Marktberichte

VW-Aktien im Tiefenrausch Dax schließt ein Prozent höher

Auf dem aufsteigenden Ast: Gute Aussicht, gute Besserung.

Auf dem aufsteigenden Ast: Gute Aussicht, gute Besserung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Düstere EU-BIP-Prognosen stellen einen positiven Ifo-Index erst in den Schatten, danach geht die Sonne wieder auf. Selbst die Italien-Wahlen können die Anleger nicht schrecken. Auf Talfahrt schwenken jedoch plötzlich die VW-Aktien.

Ifo-Institut: Die Unternehmen sind "deutlich optimistischer" geworden.

Ifo-Institut: Die Unternehmen sind "deutlich optimistischer" geworden.

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Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich entschieden: Bei einer sehr durchmischten Nachrichtenlage wurde dem guten Ifo-Index klar die Vorfahrt eingeräumt. Die Nachricht sei "eine eindeutig bullishe" Nachricht für die kommenden Quartale, wie ein Marktteilnehmer sagte. Die schwachen Projektionen der EU-Kommission für das Wirtschaftswachstum 2013 bis 2014 verpassten den europäischen Börsen zwar zwischenzeitlich einen Dämpfer, aber diesen Schreck steckten die Anleger gut weg.

Der Dax schloss nach zwischenzeitlich etwas zaghaftem Handel 1,0 Prozent höher bei 7661 Punkten. Am Donnerstag hatte der Dax 1,9 Prozent verloren.

Schwache EU-BIP-Prognosen

Der BIP-Rückgang von 0,3 Prozent für die Eurozone lag zwar deutlich über den Erwartungen von minus 0,1 Prozent. Die Prognose der Kommission fiel dafür aber durchwachsen aus: Die EU rechnet für das deutsche BIP 2013 mit einem Plus von 0,5 Prozent und 2014 von 2,0 Prozent. Im November hatte sie noch an Wachstumsraten von 0,8 und 2,0 Prozent geglaubt.

Hinzu kam, dass auch die Haushaltsdefizite wichtiger Länder weit von den ehemaligen Maastricht-Kriterien entfernt liegen. Für Frankreich werden Defizite von 3,7 und 3,9 Prozent erwartet, vorherige Schätzungen gingen noch von 3,5 Prozent aus. Beim Wirtschaftswachstum wird mit einer Null gerechnet.

Ifo-Index hilft auf die Beine

Der Ifo-Geschäftsklimaindex -  das wichtigste Konjunkturbarometer für die deutsche Wirtschaft - verbuchte dagegen den größten Anstieg seit Juli 2010. Während die Prognosen nur einen sehr leichten Anstieg auf 104,7 andeuteten, sprang der Index dann doch auf 107,4 Zähler. Zudem betonte das Ifo-Institut, die Unternehmen seien "deutlich optimistischer" geworden. "Gerade nach den schlechten Einkaufsmanager-Indizes gestern hatte niemand auf so einen Sprung gehofft", kommentierte ein Händler.

Eigentlich hätten die Kursreaktionen schon unmittelbar nach dem Ifo-Bericht deutlich stärker ausfallen können, wie Marktteilnehmer feststellten. Dem wirkten aber Belastungsfaktoren wie die Rückzahlung des zweiten EZB-Tenders und die Italien-Wahl entgegen.

Im Fall von Italien fürchten die Märkte, dass das hoch verschuldete Land im Falle eines Wahlsiegs von Silvio Berlusconi von seinem Sparkurs abrücken und sich die Euro-Krise damit wieder verschärfen könnte. Der umstrittene Politiker hat bereits angekündigt, die unter dem scheidenden Ministerpräsidenten Mario Monti eingeführten Reformen rückgängig machen zu wollen.

Schwache EZB-Rückflüsse

Negativ stieß auch das Rückzahlungsvolumen aus dem zweiten Dreijahrestender (LTRO) der EZB auf, das deutlich niedriger ausfiel, als am Markt erwartet worden war. Insgesamt 356 Banken kündigten an, 61,09 Mrd. Euro vorzeitig an die EZB zurückzuzahlen. Erwartet worden waren 120 bis 130 Mrd. Euro. Die geringe Rückzahlung spricht für neue Sorgen der Anleger um die Eurozone.

