Marktberichte

Trump, Merkel, "Handelskrieg" Dax-Anleger gehen nicht "risk on"

Die Handelswoche am deutschen Aktienmarkt endet, wie sie begonnen hat: zurückhaltend. Hexensabbat, Merkels Trump-Besuch und das G20-Finanzministertreffen lassen die Anleger inne halten. Sicherheit ist gefragt.

Nach dem neuen Jahreshoch beim Dax am Donnerstag war die Luft am deutschen Aktienmarkt spürbar raus. Auch am Freitag änderte sich daran nichts: Der Leitindex markierte früh sein Tagestief bei 12.018 Punkten, kletterte dann bis auf 12.118 Zähler und kam danach wie bereits am Donnerstag auch zurück. "Ziemlich unspektakulär", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer am Mittag. Das galt auch am Abend noch.

Der Dax ging 0,1 Prozent fester aus dem Handel mit 12.095 Punkten. Am Donnerstag hatte er dank der Erleichterung über den Ausgang der Parlamentswahl in den Niederlanden und die Aussagen von  US-Notenbank-Chefin Janet Yellen 0,6 Prozent zugelegt. Der MDax notierte 0,1 Prozent im Plus bei 23.690 Zählern. Der TecDax zog 0,5 Prozent auf 1999 Stellen ein.

"Jedes kleine Störfeuer hat ab sofort die Chance, für eine nennenswerte Markkorrektur zu sorgen", kommentierte Daniel Saurenz von Feingold Research die Situation am deutschen Aktienmarkt. "Das wird befeuert von einer Volatilität, die auf dem tiefsten Stand der letzten Jahrzehnte liegt, in Europa und in den USA. Anleger sind sorglos und mittlerweile überhaupt nicht mehr auf negative Nachrichten eingestellt." 

USA: Schub durch Merkel und Trump

Nach einem wechselhaften Handelstag schließt die Wall Street zum Wochenausklang mit kleinen Verlusten. Das Auf und Ab am Markt ging auch auf das Konto des großen Verfalltags, an dem die investierten Teilnehmer um die Kurse ringen. Am Freitag verfielen Terminkontrakte auf Aktienindizes und einzelne Aktien sowie Optionen auf Indizes und Einzelwerte. Gegen Mittag Ortszeit gab es einen kleinen Schub bei den Aktienkursen, nachdem das erste Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel halbwegs harmonisch verlaufen war. Weniger erfreulich für die Anleger an der Wall Street verlief bislang das G20-Treffen der Finanzminister in Baden-Baden, das den Graben zwischen Amerika und den übrigen Ländern in Handelsfragen nicht überbrücken konnte. Allerdings betonte US-Finanzminister Steven Mnuchin, sein Land wolle keine Handelskriege.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,1 Prozent auf 20.915 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite schloss unverändert. Er hatte im Tagesverlauf ein neues Rekordhoch bei 5.912,61 Punkten erreicht.

Die Konjunkturdaten fanden am Aktienmarkt wenig Beachtung, zumal sie auch noch uneinheitlich ausfielen. Während die Industrieproduktion für Februar die etwas optimistischere Marktschätzung verfehlte, kam das Verbrauchervertrauen stärker herein als erwartet. Die Frühindikatoren entsprachen den Prognosen.

Überraschend gute Geschäftszahlen gaben der Adobe-Aktie Auftrieb. Umsatz und Gewinn im ersten Geschäftsquartal haben die Erwartungen übertroffen. Die Titel zogen um 3,8 Prozent an. Am Vortag hatten sie bereits ein Rekordhoch markiert. Tiffany sprangen um 2,7 Prozent nach oben, der Juwelier überzeugte mit Geschäftszahlen und Ausblick.

Dax: Eon besorgt sich Geld

Bei den Einzelwerten im Dax blickten die Anleger auf Eon, die Aktien sprangen rund 3 Prozent an. Der Versorger hatte mit der Ausgabe von 200 Millionen neuen Aktien rund 1,35 Milliarden Euro erlöst. Der Platzierungspreis dürfte leicht unter dem Xetra-Schlusskurs vom Donnerstag von 6,83 Euro gelegen haben, Eon machte dazu keine Angaben. "Die Kapitalerhöhung war angekündigt, jetzt ist die Kuh vom Eis", kommentierte ein Händler.

VW und BMW gehörten zu den größten Verlierern im Leitindex mit Abschlägen von jeweils um die 1 Prozent. Hier verwiesen Händler auf die Spannungen zwischen den USA und Deutschland, was den Exportüberschuss betrifft. Das Wort "Handelskrieg" machte die Runde. Vor allem die deutschen Autobauer hatte US-Präsident Trump wiederholt kritisiert. Zudem will VW-Patriarch Ferdinand Piech sich offenbar von seinen Teilen trennen.

MDax: Airbus im Behörden-Visier

Im MDax schlossen Airbus etwa 1,3 schwächer. Nach Großbritannien wird nun auch in Frankreich wegen des Verdachts auf unsaubere Geschäftspraktiken gegen Airbus ermittelt. Es geht um Verstöße im zivilen Luftfahrtgeschäft. Sollte die Affäre größere Ausmaße annehmen, könnte sich das zu einem nachhaltigen Belastungsfaktor für den Aktienkurs entwickeln, wie es von Händlerseite hieß.

