Marktberichte

Dow Jones wieder auf Kurs 20.000 Dax tippelt nach oben

Von der Themenlage her wäre mehr drin gewesen für den Dax im Dienstaghandel: Da wären etwa das Brexit-Urteil des Londoner Supreme Courts oder die SAP-Zahlen als Impulsgeber. Aber am Ende reicht es nur zu einem Mini-Aufschlag.

Nach einem fast schon lethargisch anmutenden Handel hat sich der Dax am Dienstag mit einem kleinen Gewinn verabschiedet. Weder ein positiv aufgenommener Ausblick von SAP, noch das Urteil des Londoner Supreme Courts zum Brexit konnten dem deutschen Aktienmarkt nachhaltig Impulse liefern. Auch die Wall Street fiel dahingehend aus. "Der Dax tut sich schwer. Wir stehen auf der Stelle und harren der Dinge, die da kommen. Allerdings wissen wir nicht, was kommt“, kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer.

Der Dax schloss 0,4 Prozent fester bei 11.595 Punkten. Zum Wochenstart war der Leitindex 0,7 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen, am Freitag noch mit einem Aufschlag. Der MDax verabschiedete sich mit 22.711 Zählern 0,6 Prozent im Plus. Der TecDax zog 0,1 Prozent auf 1831 Stellen an.

Brexit mit Parlament

Waren Investoren zum Wochenstart vor allem wegen dem Stabswechsel in Washington nervös - der neue US-Präsident Donald Trump stellte unter anderem den Freihandel in Nordamerika und das Handelsabkommen mit den Pazifik-Staaten (TPP) infrage -, rückte nun das Thema Brexit wieder in den Vordergrund: In Großbritannien entschied das Oberste Gericht, dass die Regierung um Premierministerin Theresa May beim Thema Brexit die Zustimmung des Parlaments einholen muss, bevor sie den Austritt des Landes aus der Europäischen Union erklärt. Das gilt allerdings als kein großes Hindernis, da erwartet wird, dass sich die Mehrheit der Parlamentarier nicht gegen den Volkswillen aussprechen wird.

Wichtiger, und aus Sicht der britischen Regierung positiv, ist die Entscheidung des Gerichts, dass die regionalen Parlamente in Nordirland, Schottland und Wales einem Brexit nicht zustimmen müssen. Der Vorsitzende Richter des höchsten britischen Gerichts, David Neuberger, betonte, dass das Urteil des Supreme Courts nicht das Referendum zum Brexit selbst infrage stelle. Es gehe um rein rechtliche Fragen. Investoren befürchten dadurch eine Verzögerung des EU-Ausstiegs. Die britische Regierung hatte angekündigt, Ende März Artikel 50 der EU-Verträge auszulösen

Devisen: Das Pfund und der Brexit

Das britische Pfund gab in Reaktion auf das Urteil nur leicht nach. Es fiel auf 1,2465 Dollar nach Ständen von rund 1,25 Dollar vor der Entscheidung.

Der Euro gab auch leicht nach - nach zwei Handelstagen mit Kursgewinnen. Am Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0730 Dollar gehandelt und damit 0,4 Prozent tiefer als am Montagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0748 Dollar fest nach 1,0715 Dollar zum Wochenstart.

Marktbeobachter sprachen von einer leichten Gegenbewegung. In der vergangenen Nacht hatte der Euro bei 1,0772 Dollar den höchsten Stand seit Anfang Dezember erreicht. "Seit der Amtseinführung von Donald Trump und den Aussagen bezüglich einer protektionistischen Handelspolitik hat sich die Stimmung für den Dollar eingetrübt", sagte Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Dax: SAP und Allianz interessieren

Bei den Einzelwerten lag der Anlegerfokus in erster Linie auf SAP. Der Softwarekonzern hatte als erstes Dax-Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt und äußerte sich zu seinen Zielen für Umsatz und Gewinn. SAP zog die Umsatzprognose für 2020 nach oben. Als "ordentlich" bezeichneten Händler die Geschäftszahlen und Prognoseerhöhung. SAP-Aktien konnten ihre Anfangsverluste abbauen und schlossen etwa 0,5 Prozent im Plus.

Am Markt äußerte man sich zudem immer noch überrascht über die Beteiligung von Generali an Intensa mit 3,01 Prozent. "Es überrascht, dass jemand so schnell und so faktisch auf einen Zeitungsbericht reagiert", sagte ein Händler: "Das unterstreicht, dass da mehr dran war als eine reine Spekulation." "La Stampa" hatte berichtet, Allianz und Intesa wollten eventuell Generali übernehmen. Insidern zufolge arbeitet Intesa zudem an einer Übernahme von Generali. Bei einem anschließenden Verkauf von Unternehmensteile könnte die Allianz zum Zug kommen. Der Allianz-Kurs sank 0,6 Prozent.

Lufthansa verloren etwa 0,3 Prozent. Der Grund waren schwache Geschäftszahlen von Easyjet, die auch andere Werte aus dem europäischen Flugliniensektor nach unten zogen. Easyjet brachen zeitweise rund 8 Prozent ein. Vor allem der starke Umsatzrückgang pro Sitzplatz um 8,2 Prozent auf konstanter Währungsbasis belastete. "Auch der Ausblick spiegelt aus unserer Sicht den weiterhin schwachen Umsatztrend", kommentierten die Analysten von Davy Research.

