Marktberichte

Wall Street verliert vor Fed-Hinweis Dax-Rally endet abrupt

Die Zahlen von Apple kamen erst nach Börsenschluss: Davor ging es an der Wall Street leicht nach unten.

Die Zahlen von Apple kamen erst nach Börsenschluss: Davor ging es an der Wall Street leicht nach unten.

(Foto: REUTERS)

Nun liegt es an der Fed: Nach Aufschlägen in der Vorwoche stehen die Zeichen am deutschen Aktienmarkt plötzlich auf Korrektur. Sind es Gewinnmitnahmen? Fed-Chefin Yellen wird das entscheiden. In New York zeigen die Trendpfeile nach unten.

"Die Notenbank-Rally ist erst einmal zu Ende", sagt ein Aktienhändler. Ein nüchterner Kommentar, der den deutschen Aktienhandel am Dienstag aber perfekt beschrieben hat. Nach anfänglichen leichten Verlusten, kletterte der Dax ins Plus. Es sah so aus, als ob er seinen Vorwochen-Auftrieb fortsetzen könnte. Dann bröckelten die Gewinne, die Kurse fielen und am Ende blieb ein deutlicher Verlust. Der Grund dürfte Marktteilnehmern zufolge in den USA gelegen haben. Zur Wochenmitte beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). "Wir warten darauf, was die Amerikaner machen", stufte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil die Lage am deutschen Aktienmarkt am Dienstag ein.

Der Dax schloss mit einem Abschlag von 1,0 Prozent bei 10.692 Zählern - auf Tagestiefniveau. Das Tageshoch markierte er bei 10.807 Punkten. In der Vorwoche hatte der Leitindex deutliche rund 7 Prozent gewonnen, am Montag dann auch die 10.800er Marke zurückerobert. Der MDax büßte 1,2 Prozent auf 20.681 Stellen ein. Der TecDax gab 1,6 Prozent auf 1773 Stellen ab.

Und dann kommt Yellen …

Die Fed wird am Mittwoch nach Handelsschluss in Europa ihre Entscheidung und Begründung der Zinssitzung veröffentlichen. Viele Anleger hoffen auf klare Signale der Notenbank, wann sie erstmals seit 2006 die Zinsen anheben wird. Mit einer Zinserhöhung schon in dieser Woche rechnet kaum jemand. Einer Anhebung der Leitzinsen in den USA per Dezember messen die Volkswirte der Societe Generale eine Eintrittswahrscheinlichkeit von dagegen 40 Prozent zu. Die Mehrzahl der Marktteilnehmer geht aber erst im kommenden Jahr von höheren US-Zinsen aus.

In der Vorwoche hatte die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Kurse an den Aktienmärkten bewegt. Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, wonach eine Ausweitung der milliardenschweren Anleihekäufe durchaus denkbar sei, schoben die Notierungen an. Sollte die Fed sich klar zu einer erst späteren Zinserhöhung äußern, dürften die Kurse erneut einen Sprung nach oben machen. Im Dax dürfte dann die 11.000er Marke wieder geknackt werden. Andernfalls droht ein abruptes Ende der von einigen Marktexperten bereits eingeläuteten Jahresend-Rally.

Dax: BASF zieht nach unten

Bei den Einzelwerten schauten die Anleger bei BASF genauer hin. Der Geschäftsbericht des Chemiekonzerns enttäuschte. Wegen der abgekühlten Weltkonjunktur und des Ölpreisverfalls kappte BASF seine Jahresziele: Mit einem Minus von rund 5 Prozent führten die Titel die Verliererliste im Dax an.

VW gaben ebenfalls nach: etwa 2 Prozent. Wegen des Abgas-Skandals kommt eine immer kompliziert und damit auch immer kostenintensiver werdende Um- und Nachrüstung von Millionen Autos auf den Konzern zu. Das sorgte für Abgabedruck bei den Anteilsscheinen.

Mit Abschlägen reagierten Deutsche Telekom auf die Veröffentlichung der T-Mobile-US-Zahlen. Der Gewinn je Aktie war mit 0,15 Dollar deutlich unter den Flüsterschätzungen von 0,32 Dollar geblieben. Die Aktie der Deutschen Telekom verlor 1,3 Prozent.

Auf der Verliererseite standen auch die Versorger. Während RWE rund 5 Prozent einbüßten, beliefen sich die Abgaben bei Eon auf etwa 4 Prozent.

MDax: MAN-Zahlen verhallen

Die Erholung auf dem Nutzfahrzeugmarkt in Europa sorgte bei MAN im dritten Quartal für einen überraschenden Gewinnanstieg. Das operative Ergebnis legte binnen Jahresfrist um fünf Prozent zu auf 86 Millionen Euro zu. Die Aktie profitierte davon allerdings nicht. Der Kurs verringerte sich um rund 0,5 Prozent.

TecDax: Manz "zerreißt es"

Nachdem Manz vor rund einer Woche noch eine Kooperation mit Adidas gemeldet hatten und der Kurs daraufhin deutlich zulegen konnte, gab es nun eine Hiobsbotschaft in Form einer Gewinnwarnung. Die Auftragslage bereitet auch Probleme. "Die Frage ist bei Manz erneut, ob die Aufträge noch kommen", so ein Händler. Der Kurs sackte zeitweise um 37 Prozent ab und verabschiedete sich mit einem Schlussminus von knapp 29 Prozent. "Die Aktie zerreißt es", kommentierte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer.

