Marktberichte

Wie groß wird die Sorglosigkeit? Dax blickt nach oben und könnte müde werden

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die neue Handelswoche verspricht weiter steigende Kurse an den Börsen. Zwar fehlt es an wahren Treibern. Doch die politischen Risiken treten zunehmend in den Hintergrund. Erste Experten warnen jedoch bereits vor Rückschlägen.

Die Kursverluste der vergangenen beiden Wochen stoßen bei Experten auf unterschiedliche Reaktionen. Während die einen die Rücksetzer als gute Basis für eine neue Börsenrally werten, sehen andere Korrekturen am Börsenhimmel heraufziehen. "Die politischen Risiken sind zwar weiter vorhanden, aber insgesamt stärker in den Hintergrund gerückt", sagt Ulrike Jäger, Chef-Anlagestrategin des Bankhauses Sal. Oppenheim. Außerdem sprudelten dank der robusten Konjunktur die Unternehmensgewinne. "Die Wachstumsschätzungen für das Gesamtjahr 2017 wurden sogar deutlich nach oben korrigiert." Für Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba bleiben Aktien zugleich aber anfällig für Rückschläge.

Börsianer setzen zudem nach der zweiten Runde der französischen Parlamentswahl am Sonntag und der erwarteten absoluten Mehrheit für die Partei von Präsident Emmanuel Macron auf schnelle Reformen. "Diese Aussicht könnte der Eurozone den Status einer glaubwürdigen Alternative zu den USA als sichere und wachsende Wirtschaftsregion verleihen", sagt Didier Saint-Georges, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter Carmignac.

Kommt die Konsolidierung

Der Dax kletterte in den vergangenen Tagen auf ein Rekordhoch von 12.921 Punkten. Unter dem Strich verlor er aber ein halbes Prozent auf 12.752 Zähler. Das ist der zweite Wochenverlust in Folge. Der Dow Jones verbuchte in der zurückliegenden Woche dagegen einen Gewinn von 0,5 Prozent.  Kursrückschläge bei US-Technologiewerten hatten jedoch für Skepsis gesorgt. Nicht wenige Marktbeobachter halten sie inzwischen für überbewertet. Das hatte zwischenzeitlich die Börsen auch hierzulande belastet.

Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar" verwies zudem darauf, dass der Dax in den vergangenen Wochen oftmals gegen Tagesschluss geschwächelt habe. Investoren hätten vor dem Feierabend also eher Kasse gemacht. Kurzfristig sei dies durchaus besorgniserregend. Denn fühlten sich Anleger sicher, blieben sie eher im Markt. Für Aktienmarktstratege Andreas Hürkamp spricht einiges für eine Dax-Konsolidierung in den Sommermonaten.

Kopfschmerzen bereitet europäischen Anlegern immer noch die Lage in Großbritannien. Das Wahldebakel der konservativen Partei von Premierministerin Theresa May ziehe ihre starke Führung in Zweifel, sagt Christophe Bernard, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Vontobel. "Das Ergebnis schwächt die Position Großbritanniens bei den wichtigen Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union. Außerdem bedeutet es nichts Gutes für die Zukunft von May an der Spitze der Konservativen – und des Landes." May hat sich noch nicht mit der nordirischen DUP zur Tolerierung einer Minderheitsregierung geeinigt, obwohl das neue Parlament am Mittwoch zur ersten formellen Sitzung zusammenkommen soll. Dennoch sollen die Brexit-Gespräche wie geplant am Montag beginnen.

Viele Konjunkturdaten

Nach den Wahlen und den geldpolitischen Beratungen der großen Notenbanken konzentrieren sich Investoren nun wieder auf die Entwicklung der Konjunktur. Hinweise hierauf liefert unter anderem das Barometer für die Kauflaune der europäischen Verbraucher am Donnerstag. Am Freitag folgen die Indikatoren für die Stimmung der deutschen und europäischen Einkaufsmanager.

In den USA stehen die Eigenheimverkäufe (Mittwoch) und Frühindikatoren (Donnerstag) auf dem Terminplan. Zudem äußern sich in der neuen Woche mehrere Notenbanker der Fed. Ihre Auftritte dürften weiter aufmerksam verfolgt werden, nachdem die Zentralbank zuletzt wie erwartet die Zinsen erhöhte.

Banken-Stresstest veröffentlicht

Auf Unternehmensseite richtet sich das Augenmerk am Donnerstag auf die Banken. Dann veröffentlicht die Fed die Ergebnisse des diesjährigen Belastungstests der wichtigsten Institute. Es sind die ersten Noten seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump. Er hatte versprochen, den Finanzinstituten weniger Auflagen zu machen, damit sie mehr Geld verleihen und die Wirtschaft ankurbeln können.

Bereits am Dienstag legt der Deutsche-Post-Rivale FedEx Geschäftszahlen vor. Am Mittwoch folgt der SAP-Konkurrent Oracle. Spannend könnte es bei der Hauptversammlung von Patrizia am Donnerstag werden. Großanleger Union Investment will dem Vorstand die Entlastung verweigern und fordert eine Sonderdividende von 3,50 Euro. Am selben Tag lädt das Oberlandesgericht Düsseldorf zu einer Anhörung über die geplante Aufspaltung von Metro ein. Gegen diesen Plan klagt unter anderem derstreitbare Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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