Marktberichte

Kräftige Kursverluste an Wall Street Dax-Aufwärts-Flirt endet abrupt

Nach dem Aufschlag zum Wochenstart fehlen lange die Impulse für weiter steigende Kurse. Dann überrascht der ZEW-Index, aber der Optimismus reicht nicht. Am Ende drückt Alcoa deutlich auf die Stimmung.

Knapp 100 Punkte Handelsspanne: Damit hat der Dax am Dienstag aufgewartet. Er flirtete mit dem bei etwa 10.630/10.640 Punkten verlaufenden Aufwärtstrend, sprang darüber, fiel wieder zurück, getrieben vom ZEW-Index, ausgebremst vom Alcoa-Quartalsbericht. Und was blieb am Ende des Börsentages hierzulande? Ein zum Handelsschluss such ausweitender Abschlag.

Der Dax verabschiedete sich mit einem Minus von 0,4 Prozent und 10.577 Punkten aus dem Handel. Am Montag hatte er mehr als 130 Zähler zugelegt. Der MDax gab 0,7 Prozent auf 21.316 Stellen ab. Der TecDax schloss 0,4 Prozent leichter bei 1806 Punkten.

Konjunktur: ZEW-Daten und Fed-Spekulationen

"Ein erster Absetzversuch nach oben ist gescheitert, weitere Versuche dürften aber anstehen", sagte ein Händler zum Dax-Dienstagstrip. Die Stimmung sei nach dem günstigen ZEW-Konjukturindex recht gut.  Die Daten waren im Oktober deutlicher gestiegen als von Volkswirten erwartet. Während die einen Stand von 4,5 Punkten nach nur 0,5 im Vormonat prognostiziert hatten, kletterte der Index auf 6,2 Punkte.

Dennoch hieß es im Handel. Ein Treiber für weitere Käufe fehle. An der Börse werde eine Zinsanhebung durch die Fed noch in diesem Jahr inzwischen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent von Marktteilnehmern eingepreist, sagte ein Händler

Und nach Einschätzung von Fed-Gouverneur Charles Evans könnte eine Zinserhöhung im Dezember durchaus angebracht sein. Die US-Wirtschaft stehe auf einem soliden Fundament. "Ich wäre nicht überrascht, wenn ich bei dem Dezember-Treffen einverstanden (mit einer Erhöhung) wäre", erklärte Evans. Allerdings sagte er auch, dass die Fed womöglich besser ein wenig länger warten sollte, damit die Inflation etwas schneller steigen könne. Evans, der in diesem Jahr im Offenmarktausschuss der Federal Reserve nicht stimmberechtigt ist, gilt als Verfechter der Niedrigzinspolitik.

Dax: Lufthansa fliegt allen davon

Dax-Gewinner Nummer eins waren Lufthansa-Titel, die nach günstigen Unternehmenszahlen rund 5 Prozent anzogen. "Die Zahlen sind stark", sagte ein Händler zu den September-Daten. Der Konzern hatte im September 5,2 Prozent mehr Passagiere befördert als im gleichen Vorjahresmonat. Damit hob er sich positiv von Wettbewerbern wie Air France ab, die Franzosen hatten im September ein Plus von 2,8 Prozent gemeldet. Nach zwei Wochen Abwärtstrend sei die Lufthansa-Aktie auch extrem überverkauft, so ein Marktteilnehmer.

Nachholbedarf machten Händler hinter dem Kurssprung bei Prosiebensat.1 aus. Mit einem Plus von fast 2 Prozent waren die Titel ebenfalls einer der stärkeren Dax-Werte. Händler verwiesen auf zahlreiche positive Analystenkommentare vor dem Kapitalmarkttag am Donnerstag. Goldman Sachs erwarten dort eine Anhebung der Ziele für 2018.