Nebenwerte: Kurssprung bei Manz

Der Zulieferer für die Solar- und Display-Branche Manz erhielt einen Großauftrag von 263 Millionen Euro. Manz schlossen rund 8,5 Prozent fester, hatten im Handelsverlauf aber bereits bei einem Aufschlag von mehr als 12 Prozent gelegen. "Im Solargeschäft waren die Gewinne zuletzt stark rückläufig", sagte ein Händler. Mit dem Großauftrag dürfte sich die Profitabilität hier deutlich erhöhen, zumal über den Großauftrag hinaus Folgeaufträge winken könnten.

Eine Hochstufung auf "Kaufen" durch die Bank HSBC trieb Rational nach oben: Der Kurs kletterte 1,5 Prozent.

Europa: Philips "vorsichtig"

Mit Philips legte ein weiteres europäisches Schwergewicht Ergebnisse für das Schlussquartal 2016 vor. Im Ausblick ging es um "erhöhte Unsicherheiten" auf ihren Absatzmärkten. Das bremste den Aktienkurs aus, die Titel gaben mehr als 2 Prozent ab.

USA: Zugewinne an der Wall Street

In New York präsentierten sich die US-Börsen mit moderaten Kursgewinnen. Bei den Einzelwerten standen Unternehmen im Fokus, die ihre Quartalsbilanz veröffentlichten. "Ich denke, dass sich die Märkte wieder auf die Fundamentaldaten und die Unternehmenszahlen konzentrieren", sagte ein Händler. Damit rückte das anhaltende Rätselraten um den wirtschaftspolitischen Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump etwas in den Hintergrund. Es hatte zuvor etliche Anleger von größeren Engagements an den Aktienmärkten abgehalten.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um 0,6 Prozent und schloss bei 19.913 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 0,7 Prozent auf 2280 Zähler. Der Nasdaq Composite legte 0,9 Prozent auf 5601 Stellen zu.

Der harte Wettbewerb mit Rivalen wie der Telekom-Tochter T-Mobile bremst den Mobilfunk-Riesen Verizon aus. Im abgelaufenen Quartal bis Ende Dezember 2016 fiel der Umsatz um mehr als fünf Prozent auf 32,24 Milliarden Dollar, der Nettogewinn sogar um über 16 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs gab um 4,3 Prozent nach.

Der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson steigerte zwar dank neuer Produkte seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal. Er enttäuschte allerdings die Erwartungen und stellt zudem sein Diabetes-Geschäft auf den Prüfstand. Die Papiere fielen um 2,0 Prozent.

Auf den Einkaufslisten standen die Anteilsscheine von Yahoo. Der kriselnde Internet-Pionier hat die im vergangenen Jahr bekanntgewordenen massiven Hackerangriffe finanziell gut verkraftet. Für das abgelaufene Quartal gab der US-Konzern einen unerwartet hohen Gewinn und einen überraschend deutlichen Umsatzanstieg bekannt. Die Yahoo-Aktie stieg um 3,8 Prozent.

Gefragt waren auch die Aktien der Autobauer. General Motors verteuerten sich um 0,9 Prozent, Ford um 2,4 Prozent und Fiat Chrysler um 5,8 Prozent. Die Chefs der Pkw-Hersteller waren zuvor mit Präsident Trump zu Gesprächen über den Bau neuer Werke in den USA zusammengekommen. Nach Börsenschluss sollten der Aluminiumkonzern Alcoa und Texas Instruments Zahlen vorlegen.

Rohstoffe: Öl verteuert sich

Den Ölpreis zog es am Dienstag leicht nach oben. Zu US-Handelsschluss kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 55,31 Dollar. Das waren 0,1 Prozent mehr als zum Wochenstart. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 0,6 Prozent auf 53,07 Dollar.

Der Ölpreis profitierte von einem schwächeren US-Dollar und Produktionskürzungen des Irak. Das Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hatte mitgeteilt, dass es wie im Kartell vereinbart weniger Öl fördere. Bereits am Wochenende hatte der saudi-arabische Minister für Energie und Industrie Khalid Al-Falih sich positiv über die Umsetzung der unter den Mitgliedern beschlossenen Kürzungsvereinbarung geäußert. Seit dem 1. Januar sei die tägliche Produktion um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) gesenkt worden.

Allerdings wird in den USA wieder verstärkt Öl gefördert. Die zuletzt insgesamt wieder deutlich gestiegenen Ölpreise machen nach Einschätzung von Rohstoffexperten das Bohren nach Schieferöl in den USA wieder attraktiv.

Asien: Nikkei gibt nach

Die ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten zur Abschottung der US-Wirtschaft verunsicherten am Dienstag die Anleger in Fernost. Statt wie erhofft Konjunkturprogramme ordnete Trump per Erlass den Austritt aus dem gerade erst verhandelten Freihandelsabkommen mit einigen Pazifik-Staaten (TPP) an. Zudem will er die Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta in Angriff nehmen. Der Dollar blieb dadurch unter Druck.

"Derzeit ist Amerikas protektionistische Position in der Handelspolitik die Hauptsorge", sagte Marktstratege Nobuhiko Kuramochi vom Wertpapierhandelshaus Mizuho Securities. In Tokio fiel der Leitindex Nikkei 0,6 Prozent auf 18.788 Punkte. Zu den Verlierern gehörten insbesondere Autowerte wie Toyota, die fast 1,7 Prozent nachgaben. Der starke Yen belastete vor allem exportlastige Firmen. Größte Verlierer waren die Finanzwerte, der Bankenindex büßte 2,3 Prozent ein.

Der MSCI-Index für Aktien der Region Asien-Pazifik ohne Japan tendierte 0,3 Prozent höher. Die chinesische Shanghai Composite zeigte sich 0,2 Prozent fester. Der S&P/ASX200 in Sydney zog 0,7 Prozent an. Der Kospi verlor dagegen 0,4 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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