Marktberichte

Wallstreet von Nizza unbeeindruckt Dax-Anleger sacken Gewinne ein

(Foto: AP)

Nach dem verheerenden Anschlag in Nizza und den Gewinnen der vergangenen Tage halten sich die Anleger zurück. Auch die Zahlen der US-Banken Citigroup und Wells Fargo kommen nur mittelmäßig an. Der Dow-Jones-Index notiert leicht im Plus.

Nach der Kursrally der vergangenen Tage haben Anleger zum Wochenschluss noch mal die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen genutzt. Auf der Stimmung lastete auch der Anschlag in der französischen Stadt Nizza mit mehr als 80 Toten. Es sei bereits das dritte Attentat innerhalb von 18 Monaten in Frankreich gewesen, sagten Händler. Daneben mache sich bei den Investoren jetzt doch etwas Enttäuschung über die ausgebliebene Zinssenkung der Bank of England (BoE) breit.

Europas Börsen gaben nach der Terrorattacke nach. Der Pariser Leitindex CAC-40 lag mit 0,3 Prozent im Minus. Für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,1 Prozent nach unten. Der Dax notierte kaum verändert bei 10.066,90 Punkten. Der MDax trat ebenfalls bei 20.554,12 Zählern auf der Stelle. Der TecDax gab 0,5 Prozent ab auf 1625,66 Stellen.

Die Terror-Attacke belastete vor allem Touristikwerte. Die Papiere der Hotelkette Accor büßten 3,0 Prozent ein, die Anteilsscheine von Air France-KLM verloren 1,6 Prozent. "Der Touristenstrom nach Frankreich und ganz Westeuropa dürfte in den kommenden Wochen unter der Terrorattacke leiden", sagte Cedric Rossi von Bryan Garnier. Nach den Attacken in Paris im November und in Brüssel im Mai dürften nun noch weniger Touristen aus den USA, China und Japan kommen, sagt Rossi.

Im Frankfurter Handel standen ebenfalls die Aktien von Luftfahrt- und Touristikkonzernen unter Druck. Lufthansa gehörten mit einem Abschlag von 0,8 Prozent zu den größten Verlierern. Im Blickpunkt standen auch Bayer. Der Konzern hat sein Übernahmeangebot für den US-Agrarchemiekonzern Monsanto leicht aufgestockt und ist nun bereit, mit 125 US-Dollar je Anteilsschein drei Dollar mehr als bisher zu zahlen. "Damit will Bayer wohl zeigen, dass es ihnen wirklich ernst ist, und Monsanto vor dem letzten Wort die Bücher offenlegen sollte", sagte ein Börsianer. Die Bayer-Aktien gewannen rund 0,5 Prozent.

Für die Papiere der Deutschen Bank ging es zeitweise um über ein Prozent aufwärts, am Ende des Handelstages verpufften die Gewinne aber. Die Branche hatte zuletzt unter sinkenden Renditen und der Bankenkrise in Italien arg gelitten. Zudem schmierten Kontron-Titel nach einer Prognosesenkung um rund 12,4 Prozent ab. Auch eine Gewinnwarnung von Swatch versetzte Börsianern einen kräftigen Schreck. Die Aktie sackte um 7,8 Prozent ab. "Die Zahlen sind schlimmer als befürchtet", hieß es von Loïc Morvan, Analyst bei Bryan Garnier.

Flut von Wirtschafts- und Unternehmenszahlen

An der Wall Street geht es nach zuletzt vier Handelstagen mit Rekordständen zum Wochenausklang nur noch ganz leicht aufwärts. Der Dow-Jones-Index notiert kaum verändert bei 18.517 Punkten, nachdem er bei 18.557 Punkten erneut ein Allzeithoch markiert hat. Der S&P-500 gibt 0,1 Prozent auf 2162 Zähler nach. Der Nasdaq-Composite geht ebenfalls um 0,1 Prozent 2162 zurück.

Taktgeber sind dabei vor allem die vielen US-Konjunkturdaten und die Ergebnisse der beiden US-Banken Wells Fargo und Citigroup. Nachdem JPMorgan am Vortag positiv überrascht hatte, lieferten beide Geldhäuser zwar weitere gute Nachrichten. Während die Citigroup-Zahlen besser ausfallen als erwartet, trifft Wells Fargo "nur" die Prognose. Insgesamt überwog bei den Anlegern aber Enttäuschung. Citigroup-Aktien verlieren 0,3 Prozent. Wells-Fargo-Papiere fallen 2,5 Prozent.

Auch die Aktie von Alere steht im Fokus. Der Medizintechnik-Spezialist muss nach eigenen Angaben Bilanzwerte korrigieren. Dabei geht es um Umsatzzahlen für die Jahre 2013 bis 2015, die für Afrika und China falsch ausgewiesen worden seien. Für die Alere-Papiere geht es dennoch rund 7,0 Prozent aufwärts.