MDax: Osram und die Spekulationen

Mit weiteren Abgaben warteten dagegen Osram bei den Nebenwerten auf. Die Aktien gaben etwa 1,4 Prozent nach. "Da war zu viel Spekulatives drin", sagte ein Händler. Vor allem die Nennung eines angeblich konkreten Übernahmepreises von 70 Euro in der Presse habe die Einstellung gegenüber der Aktie geprägt. Bei den Aussagen von Sanan Optoelectronics vom Montagnachmittag sei aber klar geworden, dass sich die Gespräche in einem "sehr frühen" Stadium befänden. "Das hat für Ernüchterung gesorgt."

Wacker Chemie, Hugo Boss und Fraport führten dagegen die MDax-Gewinner an. Hugo Boss profitierten dabei von guten Zahlen des Luxusgüter- und Modekonzerns LVMH. Bei Fraport denkt man zum einen über eine höhere Dividende nach und zum anderen gab es eine millionenschwere Entschädigung aus Asien. Wacker Chemie erfreute die Anleger mit Aussage, künftig 50 Prozent des Nettogewinns ausschütten zu wollen. Für alle drei Werte ging es zwischen 2 und 3 Prozent aufwärts.

TecDax: Die Zahl der Windräder

Die Aktien von Nordex verloren 2,4 Prozent. Im Handel wurde auf einen Bericht in der "Süddeutschen Zeitung" verwiesen, wonach die Bundesregierung den Ausbau von Windkraftanlagen im Norden bremsen will. Dabei bezog sich der Bericht auf einen Entwurf für eine entsprechende Verordnung der Bundesnetzagentur, demzufolge die Anzahl an neuen Windrädern in einigen Gebieten teils drastisch reduziert werden soll.

IPO: Officefirst will nicht mehr

Kein generell schlechtes Zeichen für den IPO-Markt oder deutschen Immobilienaktien sahen Händler im abgesagten Börsengang von Officefirst. "Sie hatten nur versucht, noch von dem Immobilienhype zu profitieren, sind aber zu spät gekommen", sagte ein Händler. Daher auch der Verweis des Unternehmens auf angeblich negative Marktentwicklungen. "Ein ruhigeres Emissionsumfeld als jetzt kann man sich eigentlich gar nicht wünschen", so der Händler mit Verweis auf die Seitwärtsbewegung der Aktienmärkte, die geringe Volatilität und die erfolgreichen Börsengänge von Innogy, Uniper und anderen. Der echte Grund für die Absage dürfte die zu hohe Bewertung gewesen sein.

USA: Anleger nehmen Gewinne mit

Nach dem Montagsplus kamen die Kurse an der Wall Street am Dienstag zunächst zurück. Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen und den schwachen Geschäftsausweis von Alcoa. Der etwas nachgebende Ölpreis konnte die Stimmung nicht genügend positiv beeinflussen. Der Dienstag der Vorwoche des Oktober-Verfalls sei in Wahljahren zudem ein durchschnittlich sehr schwacher Tag, kommentierte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. "Seit 1960 endete dieser Tag lediglich 1960 und 1972 positiv." Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 1,1 Prozent auf 18.129 Punkte, der S&P-500 fiel um 1,2 Prozent auf 2.137 Punkte und der Nasdaq-Composite verlor 1,5 Prozent auf 5.247 Punkte.

Belastend wirkte eine massive Enttäuschung beim Start in die Berichtsaison. Der Aluminiumverhütter Alcoa hatte vor Börsenstart für sein drittes Quartal lediglich einen Gewinn je Aktie von 32 Cent ausgewiesen. Analysten rechneten mit 35 Cent. Auch der Umsatz habe die Erwartungen nicht erfüllt, sagten Marktteilnehmer. Die Aktie fiel rund 10 Prozent. 

Apple profitierte weiter von den massiven Problemen des Erzrivalen Samsung. Die Südkoreaner haben angesichts immer neuer Probleme mit dem Smartphone Galaxy Note 7 die Produktion des Premium-Smartphones endgültig beendet. Auch die Verkäufe werden komplett eingestellt. Zudem steht am Supreme Court ein weiterer Patentstreit zwischen den beiden Wettbewerbern an. Die Apple-Aktie stieg gegen den Trend um 0,3 Prozent und markierte wie schon am Vortag ein Jahreshoch.

