Marktberichte

Wall Street dreht ins Minus Brexit und Hexen halten Dax nicht auf

Nach einer durchwachsenen Woche schließt der Dax doch noch versöhnlich.

Nach einer durchwachsenen Woche schließt der Dax doch noch versöhnlich.

(Foto: dpa)

Getragen von schwindenden Brexit-Ängsten verabschiedet sich der Dax mit einem leichten Plus ins Wochenende. Auch am Devisenmarkt und beim Gold entspannt sich die Lage. Der "Hexensabbat" bringt den Leitindex nur kurz ins Wanken.

Nach einer Woche mit oft deutlichen Verlusten machte der Dax am letzten Handelstag wieder Boden gut. Nachlassende Brexit-Ängste halfen dabei: Nach der Ermordung der britischen Labour-Abgeordneten Jo Cox wurden die Kampagnen des "Remain"- und des "Leave"-Lagers bis Samstag erst einmal ausgesetzt. Ein politischer Zusammenhang des Attentats wurde nicht ausgeschlossen. Auch schätzten die Wettbüros einen Brexit wieder als unwahrscheinlicher ein. Beim Wettanbieter Betfair hat das "Remain"-Lager seinen Vorsprung ausgebaut und liegt nun wieder bei 65 Prozent. Der Dax legte in der Folge wieder zu und schloss 0,8 Prozent höher auf 9631 Punkten.

Dax
DAX 17.760,69

Entspannungssignale kamen auch von den Devisenmärkten. Hier legte das Pfund Sterling wegen nachlassender Brexit-Ängste wieder auf 1,4280 Dollar zu nach Ständen von rund 1,40 Dollar im Tief vom Vortag. Die Märkte reagierten damit effizient, aber nicht pietätvoll, auf die Ermordung einer britischen Politikerin, merkten die Analysten der Commerzbank an. Dies werde als relativer Vorteil für das "Remain"-Lager gewertet, da die jüngsten Umfragen auf erheblich wachsende Zustimmung zu "Leave" gedeutet hatten. Dieses Momentum könnte durch die Pause geschwächt werden.

Entspannung deutete auch der Goldpreis an - dieser notierte bei 1288 Dollar je Feinunze, nachdem am Vortag noch der höchste Stand seit rund zwei Jahren markiert worden war. An den Anleihemärkten ziehen die Renditen wieder an. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten wieder minimal im Plus. Vor allem Banken und andere Finanzwerte profitierten von den nachlassenden Brexit-Ängsten: Der Sektor-Index der Banken sprang um 3,9 Prozent nach oben und führte damit die Gewinnerliste in Europa an, die Versicherer stiegen um 1,9 Prozent.

Der Verfall der Futures und Optionen auf die großen Aktienindizes hat keine große Akzente an den Märkten gesetzt. Der Verfall auf den Euro-Stoxx-50 bewegte die Notierungen nicht stärker. Der Verfall von Futures und Optionen auf den Dax drückte die Kurse kurzzeitig.

Frankfurt: Bank-Aktien machen verlorenes Terrain gut

Deutsche Bank
Deutsche Bank 15,00

Der Dax schloss am Ende 0,8 Prozent höher auf 9361 Punkten. Für den MDax ging es 1,1 Prozent nach oben auf 19.690 Zähler. Ein Plus von 1,0 Prozent zeigte der TecDax, der auf 1575 Punkte zulegte. Um 0,8 Prozent nach oben ging es mit dem Euro-Stoxx-50 auf 2843 Stellen.

Ganz oben im Dax landeten die Banken, die nach ihren Verlusten am Vortag und teilweise Rekord-Tiefständen wieder Boden gutmachten. Deutsche Bank legten 5,2 Prozent zu, Commerzbank-Aktien verteuerten sich um 4,4 Prozent.

Die Zahlen von Oracle wurden im Handel als "bestenfalls leicht positiv" für SAP gewertet. Entsprechend ging es für die Aktien nur um 0,7 Prozent nach oben.

