Marktberichte

Geruch nach "frischem Geld" Dax-Aufschwung verliert Dynamik

Das sieht nicht nach Zinserhöhung aus: Das "Beige Book" sendet durchmischte Signale.

Das sieht nicht nach Zinserhöhung aus: Das "Beige Book" sendet durchmischte Signale.

(Foto: dpa)

Knapp 300 Punkte prescht der Dax seit Dienstag nach oben, Mitte der Woche knackt er sogar die 9800er Marke. Doch die Aufwärtsbewegung stoppt unvermittelt. In New York endet der Handelstag moderat im Plus.

Zur Wochenmitte hat der deutsche Aktienmarkt seine dynamische Erholungsbewegung nicht fortsetzen können. Zwar übersprang der Dax am Vormittag die 9800er Marke und n-tv-Börsenexperte Frank Meyer fragte: "Geht der Dax die 9900 an?" Doch nach dem Tageshoch bei 9837 Punkten kippte die Stimmung. Der Leitindex fiel zwischenzeitlich sogar bis auf 9696 und damit unter die 9700er Marke zurück. Vor allem die Entwicklung des Ölpreises bremste den Markt aus.

Der Dax schloss 0,6 Prozent im Plus bei 9777 Punkten. Am Dienstag war er mit 9717 Zählern aus dem Handel gegangen, ein Aufschlag zum Wochenstart von mehr als 220 Punkten oder 2,3 Prozent. Der MDax verabschiedete sich 0,7 Prozent schwächer bei 19.668 Stellen. Der TecDax kletterte dagegen 0,3 Prozent und 1652 Zähler.

Konjunktur: Notenbanken im Blick

"Es riecht nach frischem Geld", sagte Börsenexperte Meyer. Mit dieser Formulierung spielte er auf einen am Dienstagabend bekannt gewordenen Brief von EZB-Präsident Mario Draghi an europäische Abgeordnete an. In dem Schreiben verwies Draghi auf zusätzliche Risiken und kündigt an, die EZB werde gegebenenfalls mit ihrem Instrumentarium auf deflationäre Gefahren reagieren. Händler warnten allerdings auch, die Erwartungen an die EZB könnten "überschießen" und am Ende enttäuscht werden, wie zur Dezember-Sitzung der Notenbank geschehen.

Am Nachmittag hielten dann besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktdaten den deutschen Aktienmarkt am Boden. Die ADP-Daten belegten, dass sich die Erholung am US-Arbeitsmarkt fortsetzt. Der Arbeitsmarktdienstleister ADP meldete für Februar 214.000 neu Stellen in der Privatwirtschaft, erwartet worden war ein Wert von 185.000. Der Stellenplus lag nach Aussage der Marktstrategen der Helaba oberhalb des Durchschnitts der letzten zwölf Monate von rund 200.000. Damit sei die Indikation für den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag freundlich.

Rohstoffe: Preisdruck bei Öl

Dazu kam der Ölpreis wieder zurück. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete am Abend 36,25 Dollar. Das waren 1,5 Prozent weniger als noch am Dienstag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel 1,6 Prozent auf 33,84 Dollar.

Der erneute Preisdruck sei auf die Erwartung hoher Lagerbestände in den USA zurückzuführen, hieß es aus dem Handel. Der Lagerbestand war in der vergangenen Woche deutlich gestiegen - um mehr als 10 Millionen Barrel. Sie erreichten damit den höchsten bislang registrierten Stand für diese Zeit des Jahres. Analysten hatten mit einer Zunahme um lediglich 2,6 Millionen Barrel gerechnet.

Die Entwicklung an den Ölmärkten gilt derzeit als besonderer Gradmesser für die Konjunkturaussichten und ist daher ein ganz wichtiger Taktgeber für die Aktienbörsen.

Dax: Und wieder die Autowerte

Unter den Einzelwerten lag das Augenmerk erneut auf den Autowerten. Hintergrund waren die Februar-Absatzzahlen aus den USA und die Neuzulassungen aus Deutschland. Vor allem hierzulande konnten die Dax-Autobauer punkten. BMW verteuerten sich daraufhin um 2,7 Prozent. Daimler legten 2,6 Prozent zu, VW gewannen 2,7 Prozent.

Allianz verbesserten sich 1,5 Prozent. Der US-Broker Bernstein hatte die Aktien laut Händlern auf "Outperform" hoch gestuft.

Cryan ledert

Kämpferisch zeigte sich Deutsche-Bank-Chef John Cryan. Er sehe sein Institut nicht im Verteidigungsmodus, sagte er auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Und er griff auch den Niedrigstzinskurs von EZB-Chef Draghi an. Die Aktien der Deutschen Bank gewannen mehr als 5 Prozent. Coba-Titel warteten mit einem Aufschlag von mehr als 4 Prozent auf.

