Marktberichte

Im Tageshoch 200 Punkte Dax-Anleger wollen Trump nicht

Am deutschen Aktienmarkt ist die US-Präsidentschaftswahl das bestimmende Thema zum Start in die neue Handelswoche. Nach zuletzt deutlichen Kursverlusten klettern die Notierungen sprunghaft. Auch der Dow Jones schießt nach oben. Das hat einen Grund.

Diese Start in die neue Handelswoche kann sich sehen lassen. Dax und Co. haben am deutschen Aktienmarkt am Montag deutliche Kursgewinne verzeichnet. Im Tageshoch hatte der Leitindex knapp 200 Punkte im Plus gelegen. Dennoch: n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf ist sich sicher, dass das "große Zittern" noch bis zur endgültigen Wahlentscheidung anhalten wird.

Der Dax schloss 1,9 Prozent fester bei 10.457 Punkten. In der Vorwoche hatte er mehr als 4 Prozent eingebüßt. Der MDax verbesserte sich 1,2 Prozent auf 20.677 Zähler. Der TecDax legte 1,8 Prozent auf 1722 Stellen zu.

Konjunktur: US-Wahl bleibt Topthema

Von "einer kleinen Erholung" sprachen Marktteilnehmer am Montag. Spekulationen auf einen Sieg Hillary Clinton bei der US-Präsidentschaftswahl gaben dem Dax Auftrieb. Am Freitag hatte ihn die Furcht der Anleger vor dem Einzug ihres Kontrahenten Donald Trump ins Weiße Haus 0,7 Prozent ins Minus gedrückt. Am Wochenende hatte aber das FBI die kürzlich eingeleiteten Ermittlungen gegen Clinton im Zusammenhang mit der Affäre um die Benutzung eines privaten Servers für dienstliche E-Mails eingestellt. Der Showdown zwischen der ehemaligen Außenministerin und Trump drängte alle anderen Themen in den Hintergrund.

Die jüngste Umfrage des "Wall Street Journals" und von NBC News sieht Clinton mit 44 Prozent vor Trump mit 40 Prozent. Allerdings hatte der Vorsprung Mitte Oktober und damit vor den jüngsten FBI-Ermittlungen noch bei elf Prozentpunkten gelegen.

"Einige Investoren nehmen einen Sieg Clintons vorweg und gehen mutig nach vorne. Je wahrscheinlicher ein Sieg der Demokratin wird, desto schneller dürfte der Dax Richtung 10.700/10.800 Punkte und damit an das obere Ende seiner jüngsten Seitwärtsspanne laufen", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Je nachdem, wie stark die Vorschusslorbeeren für Clinton ausfallen, sind für Mittwoch dann noch ein paar Punkte on top zu erwarten - oder 'sell on good news'. Doch das ist noch Zukunftsmusik, erst einmal gilt: Der Dax ist ein Seismograph der US-Wahl." 

USA: Wall Street im Wahlfieber

Der mögliche Sieg Clintons befeuerte auch die Kurse an der Wall Street zum Wochenstart. Der Dow-Jones-Index schloss am Abend mit 2,1 Prozent im Plus bei 18.260 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gewann 2,2 Prozent auf 2132 Zähler. Der Nasdaq100 kletterte 2,4 Prozent auf 4778 Stellen.

Die Investoren hätten wegen der Wende in der E-Mail-Affäre aufgeatmet, sagte Marktstratege Art Hogan vom Broker Wunderlich Equity Capital Markets. "Das Rennen ist aber zu eng, um einen Ausgang vorherzusagen." Die Börse habe lediglich die Verluste der vergangenen neun Tage wieder gutgemacht. Die Furcht vor einem Wahlsieg Trumps, der unter Börsianern als unberechenbar gilt, hatte die Börsen zuletzt weltweit belastet.

Dax: Ermittlungen gegen VW-Pötsch

Bei den Einzelwerten blickten die Anleger hierzulande im Dax auf die Finanzwerte. Sie waren die Topgewinner: Deutsche Bank und Commerzbank vollführten einen Kurssprung von jeweils rund 5 Prozent. Auch Deutsche Börse zogen deutlich an: etwa 3 Prozent. Ein Grund dafür waren dem Markt zufolge auch der besser als erwartet ausgefallene Vorsteuergewinn der Großbank HSBC und die höhere Kernkapitalquote des asiatisch-britischen Instituts.

Adidas will nach eigenen Angaben bis zum 31. Januar eigene Aktien für insgesamt bis zu 300 Millionen Euro zurückkaufen. Adidas-Papiere gewannen daraufhin mehr als 2 Prozent.

In den Fokus rückten auch wieder Volkswagen. Zum einen wartet Audi wohl mit einem neuen Abgasskandal auf. Zum anderen steht VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch unter Beschuss: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig weitete ihr Ermittlungsverfahren wegen Marktmanipulation gegen zwei VW-Organmitglieder auf den derzeitigen Aufsichtsratschef aus. Pötsch war jahrelang Finanzvorstand von VW. Das Verfahren bezieht sich entsprechend auf diese Zeit. VW vertritt einer Mitteilung zufolge weiter die Ansicht, dass der Vorstand seine kapitalmarktrechtliche Publizitätspflicht ordnungsgemäß erfüllt habe. Die Staatsanwaltschaft hatte im Juni ein Verfahren gegen den früheren VW-Chef Winterkorn und Markenchef Diess wegen des Verdachts auf Marktmanipulation eröffnet. 