Die vor einer Übernahme durch Investoren stehende Stada hatte die Gespräche mit den Kaufinteressenten verschoben, der Kurs fiel rund 0,8 Prozent. Offensichtlich sei das Gebot von 58 Euro je Aktie plus Dividende dem Management nicht genug gewesen, sagte ein Händler. Das könnte die Bieterkonsortien rund um Advent und Permira veranlassen, noch einmal nachzulegen. Ein anderer Marktteilnehmer gab sich dagegen bedeckter. Er sieht die Gefahr, dass Stada in dem Pokerspiel sein Blatt überreize und die Bieter möglicherweise einfach frustriert den Koffer packten.

Fraport verteuerten sich mehr als 4 Prozent - nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr. Diese lägen zwar auf der Umsatz- wie auf der operativen Seite einen Tick unter den Konsensschätzungen, allerdings dürfte der bessere Ausblick bei der Kursfindung überwiegen. Fraport erwartet für das laufende Jahr einen Umsatz von bis zu 2,9 Milliarden Euro und ein Ebitda zwischen 0,98 und 1,020 Milliarden Euro. Dies sei klar besser als bislang erwartet, sagte ein Händler.

Europa: Schoeller-Bleckmann streicht Dividende

Um rund 3,5 Prozent ging es für Schoeller-Bleckmann abwärts. Der Rückgang der Ölpreise und die damit einhergehende Zurückhaltung bei den Investitionen der Ölförderer schlägt voll auf das Ergebnis des Dienstleisters durch. Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren. Sie sollen für 2016 keine Dividende erhalten.

Devisen: Euro fällt

Der Dollar neigte gegen den Euro zur Stärke. Die Gemeinschaftswährung fiel auf 1,0740 Dollar nach Wechselkursen über 1,0770 am Vorabend. Teilnehmer sahen darin vor allem eine Gegenbewegung. Am Vortag hatte die verstärkte Spekulation, wonach die EZB noch vor Ende der quantitativen Lockerungen die Zinsen anheben könnte, Euro Auftrieb verliehen. Ewald Nowotny, Chef der Österreichischen Nationalbank, hatte entsprechende Spekulationen am Vortag befeuert. Händler halten diese Möglichkeit aber für sehr unwahrscheinlich.

Rohstoffe: Ölpreis hält sich bedeckt

Der Ölmarkt präsentierte sich erneut wechselhaft und schwankte zwischen Gewinnen und Verlusten. US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,1 Prozent auf 48,78 Dollar. Damit bewegten sich die Preise weiterhin in der Nähe ihrer jüngsten Dreieinhalbmonatstiefs. Die globalen Lagerbestände liegen laut jüngsten Berichten des Erdölkartells Opec über ihrem Fünfjahresdurchschnitt. Allerdings hatte der saudische Energieminister Khalid al-Falih jüngst erst die Entschlossenheit der Opec unterstrichen, das Abkommen zur Förderbegrenzung zu verlängern.

Der Goldpreis legte nach dem zweitägigen Lauf auf ein Zweiwochenhoch noch etwas zu. Den Startschuss für die jüngste Rally hatte der weniger falkenhaft als befürchtet ausgefallene Zinsausblick der US-Notenbank geliefert. Nicht so schnell steigende Zinsen halten das zinslose Edelmetall attraktiv für Anleger. Die Feinunze stieg um weitere 0,2 Prozent auf 1.229 Dollar. Auf Wochensicht hat Gold über 2 Prozent zugelegt.

Asien: Uneinheitlich ins Wochenende

Die Aktienmärkte in Asien sind überwiegend mit Verlusten, aber dennoch mit einer positiven Grundstimmung ins Wochenende gegangen. Die Signale der US-Notenbank Fed wirkten noch nach, die am Mittwoch angedeutet hatte, das Tempo ihrer Zinsanhebungen in diesem Jahr nicht zu beschleunigen.

Allerdings: "Aktien bleiben anfällig für einen kurzfristigen Rückschlag. Denn die Anleger sind sehr optimistisch, und viele gute Nachrichten sind bereits in den Kursen enthalten. Aber es besteht die Gefahr, dass der Rückschlag erst mit der saisonal üblichen Marktschwäche im Mai kommt", kommentierte Anlagestratege Shane Oliver von der Investmentfirma AMP Capital.

Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans gewann 0,3 Prozent. In Tokio belasteten die jüngsten Kursgewinne des Yen den Nikkei-Index, der zum Handelsschluss 0,4 Prozent schwächer mit knapp 19.522 Punkten notierte. Den Händlern steht ein langes Wochenende bevor, am Montag bleibt die japanische Börse wegen eines Feiertags geschlossen. Der Shanghai Composite gab leicht nach, der HSI in Hongkong zog dagegen etwas an. Aufschläge verbuchten auch der Straits-Times-Index (STI) in Singapur und die Börse in Jakarta.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/DJ

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