Marktberichte

US-Zahlen ziehen Markt nach unten Dax bricht ein

Von den eigentlich guten Quartalszahlen sprach am Abend niemand mehr.

Von den eigentlich guten Quartalszahlen sprach am Abend niemand mehr.

(Foto: AP)

Die US-Handelsdaten vertreiben endgültig die zögerlichen Anleger vom Parkett - der Dax schließt so niedrig wie seit Anfang März nicht mehr. Beim Blick auf die Dax-Werte möchte man nicht meinen, das hier heute gute Zahlen geliefert wurden.

Ein deutlich stärker als erwartet gestiegenes US-Handelsbilanzdefizit hat den Dax tief ins Minus gedrückt. Das Börsenbarometer fällt bis zum Xetra-Schluss um 2,5 Prozent auf 11.328 Zähler. "Wer jetzt noch von einer Zinserhöhung in den USA träumt sollte schnell aufwachen", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research gegenüber n-tv.de den Verfall. "Nach den jüngsten BIP und Handelsbilanzdaten heißt die Sorge Rezession in den USA und dies belastet den Dax merklich, stützt Gold und könnte die Erholung beim Euro befeuern."

Am deutschen Anleihenmarkt stieg die Rendite der Zehnjährigen erstmals seit dem 21. Januar über 0,5 Prozent und markierte neue Jahreshöchststände. Damit hat sie sich gegenüber den Renditetiefs vor zwei Wochen verzehnfacht.

Am Vormittag hatte der Dax zunächst noch an seine deutlichen Gewinne von Montag angeknüpft. Die guten Quartalszahlen der Dax-Schwergewichte standen da noch im Mittelpunkt.

So sorgte ein Umsatzanstieg im ersten Quartal unter Adidas-Anlegern für temporäre Kauflaune. Die Aktien stiegen in der Spitze um 3,3 Prozent auf ein Zehn-Monats-Hoch von 78,05 Euro. Mit dem Markt fiel der Titel allerdings auch 2,2 Prozent ins Minus.

Auch die Papiere des Vortagesfavoriten Infineon waren zunächst schwer gefragt, schlossen dann aber 2,4 Prozent im Minus. Der Konzern ist im zweiten Geschäftsquartal dank einer Übernahme, eines starken Geschäfts mit Sicherheitschips und des schwachen Euro stark gewachsen.

Lufthansa sind nach ersten, positiven Reaktionen auf die Quartalszahlen um 2,2 Prozent ins Minus gedreht. Einige Händler machen dafür die erhöhte Prognose für die Treibstoffkosten verantwortlich. "Es verstimmt ein wenig, wenn der Euro ein Jahr lang kollabiert und schon bei der ersten leichten Erholung die Kostenschätzung nach oben genommen wird", meint ein Händler. Die Lufthansa hat ihre Kostenprognose auf 6,2 nach zuvor sechs Milliarden Euro erhöht.

Ein anderer Händler sieht darin kein Problem: "Die Treibstoffkosten sind eine volatile Größe, die jedes Quartal angepasst wird." Daher sollte nicht zu viel darin hineininterpretiert werden. Zudem sei die Erhöhung um 200 Millionen Euro prozentual gesehen nur marginal.

Der Aromenhersteller Symrise und der Pumpenhersteller Pfeiffer Vacuum waren nach ihren Quartalsberichten mit Abstand Favoriten im MDax und TecDax. Symrise retteten ein Plus von 1,1 Prozent in den Xetra-Schluss, Pfeiffer konnten gar 3,5 Prozent verteidigen.

Auch Analystenkommentare sorgten kräftig für Bewegung: So blieben die Papiere von HeidelCement mit Plus 0,8 Prozent die einzigen Gewinner im Dax, nachdem die Experten der Schweizer Großbank UBS eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatten. Eine skeptische Einschätzung der britischen Barclays Bank drückte dagegen die Papiere des Versicherers Allianz um 2,7 Prozent nach unten, eine Verkaufsempfehlung die Aktien des Triebwerkherstellers MTU um 3,2 Prozent

USA: Wall Street im Minus

Erstmals seit drei Sitzungen ging auch die Wall Street angesichts der schwachen Handelsdaten mit Minuszeichen aus dem Handel. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 0,8 Prozent auf 17.928 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 sank 1,2 Prozent auf 2089 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,6 Prozent auf 4939 Punkte. Da der S&P-500 am Vortag auf Schlusskursbasis bis auf wenige Punkte an sein Rekordhoch von Mitte April herangerückt sei, werde die Luft nach oben langsam dünn, hieß es im Handel.

Devisen: Euro zieht deutlich an

Der Euro ist dagegen nach den schwachen US-Zahlen ordentlich gestiegen. Bis zum späten Nachmittag kletterte die europäische Gemeinschaftswährung bis auf 1,1193 US-Dollar. Im Vormittagshandel war der Euro noch bis auf 1,1066 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,1117 (Montag: 1,1152) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8995 (0,8967) Euro.

Im Vormittagshandel war der Euro durch einen Bericht der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" zu Griechenland belastet worden. Demnach droht der Internationale Währungsfonds seinen Teil der letzten Kredittranche für Griechenland zurückzuhalten, falls die Länder der Eurozone nicht zu einem Schuldenschnitt bereit sind. Grund ist die sich verschlechternde Haushaltslage Athens seit dem Antritt der neuen Regierung. Finanzminister Wolfgang Schäuble bestritt dies jedoch: "Der IWF hat eine solche Äußerung natürlich nicht getan".

Rohstoffe: Ölpreis legt kräftig zu

Die Ölpreise zogen massiv an. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI kostete erstmals seit Dezember 2014 mehr als 60 Dollar - der Preis stieg auf Tagessicht um 2,5 Prozent auf 60,40 US-Dollar. Gestützt wurde er von gleich zwei herausragenden fundamentalen Faktoren. So hat Saudi-Arabien die Ölpreise für Kunden in den USA und Europa angehoben. Zugleich wurde aus Libyen gemeldet, dass protestierende Gruppen einen wichtigen Ölexporthafen lahmlegten.

Mit diesen aktuellen Entwicklungen legt der seit einiger Zeit zu beobachtende Bullenmarkt noch einen Zahn zu. Analysten warnen indes, dass sich Marktpreise und der Optimismus der Anleger von den Realitäten eines Überangebots entfernten. "Der Markt beginnt allmählich zu übertreiben", sagt Gene McGillian von Tradition Energy. "Die Leute gucken nur noch nach bullischen Faktoren, das ist der Grund, warum es hochgeht."

Quelle: ntv.de, sla/wne/DJ/rts/dpa

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