Marktberichte

Kehrt marsch! Dax-Gewinne schmelzen ab

Na, wohin laufen sie denn?

Na, wohin laufen sie denn?

(Foto: REUTERS)

Unterm Strich bleibt fast nichts: Schwächere US-Wirtschaftsdaten holen die Börsen von ihren Tageshochs zurück. Zu den Gewinnern gehören die Versorger, hier stützen gleich mehrere Faktoren.

Anleger haben sich zur Wochenmitte auf rutschigem Untergrund bewegt. Nach der Veröffentlichung schwächerer US-Wirtschaftsdaten kamen die Börsen von ihren Tageshochs deutlich zurück. Der Chicago-Index fiel im Mai auf 55,2 nach 58,3. Erwartet worden war lediglich ein Rückgang auf 56,5 Punkte.

Im Handel war von großer Enttäuschung die Rede, wenngleich sich der Index immer noch auf einem hohen Niveau bewegt. Bei Handelsschluss notierte der Dax nur noch 0,1 Prozent höher bei 12.615 Punkten, das Tageshoch lag bei 12.709 Punkten. Der Eurostoxx50 schloss immerhin 0,3 Prozent höher bei 3562 Zählern.

Der Vormittagshandel war lustlos, erst am Nachmittag scherten die Indizes dann nach oben aus. Auf dem Parkett war von technisch bedingten Käufen die Rede. Einen nachrichtlichen Auslöser gab es nicht. Händler beklagten vielmehr die mangelnden Impulse.

Viele Anleger wollten die für die US-Zinspolitik entscheidenden Arbeitsmarktdaten im weiteren Wochenverlauf abwarten, hieß es. "Die Luft scheint raus an Europas Börsen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Vor allem die bevorstehende Rückkehr der politischen Risiken sorge für eine gedrückte Stimmung. 

Leichte Unterstützung kam von besseren Einkaufsmanagerindizes aus China. Die Verbraucherpreise aus Europa setzten keine Akzente. Wie die deutschen sind auch die Preise auf europäischer Ebene im Mai deutlich zurückgekommen.

Die Verbraucherpreise stiegen im Mai um 1,4 Prozent nach 1,9 Prozent im April. Erwartet worden war ein Rückgang auf 1,5 Prozent. "Die EZB steht mithin nicht unter Druck, ihre expansive Geldpolitik vorschnell zurückzufahren, wenngleich das konjunkturelle Umfeld eine Anpassung des EZB-Wordings bei der Sitzung in der nächsten Woche durchaus rechtfertigt", kommentierte die Helaba.

Politische Unsicherheiten und Irritationen gibt es derweil nicht nur in Nordkorea und Italien. Neben den Unterhauswahlen in Großbritannien stehen im Juni auch die französischen Parlamentswahlen an. Zwar rechnen die meisten Analysten mit einer Fortsetzung der Börsenrally. Doch bleibt eine Restunsicherheit. Auch die innenpolitischen Turbulenzen in den USA sorgen immer wieder für Nervosität.

Die anderen deutschen Indizes folgten dem Dax auf seiner Berg- und Talfahrt: Der MDax vergrub sich dabei im roten Bereich. Er verlor 0,3 Prozent auf 25.128 Punkte, der TecDax zog 0,2 Prozent an auf 2289 Punkte.

Gesucht waren vor allem Versorgertitel. Im Handel war von Anschlusskäufen die Rede, die Branche werde von mehreren Faktoren gestützt: Die Anleger setzten zum einen auf ein stärkeres Wachstum in Europa. Hiervon sollten Versorger profitieren, die stark im Binnenmarkt engagiert sind. Zum anderen dürfte ein stärkeres Wachstum zu einer Stabilisierung der Strompreise beitragen. Darüber hinaus stützte auch die Sektorkonsolidierung: So treibt Eon die Trennung von der Uniper-Tochter weiter voran. RWE gewannen 2,4 Prozent und Eon 2,8 Prozent.

Commerzbank profitierten mit plus 1,3 Prozent von einer Hochstufung auf "Buy" durch die UBS. Deutsche Bank konnten davon nicht profitieren. Sie verloren 2,0 Prozent.

