Marktberichte

Zurückhaltung an der Wall Street Dax beugt sich der Geopolitik

Börsen-Langeweile kommt am Dienstag nicht auf. Im Dax lassen es Lufthansa krachen, im TecDax zieht ein Wert den Index tief ins Minus. Und auch an der Wall Street steht eine Aktie im Fokus - wie der Gesamtmarkt: negativ.

Nach den Dax-Verlusten vom Wochenauftakt ist es am Dienstag mit dem Leitindex noch deutlicher abwärts gegangen. Nach einem frühen Minus und einem Abbau der Verluste bis zum Mittag, gaben die Kurse am späten Nachmittag dynamisch nach. Das alles bestimmende Thema blieben erneut die geopolitischen Spannungen. "Die neue Außenpolitik Amerikas verunsichert die Anleger", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel. Sie verwies zudem auf die immer näher rückende Präsidentschaftswahl in Frankreich. Hier reagierte der Euro auf neue Entwicklungen deutlich.

Der Dax schloss 0,5 Prozent tiefer bei 12.139 Punkten. Am Montag war er ebenfalls schwächer aus dem Handel gegangen. Der MDax blieb nahezu unverändert bei 24.188 Zählern. Der TecDax sackte deutliche 1,9 Prozent auf 2017 Stellen ab, hatte im Handelsverlauf aber bei einem Tagestief von 1990 Punkten mehr als 3 Prozent im Minus gelegen.

Der mit Spannung erwartete ZEW-Index bewegte die Börsianer kaum. Obwohl die Konjunkturerwartungen institutioneller Investoren und Finanzanalysten für Deutschland sich auf 19,5 von 12,8 im März verbessert haben, und auch nur 14,0 Zähler erwartet worden waren, blieben positive Kursreaktionen aus.

Konjunktur: Von ZEW bis Nordkorea

Ein Grund: Die politische Gemengelage bestimmte erneut das Handeln der Anleger: Nachdem Nordkorea erneut Raketentests durchgeführt hatte, entsendeten die USA einen Flugzeugträger in die Region. Das wiederum brachte nun Pjöngjang auf die Palme: Nordkoreas politische Führung verurteilte diesen Schritt scharf und drohte seinerseits mit einer "entschiedenen Reaktion".

Daneben verunsicherte die Wirtschafts- und Handelspolitik der neuen US-Regierung. Offenbar gibt es bereits Strafzölle gegen ausländische Unternehmer. Darunter ist etwa auch der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller Salzgitter.

Rohstoffe: Ölpreis dreht spät

Die Ölpreise holten zwischenzeitliche deutliche Abgaben wieder auf und legten leicht zu. Auslöser waren Aussagen aus Saudi-Arabien. Das Land setzt sich offenbar für eine Verlängerung der bestehenden Opec-Vereinbarung zur Kürzung der Produktion ein. Saudi-Arabien habe Vertretern der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gesagt, dass es eine Verlängerung um sechs Monate wolle, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Den Vorschlag wolle Saudi-Arabien beim nächsten Opec-Treffen im Mai unterbreiten.

  Zudem standen die wöchentlichen US-Lagerdaten im Fokus. Ebenfalls am Mittwoch wird die Opec ihren Bericht für März vorlegen. Beobachter sind gespannt, ob die Mitglieder tatsächlich ihrer Selbstverpflichtung zur Förderbegrenzung nachgekommen sind. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI legte zum US-Settlement um 0,6 Prozent auf 53,40 Dollar zu. Brent erhöhte sich um 0,4 Prozent auf 56,23 Dollar.

Dax: Wie hoch fliegen Lufthansa?

Bei den Einzelwerten im Dax stachen Lufthansa positiv heraus, deren Titel starke rund 4,5 Prozent anzogen. Exane hatte die Aktien auf "Outperform" hochgestuft. Auch die Bekanntgabe von Verkehrszahlen schob die Titel an, die bereits zum Wochenauftakt größter Dax-Gewinner gewesen waren, nachdem überraschend gute Verkehrszahlen des Konkurrenten Air France-KLM die Kurse der großen europäischen Airlines nach oben getrieben hatte.

Deutsche Post verloren dagegen etwa 0,7 Prozent. Der Konzern gab bekannt, ins Automobilgeschäft einzusteigen und dabei weiter auf Elektromobilität setzen zu wollen. Der von der Post entwickelte und produzierte Elektrolieferwagen Streetscooter soll nun erstmals an Dritte geliefert werden. Bislang hatte der gelbe Logistikriese das Fahrzeug im Zuge seiner Umstellung auf emissionsfreie Zustellung ausschließlich für den Eigenbedarf hergestellt.

MDax: Salzgitter und die Strafzölle

Salzgitter büßten am Ende fast 3 Prozent ein, nachdem bekannt geworden ist, dass das Unternehmen bereits seit März Strafzölle in den USA aufgebrummt bekommt. Der Vorwurf: Die Preise für Grobblech von Salzgitter seien Dumping-Preise und schadeten dadurch den US-Herstellern. Die Zölle sollen über 20 Prozent betragen.

