Marktberichte

Keine Konjunkturspritzen China lässt Rohstoff-Märkte frösteln

RTR3NHUA.jpg

(Foto: REUTERS)

Peking will das Wirtschaftswachstum nicht künstlich hochhalten. Das bringt die Rohstoffpreise ins Wanken: Kupfer, Eisen, Nickel, Blei, Zink verbilligen sich teils deutlich. Auch beim Öl geht es abwärts. Und die Zinswende drückt weiter auf den Goldpreis.

Die Sorge um eine Konjunkturabkühlung in China und der festere Dollar haben den Kupferpreis auf den tiefsten Stand seit drei Monaten gedrückt. Das Industriemetall verbilligte sich um bis zu 1,5 Prozent auf 6730,00 Dollar je Tonne. Seit Jahresbeginn ist der Preis um mehr als acht Prozent gesunken. Daneben kollabierten die Eisenerz-Futures zeitweise geradezu, sagt Chris Weston von IG Markets. Der Spot-Preis für Eisenerz fiel auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren. Auch Nickel, Blei und Zink geben stark nach, und die Talfahrt bei Gold und Silber setzt sich ebenfalls fort.

"Die Konjunkturzahlen aus China, Europa und Japan waren zuletzt nicht berauschend und das belastet derzeit viele Rohstoffe", sagte Dominic Schnider von UBS Wealth Management in Singapur. Nun warte der Markt mit Spannung auf den am morgigen Dienstag anstehenden HSBC-Einkaufsmanagerindex. "Die Leute nehmen China die Anstrengungen kaum ab, die Volkswirtschaft wirklich zu stimulieren." Das Riesenreich verbraucht rund 40 Prozent des weltweiten Kupfer-Angebots.

Trotz eingetrübter Wirtschaftsaussichten lehnt China kostspielige neue Konjunkturprogramme ab. Der chinesische Finanzminister Lou Jiwei sagte, Peking werde seinen wirtschaftspolitischen Kurs auch bei schwächeren Wirtschaftsindikatoren nicht wesentlich ändern. Damit nimmt die Angst vor einer anhaltenden Talfahrt der chinesischen Wirtschaft zu. Das gilt bereits kurzfristig: Denn am Markt wird spekuliert, der neue HSBC-Einkaufsmanagerindex könnte unter 50 gefallen sein und damit unterhalb der Wachstumschwelle liegen.

Ölpreis fällt - Goldpreis sackt ab

Abwärts geht es auch mit den Ölpreisen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete am Morgen 97,88 US-Dollar. Das waren 51 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass US-Rohöl der Marke WTI zur Auslieferung im November fiel um 28 Cent auf 91,37 Dollar. Auch hier lasteten pessimistische Annahmen zur Entwicklung der chinesischen Wirtschaft auf den Preisen. China ist der zweitgrößte Öl-Verbraucher der Welt.

China als "verlängerte Werkbank der Weltwirtschaft" ist einer der Hauptabnehmer von Rohstoffen. Daneben gibt es aber weitere Gründe für den Druck: Die Edelmetalle wurden in den vergangenen Wochen durch die steigenden Renditen sowie eine fallende Inflationsrate doppelt in die Mangel genommen. "Gold und Silber benötigen dringend Hilfestellung durch einen wieder fallenden Realzins", heißt es bei Wellenreiter-Invest. Am Morgen rauschte der Goldpreis bis unter die Marke von 1210 Dollar je Feinunze - um sich dann wieder etwas zu erholen.

Investoren ziehen wieder Geld aus Schwellenländern

Ein fallender Realzins kommt aber nur zustande, wenn die Renditen wieder fallen und die Inflationsrate steigt. Das ist aber kaum absehbar, weil der feste Dollar die Inflationsrate im Dollar-Raum drückt. Zudem führt die Spekulation auf eine Zinswende in den USA bereits zu Kapitalabzügen aus den sogenannten Schwellenländern. Laut ING zogen die Investoren in der vergangenen Woche 1,1 Milliarden Dollar aus den Schwellenländern ab: der erste Kapitalabzug seit 15 Wochen.

Sollte der Kapitalabzug anhalten, dürften die Schwellenländer den USA in die Zinswende folgen. Zinserhöhungen in den Schwellenländern würden aber ihr Wirtschaftswachstum dämpfen, und damit die Nachfrage nach Rohstoffen weiter drücken.

Morgan Stanley meint allerdings, die Marktmechanismen könnten schon bald wieder ein Gleichgewicht herstellen. Viele der Eisenerzminen in China seien in Privatbesitz. Sie seien preissensitiv und würden die Förderung stoppen, wenn die Produktion aufgrund der fallenden Preise unrentabel werde.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen