Marktberichte

Nach Schlappe für Trump Wall Street fährt Achterbahn

Die geplatzte Abstimmung über die Gesundheitsreform von US-Präsident Trump sorgt für Wirbel an den US-Börsen. Anfängliche Gewinne schmelzen dahin, der Dow Jones schließt im Minus. Der Dax hat davon jedoch nichts mehr mitgekriegt.

Im Vorfeld einer richtungsweisenden Entscheidung der Politik hat die Wall Street eine Achterbahnfahrt hingelegt. Investoren warteten mit Spannung auf die Abstimmung im US-Repräsentantenhaus über die Gesundheitsreform von US-Präsident Donald Trump. Kurz vor Handelsende gab es dann die Entscheidung einer Vertagung des Votums und der Aktienmarkt büßte seine zwischenzeitlich aufgebauten Gewinne wieder ein. Der Dow-Jones-Index fiel nach einem Tageshoch bei 20.758 Punkten um rund 100 Punkte zurück und schloss leicht im Minus.

Für den deutschen Aktienmarkt hatte die nach Handelsschluss in Frankfurt eintrudelnde Nachricht keine negativen Auswirkungen mehr. Im Gegenteil: "Der Dax greift wieder an." Dieser Kommentar von n-tv-Börsenexpertin Susanne Althoff traf den Handel am deutschen Aktienmarkt auf den Punkt. Der Leitindex bewegte sich lange, bei geringen Umsätzen noch dazu, über 11.900 Punkten, aber doch genug entfernt von der psychologisch wichtigen 12.000er Marke. Am Nachmittag dann kam aber Dynamik in den Markt und der Dax schwang sich darüber, denn auch die Wall Street zog spürbar an. Das Tagesthema kam eh aus den USA.

Der Dax schloss 1,1 Prozent im Plus bei 12.040 Punkten und damit unmittelbar des Tageshochs. Das Tagestief lag bei 11.897 Stellen. Am Dienstag war der Leitindex unter die 12.000er Marke gefallen, am Mittwoch dann bis auf 11.850 abgerutscht. Der MDax gewann 1,1 Prozent auf 23.434 Zähler. Der TecDax verbesserte sich 1,4 Prozent auf 1980 Stellen. Er war am Dienstag noch über die 2000-Punkte-Marke geklettert und hatte ein 16-Jahreshoch erzielt.

Konjunktur: GfK und Trump

Keinen positiven Impuls lieferten die GfK-Daten zum Konsumklima. Der entsprechende Index sank im April um 0,2 auf 9,8 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit November. Ökonomen hatten einen stabilen Wert erwartet. "Vor allem die zuletzt spürbar gestiegenen Preise für Energie hinterlassen bei den Konsumenten ihre Spuren", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Dadurch sähen sie "die Kaufkraft ihrer Einkünfte beeinträchtigt". Die Teuerungsrate hatte im Februar mit 2,2 Prozent das höchste Niveau seit viereinhalb Jahren erreicht.

Im Fokus stand auch in Deutschland die für den Tagesverlauf angesetzte Abstimmung im US-Repräsentantenhaus über Änderungen des Obamacare genannten Gesundheitssystems, die mit Spannung erwartetet wurde. Händler charakterisierten die Abstimmung als ersten ernsthaften Lackmustest der neuen US-Administration. Sollten die Änderungen durchgewunken werden, wäre dies ein "positives Signal", so ein Teilnehmer. Bei einem Scheitern dürften dagegen die Zweifel steigen, ob Trump seine geplante Agenda von Steuersenkungen, Deregulierungen und Infrastrukturmaßnahmen umsetzen könne. Nach dem Repräsentantenhaus muss auch noch der US-Senat den Änderungen zustimmen.

USA: Dow Jones gibt Gewinne wieder ab

Bevor bekannt wurde, dass die Abstimmung über Trumps Gesundheitsreform verschoben wird, war an der US-Börse zwischenzeitlich der Optimismus gewachsen und die Indizes hatten ins Plus gedreht. Mit der Vertagung bleibe die Tür für eine spätere Einigung offen, was nicht als ein Scheitern angesehen werden könne, versuchte ein Marktstratege die nervöse Stimmung einzufangen. Andere Stimmen sprachen von einem Warnschuss für Trump.

