Marktberichte

Wall Street macht dicht Dax lässt die Flügel hängen

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(Foto: picture alliance / dpa)

Eher ruhig geht es zunächst an der Frankfurter Börse zu, bis der Dax am Nachmittag doch noch ins Minus rutscht. Händler schieben es auf das anstehende Referendum in Griechenland. Arbeitsmarktdaten aus den USA verhallen indes ungehört.

Etwas schwächer tendierte der Dax in der zweiten Hälfte des Handelstages und verbuchte am Ende ein Minus von 0,7 Prozent, was ihn auf 11.099 Punkte absinken ließ. "Der US-Arbeitsmarktbericht ist durch, morgen wird in den USA nicht gehandelt und das griechische Referendum am Wochenende ist jetzt der nächste entscheidende Impuls", sagte ein Händler. Mit Blick auf eben diesen Impuls hätten Anleger am Optionsmarkt womöglich kurzfristig noch Absicherungen aufgebaut oder am Terminmarkt Long-Positionen aufgelöst.

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Der wieder einmal mit Spannung erwartete Beschäftigungsbericht aus den USA für den Monat Juni ließ die Börsen allerdings kalt. Die Daten deckten sich weitgehend mit den Erwartungen. Die - ausgebliebene - Reaktion an den Aktienmärkten zeigte aber auch, dass diese nach wie vor auf Griechenland fixiert waren.

Reaktionen hatte der US-Bericht an den Devisen- und Bondmärkten ausgelöst, auch wenn diese überschaubar waren. Die Stundenlöhne haben im Juni stagniert, erwartet worden war dagegen ein leichter Anstieg. Daraufhin hat der US-Dollar zu Euro und Yen leicht nachgegeben.

"Da der Lohnzuwachs schwach ist und die Zahlen zum Teil unterhalb der Konsensschätzungen liegen, dürfte es nicht zu forcierten Zinserhöhungsfantasien kommen", schlussfolgerte Ulrich Wortberg von der Helaba. Das drückte ein wenig auf den Dollar und auf die Renditen der US-Anleihen. Die Rendite fünfjähriger US-Treasuries war leicht gefallen. In ihrem Fahrwasser waren auch die Renditen von Bundesanleihen leicht gesunken.

Als "sehr gute Vorlage" für Europas Börsen werteten Händler hingegen die neuesten Umfragen aus Griechenland. "Dem Markt war seit Ankündigung des Referendums klar, dass dessen Ausgang über die Meinungsumfragen antizipiert wird", sagt ein Händler. Nun zeige sich zum ersten Mal eine Mehrheit der "Ja"-Stimmen. Wie eine auf euro2day.gr einsehbare Umfrage des Meinungsforschers Greek Public Opinion (GPO) zeigt, wollen nun 43,3 Prozent mit "Ja" stimmen während 39,9 Prozent für ein "Nein" sind.

Deutschland: RWE nach Energie-Kompromiss an der Spitze

RWE
RWE 31,82

Der Dax büßte am Ende 0,7 Prozent auf 11.099 Punkte ein. Der MDax verlor 0,8 Prozent auf 19.880 Zähler. Für den technologielastigen TecDax ging es 0,8 Prozent nach unten auf 1658 Punkte. Der europäische Index Euro-Stoxx-50 verlor 1,0 Prozent.

Spitzenreiter im Dax waren die Aktien von RWE, die zwischenzeitlich mehr als 6,0 Prozent zulegten. Am Ende schlossen sie 5,0 Prozent im Plus. Auch Eon konnten 1,5 Prozent zulegen. Die Große Koalition hatte die ursprünglich geplante Klimaabgabe für Braunkohleturbinen vom Tisch geräumt. Im Gegenzug müssen die Stromkonzerne die Kraftwerke als Kapazitätsreserve vorhalten - wofür aber wiederum die Stromkunden zur Kasse gebeten werden.

Aktien der Deutschen Börse legten um 1,7 Prozent zu. Sie profitierten von zuletzt deutlich gestiegenen Börsenumsätzen wegen des drohenden "Grexit" und der zunehmenden Kursschwankungen. So wurden in den vergangenen drei Tagen auf Xetra Dax-30-Aktien im Wert von insgesamt rund 5,8 Milliarden Euro täglich gehandelt. Im Juni waren es im Schnitt nur 4,4 Milliarden Euro pro Tag.

