Marktberichte

Wall Street schließt uneinheitlich Dax-Bullen lassen es krachen

Diese Handelswoche lässt Anlegerherzen höher schlagen. Seit dem Tief am Montag kann der Dax 450 Zähler zulegen, am Dienstag schielt er bereits auf die 10.400. Gründe dafür gibt es mehrere.

Nach dem furiosen Schlussspurt am Montag hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag seine Aufwärtsbewegung mit zunehmender Dynamik fortgesetzt. Der Dax markierte bei 10.371 Punkten sein Tageshoch, nachdem er am Montag noch bis auf 9921 Zähler abgerutscht war. Den Dax ziehe es nach oben, kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. Er verweist auf eine charttechnisch verbesserte Lage. In Händlerkreisen kursierten bereits Kursziele von 11.000 Stellen, sagt Meyers Kollegin Susanne Althoff. Neben der Charttechnik stützten vor allem ein Kursfeuerwerk in Tokio, ein sich stabilisierender Ölpreis und ein überraschend deutlich gestiegener ZEW-Index.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Aufschlag von 2,3 Prozent und 10.350 Punkten aus dem Handel. Am Montag war er mit einem starken Endspurt noch ins Plus gedreht, hatte bei 10.120 Zählern geschlossen. Der MDax zog 1,3 Prozent auf 20.670 Stellen an. Der TecDax gewann 1,5 Prozent auf 1678 Punkte.

Konjunktur: It's Index-Time

Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland verbesserten sich im April deutlicher als erwartet. Der von Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index der Konjunkturerwartungen stieg auf 11,2 Punkte von 4,3 im Vormonat. Volkswirte hatten lediglich 9,0 vorausgesagt.

Der Indexstand ist mit dem deutlichen Anstieg nun beinahe drei Mal so hoch wie im März, liegt aber auch weiterhin deutlich unter seinem langfristigen Mittelwert von 24,5 Punkten. Er wird aber als Vorlaufindikator für den wichtigeren Ifo-Index und damit den Zustand der deutschen Volkswirtschaft betrachtet.

Dax: Was macht die Konkurrenz?

29 von 30 Dax-Werten schlossen fester. Bayer- und Merck-Anleger profitierten dabei auch vom Geschäftsausweis des Konkurrenten Roche. Alles in allem habe Roche ein "solides" erstes Quartal hingelegt, sagte ein Händler. Dies und die bekräftigte Dividendenerhöhung 2016 stützten den Pharmasektor. Bayer gewannen etwa 2,8 Prozent. Merck zogen fast 1 Prozent an.

Beim französischen Kosmetikhersteller L'Oreal lobten Händler einen guten Absatz mit Luxusartikeln im ersten Quartal. Insgesamt zogen die Umsätze auf währungsbereinigter Basis um über 6 Prozent an. Das half auch Beiersdorf-Titeln auf die Sprünge. Beiersdorf verbesserten sich mehr als 3 Prozent. Sie waren damit einer der Topgewinner im Leitindex.

Die deutlichsten Gewinne fuhren RWE mit einem Aufschlag um 4,5 Prozent ein. Einziger Verlierer waren Commerzbank. Das Minus betrug rund 0,7 Prozent. Nur leicht fester schlossen Vonovia.

MDax: Zalando-Wachstum enttäuscht

Der Onlinehändler Zalando wuchs im ersten Quartal zwar erneut zweistellig, hatte aber die Erwartungen der Analysten verfehlt. Vorläufigen Zahlen zufolge stieg der Umsatz um 22,5 bis 24,5 Prozent auf 788 bis 801 Millionen Euro. Die Konsensschätzungen der Analysten lag bei 824 Millionen Euro. Zalando bestätigte aber die Prognose für das Gesamtjahr und erwartet ein Umsatzwachstum am oberen Ende des Zielkorridors von 20 bis 25 Prozent. Zalando-Titel sackten in der Spitze mehr als 5 Prozent ab und schlossen 2,5 Prozent leichter.

Noch deutlicher abwärts ging es für Osram, die etwa 3 Prozent einbüßten. Auf der Gegenseite präsentieren sich vor allem Aurubis und Salzgitter gefestigt. Die Titel legten mehr als 6 Prozent und 4,5 Prozent zu.

Rohstoffe: Ölpreis fängt sich

Nach dem Kursrutsch zum Wochenstart stabilisierte sich der Ölpreis. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zum Handelsschluss in New York 44,03 Dollar. Das waren rund 2,6 Prozent mehr als zum Handelsschluss am Montag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte ebenfalls rund 3,3 Prozent auf 41,08 Dollar.

Einen Grund für die Stabilisierung sahen Marktteilnehmer in den Streiks in Katar. Sie drückten die Produktion des wichtigen Förderlandes. Er dürfte aber nicht lange belasten. Die staatliche Petroleum-Gesellschaft kündigte bereits an, dass Förderanlagen und Raffinerien schnell wieder hochgefahren werden sollen. Kuwait ist das viertgrößte Mitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec).

Am Montag war der Preis infolge der gescheiterten Gespräche wichtiger Ölförderländer über eine Begrenzung der Fördermenge zunächst stark abgerutscht. Erst spät hat er sich dann wieder etwas gefangen und einen Teil der frühen Verluste wettgemacht.

USA: Weiter leicht bergauf

Nachdem der Dow-Jones-Index zum Wochenstart erstmals seit Juli 2015 über der Marke von 18.000 Punkten geschlossen hatte, baute er seine Gewinne am Dienstag leicht aus. Der Leitindex kletterte um 0,3 Prozent auf 18.054 Zähler. Der breiter gefasste S&P-500 zog 0,3 Prozent auf 2101 Stellen an. Der Nasdaq100 verlor dagegen 0,4 Prozent auf 4940 Punkte.

