Marktberichte

Dax-Vorschau Börsianer stimmen "Moll-Töne" an

"Der Druck auf die EZB nimmt zu": In Frankfurt, London und Zürich wird erst ab Dienstag wieder gehandelt.

"Der Druck auf die EZB nimmt zu": In Frankfurt, London und Zürich wird erst ab Dienstag wieder gehandelt.

(Foto: dpa)

Die Ukraine-Krise belastet den Ausblick: Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich in der feiertagsbedingt verkürzten Börsenwoche nach Ostern geopolitischer Gegenwind ab. Impulse könnten Philips, GM, Renault oder Michelin liefern.

Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen werden nach Ansicht von Marktbeobachtern das Geschehen an den europäischen Handelsplätzen in den kommenden Tagen überschatten.

Die Bilanzsaison in den USA und Europa könnte Anleger jedoch von den Risiken der Ukraine-Krise ablenken. Sollten einzelne Unternehmen mit ihren Geschäftsergebnissen die Erwartungen am Markt übertreffen, könnte sich die Stimmung durchaus aufhellen. Für den Dax fallen die Prognosen allerdings durchwachsen aus. NordLB-Analyst Tobias Basse sieht für den deutschen Leitindex zwar weiter Luft nach oben - wäre da nicht die Unsicherheit über die Entwicklung in der Ukraine. "Mit dieser Krise im Rücken überwiegen am Aktienmarkt vorerst die Moll-Töne", sagte Basse.

Hintergrund ist die Angst vor Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die Börsianern zufolge auch deutschen Unternehmen zu schaffen machen könnten. "Wir sind in der Bundesrepublik nun einmal dichter an Russland dran als andere", sagte Basse. In der Karwoche hatte sich der Dax mit einem Anstieg von rund 1 Prozent daher bereits schwächer entwickelt als andere europäische Indizes.

In New York kletterte der S&P-500 um 2,7 Prozent. Bei einem Außenminister-Treffen in Genf hatte sich Russland mit der Ukraine, den USA und der EU überraschend auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. Die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine zeigten sich jedoch davon bislang unbeeindruckt.

Autobauer im Mittelpunkt

Die Osterwoche ist - wie schon die Karwoche - an vielen Börsenplätzen verkürzt: Am Ostermontag wird weder in Deutschland noch in Großbritannien noch in der Schweiz gehandelt. Somit können viele Anleger erst am Dienstag auf die Ereignisse von Ostern reagieren. Die US-Börsen, die Ostermontag schon wieder geöffnet haben, dürften dabei den Ton angeben.

Die Entwicklung an der Wall Street hängt stark von den Zwischenberichten ab, die die Unternehmen vorlegen werden. "Wenn wir eine Reihe von Ergebnissen bekommen, die deutlich unter den Erwartungen liegen, könnte das den Markt lähmen", sagte Andre Bakhos von Janlyn Capital.

Das Hauptaugenmerk vieler deutscher Investoren dürfte nach den Feiertagen der Autoindustrie gelten. Zum einen beginnt am Ostersonntag in Peking die chinesische Automesse, die für Volkswagen, BMW und Daimler immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zum anderen lassen sich im Wochenverlauf die Konkurrenten General Motors (GM), Renault (beide Donnerstag) und Peugeot (Freitag) in die Bücher schauen.

Auch der Autozulieferer Michelin legt am Mittwoch seinen Quartalsbericht vor. Sein deutscher Rivale Continental hat für Freitag zur Hauptversammlung eingeladen. Ein einzelner Aspekt dürfte dabei gesondert im Vordergrund stehen: Conti drohe Ärger im Zusammenhang mit dem Rückruf-Skandal bei GM, heißt es.

Branchengrößen legen Zahlen vor

Zudem werden einige für die Gesamtwirtschaft bedeutende Bilanzdaten erwartet. In Amsterdam legt Siemens-Konkurrent Philips (Dienstag) seinen Zwischenbericht vor. Die Aktionäre von Linde richten ihr Augenmerk auf den Geschäftsbericht des französischen Rivalen Air Liquide, der am Donnerstag erwartet wird.

Mit großem Interesse werden sich die Anleger auch den Ifo-Geschäftsklima-Index (Donnerstag) für Deutschland anschauen. Commerzbank-Analyst Ralph Solveen rechnet für April mit einem Rückgang. Als Grund nannte er neben der Ukraine-Krise die chinesische Konjunktur. In der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft schwächte sich das Wachstum zuletzt ab.

Auch der Devisenmarkt bleibt laut NordLB-Experte Basse im Blick der Anleger. Der Euro hat sich bislang trotz des Ost-West-Konflikts um die Ukraine mit Kursen über 1,38 Dollar erstaunlich robust gezeigt - zu robust für die Wirtschaft einiger Euro-Länder, wie viele Börsianer fürchten. "Daher nimmt der Druck auf die EZB zu", sagte Basse.

Vor diesem Hintergrund könnten Europas Währungshüter zum sogenannten "Quantitative Easing" - also massive Anleihekäufe nach dem Vorbild der US-Notenbank - greifen, um einen konjunkturschädlichen Preisrückgang auf breiter Front in Form einer Deflation zu verhindern.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen