Marktberichte

Moskau verhängt Exportverbot Brände treiben Weizenpreis

Die verheerenden Waldbrände und die Dürre in Russland sorgen weiter für Turbulenzen auf den Getreidemärkten. Weizen ist derzeit so teuer wie seit zwei Jahren nicht mehr - und Russland exportiert zunächst keinen Weizen mehr.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die seit Wochen andauernde Dürre in Russland trieb den Weizenpreis weiter in die Höhe. An der Pariser Euronext stieg der Future-Preis für die Lieferung einer Tonne Weizen im November um 8,9 Prozent auf ein Kontrakthoch von 227 Euro. Seit Anfang Juli hat sich die Tonne Weizen damit um 50 Prozent verteuert. Händler begründeten den Run mit der Furcht vieler Anleger vor einer schlechten Ernte in Russland. Bereits zu Wochenbeginn war der Weizen-Preis mit über 200 Euro pro Tonne auf ein Zwei-Jahres-Hoch gestiegen.Auch der in den USA gehandelte Weizen-Future stieg um bis zu 8,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 785,75 US-Cent je Scheffel.

Russland zieht Konsequenzen

Russland stoppt wegen der schweren Dürre und der verheerenden landesweiten Brände vom 15. August an seinen Getreideexport. Das sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow. Zuvor hatte Regierungschef Wladimir Putin ein zeitweiliges Exportverbot befürwortet - auch für Produkte aus Getreide. Die Regelung gelte bis 1. Dezember, hieß es.

Russland ist einer der weltgrößten Exporteure von Weizen. Daher erwarten Experten Turbulenzen auf den internationalen Getreidemärkten, wenn die Lieferungen ausbleiben. Analysten in Moskau warnten vor einem Exportverbot, weil Russland so seine hart erkämpfte Position auf den Märken einbüßen könnte.

Wegen der extremen Trockenheit hatte Moskau die Prognose für die Getreideernte bereits deutlich nach unten korrigiert - auf etwa 70 Mio, Tonnen. Im vergangenen Jahr hatte die Ernte dort bei etwa 97 Mio. Tonnen gelegen.

Nach Einschätzung der Commerzbank wachsen die Sorgen, dass wegen der Dürre in Russland auch die anstehende Aussaat von Winterweizen beeinträchtigt werden könnte. In einem Kommentar wiesen die Analysten auf Angaben des russischen Instituts für Agrarmarktstudien hin, wonach die von der Hitzwelle betroffenen Regionen in den kommenden zwei Wochen dringend ausreichend Regen benötigen, damit sie rechtzeitig mit Winterweizen bestellt werden können.

Eine Wiederholung der Nahungsmittelkrise der Jahre 2007/08 ist nach Ansicht der Welternährungsorganisation (FAO) allerdings nicht zu erwarten. Die weltweiten Lagerbestände befänden sich auf einem ausreichend hohen Niveau, um die Ausfälle zu verschmerzen, hieß es. Die Organisation hatte die Prognose für die weltweite Weizenernte wegen der zu erwartenden Ernteausfälle aus Russland, der Ukraine und Kasachstan um 25 Millionen auf 651 Millionen Tonnen nach unten revidiert. Die durch eine Rekordhitze ausgelösten Brände in Russland sind die verheerendsten seit fast 40 Jahren.

"Momentan wird der Markt von der Angst bestimmt", sagt der Agrar- Analyst der Commerzbank, Eugen Weinberg, mit Blick auf den kräftigen Preisanstieg. Spekulanten seien zwar nicht Auslöser des aktuellen Anstiegs der Rohstoffpreise. "Aber die Spekulanten können die Bewegung beschleunigen."

Ölpreise fallen

Unterdessen fielen die Ölpreise im Umfeld eines stärkeren US-Dollars. Ein Barrel der US- Sorte Western Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September 81,91 US-Dollar und damit 0,7 Prozent weniger als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent sank um 0,9 Prozent auf 81,45 Dollar.

Ein stärkerer Dollar mache Öl-Importe gerade für Konsumenten in Asien teurer, erklärten Händler. Impulsen aus überraschend guten US-Konjunkturdaten sei damit der Wind aus den Segeln genommen worden. Am Mittwoch waren der ISM-Einkaufsmanagerindex für das US-Dienstleistungsgewerbe wie auch Zahlen vom US-Arbeitsmarkt besser ausgefallen als erwartet. Der seit Wochen schwächelnde Dollar hatte seine Verluste zum Yen und Euro daraufhin eingegrenzt.

In Erwartung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag bewegte sich der Goldpreis kaum. Die Feinunze kostete mit 1195 Dollar nahezu so viel im späten Vortagsgeschäft. Sollte der Dollar angesichts schlechter Konjunkturaussichten weiter schwächeln, dürfte das dem Goldpreis langfristig wieder Auftrieb geben, sagten Händler.

Am Mittwoch hatte der Preis für das Edelmetall einen neuen Anlauf auf die psychologisch wichtige Marke von 1200 Dollar genommen, war dann aber durch einen stärkeren US-Dollar ausgebremst worden war. Händlern zufolge stützten aber Käufe von Juwelieren aus Asien den Preis.

Mögliche Schritte Chinas gegen eine Überhitzung des heimischen Immobilienmarktes bremsten den Kupferpreis. Das vor allem im Bau benötigte Industriemetall verbilligte sich in der Spitze je Tonne um 1,1 Prozent auf 7420 Dollar. Am Mittwoch hatten überraschend gute Konjunkturdaten aus den USA den Kupferpreis noch auf ein Drei-Monats-Hoch von 7527 Dollar getrieben.

Sollte China tatsächlich entschieden gehen Spekulationen im Immobilensektor vorgehen, dürfte der Kupferpreis nach Einschätzung von Analysten darauf sehr sensibel reagieren. China zählt zu den größten Nachfragern von Industriemetallen.

Quelle: ntv.de, rts

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