Marktberichte

Sanktionssorgen belasten Dax verliert die Bodenhaftung

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(Foto: picture alliance / dpa)

Nach drei Tagen mit Gewinnen fehlt am deutschen Aktienmarkt die Kraft. Zudem bestätigt der dritte Rückgang des Ifo-Index' die Angst vor einer Eintrübung der Konjunktur angesichts der Krisen. Da sind neue Sanktionen Gift.

Mehrere Nadelstiche haben am letzten Tag der Handelswoche dem deutschen Aktienmarkt zugesetzt. In einem übergeordnet von Zurückhaltung angesichts der geoplitischen Krisen geprägten Umfeld hielt sich der Leitindx lange Zeit wacker. Doch die Formen annehmende Verschärfung der Sanktionen stieß den Markt letztlich in die Tiefe. So sollen sich die EU-Botschafter im Grundsatz darauf verständigt haben, Russland den Zugang zu EU-Finanzmärkten zu erschweren. Zu dem Paket gehört auch ein Verbot künftiger Waffenexporte. Außerdem will die EU keinerlei Hochtechnologieprodukte mehr liefern, Spezialanlagen zur Öl- und Gasförderung nur noch beschränkt.

Am Ende verlor der Dax 1,5 Prozent auf 9644 Punkte. Damit hat das Börsenbarometer am Handelstag fast 150 Stellen eingebüßt und ist wieder deutlich unter die 9700er Marke gefallen. Dies war der prozentual größte Tagesverlust seit April. Auf Wochensicht ergab sich ein Minus von 0,8 Prozent. Der MDax sank um 1,3 Prozent auf 16.303 Zähler. Der TecDax setzte 1,4 Prozent auf 1254 Stellen zurück. Der Eurostoxx 50 büßte 1,5 Prozent auf 3172 Punkte ein. Händler verwiesen auch auf Gewinnmitnahmen und terminmarktorientierte Verkäufe zum Absichern von Positionen. "Wegen der vielen Krisen auf der Welt gehen Anleger lieber ohne große Bestände oder nur abgesichert durch das Wochenende", sagte ein Marktteilnehmer.

Zuvor hatten sowohl ein gestiegener GfK-Index als auch ein überraschend deutlich zurückfallender Ifo-Index den Markt nicht aus der Fassung gebracht. Doch mit mit Beginn des US-Handels ging es stärker bergab. Kurz vor der Schlussglocke meinte ein Händler dann, dass der Dax "regelrecht nach unten durchgereicht" werde. Grund waren die von EU-Ratspräsident Herman Van Rompoy vorgeschlagenen neuen Sanktionen gegen Russland. Daneben fallen auch die Kurse in den USA zurück. "Die Verkäufe treffen auf einen dünnen Markt mit geringer Aufnahmebereitschaft, deshalb sind die Verluste relativ groß", sagte der Marktteilnehmer. Parallel zog der Goldpreis an.

Einkaufsmanagerindex federt Ifo ab

Am Vormittag hatte das Ifo-Institrut mitgeteilt, dass sich sein Index im Juli

zum dritten Mal in Folge eingetrübt habe. Für gewöhnlich werden drei Rückgänge am Stück als Wendepunkt gewertet. Die DekaBank ordnete die Entwicklung aber eher als "kurze Verschnaufpause des Aufschwungs" ein. Ähnlich äußert sich nach der Veröffentlichung Ralf Umlauf von der Helaba: Der Rückgang sei enttäuschend, "wird aber durch die gestern veröffentlichten festeren Einkaufsmanagerindexes". Für Beruhigung sorgt zudem der Hinweis des Ifo-Institutes, dass ein Teil des Rückgangs auf die geopolitischen Spannungen zurückgeht. "Das ist etwas anderes, als wenn es konjunkturzyklisch bedingt wäre", sagt ein Händler.

LVMH zieht Luxus-Titel hinab

Auf Seiten der Berichtssaison sah es am Handelstag bei den großen Werten mau aus. In den USA hatten Amazon am Vorabend Zahlen präsentiert: Das Wachstum geht dabei weiter auf Kosten des Gewinns. Das Papier brach um mehr als elf Prozent ein.

