Marktberichte

Was kommt nach dem "Horror-Monat"? Dax-Gewinne schüren Erholungs-Hoffnung

Rund 1000 Punkte verliert der Dax im Januar. Es ist einer der schwächsten Jahresstarts seiner Geschichte. Aber am letzten Handelstag sendet er ein positives Signal, das Mut macht. In New York geht es zum Monatsende steil nach oben.

Ende gut, alles gut? Mit einem Kursaufschlag am letzen Handelstag hat der deutsche Aktienmarkt den "Horror-Monat" Januar beendet. Die Einführung von Strafzinsen durch die Bank of Japan, frische Milliarden durch die chinesische Zentralbank, ein zwischenzeitlich deutlich gestiegener Ölpreis und ein schwächeres US-Wirtschaftswachstum stützten die Kurse. "Wir sehen eine Gegenbewegung", sagte n-tv Börsenexperte Frank Meyer.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Aufschlag von 1,6 Prozent und 9798 Punkten aus dem Handel. Das Tageshoch markierte er bei 9798 Zählern, das Tagestief 9656 Stellen. Am Donnerstag war der Leitindex 2,4 Prozent leichter bei 9640 Zählern aus dem Handel gegangen, hatte aber auch bei 9905 sein Tageshoch gesetzt. Der MDax legte 2,4 Prozent auf 19.478 Punkte zu. Der TecDax sprang 2,8 Prozent auf 1689 Zähler an.

"Rabenschwarzer Januar"

Aber selbst mit den Aufschlägen blickt der deutsche Leitindex  auf einen der schlechtesten Jahresstarts seiner Historie: Im Januar büßte der Dax knapp 1000 Punkte oder rund 9 Prozent ein - das war fast der gesamte Jahresgewinn 2015. Am letzten Handelstag 2015 hatte der Dax mit einem Punktestand von 10.743 Punkten geschlossen.

"Es könnte noch eine ganze Zeit lang holprig werden für Investoren", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research. Er weckte jedoch auch Zuversicht: "Ab Anfang Februar kommt ein frischer Aspekt hinzu, der Hoffnung macht. Denn in den USA können viele Firmen ihre Aktienrückkaufprogramme wieder aufnehmen. Dies könnte die US-Märkte stützen und damit indirekt positiv auf den Dax wirken."

Asien: Deutliche Kursaufschläge

Rückenwind für den deutschen Aktienmarkt kam bereits aus Asien: Die japanische Notenbank führte überraschend negative Zinsen ein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Sie folgte damit dem Beispiel der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizer Nationalbank. In Tokio stieg der Nikkei-Index am Freitag um 2,8 Prozent auf 17.518 Punkte. In Seoul zeigte sich der Kospi etwas fester. Der Shanghai Composite legte 3,1 Prozent auf 2738 Zähler zu.

Die chinesische Zentralbank (PBoC) pumpte zudem abermals Geld in den Markt, damit die Banken während der Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest im Februar genügend Liquidität zur Verfügung haben. Die PBoC hatte am Donnerstag angekündigt, die Häufigkeit ihrer Geldmarktoperationen temporär zu erhöhen. Zwischen dem 29. Januar und dem 19. Februar wird es demnach an jedem Arbeitstag eine Geldmarktoperation geben.

Rohstoffe: Ölpreis kommt zurück

Die Ölpreise schoben am Freitag erst den Aufwärtstrend des Dax an und bremsten ihn später ein: Nach anfänglichen Kursgewinnen drehten sie am Nachmittag ins Minus. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur März-Lieferung kostete dann am Abend 35,38 Dollar. Das war in etwa der Preis vom Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel 0,8 Prozent auf 33,47 Dollar.

An den vergangenen Tagen hatten die Ölpreise deutlich zugelegt, angeheizt von Spekulationen über eine Drosselung der Förderung. Russischen Angaben zufolge hatte Saudi-Arabien eine solche um bis zu fünf Prozent vorgeschlagen. Analysten der Commerzbank sind aber grundsätzlich skeptisch: Selbst bei einer Einigung müssten den Worten erst einmal Taten folgen. "Zudem sind die Anreize zur Abweichung von einer solchen Vereinbarung hoch", so die Commerzbank. "Dass der Markt trotz der hohen Unsicherheit bezüglich einer tatsächlichen Angebotskürzung so stark reagiert hat, ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass die Preise vorab extrem stark gefallen waren", hieß es weiter. Tatsächlich habe die Erholung der Ölpreise schon am vergangenen Freitag begonnen und das "ohne wirklichen Grund".

Dax: Adidas im Höhenrausch

Bei den Einzelwerten im Dax standen Versorger und Banken im Fokus. Nach anfänglich deutlichen Gewinnen drehten die Versorger ins Minus: RWE gaben 1,3 Prozent ab, Eon 1,4 Prozent. Auch ThyssenKrupp verloren deutlich: mehr als 3 Prozent. Auf der Hauptversammlung stimmte Konzernchef Heinrich Hiesinger die Aktionäre auf ein schwieriges Jahr ein. Zudem machten Investoren Druck, dass der Konzern Unternehmensteile verkaufen soll.

