Marktberichte

Wall Street nimmt Gewinne mit Dax schließt galaktisch weit oben

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(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einem sensationellen Handelstag verabschiedet sich der Dax ins Wochenende: Der schwache Euro und der Anlagenotstand verhelfen dem deutschen Leitindex zu einem neuen Allzeithoch. Zudem passiert er erstmals die 12.300-Punkte-Marke.

Eine starke Steigleistung mit neuen Allzeithochs im Minutentakt zeigte der Dax am letzten Tag der Handelswoche: Nach dem Überspringen der 12.300er Marke am Vormittag kam er am Nachmittag ganz nah an 12.400 Punkte heran. Am Ende musste er sich mit "nur" 12.375 Punkten begnügen.

"Der Anlagenotstand ist sehr groß", sagte ein Händler. Wer bisher auf den vermeintlichen Rücksetzer am Aktienmarkt gewartet habe, wurde enttäuscht. "Schnäppchen gibt es nicht mehr", ergänzte der Händler. Wenn Aktien bisher nicht gelaufen seien, habe dies einen fundamentalen Grund.

Einmal mehr war es der schwächelnde Euro, der die Gelder der internationalen Anleger anzog. Am Vormittag fiel der Euro unter die Marke von 1,06 Dollar und sank Richtung Jahrestief. Zudem hatte die auslaufende Woche gezeigt, dass sich das Übernahmekarusell immer schneller dreht. Die Fantasie, dass weiterhin hohe Prämien für europäische Unternehmen gezahlt werden, machte die Anleger zuversichtlich und stützte die Kurse.

Der Euro setzte seinen Fall vom Vortag fort. Das Protokoll der jüngsten Offenmarktsitzung der US-Notenbank hatte grünes Licht für eine weitere Dollaraufwertung gegeben. Trotz seit Wochen nur durchwachsener Wirtschaftsdaten aus den USA sind die Währungshüter weiter auf Zinserhöhungskurs. Die meisten Analysten rechnen damit, dass die Fed im September erstmals den Leitzins erhöhen wird.

Eine nachgebende Einheitswährung stützt die Exportchancen der europäischen - und hier vor allem der deutschen - Unternehmen. Die Societe Generale schätzt, dass eine zehnprozentige Abwertung des Euro die Unternehmensgewinne im Schnitt um etwa 7 Prozent steigen lässt.

Viel Liquidität fließt nach Europa

Bundesanleihen notierten unverändert auf Rekordniveau; am Vortag waren die Zehnjährigen mit 0,14 Prozent auf ein Renditeallzeittief gefallen. Auch die Rendite achtjähriger Anleihen war unter die Nullprozentmarke gerutscht. Rentenexperten halten es nur noch für eine Frage der Zeit, bis auch die Zehnjährigen ihre jeweiligen Besitzer mit einem Vermögensverlust bestrafen. Bei schweizerischen Staatsanleihen ist dies bereits der Fall.

Mit Interesse schauen Händler auf die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Sie gibt am Abend die Ergebnisse ihrer Bonitätsüberprüfung für Frankreich und Spanien bekannt. Vor allem bei Spanien hofft der Markt auf eine positivere Einstufung als Zeichen, dass die Krise in Südeuropa ausgestanden ist. Aus den USA gibt es vor dem Wochenende keine wichtigen Daten.

Weiterhin fließt viel Liquidität nach Europa. Allein in der vergangenen Woche ist laut Bank of America-Merrill Lynch frisches Geld im Volumen von 3,9 Milliarden Dollar an die europäischen Börsen geflossen. Seit Jahresbeginn seien 54,3 Milliarden Dollar in Europa angelegt worden. Auch europäische Anleihemärkte sind gefragt. In der vergangenen Woche seien Bonds im Volumen von 7,2 Milliarden Dollar gekauft worden.

Deutschland: Deutsche Bank im Fokus

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,58

Der Dax schloss am Ende nach einer weiteren Verbesserung seines Allzeithochs auf 12.391 Punkte mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 12.375 Zählern. Der MDax stieg um 1,2 Prozent auf 21.620 Punkte, was gleichzeitig ein neuer Rekordpunktestand war. Der TecDax legte 1,7 Prozent zu auf 1676 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verbesserte sich um 0,9 Prozent auf 3814 Zähler.

Zu den größten Dax-Gewinnern zählten die Aktien der Deutschen Börse mit einem Plus von 2,9 Prozent. Der Börsenbetreiber profitiert besonders vom Liquiditätszufluss nach Europa. Die Aktie stieg in der Folge erstmals seit fast sieben Jahren über die 80-Euro-Marke. "Die Erwartung ist natürlich, dass mit der Hausse verstärkt Anleger an den Markt kommen und die Volumina anziehen", sagte ein Händler.

Ganz oben standen am Ende aber die Pharma- und Medizin-Aktien von Fresenius, Bayer und FMC mit Kursgewinnen zwischen 3,4 und 3,1 Prozent. "Die M&A-Welle im Gesundheitssektor dürfte weiterrollen und die Bewertungen am Markt entsprechend steigen", prognostizierte ein anderer Händler.

 Deutsche Post legten 2,7 Prozent zu - Barclays hat die Titel auf "Overweight" hochgenommen.

Im Fokus standen auch Aktien der Deutschen Bank, die im Skandal um Zinsmanipulationen offenbar kurz vor dem Abschluss eines milliardenschweren Vergleichs mit den Behörden in den USA und Großbritannien steht. Die Aktien rückten stark unterdurchschnittlich um lediglich 0,3 Prozent vor.