Der Dow-Jones-Index sank am Ende um 5 Zähler auf 20.657 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben jeweils 0,1 Prozent ab. Dass Anleger insgesamt wieder etwas Mut fassten, zeigte sich am Bankensektor. Die zuletzt arg gebeutelten Aktien liefen mit der Hoffnung auf die in Aussicht gestellte Deregulierung besser als der Gesamtmarkt. Der Sektorindex verbuchte Aufschläge von 0,2 Prozent, der Gesundheitssektor büßte stattdessen 0,4 Prozent ein.

Unter den Einzelwerten liefen Bankentitel besonders gut. Goldman Sachs und Citigroup rückten um 0,4 und 0,5 Prozent vor. Ford sanken indes um 0,8 Prozent. Der Autobauer hatte vor einem Gewinnrückgang im laufenden Jahr gewarnt. Gründe seien zum einen das hohe Gewinnniveau des Vorjahres, das schwer wieder zu erreichen sei. Zum anderen werde aber auch viel Geld in neue Projekte wie das autonom fahrende Auto gesteckt und dies belaste den Gewinn.

Apple verloren 0,4 Prozent. Der Technologiegigant hatte laut einem Bericht die mobile Anwendung "Workflow" übernommen.

Dax: BASF verkauft

BASF schlossen fast 1 Prozent fester. Der Chemiekonzern verkauft sein Geschäft mit Lederchemikalien an die niederländische Stahl Group. Im Gegenzug erhalten die Ludwigshafener eine Minderheitsbeteiligung von 16 Prozent an der Firma. Zu weiteren finanziellen Details der Transaktion wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

Die deutlichsten Gewinne im Dax wiesen RWE und Lufthansa auf. Die Titel zogen 2,6 und 3,1 Prozent an. Deutsche Bank und Volkswagen waren die schwächsten Papiere.

MDax: Zahlen satt

Rheinmetall kamen nach den Zahlen für 2016 leicht unter Druck, gaben am Ende etwa 0,3 Prozent ab. "Da sind ein paar Häuser auf dem falschen Fuß erwischt worden", sagte ein Händler. Sie hätten höhere Schätzungen gehabt. Das habe auch den Konsens nach oben verzerrt. Andere Marktteilnehmer hätten sich aber bereits darauf eingestellt, dass 2017 ein Übergangsjahr sei. "Sie dürften Dips im Verlauf zum Kauf nutzen", so der Händler.

Jungheinrich machten die Abschläge vom Dienstag mehr als wett. Mit einem Plus von nahezu 6 Prozent verabschiedeten sie sich aus dem Handel. Die Aktie gilt zwar als hoch bewertet, andererseits wächst der Gabelstaplerhersteller aber auch stark. Außerdem gilt das konjunkturelle Umfeld als günstig.

Leoni zogen noch stärker an, schossen mehr als 8 Prozent in die Höhe. "Operativ läuft es rund, genauso wie bei anderen Autozulieferern", sagte ein Händler. Der Ausblick sei gut und stütze die Stimmung. Leoni rechnet für 2017 mit deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und Ertrag.

Der Ausblick von Rational wurde im Handel als eher enttäuschend bezeichnet, die Titel büßten etwas mehr als 2 Prozent ein. Das Unternehmen rechnet mit einer Ebit-Marge im unteren Bereich des Planungsziels von 26 bis 28 Prozent. Die Aktie könnte nun den seit Januar etablierten kurzfristigen Aufwärtstrend testen, er verlaufe bei knapp 440 Euro, hieß es.

SDax: Cewe enttäuschen

Auch vom Ausblick der Cewe-Stiftung zeigten sich die Anleger nicht angetan, der Kurs fiel ebenfalls mehr als 2 Prozent. Das 2017er Ebit erwartet das Unternehmen in der Spanne zwischen 45 und 51 Millionen Euro, der Konsens der Analysten lag bei 50 Millionen Euro. Eine höhere Umsatzsteuer auf Fotobücher in Deutschland könnte sich negativ auf Umsatz und Ertrag des Unternehmens auswirken.

TecDax: Medigene rocken

United Internet zogen gut 1,5 Prozent an. Die vorgelegten 2016er Zahlen sind hier durchweg besser ausgefallen, als Analysten geschätzt hatten. Lediglich bei der Dividendenanhebung hatten sie mit noch etwas mehr gerechnet - sie steigt von 0,70 auf 0,80 Euro je Aktie.