VW-Titel bewegten vergleichsweise geringe 0,3 Prozent aufwärts. BMW und Daimler gewannen dagegen jeweils mehr als 2 Prozent an.

TecDax: Kursgewinne bei Xing

Xing stiegen nach der Vorlage besser als erwartet ausgefallener Quartalszahlen um rund 5 Prozent. Ebenfalls auf einen Geschäftsausweis reagierten die Titel von Morphosys. Sie gewannen etwa 3,5 Prozent. Mickael Chane-Du von Bryan Garnier zog ein positives Fazit der Quartalszahlen von Morphosys. Wichtig sei, dass das Unternehmen die Ziele für das Ergebnis im laufenden Jahr bestätigt habe.

Europa: Überflieger Ryanair

Ebenfalls mit einem Aktienrückkaufprogramm warteten Ryanair auf. Das Volumen: 550 Millionen Euro. "Beim Aktienrückkauf beweist Ryanair Disziplin. Damit hätte Ryanair seit 2008 für fast 5 Milliarden Euro Aktien zurückgekauft", kommentierte ein Händler. Das Programm soll bereits im November beginnen und bis Februar 2017 laufen. Auch der Ausblick der Billigfluglinie klinge positiv. Ryanair habe das Kostensparziel von 1 auf 3 Prozent erhöht und gleichzeitig die jährliche Passagierprognose bis zum Jahr 2024 um gut 10 Prozent erhöht. Ryanair verbesserten sich knapp 5 Prozent.

Rohstoffe: Ölpreis uneinheitlich

Am Ölmarkt legten die Preise für WTI und Brent nach der jüngsten Talfahrt leicht zu. Auch hier verwiesen Händler auf die Entlastung Clintons in der Email-Affäre. Teilnehmer warteten zudem gespannt auf die Prognosen der US-Regierung zur Ölförderung im kommenden Jahr, die das Energieministerium am Dienstag veröffentlichen wird.

Pessimistische Schätzungen dürften die Ölpreise erneut belasten, gleichzeitig aber den Druck auf die Opec erhöhen, ihre Förderung zu begrenzen, meinte Bjarne Schieldrop, Analyst bei der SEB. Sollte die Opec ihre Fördermenge reduzieren, dürfte das zwar im kommenden Jahr die Preise ansteigen lassen, gleichzeitig könnten sich aber die US-Produzenten dazu ermuntert fühlen, wieder vermehrt Schieferöl zu fördern, wodurch sich abermals ein Überangebot ergeben würde. Der Preis für ein Barrel Leichtöl der US-Sorte WTI erhöhte sich zum US-Settlement um 1,9 Prozent auf 44,89 Dollar. Für Brent ging es um 1,3 Prozent auf 46,15 Dollar nach oben.

Der Goldpreis fiel dagegen deutlich. Neben dem wieder festeren Dollar wurde er davon gebremst, dass das als Fluchthafen dienende Edelmetall mit der neuen Nachrichtenlage im Präsidentschaftswahlkampf an Zulauf verliert. Die Feinunze verbilligte sich 1,8 Prozent auf 1281 Dollar.

Devisen: Dollar mit Clinton-Bonus

Der Euro gab ebenfalls deutlich nach. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,1044 Dollar. Das waren etwa 0,8 Prozent weniger als noch am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1662 Dollar nach 1,1093 Dollar am Freitag fest.

Der Dollar dagegen erholte sich kräftig. Unter einer Präsidentin Clinton gilt die Wahrscheinlichkeit als hoch, dass die US-Notenbank die für Dezember in Aussicht gestellte Zinserhöhung auch tatsächlich vornimmt. Würde dagegen Trump Präsident werden, könnten die Währungshüter aufgrund der daraus resultierenden zahlreichen Unwägbarkeiten den Zinsschritt wohl aufschieben, vermuteten Marktbeobachter.

Asien: Mit Aufschlägen in die neue Handelswoche

Die ostasiatischen Aktienmärkte reagierten positiv auf die Einstellung der FBI-Ermittlungen gegen Clinton. Anleger setzten nun darauf, dass damit die Wahlchancen des von den Börsen ungeliebten Republikaners Trump sinken, die Aktienkurse zogen deshalb auf breiter Front an. Der Tokioter Nikkei-Index schloss 1,6 Prozent fester bei 17.777 Punkten. In Schanghai kletterte der Composite um dagegen nur leicht. In Seoul zogen die Kurse an, der Kospi zeigte sich freundlich.

HSBC gewannen in Hongkong gut 2 Prozent nach überraschend gut ausgefallenen Ergebnissen der Bank im dritten Quartal. Westpac zogen in Sydney um 2,7 Prozent an. Die Gesamtjahreszahlen der australischen Bank bewegten sich im erwarteten Rahmen. Allerdings verabschiedete sich das Kreditinstitut vom Ziel einer Eigenkapitalrendite von 15 Prozent. Asiana Airlines, die zweitgrößte Fluglinie Südkoreas, schrieb im dritten Quartal wieder schwarze Zahlen. Die Titel kletterten in Seoul um 1,2 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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