Ganz am Ende des Dax landeten K+S, die um 2,0 Prozent nachgaben. Der Salz- und Düngemittelhersteller aus Kassel hatte das Übernahmeangebot seines kanadischen Konkurrenten Potash abgelehnt. Die vorgeschlagene Transaktion reflektiere nicht den "fundamentalen Wert von K+S" und sei nicht im Interesse des Unternehmens, erklärte der Konzern. Potash hatte 41 Euro je Aktie geboten. Die Kursverluste von K+S nannte ein Händler "vollkommen unlogisch. Es sei denn, jemand weiß, dass Potash nach dem freundlichen kein feindliches Übernahme-Angebot nachzieht."

USA: US-Börsen machen dicht

Vor dem verlängerten Wochenende schlossen die US-Börsen wenig verände rt. Das anstehende Athener Referendum habe den positiv aufgenommenen US- Arbeitsmarktbericht in den Hintergrund gedrängt, sagte ein Anlageexperte. Am Freitag bleiben die US-Börsen wegen des Nationalfeiertags am Samstag geschlossen - vor dem verlängerten Wochenende wollten sich die Anleger nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Zum Handelsschluss notierte der Dow Jones Industrial 0,2 Prozent tiefer bei 17 730 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index sank schloss nahezu unverändert bei 2077 Zählern, der technologielastige Nasdaq 100 dagegen 0,1 Prozent fester bei 4433 Stellen.

Devisen: Schwedische Notenbank lässt Krone abwerten

Am Devisenmarkt zieht die schwedische Krone das Interesse auf sich. Sie wertet stark ab, nachdem die Riksbank den Leitzins von -0,25 Prozent auf -0,35 Prozent noch tiefer in den negativen Bereich gedrückt hat. Außerdem hat sie die Anleihenkäufe auf 45 Milliarden Kronen erhöht. Der Euro ist daraufhin zur Krone von 9,24 auf in der Spitze 9,37 Kronen nach oben geschossen.

Die Währungshüter in Stockholm begründen den Schritt mit einer gestiegenen Unsicherheit im Ausland. Es sei schwierig, die Konsequenzen der Griechenland-Krise abzuschätzen. "Die Überraschung ist, dass die Zentralbank sowohl den Leitzins senkt als auch das Volumen an Anleihenkäufen ausdehnt", sagt Ulrich Leuchtmann, Devisen-Analyst der Commerzbank. Die Krone werde weiter fallen.

Der Euro ist nach den robusten Arbeitsmarktdaten aus den USA gestiegen. Nach deutlichen Verlusten seit Dienstag kostete die Gemeinschaftswährung am Nachmittag 1,1092 US-Dollar. Das war etwa ein halber Cent mehr als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1066 (Mittwoch: 1,1100) US-Dollar festgesetzt.

Rohstoffe: Öl verteuert sich

Der Ölpreis stabilisiert sich von seinem Rücksetzer am Mittwoch. Das US-Energieministerium hatte einen Aufbau seiner Ölvorräte gemeldet und die Anleger damit daran erinnert, dass nach wie vor ein Überangebot an Öl auf dem Markt ist. Der Preis für das Barrel US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 82 Cent auf 57,78 Dollar. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete 62,91 US-Dollar - 90 Cent mehr als am Vortag.

Asien: Chinas Börsen setzen Talfahrt fort

Die Börsen in Fernost haben den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichnet. Gute US-Konjunkturdaten rückten die Sorgen über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone in den Hintergrund. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass der Handel über den Sommer volatil bleiben dürfte. Angesichts der Hellas-Krise werde es eine unruhige Zeit, sagte der Chefstratege der Vermögensverwaltung von JP Morgan in Hongkong, Tai Hui.

In Tokio legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index fast ein Prozent auf 20.522 Punkte zu. Der breiter gefasste Topix zeigte sich mit 1648 Zählern 0,7 Prozent im Plus. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg rund 0,2 Prozent.

Auch am Donnerstag ging es für die Leitindizes aus Shanghai und Shenzen kräftig abwärts: Der Shanghai Composite Index verlor 3,5 Prozent und schloss erstmals seit Anfang April unter 4000 Punkten. Der CSI300-Index, in dem die größten börsennotierten Unternehmen beider Handelsplätze vertreten sind, gab 3,4 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ/rts

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