der auf 1583 Punkte zulegte. Der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 verbesserte sich um 1,3 Prozent auf 2835 Stellen.

Eon
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Die Dax-Spitzengruppe bildeten die beiden Versorger: Eon lagen mit einem Plus von 2,6 Prozent ganz oben. Dahinter folgten auf Platz drei RWE, die 2,1 Prozent zulegten. Auf Platz zwei kamen BASF mit einem Aufschlag von 2,3 Prozent.

Die Aktien der Deutschen Bank stiegen um 0,9 Prozent und damit stärker als der Gesamtmarkt. Die Ratingagentur Fitch hatte die Bonität der Deutschen Bank bestätigt, der Ausblick blieb stabil. Allerdings war der Kurs der Deutschen Bank seit Jahresbeginn um 40 Prozent eingebrochen.

Siemens und die spanische Gamesa haben beim milliardenschweren Zusammenschluss ihrer Windkraftaktivitäten offenbar den Durchbruch geschafft. Beide Konzerne stehen kurz davor, den lang erwarteten Deal zu verkünden, aus dem der weltgrößte Hersteller von Windturbinen hervorgehen wird, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen. Gamesa stiegen um 3,3 Prozent und Siemens um 1,8 Prozent.

VW Vorzüge
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Volkswagen schlossen mit einem Aufschlag von 0,9 Prozent im Mittelfeld des Dax. Positiv beurteilten Händler die Pläne des Autobauers für die Komponenten. VW will das Komponenten-Geschäft der verschiedenen Marken bündeln und damit Kosten sparen, wie "Bloomberg" schrieb.

Bei den Nebenwerten stiegen Kuka um 3,5 Prozent. Das Übernahmeangebot der chinesischen Midea für den Roboterbauer Kuka sorgt für Kritik und Spekulationen. Beobachter brachten andere Bieter aus der Branche ins Spiel, etwa den Schweizer Konzern ABB. Diese Spekulationen stützten den Kuka-Kurs.

Zweifel am Wachstumspotenzial machten Gerry Weber zu schaffen. Mit einem Abschlag von 1,4 Prozent auf 10,60 Euro landeten die Aktien im SDax weit hinten. Die Analysten von Kepler Cheuvreux hatten ihr Kursziel auf elf von 13 Euro gesenkt und ihre "Reduce"-Empfehlung bekräftigt.

USA: Wall Street dreht ins Minus

Nach vier Handelstagen mit Verlusten wagen sich die US-Börsen zunächst wieder einmal nach oben. Die Entscheidung der US-Notenbank Fed, den Leitzins unverändert zu lassen, überraschte die Anleger nicht. Experten hatten bereits im Vorfeld der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses mit keiner Zinserhöhung gerechnet. Sie erhofften sich aber Hinweise darauf, wann ein solcher Schritt erfolgen könnte. Allerdings ließ sich Fed-Chefin Janet Yellen in dieser Hinsicht nicht in die Karten gucken. Ihre Aussagen zur schwächer als erwartet wachsenden US-Wirtschaft und einem drohenden Brexit in Europa sorgten am Markt für Ernüchterung. Für den Juli wird nach Yellens Äußerungen nun auch nicht mehr mit einer Zinserhöhung gerechnet.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor am Ende 0,2 Prozent und schloss bei 17.640 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 sackte um 0,2 Prozent auf 2072 Zähler ab. Der Nasdaq Composite fiel um ebenfalls 0,2 Prozent auf 4835 Stellen.

Nach dem schwachen Jahresstart der US-Wirtschaft und nun veröffentlichten mauen Daten zur Industrieproduktion im Mai zögerte die Fed eine Zinserhöhung weiter hinaus. Der nächste Schritt dürfte laut Experten frühestens im Juli oder September kommen. Die Investoren an der Wall Street blicken zudem mit wachsender Spannung über den Atlantik, wo in Großbritannien das mit Spannung erwartete Votum über einen EU-Austritt näher rückt.

