Marktberichte

Krise im Irak treibt Ölpreise Brent auf Jahreshoch

Gefährdet der Irak-Konflikt (Anlage bei Basra) die Öl-Versorgung?

Gefährdet der Irak-Konflikt (Anlage bei Basra) die Öl-Versorgung?

(Foto: REUTERS)

Die gewaltsame Auseinandersetzung im Irak schürt Ängste vor Versorgungslücken auf dem Ölmarkt. Folglich steigt die Nachfrage und damit auch der Preis. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Entscheidend für Investoren ist jetzt, wie die USA reagieren werden.

Die Krise im Irak hält den Rohölmarkt weiter in Atem. Der Vormarsch islamistischer Kämpfer im Irak hat den Preis ein Barrel (159 Liter) für die Nordseesorte Brent, die als erste Ausweichsorte bei Lieferengpässen aus dem Nahen Osten gilt, auf ein Neun-Monats-Hoch getrieben.

Im frühen Handel sprang der Preis zur Lieferung im Juli an der Londoner Börse zwischenzeitlich auf 114,69 US-Dollar. Am späten Vormittag kam der Preis allerdings wieder etwas zurück. Am Nachmittag stand er bei 112,90 US-Dollar. Das waren 30 Cent mehr als am Donnerstag.

Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI erhöhte sich um 23 Cent auf 106,20 Dollar. In der vergangen Nacht war der Preis für US-Rohöl in der Spitze bis auf 107,68 Dollar geklettert und hatte damit den höchsten Stand seit September erreicht. "Preistreibend sind nach wie vor die Ereignisse im Irak", hieß es in einer Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank.

Am Vortag waren die Ölpreise sprunghaft gestiegen, weil die Lage im Irak zusehends außer Kontrolle zu geraten scheint. Die radikal-islamistische Terrorgruppe Isis hält Teile des Landes besetzt, darunter die zweitgrößte Stadt Mossul. Sollte es in dem Opec-Land zu großen Angebotsausfällen an Rohöl kommen, könnten diese durch das Ölkartell kaum kompensiert werden, hieß es bei der Commerzbank. Das Land zählt neben Saudi-Arabien zu den Staaten mit den größten Ölvorräten der Welt.

Isis-Offensive setzt Obama unter Druck

In den vergangenen Tagen hatten Isis-Kämpfer überraschend schnell große Gebiete im Norden des Förderlandes unter ihre Kontrolle gebracht. Meldungen zufolge sollen sich die Kämpfer weiterhin auf dem Vormarsch in Richtung der irakischen Hauptstadt Bagdad befinden. Die wichtigsten Ölverlade-Anlagen befinden sich allerdings im Süden rund um Basra. Dort werden täglich rund 2,6 Millionen Barrel Rohöl umgeschlagen, was etwa 90 Prozent und damit den Löwenanteil der irakischen Ölexporte ausmacht. Laut Commerzbank zeigt aber die Nervosität am Ölmarkt, dass auch die Ölproduktion im Süden von Investoren nicht mehr als sicher eingeschätzt wird. Generell gilt unter Fachleuten: Sollte es im Irak zu großen Angebotsausfällen an Rohöl kommen, könnten diese durch das Opec-Kartell kaum ausgeglichen werden.

"Angesichts der aktuellen Sicherheitslage ist es schwer vorstellbar, dass die Ölproduktion im Norden des Irak in absehbarer Zeit zurückkehren wird", schreibt die Commerzbank. Um die Islamisten zurückzudrängen, denkt US-Präsident Barack Obama derweil über einen Militäreinsatz nach. Gleiches gilt für die Türkei, nachdem 80 Staatsangehörige im Nordirak verschleppt worden waren. Den Aktienmärkten sollte das ein Warnzeichen sein, warnte Jens Klatt, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses FXCM. "Es besteht die Gefahr, dass sich die USA wieder in diesen Konflikt mit hineinziehen lassen, was zu ernsthaften Turbulenzen an den Börsen führen sollte."

Der Preis für Opec-Rohöl legte zuletzt zu. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Freitag kostete ein Barrel am Donnerstag im Durchschnitt 107,39 US-Dollar. Das waren 1,19 Dollar mehr als am Mittwoch. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.

Der Goldpreis stagniert nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage unter 1272 Dollar je Feinunze.

Quelle: ntv.de, ddi/jwu/rts/DJ

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