Marktberichte

Wallstreet mit Sorgenkind Dax schließt orientierungslos

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(Foto: REUTERS)

An der Börse in Frankfurt üben sich die Anleger in vornehmer Zurückhaltung. Für Bewegung sorgen allein Quartalszahlen - und Adidas macht seine Aktionäre glücklich. An der Wallstreet gibt es dagegen für Autobauer Ford wenig Grund zur Freude.

Der deutsche Aktienmarkt hat sich von seiner unentschlossenen Seite gezeigt. Am Morgen dominierten nach drei aufeinander folgenden Tagen mit Gewinnen zunächst die Minuszeichen. Der Dax fiel auf 10.264 Punkte. Doch dann ging es schnell nach oben, der Leitindex kletterte plötzlich auf 10.381 Zähler. Warum die plötzliche Wende? Börsianer rätseln. Und auch Frank Meyer, der für n-tv von der Frankfurter Börse berichtet, konnte nicht weiterhelfen: "Ich weiß es nicht. Vielleicht ist jemand mit dem Kopf auf die Tastatur gefallen."

Dax
DAX 17.737,36

Und dann ging schnell wieder nach unten. Danach passierte nicht mehr viel. "Seitwärtsbewegung", nennen das die Börsianer. Das klingt zumindest nicht ganz so langweilig. In Zahlen ausgedrückt: Der Dax verlor am Donnerstag 0,2 Prozent auf 10.297 Punkte. Der MDax gab 0,4 Prozent auf 21.119 Punkte ab, für den TecDax ging es 0,6 Prozent auf 1705 Punkte nach unten. "Die Berichtssaison ist zwar in ihrer heißen Phase, aber viele Anleger sind in Urlaub", sagte ein Börsianer. Daher seien die Umsätze gering und der Markt tue sich schwer, eine klare Richtung zu finden.

Daran war die US-Notenbank Fed nicht ganz schuldlos. Sie hatte am Vorabend ihre Geldpolitik unverändert gelassen und keine klaren Hinweise darauf gegeben, zu welchem Zeitpunkt sie die Zinsen anheben wird.

Unterstützung bekam der Dax von Adidas. Der Sportartikelkonzern hatte nach einem Gewinnsprung seine Jahresprognose erhöht - zum vierten Mal in diesem Jar. Dies schob die Aktien um 5,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 147,95 Euro an, danach fiel sie aber zurück und schloss 2,5 Prozent im Plus. "Dass eine Anhebung der Prognose kommen könnte, damit habe man an der Börse schon gerechnet, sagte Meyer. "Wenn man sich auf der Straße umschaut, wer welche Sportschuhe anhat, ist es vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Aktie da oben rumturnt, wo sie gerade rumturnt."

VW zählt zu größten Verlierern

Deutsche Börse stiegen nach der Vorlage der Quartalszahlen 0,3 Prozent. Der lebhafte Handel rund um das Brexit-Votum hatte der Börse im zweiten Quartal einen lebhaften Handel beschert, der Betriebsgewinn kletterte um rund acht Prozent auf 279 Millionen Euro.

VW gehörten nach endgültigen Zahlen mit einem Minus von 3,1 Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Händler verwiesen darauf, dass auch andere Aktien im Sektor nachgaben: Daimler büßten 2,6 Prozent ein, BMW 3 Prozent. Händler begründen das mit Gewinnmitnahmen. "Die Zahlenvorlage von VW und Renault heute war der Trigger für die Verkaufsentscheidung, weil jetzt alle großen Hersteller mit ihren Zahlen durch sind", sagt ein Händler. Daher werde kein nachrichtliches Potenzial mehr für weitere Überraschungen gesehen.

Und die Banken? Deutsche Bank verbilligten sich 4,2 Prozent, Commerzbank 0,9 Prozent. Europas Banken präsentierten sich insgesamt schwächer. "Auch nach der vorübergehenden Erholung nach dem Brexit-Votum ist die Stimmung für den Sektor denkbar schlecht", sagte ein Händler. Vermutlich stehe hinter den neuerlichen Verkäufen die Sorge um belastende Nachrichten bei der Veröffentlichung des Bankenstresstests der Europäischen Bankenaufsicht, vermutet der Händler.

Auch Linde präsentierten sich schwächer. Der Industriegasekonzern hatte sich im ersten Halbjahr sein Gewinnplus quasi zusammengespart. Das sei wie erwartet gekommen und habe Gewinnmitnahmen ausgelöst, sagt ein Händler. Linde verloren 9,8 Prozent, nachdem die Aktien seit Monatsbeginn knapp 5 Prozent gewonnen hatten.

Süss Microtec hat den Aktionären die Laune gründlich verdorben. Im TecDax stürzen die Aktien um 9,6 Prozent ab, nachdem das Halbleiter-Unternehmen seine Umsatzprognose gesenkt hat. Und auch der Chip-Entwickler Dialog Semiconductor macht seine Aktionäre alles andere als glücklich: Nach einer neuen Gewinnwarnung ging es 3,1 Prozent nach unten.

Wall Street schließt uneinheitlich

Die US-Börsen zeigen sich nur wenig verändert. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gibt 0,1 Prozent auf 18.456 Punkte ab. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 0,2 Prozent auf 2170 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gewinnt 0,3 Prozent auf 5154 Punkte.

