Marktberichte

Dow Jones legt etwas zu Dax rauscht in die Tiefe

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Gewinn vom Vortag ist dahin - für den Dax geht es im Dienstagshandel kräftig nach unten. Vor allem die Zurückhaltung vor dem US-Zinsentscheid drückt die Kurse. Griechenland bleibt ein Unsicherheitsfaktor. In New York erlebt Twitter ein Debakel.

Der Dax hat am zweiten Handelstag der Woche einen dramatischen Einbruch erlebt. Gestartet war der deutsche Leitindex oberhalb der 12.000er Marke. Im Verlauf rauschte er jedoch nach unten und riss zwischenzeitlich sogar die 11.800-Punkte-Grenze. Allerdings konnte er sich am Schluss knapp oberhalb von dieser stabilisieren.

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"Viele Anleger verziehen sich an die Seitenlinie", sagte ein Händler. Sie warteten auf die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung, die am Mittwochabend veröffentlicht werden. Im Vorfeld sei das Kaufinteresse gering. Allerdings sei auch der Verkaufsdruck trotz der vergleichsweise deutlichen Abschläge nicht groß: Im Dax-Future wurde bis zum Nachmittag gerade einmal gut die Hälfte des Volumens vom Montag umgesetzt.

Marktteilnehmer versprechen sich von der Notenbank Aufschluss darüber, wie es mit der Geldpolitik in den USA weiter geht. Besonders der Wechselkurs des Euro zum Dollar wird derzeit vor allem von der Spekulation getrieben, wann die US-Notenbank die Leitzinsen anhebt. Jeder Hinweis darauf dürfte zu einer kräftigen Kursbewegung am Devisenmarkt führen.

Am Nachmittag lag der Euro weiterhin deutlich über 1,09 Dollar und verteidigte damit die Gewinne vom Wochenauftakt. Die Renditen der deutschen Langläufer tendierten auf sehr niedrigem Niveau wenig verändert.

Aus dem politischen Umfeld rückten wieder die Belastungsfaktoren in den Vordergrund. Ein Händler verweist auf die Griechenland-Krise mit den Gedankenspielen des griechischen Premiers, nach denen möglicherweise Volksabstimmungen über die geforderten Reformen entscheiden sollen. Zudem verschärfe sich die Lage in der Ukraine wieder.

Etwas gedämpft wurde die Stimmung auch von der Entwicklung der US-Märkte. Dort hatte der S&P-500 seine Klettertour auf neue Höchststände erst einmal wieder abgebrochen.

Außerdem stand die Berichtssaison heute im Fokus. Den Startschuss lieferte am Vorabend bereits die Commerzbank, die zudem eine Kapitalerhöhung durchführt. Mit Philips, Orange und Daimler hatten Unternehmen quer durch alle Branchen ebenfalls Geschäftszahlen vorgelegt.

Deutschland: Coba-Aktien brechen ein

Commerzbank
Commerzbank 13,37

Der Dax schloss am Ende 1,9 Prozent im Minus und sank auf 11.811 Punkte - seine Tagestief hatte er zuvor bei 11.744 Zählern markiert. Für den MDax ging es ebenfalls 1,9 Prozent nach unten auf 20.918 Zähler. Verluste auch beim TecDax, der 1,8 Prozent nachließ und bei 1648 Punkten schloss. Der Euro-Stoxx-50 sank um 1,6 Prozent und landete bei 3710 Zählern.

Geprägt wird der Markt nach wie vor auch von der Berichtssaison. So sorgten Daimler auf dem Börsenparkett für Gesprächsstoff. Der Autobauer hatte den Absatzrekord im ersten Quartal in einen starken Gewinnanstieg umgemünzt. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schnellte um 41 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro in die Höhe. Daimler lagen in einem schwachen Umfeld vergleichsweise gut mit einem Verlust "nur" 0,7 Prozent.

Die Commerzbank lieferte bereits am Vorabend gute Geschäftszahlen, allerdings gab die Bank gleichzeitig eine Kapitalerhöhung bekannt, die die Aktie zunächst belastet. Sehr positiv werten Händler aber die Geschäftszahlen. "Allein der operative Gewinn lag ja doppelt so hoch wie die Erwartungen", sagte ein Händler. Gut komme auch der Ausblick an, die Eigenkapitalrendite der Kernbank bis 2016 auf über 10 Prozent steigern zu wollen. Belastet durch die Kapitalerhöhung verlor die Aktie aber 5,7 Prozent.

Bei Aixtron reagierte der Aktienkurs zunächst positiv auf die Nachricht, dass im ersten Quartal ein Teil eines Großauftrags aus China als Auftrag gebucht worden ist. Am Ende schloss die Aktie aber 0,9 Prozent im Minus.

USA: Wall Street hauchzart verbessert

Die wichtigsten US-Indizes haben am Dienstag keinen gemeinsamen Trend gefunden. Der Dow Jones Industrial und der S&P 500 trotzten dem im April überraschend schwachen US-Verbrauchervertrauen und gingen mit moderaten Gewinnen aus dem Handel. Der Technologiesektor war dagegen von Gewinnmitnahmen bei Apple und einem massiven Kurseinbruch bei Twitter geprägt.

Der Dow-Jones-Index gab im frühen Handel zwar bis auf 17.917 Punkte nach, schaffte aber letztlich die Wende und schloss mit einem Aufschlag von 0,40 Prozent bei 18.110,14 Punkten. Der marktbreite S&P 500, der tags zuvor im Handelsverlauf bei 2125 Punkten einen weiteren Rekordstand erreicht hatte, verbesserte sich um 0,28 Prozent auf einen Schlusskurs von 2114,76 Punkten. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,22 Prozent auf 4515,26 Punkte.