Im Fokus stand daneben die Luxusgüterbranche angesichts eines Kurseinbruchs von 6,8 Prozent bei LVMH. Vor allem in China läuft es für die Franzosen nicht rund. Eine negative Rolle spielt auch die Mehrwertsteuererhöhung in Japan. Zudem wird der Produktmix von LVMH von Analysten kritisiert. Weil auch andere Unternehmen der Branche mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, ging es auch bei deren Kursen abwärts: Christian Dior büßen 6,3 Prozent ein. Burberry, Hermes und Boss verlieren bis zu 2,3 Prozent.

Bankenwerte gesucht

Weiter aufwärts ging es im Bankensektor. Im Mittelpunkt stand ein Freudenfeuerwerk bei der Royal Bank of Scotland (RBS). Die britische Bank hat höhere Gewinne als erwartet ausgewiesen. Gleichzeitig fielen die Abschreibungen auf notleidende Kredite viel geringer als befürchtet aus. Die Aktien sprangen zeitweise um fast 14 Prozent nach oben. An den vergangenen Tagen hatte eine Entspannung um die in den Fokus geratenen Banco Espirito Santo in Portugal bereits für steigende Kurse gesorgt.

Im Dax standen Infineon ganz oben auf den Verkaufslisten und sackten um 3,5 Prozent ab. Henkel verbilligten sich um 2,6 Prozent - ebenso wie Continental. BASF gaben am Tag nach Zahlen 2,4 Prozent nach. Bayer verloren 2,2 Prozent. Das Unternehmen hat bei der Weiterentwicklung seines bereits weit verbreiteten Krebsmedikaments Nexavar einen Rückschlag verzeichnet. In einer klinischen Phase-III-Studie zu Brustkrebs habe das Mittel den primären Endpunkt nicht erreicht.

Sky-Anleger erfreut das Übernahmeangebot

Aufwärts geht es am anderen Ende einzig für Commerzbank, die dank RBS 0,6 Prozent anzogen. Deutsche Bank büßten gegen den Branchentrend 0,6 Prozent ein. Laut "Handelsblatt" soll das laufende Sparprogramm bis 2018 um bis zu 2,5 Milliarden auf dann bis zu 7 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Doch längerfristig sei bei der Aktie weiter große Vorsicht angesagt, hieß es, unter anderem mit Blick auf anhängige Klagen gegen die Bank in den USA. Deutsche Börse fallen um 0,5 Prozent. Der Handelsplatzbetreiber hatte am Vortag Quartalszahlen vorgelegt.

In der zweiten Reihe liefen Kuka mit der roten Laterne ins Ziel und verbilligten sich um 2,9 Prozent. Leoni fielen um 2,6 Prozent. Osram fielen um 2,3 Prozent zurück.

Gesucht waren am anderen Ende unteranderem Sky. Das Papier verteuerte sich um 1,4 Prozent. Wie bereits seit Tagen erwartet ist nun das offizielle Übernahmeangebot von BSkyB gekommen. Der Übernahmepreis von 6,75 Euro liegt leicht über dem Drei-Monats-Durchschnittskurs von 6,61 Euro. Ein Übernahmekampf sei nicht zu erwarten. Noch größer war das Plus für DMG Mori Seiki - für den Titel ging es um 2,6 Prozent hinauf.

Im TecDax "sicherten" sich am Ende noch PSI mit Minus 5,6 Prozent die größten Verluste. Jenoptik gaben 5,0 Prozent. Fester wurden allein Morphosys nach einem positiven Analystenkommentar und Evotec gehandelt. Evotec profitieren von einem Bericht der britischen "Daily Mail", dem zufolge der britische Pharmakonzern AstraZeneca "fünf Euro plus X" je Evotec-Papier bieten wolle. Evotec wollte sich zu dem Thema zunächst nicht äußern.

Quelle: ntv.de, bad/jwu/DJ/rts/dpa

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