BASF
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Die BASF-Aktie reagierte kaum auf den milliardenschweren Zukauf in den USA. Der Chemiekonzern übernimmt für bis zu 3,2 Milliarden US-Dollar in bar die Sparte Chemetall von Albemarle. Chemetall ist Anbieter von Produkten zur Oberflächenbehandlung. "Der Zukauf passt", so ein Händler. Der Preis erscheint derweil für BASF überschaubar und passt in die Konsolidierungswelle in der Chemiebranche. BASF verloren 0,5 Prozent. Die Abgaben waren allerdings vornehmlich verfallsbedingt.

Der zuletzt auf den tiefsten Stand seit Ende 2014 gefallene Tui-Kurs legte an der Londoner Börse um 4,4 Prozent zu. "Die Aussagen zu den Buchungen klingen sehr optimistisch und am Markt ist im Aktienkurs sehr viel Vorsicht und Skepsis eingepreist", sagte ein Händler.

Bei den deutschen Telekom-Werten beeinflussten leicht Hochstufungen durch die Citigroup die Kurse. Sie hatte Telefonica Deutschland und United Internet auf "Buy" respektive "Neutral" hochgestuft. Der Kurs von Telefonica Deutschland schloss jedoch 1,3 Prozent im Minus, die Aktie von United Internet legte 0,4 Prozent zu.

USA: Wall Street schließt im Minus

Die US-Börsen gaben im Handelsverlauf nach. Ob die in Folge des Mords an der britischen Abgeordneten Jo Cox beschlossene Aussetzen der politischen Kampagnen in Großbritannien bis Samstag den Befürwortern eines EU-Verbleibs wirklich in die Hände spielt, bleibt unsicher. Daher bleibt die Volatilität an den Börsen weiter hoch.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 17.675 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gab ebenfalls um 0,3 Prozent auf 2071 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,9 Prozent auf 4800 Stellen.

Auf Unternehmensseite legten Oracle nach den Ergebnissen für das vierte Geschäftsquartal um 2,7 Prozent zu. Der Software-Konzern vermeldete vor allem ein gutes Ergebnis für den Cloud-Bereich. Dagegen gingen die Umsätze im konventionellen Geschäft zurück.

Dem Technologieriesen Apple werden in China Patentverletzungen beim iPhone vorgeworfen. Der Titel fielen um 2,3 Prozent. Smith & Wesson schossen um 8,7 Prozent nach oben. Der Waffenhersteller sah Umsatz und Ergebnis 2017 deutlich über den Prognosen der Analysten und glänzte mit guten Geschäftszahlen.

Asien: Tokioter Börse erholt sich

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Die Börsen in Asien haben sich zum Wochenausklang freundlicher gezeigt. In Tokio schwächte sich der Yen nach seinen jüngsten Kursgewinnen zum Dollar wieder ab, was insbesondere bei Exporttiteln für Auftrieb sorgte. Experten zufolge war allerdings weiterhin die bevorstehende Abstimmung in Großbritannien über einen Verbleib in der Europäischen Union das zentrale Thema an den Börsen.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 1,1 Prozent höher bei 15.600 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,8 Prozent auf 1251 Punkte. Die Börse in Shanghai lag 0,3 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 0,4 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 0,6 Prozent.

Devisen: Euro leicht gestiegen

Der Euro konnte leicht zulegen. Am späten Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1251 US-Dollar gehandelt und damit 0,2 Prozent höher als am Vorabend. Der Devisenmarkt stand ebenso im Bann des kommende Woche anstehenden Referendums um einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.

Rohstoffe: Ölpreise legen zu

Die Ölpreise erholten sich von ihrem Vortagesabsturz und beenden damit eine sechstägige Verluststrecke. Durch steigende Zuversicht, dass Großbritannien in der EU bleibe, würden Rezessionsängste ausgepreist, hieß es im Handel. Zudem stützte der zur Schwäche neigende Dollar. Der Preis für einen Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI legte um 3,8 Prozent auf 47,98 Dollar zu. Brent verteuerte sich um 4,2 Prozent auf 49,17 Dollar.

Selbst der vom Öldienstleister Baker Hughes bekannt gegebene dritte Wochenanstieg der in den USA aktiven Ölförderanlagen vermochte die Ölpreisrally nicht zu bremsen. Gleichwohl bescherten die "Brexit"-Sorgen Öl einen Wochenverlust von 2,2 Prozent - der höchste seit Anfang Mai.

Quelle: ntv.de, kst/hul/DJ/rts/dpa

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