Massiv erholt - rund 10 Prozent - präsentierten sich Medigene nach dem Minus von rund 7 Prozent zur Wochenmitte. Das Unternehmen hatte Geschäftszahlen vorgelegt. "Die Entwicklung liegt im Plan", sagte ein Teilnehmer dazu. Medigene sei für zwei Jahre durch finanziert und die klinischen Studien liefen oder seien auf den Weg gebracht.

Zwangsabfindung bei GfK

Aufwärts ging es auch bei GfK: etwa 0,7 Prozent. KKR und der GfK-Verein wollen die Restaktionäre aus dem Unternehmen drängen mit einer nicht genauer bezifferten "angemessene Barabfindung" - im Handel sprach man von einem sogenannten Squeeze-Out. 96,663 Prozent der GfK-Aktien wurden den beiden Investoren bislang angedient.

Devisen: Euro unter 1,08

Der Euro kämpfte mit leichten Verlusten und schenkte die 1,08er Marke wieder her, über der er am Morgen noch gelegen hatte. Am sAbend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0777 Dollar und damit 0,2 Prozent weniger als am Mittwoch im späten US-Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0786 Dollar fest nach  1,0807 Dollar zur Wochenmitte.

Starke Impulse durch wichtige Konjunkturdaten gab es nicht. Gedämpft wurde der Handel zudem durch große Spannung vor einer in den USA anstehenden Parlamentsabstimmung.

Rohstoffe: Ölpreis dreht ins Minus

Der Ölpreis begann mit Gewinnen, drehte dann aber ins Minus, konnte das aber wiederum reduzieren. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 50,59 Dollar. Das waren 0,1 Prozent weniger als am Mittwoch. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI verbilligte sich 0,5 Prozent auf 47,86 Dollar.

Händler sprachen zunächst von einer Gegenbewegung zum Preisverfall am Mittwoch. Da hatte ein überraschend starker Anstieg der US-Ölreserven für neuen Verkaufsdruck gesorgt und den Brent-Preis erstmals seit November unter die Marke von 50 Dollar gedrückt. Laut US-Energieministerium kletterten die Lagerbestände in der vergangenen Woche auf ein Rekordhoch von 533,1 Millionen Barrel. Experten hatten zwar einen Anstieg erwartet, allerdings bei Weitem nicht so stark. Sie meinten auch, dass die Gegenbewegung "fragil" sei, was sich bestätigte.

Der Goldpreis überwand zunächst die Marke von 1250 Dollar, kam dann aber zurück. Im späten Geschäft zeigte sich die Feinunze auf Tagessicht mit 1247 US-Dollar knapp behauptet. Damit endete eine fünftägige Rally des Edelmetalls.

Asien: Nikkei fester

Mit leichten Gewinnen warteten die Aktienmärkte in Fernost am Donnerstag auf. Börsianern zufolge nutzten viele Investoren Kaufgelegenheiten nach den deutlichen Kursverlusten vom Mittwoch. Der breit gefasste MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg 0,2 Prozent. Auch an den übrigen Aktienmärkten in Fernost dominierten die positiven Vorzeichen. So gewannen etwa der Shanghai Composite und der australische S&P/ASX200.

In Tokio schloss der Nikkei-Index ebenfalls 0,2 Prozent höher mit 19.085 Punkten, nachdem er zunächst nachgegeben hatte. Auf die Stimmung drückte ein Politskandal um die Ehefrau von Ministerpräsident Shinzo Abe. Ein Schuldirektor gab in einer Parlamentsanhörung an, von Abes Frau eine Spende von umgerechnet 8300 Euro erhalten zu haben. Der Regierungschef hatte vor Kurzem bestritten, dass eine solche Zahlung in seinem Auftrag erfolgt sei. Die Bildungseinrichtung hatte ein staatliches Grundstück für einen Bruchteil des geschätzten Werts erworben.

Im Fokus an der Tokioter Börse stand die Nintendo-Aktie, die nach Gewinnmitnahmen rund 2 Prozent schwächer notierte. Zunächst hatte der Kurs des Spielekonsolenherstellers zugelegt, nachdem eine Beteiligung des Vermögensverwalters Blackrock von mehr als fünf Prozent bekannt wurde.

Quelle: ntv.de, kst/bad/dpa/DJ/rts

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