Die Aktien von Twitter erlebten eine steile Talfahrt: Wie aus dem vorzeitig bekannt gewordenen Zwischenbericht hervorgeht, steckt der Kurznachrichtendienst weiterhin tief in den roten Zahlen. Im ersten Quartal gab es einen Verlust von 162,4 Millionen Dollar. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 74 Prozent auf 436 Millionen Dollar. Twitter verfehlte damit aber sowohl die eigenen Vorhersagen als auch die Erwartungen der Analysten. Auch die Prognose für 2015 wurde gekappt.

Twitter musste die Zahlen früher als geplant vorlegen, weil Eckdaten bereits vor Börsenschluss an die Marktöffentlichkeit durchgesickert waren. Die auf das Aufspüren von Informationen im Netz spezialisierte Firma Selerity hatte sie über Twitter veröffentlicht. Das war ihr schon im Jahr 2011 bei Microsoft-Zahlen gelungen. Damals waren sie von dem Software-Konzern zu früh ins Netz gestellt worden.

Die Twitter-Aktie verlor nach Auftauchen der Zahlen binnen weniger Minuten fast sechs Prozent. Danach wurde sie zeitweise vom Handel ausgesetzt. Nachbörslich brach der Kurs um bis zu 20 Prozent ein. Die Zahl aktiver Nutzer bei Twitter stieg binnen drei Monaten von 288 auf 302 Millionen im Monat. Rund 80 Prozent von ihnen greifen auf den Dienst von Smartphones und Tablets zu. Twitter gab außerdem eine Kooperation mit Googles Werbefirma Doubleclick sowie die Übernahme des Anzeigen-Spezialisten TellApart bekannt.

Devisen: Euro nähert sich 1,10-Dollar-Marke

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,06

Der Euro macht an den Finanzmärkten zunehmend Boden gut. Die Gemeinschaftswährung stieg bis auf 1,0983 US-Dollar. Das war etwa ein Cent mehr als am Morgen. Die Gewinne konnten bis zum späten Nachmittag fast vollständig gehalten werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0927 (Montag: 1,0822) Dollar festgesetzt.

Die jüngste Erholung des Euro führen Experten vor allem auf zwei Entwicklungen zurück: Zum einen macht sich Hoffnung breit, dass sich die griechische Regierung im Schuldenstreit mit ihren Geldgebern bewegen könnte. So waren am Montag personelle Veränderungen im Athener Verhandlungsteam vorgenommen worden. Zudem hatten Medien berichtet, die Regierung könnte von Wahlversprechen abrücken, die Absprachen mit den Europartnern entgegenstehen. Nicht nur der Euro, auch griechische Aktien und Staatsanleihen legten seither zu.

Das zweite große Thema an den Märkten ist die Geldpolitik in den USA. Die wichtigste Frage ist, wann und in welchem Tempo die US-Notenbank Fed ihren Leitzins anheben wird. Nach einer raschen Zinswende sieht es aber nicht aus: Die Konjunktur dürfte im ersten Quartal stark durch das schlechte Wetter und zahlreiche Streiks belastet worden sein.

Rohstoffe: Ölpreise weiter kaum verändert

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,97

Am Ölmarkt legt der Preis für das Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) 9 Cent zu, löst sich damit deutlich vom Tagestief und liegt bei 57,08 Dollar. Der Preis für ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent fällt hingegen um 8 Cent auf 64,75 Dollar. Vor den am Mittwoch anstehenden Daten zu den US-Öllagerbeständen zeigen sich die Anleger aber vorsichtig.

Der Goldpreis kann seine jüngsten Aufschläge verteidigen und notiert weiter knapp über 1200 Dollar je Feinunze. Viele Anleger wollten sich vor der US-Notenbanksitzung absichern, heißt es zu der jüngsten Stärke. Auch der schwächelnde Dollar hält den Goldpreis oben.

Asien: Roboter-Aktie springt in die Höhe

Die Anleger an den Börsen in Fernost haben sich vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank mit Käufen zurückgehalten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag knapp 0,4 Prozent im Minus, nachdem er am Vortag noch auf den höchsten Stand seit sieben Jahren gestiegen war.

Am größten fielen die Verluste zeitweise an der Börse in Shanghai aus. Hier gaben vor allem Kleinwerte nach. Investoren erwarteten von dem Beschluss der US-Notenbank am Mittwoch Hinweise darauf, wann mit einer Anhebung der Zinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft zu rechnen ist. Die meisten Volkswirte gehen mittlerweile nicht mehr von einer Zinserhöhung vor dem Jahresende aus.

Gegen den allgemeinen Markttrend legte die Börse in Tokio zu. Der Leitindex Nikkei stieg um 0,4 Prozent auf 20.058 Punkte. Im Mittelpunkt stand der Roboterhersteller Fanuc. Die Aktien sprangen zeitweise knapp sieben Prozent in die Höhe, nachdem das Unternehmen deutliche höhere Dividendenausschüttungen in Aussicht gestellt hatte. Dagegen brachen die Anteilsscheine von Tokyo Electron um fast 15 Prozent auf ein Sechsmonatstief ein. Zuvor war die milliardenschwere Fusion des Chipausrüsters mit dem US-Rivalen Applied Materials geplatzt.

Quelle: ntv.de, kst/mbo/dpa/rts/DJ

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