Für die Facebook-Aktie ging es um 1,4 Prozent nach oben. Im Handelsverlauf erreichte sie ein neues Allzeithoch bei 128,33 Dollar. Wie schon zu Jahresanfang verdreifachte das weltgrößte Online-Netzwerk dank stark steigender Werbeeinnahmen den Nettogewinn auch im zweiten Quartal. Quartalszahlen von Google und Amazon werden nach Börsenschluss erwartet.

Oracle stärkt mit einem milliardenschweren Zukauf sein Cloud-Geschäft. Der SAP-Konkurrent kündigte an, mit NetSuite einen der Cloud-Pioniere kaufen zu wollen. Dessen Aktien springen um gut 18 Prozent in die Höhe. Oracle-Papiere ziehen 1 Prozent an.

Überraschend schwache Quartalszahlen setzen unterdessen Ford unter Druck. Die Aktien des Autobauers geben um gut 8,2 Prozent nach. Der Konzern hat im zweiten Quartal trotz eines gestiegenen Umsatzes weniger verdient und dabei die Erwartung der Analysten deutlich verfehlt. Zudem sieht er die Prognose für 2016 in Gefahr.

Öl wird billiger

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,39

Derweil lastet ein wachsendes Überangebot auf den Ölpreisen. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligt sich um 1,4 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 42,88 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl WTI kostet mit 41,75 Dollar 0,4 Prozent weniger und liegt damit ebenfalls auf dem Niveau vom April.

"Die 40-Dollar-Marke wird sicher nicht mehr lange halten", sagt ein Börsianer. "Tatsache ist, dass die Märkte sich bei der Beurteilung der Angebotslage vertan haben." Am Mittwoch hatte das US-Energieministerium (EIA) überraschend einen deutlichen Anstieg der US Rohölbestände in der vergangenen Woche gemeldet.

Viele Börsianer gehen bislang davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage beim Öl im laufenden Jahr ausgleichen und dadurch auch die Preise stabilisieren werden. Diese Einschätzung hatte im Juni den Ölpreis auf ein Jahreshoch von über 52 Dollar getrieben. Noch im Januar dieses Jahres hatten die Preise mit weniger als 30 Dollar ihre tiefsten Stände seit zwölf Jahren erreicht. 

Der Goldpreis, der bereits am Vortag von dem Fed-Entscheid profitiert hatte, klettert noch etwas weiter auf 1342 Dollar. Vor Bekanntgabe der Fed-Beschlüsse war das Edelmetall 1,1 Prozent niedriger bei 1.328 Dollar gehandelt worden.

"Der Goldpreis ist der Gewinner der Fed-Sitzung", sagt ein Marktteilnehmer. Gestützt werde die Stimmung aber auch von den anziehenden Preisen für Industriemetalle und dem unverändert schwachen Dollar, so der Marktteilnehmer.

Der Euro klettert auf 1,11 Dollar nach Wechselkursen unter 1,10 vor den US-Zinsbeschlüssen. Die Aussicht auf weiterhin niedrige US-Zinsen stützt Gold und belastet den Greenback.

Negative Vorzeichen in Asien

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die Tokioter Börse hat ihre jüngste Berg- und Talfahrt fortgesetzt. Nach den Kursgewinnen vom Vortag gingen die Anleger wieder in die Defensive, der Nikkei verlor 1,1 Prozent auf 16.477 Punkte und gehörte damit zu den größten Verlierern der Region.

Am Freitag wird die Bank of Japan das Ergebnis ihrer Zinssitzung bekannt geben. "Das beste für den Markt wäre es, wenn die Notenbank ihr Kaufprogramm für Staatsanleihen ausweitet, ohne die Strafzinsen zu verschärfen", sagte Hikaru Sato, Analyst bei Daiwa Securities. Allerdings müsse man sich darauf vorbereiten, dass es auch anders kommen könnte.

Japan Airlines fielen um 4,3 Prozent. Der Zeitung "Nikkei" zufolge haben hohe Personalkosten den Gewinn der Fluggesellschaft im zweiten Quartal einbrechen lassen. Enttäuschende Geschäftszahlen drückten den Kurs von Fujifilm um 9,9 Prozent. Nach einer Gewinnwarnung büßten Mitsubishi Electric 7,8 Prozent ein.

Der südkoreanische Leitindex Kospi fiel um 0,2 Prozent. Die Aktie des Schwergewichts Samsung gab um 1,3 Prozent nach, obwohl der Konzern den höchsten Quartalsgewinn seit zwei Jahren erzielt hatte. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem der Kurs zuvor auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen war.

Auch in China herrschte Zurückhaltung, wobei sich die Börse in Shanghai bis zum Handelsschluss knapp ins Plus vorkämpfte. Hongkong verbuchte dagegen ein Minus von 0,4 Prozent. Händlern zufolge lastete auf den Kursen chinesischer Aktien erneut ein Medienbericht vom Mittwoch, demzufolge die heimische Bankenaufsicht Vermögensverwaltern strengere Vorgaben für Aktienanlagen machen will. Auch wenn noch unklar sei, was genau damit gemeint sei, steige die Unsicherheit und dürften die Zuflüsse in den Aktienmarkt geringer ausfallen, sagte Zhang Qi, Analyst bei Haitong Securities in Shanghai.

Quelle: ntv.de, jga/hul/jug/rts/DJ/dpa

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