Deutsche Börse drehten am Nachmittag ins Plus. Die Titel schlossen rund 1 Prozent höher. Hier schwappte das Thema Börsenfusion nun auch nach Hongkong - und das belebte. Zudem äußerte sich Konzernchef Kempeter zum Standort Frankfurt.

Dividende stimmt

Als "insgesamt in line bis besser" werteten Händler die Zahlen der Deutschen Pfandbriefbank. "Überraschend sehr hoch ist aber die Dividende", sagte ein Händler. Mit 0,43 Euro liege sie über den höchsten Schätzungen und deutlich über der Konsenserwartung von nur 0,33 Euro. Die Dividendenrendite von 5 Prozent sei "herausragend" für den Aktienmarkt. Im Spezialistenhandel legte der Kurs etwa 4,5 Prozent zu.

Abwärts ging es dagegen mit Berentzen nach einer Platzierung des  Großaktionärs Aurelius. Der Kurs gab mehr als 2 Prozent nach. Die Unterbringung von fast 22 Prozent des Unternehmens am Markt habe einen derart hohen Abschlag erfordert, hieß es im Handel. Aurelius hält nach dem Verkauf noch immer knapp über 29 Prozent an dem Spirituosenhersteller.

SDax: Alles wie erwartet?

Als "wie erwartet gut" wurden die Zahlen von Braas Monier im Handel bezeichnet. Sowohl Umsatz als auch Gewinn des SDax-Unternehmens seien im prognostizierten Rahmen gestiegen, der Ausblick des Baustoffezulieferers klinge zuversichtlich. "Per Saldo liest sich das alles ganz gut und sollte nach dem Kursrückschlag im Januar wieder für Käufe sorgen", sagte ein Händler. Die Titel sprangen etwa 3,5 Prozent an.

USA: "Beige Book" lässt Anleger kalt

Die Stimmung an der Wall Street war zunächst leicht gedrückt, hellte sich aber im Handelsverlauf leicht auf. Auslöser war der Ölpreis und neue Daten zu den Öl-Lagerbeständen in den USA, die auf einen Rekordwert gestiegen sind.

Am Abend gingen US-Anleger mit schmalen Kursgewinnen nach Hause: Der Dow-Jones-Index stieg um 0,2 Prozent auf 16.900 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legte um 0,4 Prozent auf 1986 Punkte zu. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,3 Prozent auf 4703 Punkte.

Tags zuvor hatte es deutlichere Kursgewinne gegeben. Daher sei ein kleiner Rücksetzer nun nicht überraschend, sagte Anlagestratege Jeffrey Saut vom Finanzdienstleister Raymond James Financial. Selbst ein guter ADP-Arbeitsmarktbericht konnte dem Markt keinen Impuls liefern.

Ebenfalls ohne Einfluss auf das Handelsgeschehen blieb das "Beige Book" der US-Notenbank. Die Wirtschaftsaktivitäten in den USA haben sich demnach in den meisten Distrikten verstärkt, allerdings verzeichnete keine der Regionen eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen. Eine Belebung des Arbeitsmarktes wurde ebenfalls nicht in allen Regionen verzeichnet. Insgesamt zeichnete der Konjunkturbericht der Fed ein gemischtes Bild und verstärkte bei den Investoren die Ansicht, dass sich die US-Notenbank mit der nächsten Zinserhöhung noch Zeit lassen kann.

Der Job-Bericht des Dienstleisters ADP vermeldete für Februar einen Zuwachs von 214.000 Stellen in der Privatwirtschaft, während Volkswirte mit einem Plus von nur 185.000 gerechnet hatten. Der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung folgt am Freitag. Sollte auch der "Job Report" von einer guten Beschäftigungslage zeugen, hätte die Federal Reserve einen Grund weniger, die nächste Zinserhöhung auf die lange Bank zu schieben.

Großes Thema waren die Ergebnisse des "Super Tuesday": Bei den Vorwahlen in zwölf US-Bundesstaaten für die Präsidentschaftskandidaten der großen Parteien waren Hillary Clinton für die Demokraten und Donald Trump bei den Republikanern erfolgreich. Der Erfolg Trumps könnte sicherheitsbedürftige Anleger zum Kauf von Gold veranlassen, meinte ein Marktbeobachter. Der umstrittene Kandidat der Republikaner ist politisch ein unbeschriebenes Blatt. Daher ist ungewiss, wie die Märkte auf eine mögliche Präsidentschaft reagieren würden. "Wer weiß, was passiert, wenn Trump tatsächlich die Schlüssel zum Weißen Haus erhält", hieß es an der Wall Street.