Im MDax brachen Südzucker um 8,1 Prozent ein. Der Zuckerproduzent rechnet für das Geschäftsjahr 2015/16 mit einem Rückgang des Konzernumsatzes auf rund sechs bis 6,3 Milliarden Euro und einem deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses auf rund 50 bis 150 Millionen Euro.

USA: Wall Street im Zeichen von General Electric

Die US-Börsen starteten ebenfalls mit Gewinnen in den letzten Handelstag der Woche. Kurstreiber sind die Aktien von General Electric, die acht Prozent zulegen. Der Industrie-Konzern verkauft nahezu sein gesamtes Gewerbeimmobilien-Geschäft für 26,5 Milliarden Dollar unter anderem an den Finanzinvestor Blackstone und die Bank Wells Fargo. Es ist der größte Verkauf dieser Art seit 2007.

Zudem kündigte GE an, eigene Aktien für bis zu 50 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Das kam am Markt gut an. "Ich gehe davon aus, dass es weitere Aktienrückkaufprogramme geben wird, weil viele wichtige Papiere wie beispielweise Apple unterbewertet sind", sagte Analyst Adam Sarhan von Sarhan Capital.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte steigt 0,6 Prozent auf 18.057 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legte 0,5 Prozent auf 2102 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte ebenfalls 0,4 Prozent vor auf 4995 Stellen.

Blackstone machte aber nicht nur mit dem GE-Deal Schlagzeilen am Markt. Der Investor kauft auch für zwei Milliarden Dollar die Immobilienfirma Excel Trust. Excel-Aktien schießen 14,2 Prozent in die Höhe. Die Blackstone-Papiere gewinnen 1,9 Prozent.

Devisen: Euro weiter auf Talfahrt

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Der Euro hat seinen zum Wochenstart begonnenen Sinkflug fortgesetzt. Erst am Nachmittag konnte sich die Gemeinschaftswährung etwas fangen. Im Tagestief kostete ein Euro 1,0568 US-Dollar und damit so wenig wie letztmalig Mitte März. Zuletzt waren es 1,0610 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0570 (Donnerstag: 1,0774) Dollar festgelegt.

Seit Wochenbeginn hat der Euro vier US-Cent eingebüßt. Als wichtigster Grund gilt die amerikanische Geldpolitik. Zwar ist der genaue Zeitpunkt der lang erwarteten Zinsstraffung ungewiss. Ein Ende der langjährigen Nullzinspolitik scheint sich aber trotz starkem Dollar, schwacher Inflation und zuletzt enttäuschender Konjunkturdaten abzuzeichnen.

Dem Dollarauftrieb konnten sich vor dem Wochenende nur wenige Währungen entziehen. Dazu gehörte der russische Rubel, der seine Erholung fortsetzte. Seit Anfang Februar hat der Rubel zu Dollar und Euro etwa dreißig Prozent an Wert gewonnen.

Rohstoffe: Ölpreise steigen nach Handelseröffnung in New York

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,07

Am Rohstoffmarkt gibt es erst am Nachmittag Bewegung: Ein Barrel (etwa 159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai steigt auf 57,65 US-Dollar und kostete damit 1,08 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 64 Cent auf 51,43 Dollar.

Gestützt werden die Ölpreise durch jüngste Aussagen aus dem wichtigen Förderland Iran. Der oberste religiöse Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, hatte sich skeptisch geäußert, ob das für Juni geplante umfassende Abkommen zur Beilegung des Atomstreits erreicht werden kann. Zuletzt hatten die Ölpreise nachgegeben, weil im Falle eines Abkommens Wirtschaftssanktionen gegen den Iran beendet werden könnten. Das hätte unweigerlich eine Ausweitung der dortigen Ölförderung zur Folge, die den ohnehin satten Markt weiter belasten würde.

Asien: Nikkei nimmt 20.000-Punkte-Hürde - und fällt dann zurück

Die asiatischen Börsen haben ihren Aufwärtstrend weitgehend fortgesetzt. In Tokio übersprang der Leitindex Nikkei im Handelsverlauf erstmals seit 15 Jahren die 20.000-Punkte. Sie erwiesen sich dann aber als vorerst zu harte Widerstandslinie, die den Nikkei abprallen ließ. Der 225 Werte umfassende Index schloss schließlich 0,15 Prozent im Minus bei 19.907 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,3 Prozent auf 1589 Zähler.

Analysten zufolge entschlossen sich viele Anleger nach dem Anstieg zu Gewinnmitnahmen. So gaben die Toyota -Aktien 0,5 Prozent nach. Die meisten anderen Fernost-Börsen lagen aber im Plus:

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte 0,4 Prozent zu. Deutliche Gewinne verzeichneten die chinesischen Aktienmärkte. Die Börse in Hongkong profitierte dabei weiterhin vom Kapitalzufluss der Anleger aus der Volksrepublik, die günstige Kaufmöglichkeiten suchten.

Die Märkte zeigten sich zudem unbeeindruckt von den aktuellen Inflationszahlen. Sie machten deutlich, dass die bisherigen Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung den Deflationsdruck in China kaum mildern konnten. "Generell ist die chinesische Wirtschaft nach wie vor mit einem ernsten Abwärtstrend konfrontiert, ohne dass eine nachhaltige Besserung in Sicht ist", sagte Yu Pingkang, Chefvolkswirt des Brokers Hutai Securities. Das Risiko eines breiteren Preisverfalls bleibe bestehen und die Notenbank sollte eine weitere geldpolitische Lockerung in Erwägung ziehen, um das Wachstum anzukurbeln, sagte er.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/DJ

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