Papiere der Bank of America stiegen um 0,6 Prozent. Der "Financial Times" zufolge plant das Institut den Abbau von 8000 Stellen. Twitter-Aktien legten 3,7 Prozent zu. Der Kurznachrichtendienst hat sich an dem in Berlin ansässigen Musik-Dienst SoundCloud beteiligt. Schon am Dienstag war der Kurs gestiegen, nachdem Goldman Sachs erklärt hatte, Twitter könnte selbst auf dem Kaufzettel anderer Firmen stehen.

Asien: Börsen erholen sich sachte

Nikkei
Nikkei 37.068,35

An den asiatischen Aktienmärkten haben sich Investoren vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank nur vorsichtig aus der Defensive gewagt. Für Verunsicherung sorgte weiter das nahende Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft. Die Furcht der Anleger vor den Folgen eines Brexits für die Weltwirtschaft drückte die chinesische Währung auf den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren.

In Tokio machte der Nikkei-Index anfängliche Verluste wieder wett und ging mit einem Plus von 0,4 Prozent mit 15.919 Punkten aus dem Handel. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans tendierte dagegen kaum verändert. Im Minus notierten die Börsen in Australien und Südkorea.

In Shanghai verbuchte der Index Zuwächse von mehr als 1,5 Prozent. Zwar entschied sich der US-Finanzdienstleister MSCI dagegen, erstmals chinesische Papiere in seinen Schwellenländer-Index aufzunehmen. Vor einer Aufnahme müsse die Regierung in Peking erst die Kapitalmärkte weiter öffnen, begründete MSCI die Entscheidung. Anleger steckten die Ablehnung aber schnell weg.

Bei den Einzelwerten in Tokio stachen die Papiere von Toshiba hervor, die mehr als sieben Prozent zulegten. Neben dem Technologiekonzern verteuerten sich auch die Aktien von anderen exportorientierten Unternehmen, die an den beiden Vortagen wegen des Yen-Anstiegs kräftig Federn gelassen hatten.

Rohstoffe: Ölpreise sacken ab

Wieder zunehmende Sorgen vor einem steigenden Ölangebot drückten zur Wochenmitte auf die Preise für WTI und Brent. Bereits seit Freitag befinden sich die Preise im Rückwärtsgang, als Baker Hughes die zweite Zunahme der US-Ölförderstellen in Folge bekannt gegeben hatte.

Daneben vermeldete das American Petroleum Institute (API) am Vorabend eine Zunahme der wöchentlichen US-Lagerdaten um 1,2 Millionen Barrel, nachdem zuletzt Rückgänge für etwas Entspannung bei den Preisen gesorgt hatten. Für WTI ging es zu US-Handelsschluss um 2,1 Prozent auf 47,47 Dollar nach unten, Brent verlor 2,5 Prozent auf 48,58 Dollar. Der Goldpreis legte um 0,3 Prozent auf 1294 Dollar zu.

Devisen: Euro deutlich fester

Der Kurs des Euro erholte sich etwas von seinen deutlichen Verlusten am Dienstag. Nach der Fed-Entscheidung kostete die Gemeinschaftswährung am späten Abend 1,1261 US-Dollar, nachdem sie im asiatischen Handel unter 1,12 Dollar notiert hatte. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,1230 (Dienstag: 1,1225) Dollar festgelegt.

Die Eurokurs-Gewinne gingen mit einem durch die Bank schwächeren US-Dollar einher. Hierzu trug die bessere Stimmung an den internationalen Aktienbörsen bei. Die Angst vor einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union flachte am Mittwoch etwas ab. Der Dollar war deshalb als Reservewährung nicht mehr ganz so stark gefragt wie noch am Tag zuvor.

Der Kurs des chinesischen Yuan war am Morgen auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gefallen. Händler erklärten die Kursverluste mit der Entscheidung des US-amerikanischen Finanzdienstleisters MSCI, chinesische Aktien nicht in einen am Markt stark beachteten Index aufzunehmen.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/rts/DJ/dpa

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