Marktbeobachter sahen zudem weitere Luft nach oben. Vor allem die sich stabilisierenden Ölpreise stützten, hieß es. "Die Stabilität der Ölpreise verstärkt die Haltung unter Händlern, die einen starken Appetit für risikoreiche Vermögenswerte entwickeln", sagte Chefmarkthändler Naeem Aslam von AvaTrade.

Den mit Abstand höchsten Kursverlust im Dow-Jones-Index verbuchten die Aktien von IBM mit minus 5,6 Prozent. "Big Blue", wie das Unternehmen auch genannt wird, hatte am Montag nach US-Börsenschluss für das erste Quartal einen Umsatzrückgang gemeldet. Damit sind die Einnahmen des Konzerns das 16. Quartal in Folge rückläufig. Dass IBM auf bereinigter Basis mehr verdiente, als Analysten erwartet hatten, und auch den Ausblick bestätigte, interessierte die Anleger nicht.

Die ebenfalls im Dow gelisteten Aktien von Goldman Sachs legten um 2,3 Prozent zu. Wie bei anderen großen Branchenvertretern war der Gewinn der Bank im ersten Quartal eingebrochen, allerdings nicht so stark wie befürchtet. Für Johnson & Johnson ging es um 1,6 Prozent nach oben. Das Unternehmen hatte mit dem Gewinn im ersten Quartal trotz der Belastung durch ungünstige Wechselkurse die Markterwartungen übertroffen und sich für das laufende Geschäftsjahr höhere Ziele gesteckt.

Netflix stürzen ab

Der Krankenversicherer UnitedHealth zeigt sich für das laufende Jahr ebenfalls optimistischer. Das wurde mit einem Kursplus von 2,1 Prozent belohnt. Auch Philip Morris erhöhte seine Jahresprognosen, weil der Tabakkonzern mit nachlassenden Währungsbelastungen rechnet. Im Auftaktquartal hatte das Unternehmen aber schlechter abgeschnitten als erwartet. Die Aktie fiel um 1,3 Prozent.

Einen regelrechten Absturz um 13 Prozent erlebten die Aktien von Netflix. Der Streaming-Anbieter hatte zwar überraschend gute Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt, wird aber im laufenden Quartal voraussichtlich weniger Kunden hinzugewinnen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Chiphersteller Rambus meldete nicht nur einen Rückgang von Umsatz und Gewinn im ersten Quartal, sondern gab auch auf das laufende Quartal einen enttäuschenden Ausblick. Die Aktie fiel um 8,9 Prozent. Nach einer Verkaufsempfehlung durch Morgan Stanley büßten Ebay 4 Prozent ein.

Devisen: Euro legt weiter zu

Der Euro wertete weiter auf. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete zum Handelsschluss an der Wall Street 1,1360 Dollar. In der Nacht war sie noch kurzzeitig bis auf 1,1304 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Mittag auf 1,1343 Dollar fest nach 1,1306 Dollar am Montag und 1,1284 Dollar am Freitag.

Den entscheidenden Impuls für den Handel lieferten am Nachmittag enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA. Im März hatte es einen Dämpfer für den amerikanischen Immobilienmarkt gegeben. Während die Baugenehmigungen überraschend gefallen waren, hatte es bei den Baubeginnen einen unerwartet starken Rückschlag gegeben. Die Daten spielen Mitgliedern der US-Notenbank Fed in die Hände, die für eine vorsichtige Vorgehensweise bei künftigen Zinserhöhungen in den USA eintreten.

Das britische Pfund profitierte indes von der wachsenden Risikofreude der Anleger und stieg zu Euro und Dollar auf den höchsten Stand seit drei Wochen. Richard Kelly von TD Securities sprach von einer Rally mit geringer Teilnehmerzahl, die den zuletzt nach unten geprügelten Währungen wie dem Pfund zugute komme. Der Beginn der Kampagne für die Abstimmung in Großbritannien über den Verbleib des Landes in der EU am 23. Juni habe die Stimmung gestützt, gleichwohl agierten die Anleger vorsichtig. Der Markt dürfte in den kommenden beiden Monaten von diesem bevorstehenden Ereignis in "grausamer" Weise geprägt sein, meinte er.

Asien: Nikkei steuert erfolgreich gegen

An den ostasiatischen Märkten stach am Dienstag die Tokioter Börse positiv hervor. Der Nikkei-Index schloss 3,7 Prozent fester bei 16.874 Punkten. Der breiter gefasste Topix legte 3,3 Prozent auf 1363 Zähler zu.

Damit machte der Markt den Kurssturz vom Wochenauftakt, getrieben durch den fallenden Ölpreis, den steigenden Yen und das Erdbeben im Südosten des Landes wieder wett. "Die Verluste gestern waren etwas übertrieben", kommentierte Soichiro Monji, Manager bei Daiwa SB Investments.

In Shanghai tendierte der Shanghai Composite 0,3 Prozent fester. Der HSI in Hongkong erholte sich 0,9 Prozent. In Sydney wurde - wie in Tokio - das Vortagesminus mit einem Plus von knapp 1 Prozent mehr als wettgemacht. Der S&P/ASX erreichte damit den höchsten Stand seit drei Monaten, angetrieben von kräftigen Gewinnen im Energie- und Rohstoffkomplex. Seoul zeigte sich leicht belastet davon, dass die Leitzinsen unverändert auf dem Rekordtief von 1,50 Prozent gelassen wurden von der koreanischen Notenbank. Denn nach einem positiven Start gab der Kospi seine Gewinne wieder ab.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa/bdk

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