Marktberichte

Außer Spesen fast nichts gewesen? Dax-Anleger stecken im Dilemma

Moderate Kursverluste an der Wall Street: Noch immer hängt der Markt am Tropf der Fed.

Moderate Kursverluste an der Wall Street: Noch immer hängt der Markt am Tropf der Fed.

(Foto: REUTERS)

"Die meisten Gewinne sind wieder weg", lautet das nüchterne Fazit von n-tv-Börsenexperte Meyer zum Wochenstart am deutschen Aktienmarkt. Eine Handelsspanne von 175 Punkten zeigt die Nervosität der Anleger. In New York ziehen die Kurse ins Minus.

Am zweiten Handelstag des Quartals endlich das erste ansehnliche Plus? Danach sah es im Montagshandel lange aus. Am Ende gaben die Kurse dann doch nach, der Aufschlag schrumpfte deutlich zusammen. Bei einem Dax-Tageshoch von 9907 Punkten und einem Tagestief von 9733 Stellen konnten Anleger dem Dax-Schlusskurs aber auch etwas Positives abgewinnen: Der Leitindex bewegt sich weiter in seinem Seitwärtstrendkanal zwischen 9750 und 10.000 Zählern.

Der Dax beendete den Handel 0,3 Prozent im Plus bei 9822 Punkten. Am Freitag war er zeitweise bis auf ein Tagestief von 9676 Zählern abgerutscht, am Ende war er bei 9795 Stellen aus dem Handel gegangen. Der MDax legte 0,3 Prozent auf 20.265 Punkte zu. Der TecDax schloss dagegen unverändert bei 1642 Zählern.

Konjunktur: Überwiegend positiv

Frische Auftragseingangsdaten der deutschen Maschinenbauer stützten den Markt. Laut Branchenverband VDMA waren die Orderbücher der Unternehmen im Februar 7 Prozent voller als noch vor einem Jahr.

Auch die Anlegerstimmung in der Eurozone besserte sich im Februar, allerdings nicht so stark wie erwartet. Der entsprechende Sentix-Index legte 0,2 Punkte auf 5,7 zu. Es war der erste Anstieg seit drei Monaten. Volkswirte hatten aber mit einer Verbesserung auf 7,0 gerechnet.

Rohstoffe: Runter, rauf, runter

Der Ölpreis konnte seine zwischenzeitlichen Aufschläge nicht halten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 38,30 Dollar. Das sind rund 1 Prozent weniger als vor dem Wochenende. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel 0,7 Prozent auf 36,55 Dollar.

Hauptthema am Rohölmarkt blieb das überschüssige Angebot. Die Aussichten auf eine baldige Produktionseingrenzung sind zuletzt gesunken. Saudi-Arabien hatte Ende vergangener Woche klargestellt, seine Produktion nur zu begrenzen, falls Iran und andere Förderer ebenso handelten. Der Iran will seine Förderung jedoch ausweiten, nachdem jahrelange Sanktionen wegen des iranischen Atomprogramms erst vor wenigen Monaten aufgehoben wurden. Die Hoffnung auf eine Produktionsbegrenzung, auf die sich Mitte April zahlreiche wichtige Förderländer einigen wollen, schwindet damit.

Devisen: Euro nimmt 1,14 wieder

Der Euro vollführte am Montag eine Berg- und Talfahrt. Nach Anfangsverlusten und einem Tagestief von 1,1357 Dollar drehte die Gemeinschaftswährung und kletterte bis auf 1,1413 Dollar. Am Abend kostete sie 1,1382 Dollar und damit rund 0,1 Prozent weniger als noch am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1380 Dollar nach 1,1432 Dollar am Freitag fest.

Trotz der jüngsten Aufwertung des Euro: Im vergangenen Jahr war der Dollar die beliebteste Reservewährung der Welt gewesen. Der Anteil des Euro sank dagegen auf den niedrigsten Stand seit 2002, wie aus entsprechenden Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervorging. Die Daten für die Zusammensetzung der Devisenreserven, auch bekannt als Cofer (Currency Composition of Official Foreign Exchange Reserves), werden allerdings mit einer zeitlichen Verzögerung von drei Monaten am letzten Geschäftstag jedes Quartals veröffentlicht.

Dax Autowerte fahren hinterher

Bei den Einzelwerten rückten erneut die Autowerte in den Blick. Ein Grund waren die stark rückläufigen Absatzzahlen in den USA. "Das bedeutet weitere Marktanteilsverluste und Druck, die Kaufanreize zu Lasten der Margen zu erhöhen", sagte ein Händler. In Deutschland stagnierten die Zahlen. VW leide zudem nach wie vor unter "Dieselgate", hieß es am Markt. BMW und Daimler verloren jeweils rund 1 Prozent. VW büßten 0,7 Prozent ein. Alle drei Werte hatten zwischenzeitlich aber auch deutlich im Plus gelegen.