Für die Deutsche Post ging es kräftig um 2,1 Prozent nach oben. Auch hier war im Handel von charttechnischen Käufen die Rede. Die Aktie teste die Widerstandszone um 32,50 Euro. Bei einem Überwinden sei der Weg zum Jahreshoch bei 33,31 Euro frei. Fundamental gibt es bei der Post keine neuen Entwicklungen. Das zu Jahresbeginn schwächelnde Briefgeschäft scheint sich wieder stabilisiert zu haben. Weiteres Potenzial sehen Analysten im Paketgeschäft sowie der Kooperation mit Amazon.

Zu den Verlierern zählten Thyssenkrupp. Sie verloren 1,4 Prozent. Auch andere Stahlwerte wie Salzgitter, Arcelormittal und Voestalpine gaben nach. Händler führten die Aktienverkäude auf den fortgesetzten Preisdruck auf Eisenerz zurück. 

Metro fielen 2,6 Prozent zurück. Die Quartalszahlen sind nach Einschätzung von Baader Helvea schwierig mit dem Vorjahr zu vergleichen wegen diverser verzerrender Effekte. Geschönt werde das Ergebnis durch einen einmaligen Gewinn mit Immobilien, hieß es. Analyst Antoine Parison von Bryan Garnier bemerkte dazu, dass ohne die Erträge aus dem Immobiliengeschäft die Ergebnisse "schwach" ausgefallen seien. Sie seien zudem von zahlreichen Anpassungen geradezu "verseucht" und folglich nur schwer zu interpretieren.

Ericsson zogen derweil um 5,1 Prozent an. Positiv wurde gewertet, dass der aktivistische Investor Cevian sich mit rund einer Milliarde Dollar an Ericsson beteiligt hat. "Ich gehe davon aus, dass der Investor stärker auf Kosteneinsparungen bei den Schweden drängt", sagte ein Aktienhändler.

SMA Solar
SMA Solar 45,86

Im TecDax sprangen SMA Solar um 4,8 Prozent an, nachdem eine Partnerschaft zur Direktvermarktung von Solarstrom mit MVV Energie bekanntgegeben worden ist. Der Wechselrichterhersteller leidet wie alle anderen Solarunternehmen und dem schwierigen Branchenumfeld.

Rocket Internet gaben nach der Vorlage der Quartalszahlen um 2,4 Prozent nach. Den Daten zufolge haben die Beteiligungen von Rocket Internet ihre Verluste weiter gesenkt. Die Rocket-Aktie hatte allerdings in der Vorwoche bereits deutlich zugelegt.

Deutsche Pfandbriefbrank im MDax brachen nur optisch über 11 Prozent ein. Hier schlug sich der Dividendenabschlag von 1,05 Euro nieder.

USA: Viele Problemchen

Belastet von einem Ölpreis-Rückgang und Kursabschlägen im Bankensektor gaben die US-Börsen am Mittwoch leicht nach. Der Dow-Jones-Index schloss 0,1 Prozent tiefer auf 21.008 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 trat bei 2412 Zählern in etwa auf der Stelle. Der Nasdaq Composite verringerte sich 0,1 Prozent auf 6198 Punkte.

JP Morgan und Bank of America schickten mit enttäuschenden Prognosen zur Entwicklung der Handelseinnahmen die Aktien von US-Banken auf Talfahrt. Der S&P-500-Banken-Index gab 1,7 Prozent nach. Die Anteilsscheine von Bank of America, Citigroup und JP Morgan ließen zwischen 1,8 und 2,1 Prozent Federn. JP Morgans Finanzchefin Marianne Lake hatte zuvor auf einer Investorenkonferenz gesagt, dass die Handelseinnahmen des Geldhauses im bisherigen Verlauf des zweiten Quartals um 15 Prozent gefallen seien. Bank of America warnte, dass die Handelseinnahmen in dem Vierteljahr niedriger als im Vorjahresquartal ausfallen dürften.

Bei den Einzelwerten gaben Papiere von Michael Kors 8,5 Prozent nach. Der Luxusmoden-Hersteller ist in die roten Zahlen gerutscht und will bis zu 125 seiner weltweit 860 Filialen schließen. Zu den Verlierern zählten auch Anteilsscheine von Kohlekonzernen. Peabody Energy ließen trotz der drohenden Abkehr der USA aus dem Pariser Klimavertrag 2,2 Prozent Federn.