Besser machten es da Aixtron. Laut DZ-Bank bewegten sich die Drittquartalsahlen des Unternehmens im Rahmen der niedrigen Erwartungen. Positiv hob die DZ-Bank hervor, dass das Unternehmen den Breakeven beim EBITDA bereits im dritten Quartal erreicht hat. Offensichtlich habe Aixtron die Kostenseite besser unter Kontrolle. Die DZ-Bank stuft die Aktie weiter mit Kaufen und einem fairen Wert von 6 Euro ein. Aus dem Handel ging sie um 5,65 Euro und einem Plus von 5,5 Prozent.

Bei Dialog Semiconductor ging die Talfahrt nach den schwachen Zahlen vom Wochenauftakt weiter. Die Aktien fielen um mehr als 1,5 Prozent.

USA: Zahlen satt - und Zurückhaltung

Weiter fallende Ölpreise und die Verunsicherung über die anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank haben die Kauflaune der US-Anleger ausgebremst. Hinzu kam, dass einige Schwergewichte der US-Unternehmenslandschaft, darunter Apple, ihre Geschäftszahlen erst nach Börsenschluss veröffentlichen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Abschlag von 0,2 Prozent bei 17.581 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gab 0,3 Prozent auf 2065 Zähler nach. Der Composite-Index an der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,1 Prozent auf 5031 Punkte.

Die US-Notenbank Fed will am Mittwoch über die Leitzinsen entscheiden. Anleger erhoffen sich Aufschlüsse über den Zeitpunkt der geplanten Zinswende. Die am zweiten Handelstag der Woche vorgelegten Zwischenberichte prominenter US-Firmen zeichneten ein gemischtes Bild der wirtschaftlichen Lage: Die Anteilsscheine von Ford gaben zum Beispiel nach Zahlen 5 Prozent nach. Die Geschäfte liefen in Nordamerika rund, in Europa dagegen nicht.

Beim in New York gehandelten Amazon-Rivalen Alibaba griffen Anleger indes zu, die Papiere stiegen um 4 Prozent. Der chinesische Online-Händler profitiert vom boomenden Einkauf mit Smartphones und Tablets. Der Umsatz kletterte um ein Drittel.

Die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile US, verfehlte im Quartal bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen, die Aktie verlor 5,7 Prozent. Die Papiere von Apple gaben 0,6 Prozent nach. Der Konzern wollte nach Börsenschluss seine Zahlen vorlegen – ebenso wie Twitter.

Bei den Konjunkturdaten war der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter im September gefallen, allerdings weniger deutlich als befürchtet. Der Vormonatswert wurde indes nach unten revidiert. Der Case-Shiller-Hauspreisindex für August legte dagegen im erwarteten Rahmen zu.

Asien: Gewinnmitnahmen belasten

Die Aktienmärkte in Fernost gaben vor der Fed-Sitzung ebenfalls nach. Nach der vierwöchigen Börsen-Rally gingen Investoren nun in Deckung, sagen Händler. In Tokio schloss der Nikkei-Index 0,9 Prozent tiefer bei 18.777 Punkten. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans büßte 0,4 Prozent ein. In China fielen die Kurse zeitweise um mehr als 2 Prozent, machten die Verluste im Handelsverlauf aber wieder wett. Der Index in Shanghai schloss 0,1 Prozent höher.

Am Montag hatten die chinesischen Märkte noch Schwung durch die Zinssenkung der chinesischen Notenbank in der vergangenen Woche erhalten. Es war der sechste Zinsschritt in weniger als einem Jahr. Mit Spannung erwartet wurde auch ein Treffen der Bank of Japan am Freitag.

Devisen: Euro auf der Suche

Der Euro fand indes keine klare Richtung. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,1045 Dollar und damit etwa so viel wie im frühen Handel. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1061 Dollar am Mittag festgesetzt nach 1,1011 Dollar zum Wochenauftakt.

Im Euroraum war zwar das breite Geldmengenwachstum (M3) im September etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Wachstum der eng gefassten Geldmenge M1 hatte sich jedoch von 11,5 Prozent im Vormonat auf 11,7 Prozent im Jahresvergleich beschleunigt. M1 gilt als recht zuverlässiger Konjunkturindikator.

Rohstoffe: Abwärtssog bei Öl hält an

Die Ölpreise knüpften wiederum an ihre schwache Entwicklung der vergangenen Handelstage an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete 46,64 Dollar. Das waren 1,7 Prozent weniger als zum Wochenstart. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI fiel um 2,1 Prozent auf 42,87 Dollar.

Anleger rechnen mit einem weiteren Anstieg der ohnehin schon üppigen Lagerbestände in den USA. Derweil prüft Saudi-Arabien eine Anhebung der nationalen Verkaufspreise, die zu den niedrigsten weltweit zählen. Händler interpretieren den Schritt als Signal für schwache Exporterlöse, denn die Exportpreise des Königreichs liegen um ein Vielfaches über den nationalen Tarifen.

Quelle: ntv.de, mmo/bad/DJ/rts/dpa

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