Dagegen tummelten sich die jüngst arg gebeutelten Finanzwerte auf der Gewinnerseite. Commerzbank zogen 0,8 Prozent an, Deutsche Bank 0,2 Prozent. Allianz preschten fast 3 Prozent vor. Linde verbesserten sich nach einer Kaufempfehlung der Credit Suisse 1,3 Prozent.

Adidas gewannen rund 1 Prozent und kämpfen erneut um den Ausbruch und markierten mit 94,80 Euro zeitweise den höchsten Stand aller Zeiten. Händler verwiesen nach wie vor auf die günstigen Vorlagen von Under Armour. "Sollte der Gesamtmarkt mitspielen, sind 100 Euro in der Adidas-Aktie drin", sagte ein Händler mit Blick auf die neuen Hochs nach langer Konsolidierung.

MDax:  Ströer im Blick

Gute Umsätze des französischen Wettbewerbers JCDecaux wirkten sich auf den Aktienkurs des deutschen Wettbewerbers Ströer aus. Die Franzosen hatten den Umsatz im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gesteigert. "Die Konsensprognose liegt bei 3,1 Milliarden Euro", sagte ein Händler. Ströer gewannen 2 Prozent.

Dagegen fielen Aurubis 0,5 Prozent. Die Titel gehörten am Donnerstag zu den größten Verlierern unter den Nebenwerten. Die Zahlen hatten enttäuscht.

TecDax: Windkraft statt Solar

SMA Solar führten die TecDax-Verliererliste mit einem Abschlag von rund 7 Prozent an. Bei SMA überwiege am Markt die Enttäuschung über den Gewinnausblick, sagte ein Händler. Das Unternehmen hatte für 2016 ein Ebit von 80 bis 120 Millionen Euro in Aussicht gestellt. "Die meisten Analystenprognosen liegen am oberen Rand dieser Spanne oder gar deutlich darüber." Ein anderer Händler riet, auf dem niedrigeren Kursniveau zu kaufen: "SMA Solar hat auch im vergangenen Jahr einen vorsichtigen Ausblick gegeben, um im Verlauf des Jahres Platz für höhere Gewinnziele zu haben."

Nordex preschten dagegen an die Spitze der Gewinner. Das Plus betrug mehr als 7 Prozent. Hier verwiesen Marktteilnehmer auf einen Bericht der Wirtschaftszeitung "El Confidencial". Demzufolge hat Siemens Übernahme-Interesse an dem spanischen Nordex-Konkurrenten Gamesa. Auch Siemens kletterten, nachdem sie bereits zur Wochenmitte einen 9-Prozent-Satz gemacht hatten, um 1,4 Prozent.

USA: Starker Wochenschluss

An den US-Aktienmärkten erlebten Anleger am letzten Handelstag der Woche ein kleines Kursfeuerwerk. Die deutlich negative Monatsbilanz werde dadurch etwas geschönt, meinte ein Beobachter. Der Dow-Jones-Index schloss 2,47 Prozent oder fast 400 Punkte höher bei 16.466,30 Punkten. Der US-Leitindex ging damit auf seinem Tageshoch aus dem Handel.

Die Wochenbilanz im Dow fiel mit plus 2,3 Prozent ebenfalls positiv aus. Für den Monat Januar verzeichnete das prominente Börsenbarometer mit seinen 30 Titeln aus der US-Börsenlandschaft aber immer noch ein deutliches Minus von 5,5 Prozent. Das war gleichzeitig der höchste Monatsverlust seit August 2015. Der marktbreite S&P-500-Index stieg am letzten Handelstag im Januar um 2,48 Prozent auf 1940,24 Punkte. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 2,22 Prozent auf 4279,17 Punkte.

Die Gründe für den Kursauftrieb waren offensichtlich: Händler machten eine überraschende Lockerung der japanischen Geldpolitik, weiter anziehende Ölpreise sowie Signale für ein deutlich aufgehelltes Geschäftsklima in den USA für die hohen Gewinne verantwortlich. Positive Impulse erhielten die Märkte zudem von starken Quartalszahlen etwa von Microsoft sowie den Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard.

Devisen: Euro schwach, Yen noch schwächer

Der Euro büßte an Wert ein und fiel deutlich unter die Marke von 1,09 Dollar. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0828 Dollar und damit mehr als einen Cent weniger als am Donnerstagabend. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag noch auf 1,0920 Dollar nach 1,0903 Dollar am Donnerstag festgesetzt.

Nachdem der Euro in der Tendenz seit Montag durchgehend gestiegen war, erklärten Händler die aktuellen Verluste mit einer Gegenbewegung zum Wochenschluss. Trotz einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur in den USA war der Dollar bei Anlegern gefragt und der Euro geriet im Gegenzug immer stärker unter Verkaufsdruck.

Zu den Belastungsfaktoren für den Euro zählten auch schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus dem Euroraum. Im Dezember war die Geldmenge im gemeinsamen Währungsraum nicht so stark wie erwartet gewachsen, was unter Experten Fragen über die Wirksamkeit der extrem lockeren Geldpolitik der EZB aufwarf.

Noch stärkere Verluste als der Euro erlitt der japanische Yen, der zum Dollar mehr als 2 Prozent nachgab und auf den tiefsten Stand in diesem Jahr fiel. Auslöser war eine erneute Lockerung der bereits sehr expansiven Geldpolitik durch die Bank of Japan.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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