Fernost: Politische Unsicherheiten belasten

Die anhaltende politische Ungewissheit in Italien und Großbritannien hat die asiatischen Aktienmärkte zur Wochenmitte ausgebremst. Angesichts der Turbulenzen in Europa flüchteten Anleger in den Yen als sichere Anlage. Der Kurs der japanischen Währung stieg, das belastete insbesondere exportorientierte Unternehmen in dem Land.

In Tokio gab der Nikkei-Index um 0,14 Prozent auf 19.650 Punkte nach. Gegen den Trend konnten die Panasonic-Papiere um knapp zwei Prozent zulegen, nachdem das Unternehmen vor Analysten eine langfristige Wachstumsstrategie vorgestellt hatte.

Für positive Impulse sorgte auch in Asien der Industrie- und Dienstleistungssektor in China. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex für Mai lag mit 51,2 Punkten gleichauf mit dem Wert des Vormonats und damit deutlich oberhalb der 50-Punkte-Marke, die Wachstum signalisiert. Auch der Dienstleistungssektor zeigte sich in guter Verfassung. Das kam an der Börse gut an, in Schanghai tendierte der Index etwas fester.

Mehrere andere Märkte in der Region traten dagegen auf der Stelle. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 0,1 Prozent im Minus.

Devisen: Schwächeanfall beim Pfund

Britisches Pfund / Euro
Britisches Pfund / Euro 1,16

Gut eine Woche vor den britischen Unterhauswahlen warfen die Anleger am Devisenmarkt am Mittwoch das Pfund Sterling in hohem Bogen aus den Depots. Auslöser war eine neue Umfrage, der zufolge die Konservativen von Premierministerin Theresa May ihre absolute Mehrheit verfehlen könnten. Die britische Währung wertete um 0,7 Prozent auf 1,2770 Dollar ab und notierte damit so niedrig wie zuletzt am 21. April.

Nach einer am Dienstagabend veröffentlichten Berechnung des Instituts YouGov für die "Times" könnten Mays Konservative bei der Wahl am 8. Juni auf nur noch 310 Mandate kommen und damit die absolute Mehrheit um 16 Sitze verfehlen. Die Labour-Partei könnte dagegen Sitze gewinnen.

Dabei hatte May mit den vorgezogenen Wahlen im April ihre Mehrheit ausbauen und so ihre Position bei den Brexit-Verhandlungen mit der EU stärken wollen. Daher war das Pfund nach der Ankündigung der Wahl von weniger als 1,26 Dollar auf zeitweise über 1,30 Dollar gestiegen. "Das Umfrageergebnis hat die Art von Unsicherheit geschürt, die die Märkte nicht mögen", sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital.

Der Euro sprang nach einer kleinen Schwächephase wieder über die Marke von 1,12 Dollar und ging zuletzt mit 1,1234 Dollar um. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,1173 Dollar festgelegt.

Rohstoffe: Ölpreise im Sinkflug

Spekulationen auf eine anhaltende Ölschwemme setzten den Preis für den Rohstoff unter Druck. Nordseeöl der Sorte Brent fiel um 3,9 Prozent auf 49,81 Dollar je Barrel (159 Liter) und notierte damit so niedrig wie zuletzt am 10. Mai. Börsianern zufolge könnte die in der vergangenen Woche beschlossene Verlängerung der Förderbremse durch den Ölboom in den USA ausgehebelt werden. Zudem fördert Libyen, das sich wegen der dortigen Unruhen nicht an der Förderbremse beteiligen muss, wieder mehr Öl.

Die 50-Dollar-Marke gilt technisch und psychologisch als wichtig. Im November vorigen Jahres hatte die Opec mit ihrer Förderbremse den Preis wieder über diese Hürde gehievt. Doch die nun beschlossene Verlängerung der Kürzungen enttäuschte all jene Anleger, die mit einer stärkeren und längeren Förderbremse gerechnet hatten. Daher steht der Preis seit letzter Woche unter Druck.

Quelle: ntv.de, ddi/wne/DJ/dpa/rts

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