Auf Unternehmensebene standen die Geschäftszahlen der Bekleidungskette Abercrombie & Fitch im Vordergrund. Das Unternehmen hat im vierten Geschäftsquartal erstmals seit fast vier Jahren den bereinigten Umsatz auf Quartalssicht gesteigert. Die Aktien legten um 3,6 Prozent zu.

Der Agrarchemiekonzern Monsanto wurde dagegen für eine Gewinnwarnung abgestraft. Unter anderem wegen der niedrigen Rohstoffpreise und ungünstiger Wechselkurse muss sich Monsanto für dieses Jahr bescheidenere Ertragsziele setzen. Die Aktie rutschte um 7,8 Prozent ab.

Die Notierungen am US-Anleihemarkt gaben mit dem guten ADP-Bericht um dem "Beige Book" leicht nach. "Beide Daten haben die recht optimistische Sicht der Fed für die US-Konjunktur bestätigt", erklärte Marktexperte Millan Mulraine von TD Securities USA. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen legte um 1 Basispunkt auf 1,85 Prozent zu.

Devisen: Euro am Tropf der EZB

Der Euro knüpfte an die Kursschwäche der vergangenen Handelstage an und gab weiter nach. Am Abend fiel der Kurs der Gemeinschaftswährung bis auf 1,0829 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar. Zum Dienstag war das ein Abschlag von 0,4 Prozent. Die EZB setzte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,0856 Dollar fest nach 1,0872 Dollar am Dienstag und 1,0888 Dollar am Montag.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen bleibt die Geldpolitik diesseits und jenseits des Atlantiks der bestimmende Faktor am Devisenmarkt. Während in den USA die Spekulation auf eine Fortsetzung der im Dezember eingeläuteten Zinswende steigt, dürften sich die Geldschleusen in der Eurozone weiter öffnen. "Der Druck auf die europäischen Währungshüter, ein umfangreicheres Maßnahmenpaket zu liefern, steigt von Tag zu Tag", so die Einschätzung von Thu Lan Nguyen. Als Ursache gilt vor allem eine schwache Inflation, die im Februar auf minus 0,2 Prozent gesunken war.

Moody's prüft Pekings Bonität

Die drohende Herabstufung der chinesischen Kreditwürdigkeit machte dem Yuan wenig aus. Ein Dollar kostete mit 6,5515 Yuan ungefähr so viel wie am Dienstag. Grund hierfür seien allerdings die jüngsten Interventionen der chinesischen Notenbank PBoC, betonte ein Börsianer: "Der Markt sieht keine Chancen auf größere Kursausschläge des Yuan unter der harten Hand der PBoC." Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar und darf einen täglich von der Zentralbank festgesetzten Wert nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten.

Moody's prüft wegen der schwächelnden Konjunktur eine Herabstufung der chinesischen Bonität. Aktuell benotet die Ratingagentur die Kreditwürdigkeit des Landes mit "Aa3". Das ist der viertbeste Wert.

Rupie lässt aufhorchen

Die indische Rupie legte zu - den dritten Tag in Folge. Auf 1,4 Prozent summierte sich die Aufwertung zum Dollar in der laufenden Woche. Neben einer sinkenden Risikoaversion profitiert die indische Währung indirekt auch von Spekulationen, die Reserve Bank of India könne kurzfristig die Zinsen senken. Devisenhändler erklärten das ungewöhnliche Phänomen mit dem dann attraktiver werdenden Aktienmarkt in Indien, der ausländische Käufe am Devisenmarkt provoziere.

Asien: Satte Gewinne auf breiter Front

Deutliche Kursgewinne wiesen die ostasiatischen Börsen zur Wochenmitte auf. In Tokio stieg der Nikkei-Index um 4,1 Prozent auf 16.747 Punkte. Auch die Börse in Sydney schloss sehr fest - angeführt von Aufschlägen bei Banken- und Energiewerten. Der chinesische Shanghai Composite legte ebenfalls 4,1 Prozent auf 2844 Zähler zu.

Wichtig sei hier der Umstand, dass Aktienkäufe auf Pump wieder etwas Fahrt aufnähmen, heißt es im chinesischen Handel. Einige Wertpapierhandelshäuser wie Guotai Junan haben den kreditfinanzierten Kauf von Aktien erleichtert und befeuern so den Aktienhandel. Jüngste Daten zeigen, dass die Aktienkäufe auf Pump zuletzt auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2014 gesunken waren. "Die Behörden dürften realisiert haben, dass die Bemühungen zur Eindämmung der Fremdfinanzierung etwas übertrieben wurden", sagt Analyst Zhang Xin von Guotai Junan Securities.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/dpa/rts

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