Ein enttäuschender Ausblick ließ die Aktien von Illumina um gut 25 Prozent abstürzen. Das auf Gensequenzierung spezialisierte Unternehmen hatte seine Umsatzprognose für das dritte Geschäftsquartal gesenkt.

Rohstoffe: Preisniveau hält

Die Ölpreise gaben nach den kräftigen Vortagesgewinnen und dem Erreichen eines neuen Jahreshochs wieder nach. Hatte am Montag noch die Hoffnung auf ein baldiges Einfrieren der Produktion gestützt, drückten neue Daten der Internationalen Energie-Agentur IEA nun die Preise wieder ins Minus. Demzufolge ist das Angebot im September gegenüber August um 600.000 Barrel pro Tag gestiegen. Vor allem Russland hat mehr produziert.

Die Analysten von Goldman Sachs sind skeptisch, ob es zu einer Begrenzung der Fördermenge kommen wird. Die Teilnahme von Saudi-Arabien an solch einem Schritt sei elementar wichtig. Gleichwohl rechnen sie im Falle einer Vereinbarung nur mit einer kurzen Rally bei den Ölpreisen. Denn höhere Preise dürften wieder zu einer verstärkten Belebung bei den Schieferöl-Produzenten führen und damit das Angebot wieder erhöhen, so die Analysten.

Der Preis für ein Fass der Sorte WTI gab zum US-Settlement um 1,1 Prozent auf 50,79 Dollar nach. Für Brent ging es um 1,4 Prozent auf 52,41 Dollar nach unten.

Devisen: Euro unter 1,11

Der Euro blieb deutlich unter Druck. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,1070 Dollar. Das waren 0,6 Prozent weniger als am Montagabend. Die Marke von 1,11 wurde deutlich gerissen. Der Dollar legte dagegen auf breiter Front zu. Besonders starke Bewegung gab es am Devisenmarkt beim südafrikanischen Rand und bei der schwedischen Krone. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs des Euro auf 1,1079 Dollar fest nach 1,1160 Dollar am Montag. Der Dollar kostete damit 0,9026 Euro.

Schon seit einigen Tagen befindet sich der Dollar spürbar im Aufwind. Beobachter begründeten das mit steigenden Erwartungen auf eine baldige Zinsanhebung durch die amerikanische Notenbank Fed. Steigende Zinserwartungen verleihen dem Dollar Auftrieb, weil sie Anlagen in der US-Währung perspektivisch attraktiver machen.

Asien: Nikkei deutlich fester

An den Aktienmärkten in Ostasien konnte der Tokioter Nikkei-Index 1,0 Prozent auf 17.025 Punkte zulegen. Für den Shanghai Composite ging es 0,6 Prozent auf 3055 Zähler nach oben. Die Blicke der Anleger richteten sich auf die Börse in Seoul. Auf dem südkoreanischen Aktienmarkt lastete das Minus der Samsung-Aktie von mehr als 6 Prozent.

Nachdem das Unternehmen am Montag schon die Produktion des Smartphones Galaxy 7 gestoppt hatte, weil sich die Fälle häuften, in denen die Akkus der Geräte in Brand gerieten, wurde nun auch der Verkauf des Modells eingestellt. Kunden, die das Galaxy 7 schon gekauft haben, können es entweder gegen ein anderes Modell eintauschen oder ihr Geld zurückerhalten.

In Hongkong legten China Unicom gegen den Trend um 6 Prozent zu. Der Mobilfunkanbieter hatte mitgeteilt, dass seine staatlich kontrollierte Muttergesellschaft eine Reform der Eigentumsverhältnisse prüfe. Damit könnte der Weg frei gemacht werden für die Investition privaten Kapitals. Die Analysten von Goldman Sachs sind zuversichtlich, dass die Reformen binnen sechs Monaten in die Tat umgesetzt werden, und empfahlen China Unicom zum Kauf.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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