Die Vielzahl uneinheitlicher US-Konjunkturdaten bewegt die Börsianer praktisch nicht. Die US-Einzelhandelsumsätze sind im Juni um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Erwartet wurde lediglich ein Plus von 0,1 Prozent. Auch die Industrieproduktion legte etwas stärker als erwartet zu. Der Empire State Index gab dagegen im Juli kräftig nach auf 0,55 von zuvor 6,01 - hier war nur ein leichter Rückgang auf 5 erwartet worden. Die US-Inflation für Juni bewegte sich mit einem Plus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat im Rahmen der Erwartungen.

Der Inflation in der Eurozone ist im Juni ganz knapp die Rückkehr in den positiven Bereich gelungen. Die jährliche Inflationsrate stieg leicht auf plus 0,1 Prozent, nachdem sie im Mai mit einer Jahresrate von 0,1 Prozent gesunken waren. Dennoch bereiten die Daten den Währungshütern der Europäischen Zentralbank (EZB) große Sorge. Denn das EZB-Inflationsziel von knapp 2 Prozent ist selbst in weiter Ferne nicht sichtbar.

Die Wachstumszahlen aus China für das zweite Quartal waren ebenfalls gut, für einige Marktteilnehmer sogar zu gut. Denn sie lieferten nahezu eine Punktlandung auf dem Weg zum vom Staat vorgegebenen Wachstumsziel. Die Wirtschaft in China ist mit 6,7 Prozent genauso stark wie zu Jahresbeginn gewachsen, etwas stärker als mit 6,6 Prozent erwartet.

Asien: Ungebremste Kauflaune

Die besser als erwarteten Konjunkturdaten aus China und nachlassende Brexit-Sorgen verhalfen den Börsen in Asien zu Gewinnen. Der Anschlag in Nizza konnte die Kauflaune nicht dämpfen. Solange geopolitische Risiken auf eine Region begrenzt blieben, werde sich das nicht negativ auf das Finanzsystem auswirken, sagte Masahiro Ichikawa von Sumitomo Mitsui Asset Management.

Der Tokioter Leitindex Nikkei schloss 0,7 Prozent höher bei knapp 16.498 Punkten. Der breiter gefasste Topix legte 0,45 Prozent zu auf 1317 Stellen. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte 0,4 Prozent fester.

In Japan hoben die Vorgaben der Wall Street und der schwache Yen die Stimmung. Gefragt waren unter anderem Papiere des Modehändlers Fast Retailing, die sich um 18 Prozent verteuerten. Der Konzern hatte einen Anstieg des Betriebsgewinns ausgewiesen. Nintendo-Aktien setzten dank der Beliebtheit des Smartphone-Spiels Pokemon GO ihren Höhenflug fort. Sie verteuerten sich um 9,8 Prozent.

Devisen: Pfund auf Erholungskurs

Die Ölpreise steigen dank des etwas besser als erwartet ausgefallenen Wirtschaftswachstums in China wieder. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 47,79 US-Dollar, ein Plus von 1,1 Prozent. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 0,8 Prozent auf 46,02 Dollar.

Das britische Pfund war nach dem beispiellosen Absturz infolge des Brexit-Votums wieder im Aufwind. Die britische Währung verteuerte sich zeitweise um knapp eineinhalb US-Cent auf 1,3480 Dollar. Damit summiert sich das Kursplus der vergangenen Tage auf mehr als drei Prozent. Dies wäre der größte Wochengewinn seit fast sieben Jahren.

Ein Motor dieser Erholung war die Ernennung von Theresa May zur neuen Premierministerin. Börsianer erhoffen sich nun einen raschen Beginn der Verhandlungen über die Neuordnung des Verhältnisses zwischen Großbritannien und der EU. Zusätzlichen Schub erhielt das Pfund vom Verzicht der Bank von England (BoE) auf die erwartete Zinssenkung.

Der Euro gab um 0,5 Prozent nach. Die Gemeinschaftswährung notierte bei 1,1060 US-Dollar. Der japanische Yen zeigte ebenfalls neuerliche Schwäche. Die jüngste Rally des Dollar zum Yen mit einem Dreiwochenhoch bei 106,32 Yen war vor allem durch die Erwartung massiver politischer Schritte in Tokio getrieben.

Er habe damit gerechnet, dass sich der Dollar den Sommer über in einer Spanne zwischen 100 und 105 Yen bewegen werde, sagte der Chefwährungsstratege Shusuke Yamada von Merrill Lynch. Am Markt habe sich indes der Eindruck befestigt, mit dem Nach-Brexit-Absturz des Dollar auf 99 Yen sei die Abwärtsbewegung abgeschlossen. Es wäre keine Überraschung, wenn der Dollar nun auf 110 Yen steigen würde, nachdem er noch vor einem Jahr von 125 Yen aus nach unten gelaufen war.

Quelle: ntv.de, wne/hvg/DJ/rts/dpa

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