K+S gewannen 0,5 Prozent. Das drückende Angebot an Kali scheint momentan aus dem Markt zu weichen, die Nachfrage dürfte die Preise für Dünger im Jahresverlauf steigen lassen, wie es im Handel hieß. Dort wurde auch auf die Aussagen von Ken Seitz, Vorstandschef der Kali-Vertriebsgesellschaft Canpotex, verwiesen: Demnach akzeptierten die chinesischen Kunden einen erheblichen Preisaufschlag für Dünger in ihren Verträgen. Die Lager seien gegenüber dem Vorjahr leerer. Das sind auch für K+S tendenziell gute Nachrichten.

TecDax: Dialog brechen ein

Um in der Spitze 36 Prozent ging es für die Titel von Dialog Semiconductor abwärts. Am Ende stand ein Abschlag von unter 15 Prozent. Der Chiphersteller und Apple-Zulieferer wurde vom Bankhaus Lampe auf "Verkauf" gesetzt. Grund sei die mögliche Apple-Eigenproduktion eines bisherigen Dialog-Chips, die ab 2019 auch ergebnisseitig negative Auswirkungen haben könnte.

Europa: Luxus macht sich bezahlt

LVMH verteuerten sich rund 0,5 Prozent - nach guten Umsatzzahlen im ersten Quartal. "Der Start ins Jahr ist geglückt", sagte ein Aktienhändler. Im ersten Quartal profitierte das Unternehmen von einem starken Wachstum in allen Bereichen, regional brummte das Geschäft in Asien, Europa und den USA. Der Umsatz kletterte von Januar bis März um 15 Prozent, das organische Wachstum betrug 13 Prozent. Doch das Unternehmen dämpfte zu hohe Erwartungen und verwies darauf, dass der starke Anstieg auch auf ein schwaches Vergleichsquartal zurückzuführen sei.

Givaudan schlossen mehr als 3 Prozent fester. Das Auftaktquartal war für den schweizerischen Aromen- und Duftstoff-Hersteller gut gelaufen. "Besonders das Geschäft mit Aromen hat überzeugt", so ein Aktienhändler. In diesem Bereich legten die Umsätze der Schweizer um 13 Prozent zu. Dies wertet der Händler als gute Vorlage für den deutschen Wettbewerber Symrise. Hier erwarten die Analysten von der DZ Bank bisher ein nominales Wachstum von 7,5 Prozent.

USA: Anleger halten sich zurück

Die Wall Street hat ihren ruhigen vorösterlichen Handel am Dienstag fortgesetzt und nur wenig verändert geschlossen. Angesichts einer möglichen Verschärfung geopolitischer Konflikte hätten auch die US-Anleger ihr Pulver trocken gehalten, hieß es.

Der Dow Jones Industrial endete mit einem knappen Minus von 0,03 Prozent bei 20.651,30 Punkten und machte damit seine anfänglich deutlicheren Verluste nahezu wett. Bereits zum Wochenauftakt war der US-Leitindex nicht vom Fleck gekommen. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,14 Prozent auf 2353,78 Punkte. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 fiel um 0,43 Prozent auf 5398,40 Punkte.

Aktien der Fluggesellschaft United Continental (UAL) büßten etwa 1,1 Prozent ein. Anleger bestraften das Unternehmen damit für die rüde Behandlung, die einem Passagier zuteilwurde. Er war am Sonntag mit Gewalt aus einem überbuchten Flugzeug geholt worden. Am Montag hatte die United-Aktie noch nicht auf die Meldung reagiert und sogar zugelegt.

Devisen: Euro deutlich über 1,06

Der Euro legte auch wegen neuer Wahlumfragen aus Frankreich zu. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Abend mit 1,0604 Dollar gehandelt. Am Morgen war der Euro noch bis auf 1,0579 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0616 Dollar fest nach 1,0578 Dollar zum Wochenbeginn.

Verantwortlich für die Kursgewinne war laut Stephan Rieke, Devisenexperte bei der BHF-Bank, auch eine leicht gestiegene Zustimmung für den proeuropäischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron in Frankreich. Nach einer Erhebung des Meinungsforschungsinstitut Opinionway hat Macron seinen Vorsprung gegenüber der Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, im möglichen zweiten Wahlgang ausgebaut. Beide gelten als die wahrscheinlichsten Kandidaten für den zweiten Wahlgang.  Zudem hatten robuste Konjunkturdaten aus Deutschland den Euro gestützt.

Asien: Sydney fällt aus der Reihe

Überwiegend rote Vorzeichen beherrschten die ostasiatischen Börsen am Dienstag. Vor allem die geopolitischen Spannungen in der Region ließen die Anleger vorsichtig agieren. Größere Verluste waren aber nicht zu verzeichnen, zumal die steigenden Rohstoffpreise etwas stützten und den Markt in Sydney sogar ins Plus hievten.

Der S&P/ASX200 verbesserte sich 0,3 Prozent. Der Tokioter Nikkei-Index schloss 0,3 Prozent tiefer bei 18.878 Punkten. Der südkoreanische Kospi-Index gab 0,4 Prozent nach, das MSCI-Barometer asiatischer Werte ohne Japan tendierte 0,3 Prozent schwächer.

Der HSI in Hongkong und der Shanghai Composite verbuchten ebenfalls Verluste. Hier gehörten Unternehmen aus dem Energiesektor zu den größten Verlierern. Einem Insider zufolge schickte Chinas Zollbehörde mit Kohle beladene Schiffe aus Nordkorea zurück und setzt damit einen Importbann um.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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