"Die geringere Bereitschaft zurückzuzahlen, dürfte auch mit den anstehenden Parlamentswahlen in Italien im Zusammenhang stehen", sagte ein Händler. Die Anleger hielten extra Liquidität vor, falls es nach einem Berlusconi-Sieg zu Marktturbulenzen kommen sollte. "Geld können die Banken auch am nächsten Freitag zurückzahlen", hieß es weiter.

Zu den Favoriten im Dax zählten am letzten Handelstag der Woche Finanzwerte und dabei insbesondere die Versicherer: Die Allianz-Aktien, die am Vortag trotz mehrheitlich positiv aufgenommener Zahlen schließlich doch stärker als der Dax verloren hatten, legten um 2,4 Prozent zu. Gegen den Trend sackten Commerzbank nach einer Abstufung um 1,3 Prozent in den Keller.

Siemens profitierten von Gerüchten, dass offenbar der Verkauf der Hörgerätesparte geplant ist. Danach könnten die Münchener bereits in der zweiten Jahreshälfte einen neuen Verkaufsprozess für das Geschäft mit einem Wert von rund 2 Mrd. Euro starten, wie Insider sagten. Die Liste der vom Industriegiganten zum Verkauf gestellten Geschäfte könnte sich damit weiter verlängern. Der Kurs verbesserte sich um 1,5 Prozent.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 120,10

Im plötzlichen Tiefenrausch befanden sich am Nachmittag die Aktien von Volkswagen. VW hat den Betriebsgewinn trotz Eurokrise, Milliarden-Investitionen in sein neues Produktionssystem und der Integration von Zukäufen gesteigert. Obwohl die Zahlen im Rahmen der Erwartungen ausfielen, rauschte die Aktie knapp sieben Prozent ins Minus. Die Anleger hatten sich offenbar bei der Dividende mehr erwartet. Die Dividende für 2012 soll um 50 Cent auf 3,50 Euro je Stamm- und 3,56 Euro je Vorzugsaktie angehoben werden.

Knauf-Einstieg macht KlöCo sexy

Viel Musik war wieder in der zweiten Reihe: Die Aktien von Klöckner & Co sind nach dem Einstieg des Baustoff-Unternehmers Albrecht Knauf weiter heiß begehrt. Die Papiere waren am Freitag mit einem zwischenzeitlichen Plus von bis zu 4,9 Prozent auf 11,45 Euro die größten Gewinner im MDax. Zuletzt notierten die Papiere noch einmal 2,4 Prozent höher. Das strategische Interesse Knaufs an dem Stahlhändler rücke das langfristige Potenzial der Titel wieder in den Mittelpunkt, schrieben die Analysten von HSBC. Sie erhöhten ihr Kursziel auf 13 von zehn Euro mit der Bewertung "Overweight". Knauf hatte Anfang der Woche überraschend eine Beteiligung an dem Konzern von rund acht Prozent gemeldet.

Auch die Geschäftszahlen von Fuchs Petrolub kamen gut an. "Vor allem die deutliche Dividendenerhöhung zeigt Zuversicht in die künftige Entwicklung", sagte ein Händler. Da der Markt derzeit sehr stark auf das Dividendenthema reagiere, könnte dies ein Kurstreiber werden. Fuchs erhöht die Dividende um 30 Prozent auf 1,30 Euro. Erwartet worden waren lediglich 1,10 Euro. Auch die Zahlen sind insgesamt stark ausgefallen. Im MDax zogen die Papiere knapp 5,9 Prozent an.

Air Berlin verteuerten sich im SDax sogar um 8,5 Prozent. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft ist - dank des Verkaufs ihres Vielfliegerprogramms an den Großaktionär Etihad - erstmals seit fünf Jahren wieder in der Gewinnzone gelandet.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa

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