Die Anleger der Deutschen Telekom schauten nach Frankreich. Dort waren die Gespräche zwischen Orange und Bouygues über einen Kauf von Bouygues Telecom gescheitert. Damit zerschlugen sich auch Hoffnungen auf eine Konsolidierung des Sektors, von dem man sich ein Ende der margendrückenden Preiskämpfe erwartet hatte. Die Analysten von Goldman Sachs bezeichneten das Ende der M&A-Gespräche als "negativ für den Markt". Orange und Bouygues fielen jeweils in der Spitze rund 3 Prozent. Deutsche Telekom schlossen etwa 1 Prozent schwächer.

Gewinnmitnahmen bei ThyssenKrupp

Im Fokus blieben auch die Stahlwerte. Nachdem ThyssenKrupp am Freitag bereits zu den nur zwei Dax-Gewinnern gehörte, beendeten die Titel den Montagshandel mit einem Abschlag von rund einem halben Prozent. Geradezu "idealtypisch" seien die Gewinnmitnahmen bei Thyssenkrupp, kommentierte ein Händler. Die Aktie habe von den Tiefstkursen vom Februar im Tageshoch am Freitag um fast 60 Prozent zugelegt. Nun würden Gewinne realisiert. Hintergrund des jüngsten Anstiegs waren Fusionsfantasien, getrieben von Tata Steel. Die Inder haben offenbar ein Interesse an ThyssenKrupps Stahlsparte. Salzgitter verbilligten sich im MDax etwa 1,5 Prozent.

Die Dax-Gewinnerliste führten Merck KGaA an. Die Titel stiegen 3,5 Prozent. Sie waren allerdings auch am Freitag auf den tiefsten Stand seit Februar gefallen. RWE folgten mit rund 2,8 Prozent. Eine positive Analystenstimme der Société Générale stützte den Versorger. Analyst Lüder Schumacher sieht inzwischen deutlich höhere Chancen für positive Kurstreiber als für negative.

TecDax: Nordex bekommt grünes Licht

Nordex hat die Übernahme des spanischen Konkurrenten Acciona Windpower in trockene Tücher gebracht. Nach der kartellrechtlichen Freigabe seien alle vertraglichen Voraussetzungen erfüllt, so das TecDax-Unternehmen. Nordex hat den 785 Millionen Euro schweren Zukauf im Oktober angekündigt. Zusammengerechnet kamen Nordex und Acciona Windpower mit 4800 Mitarbeitern zuletzt auf einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro. Nordex-Titel drehten im Handelsverlauf ins Minus: 2,3 Prozent.

USA: Leichte Abgaben

Am US-Aktienmarkt ziehen sich die Kurse zu Beginn der neuen Woche leicht zurück. Der Dow-Jones-Index schloss 0,31 Prozent tiefer bei 17.737,00 Punkten. Am Freitag hatte der US-Leitindex noch den höchsten Schlussstand seit Anfang Dezember erreicht. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es zum Wochenauftakt um 0,32 Prozent auf 2066,13 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 büßte 0,45 Prozent auf 4511,70 Punkte ein.

Die von der US-Notenbank Fed signalisierte Zurückhaltung bei möglichen Zinserhöhungen sowie gute Konjunkturdaten hatten zuletzt für Unterstützung gesorgt. Nun könnten aber die Geschäftsentwicklungen der Unternehmen wieder stärker in den Vordergrund rücken, sagte ein Börsianer. Es brauche vermutlich Rückenwind von dieser Seite für weitere, deutlichere Kursgewinne. Bei Enttäuschungen könnte der Aktienmarkt unter Druck geraten, zumal der Volatilitätsindex Vix mittlerweile eine gewisse Selbstzufriedenheit der Investoren widerspiegele. Der Vix, der auch als "Angstbarometer" bezeichnet wird, war jüngst deutlich gefallen.

Asien: Uneinheitliche Tendenz

An den ostasiatischen Aktienmärkten blieben die chinesischen Börsen wegen eines Feiertags geschlossen. Die Börse in Tokio verlor leicht. Der Nikkei-Index gab 0,3 Prozent auf 16.125 Punkte ab. Das war der tiefste Stand seit einem Monat. Händlern zufolge wirkte der vergangene Woche vorgelegte Tankan-Bericht nach, demzufolge die Stimmung in der japanischen Industrie auf den schlechtesten Stand seit fast drei Jahren gefallen ist.  

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans verbuchte mit 0,2 Prozent lediglich ein leichtes Plus, obwohl aus den USA eigentlich mit einem starken Arbeitsmarktbericht positive Vorgaben kamen. Australiens S&P/ASX-200 legte dagegen 0,3 Prozent zu. Der neuseeländische NZX-50 und der südkoreanische Kospi gewannen moderat.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen