Marktberichte

Alllzeithoch und Rekordschluss Dax schließt im Höhenrausch

Wie hoch traut sich der Markt noch?

Wie hoch traut sich der Markt noch?

(Foto: REUTERS)

Der Markt außer Rand und Band: "Diesen Bullen sollte man weiter reiten", finden Händler. Die Anleger folgen dem Rat und bescheren dem Dax den höchsten Schlusskurs aller Zeiten.

Der deutsche Leitindex hat den ersten Handelstag der Woche auf dem höchsten Stand seiner 25-jährigen Geschichte beendet. Wichtigster Kurstreiber des Tages war Börsianer zufolge eine Aussage des EZB-Direktoriumsmitglieds Yves Mersch, demzufolge die Konjunktur der Eurozone das Schlimmste hinter sich habe.

Angeführt von Kurssprüngen bei den Versorger-Aktien ging der Leitindex Dax mit einem Plus von 0,62 Prozent auf 9225,43 Punkte aus dem Handel. Im Verlauf hatte er bei 9253 Punkten so hoch gestanden wie nie zuvor. Auch die Nebenwerte-Indizes schlugen sich zum Wochenauftakt gut: Der MDax stieg um 0,74 Prozent auf 16.215,74 Punkte. Für den TecDax ging es um 0,36 Prozent auf 1157,37 Punkte hoch. Der Eurostoxx50 rückte um 0,9 Prozent auf 3082 Punkte vor.

In Frankfurt betätigten sich RWE und Eon mit einem Plus von 5,9 beziehungsweise 4 Prozent als Zugpferde: Die Energieriesen profitierten in erster Linie von Analystenkommentaren. "Vor allem Goldman Sachs äußert sich positiv zum Sektor und besonders zu RWE", sagte ein Händler. Die US-Bank spreche von Aufwärtspotenzial für den Aktienkurs und rechne ab 2014 mit einem deutlich verbesserten Ausblick. Auch von BNP Paribas gab es eine Hochstufung. Zudem setzten viele auf einen positiven Beschluss zur Brennelementesteuer, erklärte ein anderer Händler. Am Dienstag verhandelt das Finanzgericht Hamburg über die Steuer. Dabei ist eine Überweisung des Falls an den Europäischen Gerichtshof möglich.

RWE-Finanzchef Bernhard Günther hatte darauf verwiesen, dass die AKW-Betreiber in diesem Fall eine Aussetzung weiterer Zahlungen und die Rückzahlung bisheriger beantragen werden. Allein RWE habe bereits rund 900 Millionen Euro gezahlt. Laut "Spiegel" sind die Juristen der Versorger zuversichtlich. "Bisher gezahlte Beträge in Höhe von rund zwei Milliarden Euro müssten den Konzernen bis zur endgültigen Klärung durch den EuGH nach Auffassung der Anwälte sogar erstattet werden", berichtete das Magazin.

Auf Jahressicht zählten beide Aktien im Dax zu den Verlierern: So haben RWE bislang rund 11 Prozent eingebüßt, Eon rund 1 Prozent, während der Dax mehr als 20 Prozent gewonnen hat.

Zur positiven Grundstimmung trage auch die Aussicht auf eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik bei, sagte Finanzmarkt-Experte Richard Griffiths von Berkeley Futures. Die designierte US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte in der Vorwoche betont, ihr Haus werde die Wertpapierkäufe im Volumen von derzeit 85 Milliarden Dollar monatlich vorerst nicht drosseln, um die Erholung der US-Konjunktur nicht zu gefährden."Yellen dürfte damit den Aktienhändlern den Schubs gegeben haben, die Weihnachts-Rally einzuläuten", sagte Alastair McCaig vom Broker IG.

Auch positive Konjunkturdaten aus der Eurozone gaben den Börsen Rückenwind. So hat sich der Exportüberschuss in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr als verdoppelt. Der Euro bewegte sich um 1,3515 Dollar und damit über dem Niveau vom späten Vorwochengeschäft. Der Bund-Future gab leicht nach auf 141,50 Punkte.

Für Diskussionsstoff auf dem Börsenparkett sorgen die geplanten Reformen in China. Den Analysten der ANZ Bank zufolge ist dies der größte Umbau der heimischen Wirtschaft seit den 1990er Jahren. Sollten die Pläne erfolgreich umgesetzt werden, verringere sich das Risiko, dass sich der Aufschwung abschwäche. Die Aktienbörsen in Shanghai und Hongkong reagierten mit Kursgewinnen von jeweils knapp drei Prozent. Ein anderer Börsianer warnt allerdings vor überzogenen Erwartungen. "Man muss erst einmal abwarten, ob und wie gut die Reformen greifen und wie lange das ganze dauert."

Im MDax gewannen Rhön-Klinikum 2,9 Prozent auf 20,83 Euro. Aufsichtsratschef Eugen Münch hatte sich in einem Interview für einen Rückkauf von Aktien zu etwa je 28 Euro anstelle einer Sonderdividende ausgesprochen. Dieser Preis wäre attraktiv, sagte Commerzbank-Analyst Volker Braun. Außerdem sei ein Aktienrückkauf vor allem für Anleger aus den USA und Großbritannien steuerlich günstiger. Allerdings müsste die Hauptversammlung einem solchen Schritt zustimmen. Doch auch die Sparpläne des Klinikbetreibers und die gemeinsam mit Fresenius entwickelte Idee einer eigenen "Gesundheitskarte" mit Zusatzangeboten für gesetzlich Versicherte kamen auf dem Parkett gut an.

Stark gefragt waren auch die ebenfalls im Nebenwerte-Index gelisteten Aktien von EADS, die sich um 2,4 Prozent auf 53,20 Euro verteuerten. Die Konzerntochter Airbus hatte auf der Flugmesse in Dubai zahlreiche Aufträge an Land gezogen. DZ Bank-Analyst Markus Turnwald zufolge ist vor allem die Bestellung von 50 zusätzlichen A380 positiv. "Wir hatten nicht mehr erwartet, dass Airbus solch einen großen Auftrag verbuchen wird." Schließlich habe die Nachfrage wegen technischer Probleme mit den Flügeln des "Super-Jumbo" zuletzt stark nachgelassen.

Osram gingen nach einem positiven Analystenkommentar ebenfalls auf Rekordkurs. Die erst seit Juli an der Börse gelisteten Titel zogen um bis zu 7,3 Prozent auf 44,98 Euro an und schlossen schließlich fünf Prozent fester bei 44,08 Euro. Die Berenberg Bank hat ihre Kaufempfehlung mit einem um 13 Prozent erhöhten Kursziel von 46,70 Euro versehen.

Auch die Leitindizes in London und Paris verzeichneten Gewinne. In New York lag der Dow Jones zum Handelsschluss in Europa mit 0,26 Prozent im Plus. Der US-Leitindex war zum Wochenstart erstmals in seiner 129-jährigen Geschichte über 16.000 Punkte gestiegen.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,38 Prozent am Freitag auf 1,39 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,04 Prozent auf 134,01 Punkte. Der Bund-Future rückte um 0,08 Prozent auf 141,83 Punkte vor. Der Kurs des Euro  legte zu. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3517 (Freitag: 1,3460) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7398 (0,7429) Euro.

Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ

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