Marktberichte

11.300er Marke unterschritten Yuan-Abwertung zieht Dax tief hinab

Noch deutlicher nach unten drückte den Dax schließlich der schwache Start der Wall Street in New York.

Noch deutlicher nach unten drückte den Dax schließlich der schwache Start der Wall Street in New York.

(Foto: REUTERS)

Ein mittelschweres Beben löst die Abwertung des Yuan an einigen Börsen aus. Denn sie lässt auf eine nachhaltige Schwächung von Chinas Konjunktur schließen und schmälert zudem die Exportchancen für Europa und die USA. Auch der Dax bekommt das zu spüren.

Mächtig gebeutelt wurde der deutsche Aktienmarkt gleich von mehreren Hiobsbotschaften. Den Anfang machte die überraschende Abwertung der chinesischen Währung, gefolgt von der gesunkenen Konjunkturerwartungen von Finanzexperten für die deutsche Wirtschaft - noch deutlicher nach unten drückte den Dax schließlich der schwache Start der Wall Street in New York, wo der Dow Jones ebenfalls nachgibt, wenn auch weniger deutlich. Der deutsche Leitindex büßte kräftig ein und verlor 2,7 Prozent auf 11.294 Punkte.

Dax
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Die chinesische Notenbank hatte nach enttäuschenden Konjunkturdaten den Yuan um zwei Prozent abgewertet, um die heimischen Produkte auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger zu machen. "Das riecht nach Verzweiflung und deutet darauf hin, dass in der chinesischen Wirtschaft nicht alles rund läuft", sagte Analyst Howie Lee vom Brokerhaus Phillip Futures. Das Reich der Mitte ist ein wichtiger Abnehmer deutscher Autos und Maschinen.

Die Abwertung des Yuan durch Chinas Notenbank schwäche die Wettbewerbsfähigkeit europäischer und amerikanischer Firmen auf dem wichtigen chinesischen Markt, schrieb Analyst Andreas Paciorek vom Broker CMC Markets.

Zudem gingen die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten, der ZEW-Index, überraschend zurück. "Angesichts der Nachrichten um China und der Tatsache, dass er nur ein Stimmungsindikator ist, hat er eigentlich keine Relevanz, aber er verstärkt den negativen Nachrichtenfluss", sagte ein Händler.

Dass sich die Regierung in Athen mit den Gläubigern auf die Bedingungen für ein weiteres Griechenland-Hilfspaket geeinigt hat, half dem Dax nicht auf die Beine. Die Athener Börse reagierte hingegen erfreut - dort ging es mit Leitindex FTSE Atex gegen den Trend 2,9 Prozent nach oben.

Deutschland: Autowerte kommen unter die Räder

Continental
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Der Dax schloss am Ende 2,7 Prozent schwächer auf 11.294 Punkten. Sein Tagestief hatte er bei 11.279 Zählern markiert. Auch der MDax schloss im Minus und gab 2,0 Prozent auf 20.827 Punkte nach. Um 1,4 Prozent nach unten ging es mit dem TecDax, der auf 1759 Zähler sank. Der Euro-Stoxx-50 büßte 2,0 Prozent ein.

Unter Druck gerieten wegen der Sorge um die chinesische Wirtschaft die deutschen Autowerte: Die Aktien von Daimler landeten mit einem Minus von 5,2 Prozent ganz hinten, BMW verloren 4,3 Prozent, der Autozulieferer Continental 4,4 Prozent und Volkswagen standen 3,7 Prozent im Minus.

Mit gemischten Gefühlen sah man im Handel die Verpflichtung von NBA-Spieler James Harden als Werbefigur für Adidas. Der Sportartikelhersteller will Harden mit einem 200-Millionen-Dollar-Vertrag über 13 Jahre an sich binden. "Es hatte schon einen Grund, dass Nike darauf verzichtet hat, Adidas zu überbieten", sagte ein Händler. Das Klumpenrisiko der Bindung an einen einzigen Spieler sei einfach zu hoch. Adidas-Aktien verloren 3,6 Prozent.

Lufthansa
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Größter und einziger Gewinner war das Papier der Lufthansa, das minimal zulegte und als einzige Aktie im Dax keinen Verlust verbuchte. Die Airline hat im Juli konzernweit knapp 11 Millionen Passagiere befördert, das sind 4,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Auslastung verbesserte sich um 2,3 Punkte auf 86,9 Prozent, wie die Airline mitteilte.

Weit oben unter den Dax-Werten landeten auch Deutsche Post, die allerdings bereits 0,8 Prozent nachließen. Commerzbank-Analyst Johannes Braun stufte die Titel des Logistikkonzerns hoch und empfiehlt sie nun zum Kauf. Er sieht insbesondere die Probleme im Speditionsgeschäft langsam überwunden.

Die Berichtssaison lieferte vor allem Geschäftszahlen aus der zweiten Reihe am deutschen Aktienmarkt. Aus dem MDax hatte am Morgen die Aareal-Bank ihre Zahlen vorgelegt, die laut Händlern "mehr oder weniger im erwarten Rahmen" ausgefallen seien. Als Malus wurde das schwache Neugeschäft eingestuft. Der Titel verlor 5,0 Prozent.

Jungheinrich
Jungheinrich 35,38

Sehr gut kamen dagegen die Geschäftszahlen von Jungheinrich an. "Vor allem dass sie den Ausblick erhöht haben, überrascht, denn Kion hatte es nicht getan", sagte ein Händler. Auch insgesamt sähen die Zahlen noch besser aus als bei Kion, so dass selbst die erhöhte Jahresprognose noch als konservativ betrachtet werden könne. Für die Aktie ging es um 1,2 Prozent nach oben.

Die rückläufigen Umsätze im ersten Halbjahr sorgten unter Manz-Anlegern für Verdruss. Die Aktien des früheren Apple-Zulieferers rutschten um 6,8 Prozent ab. Sie waren der mit Abstand schwächste TecDax-Wert. Manz war wegen einer Auftragsstornierung in den ersten sechs Monaten in die roten Zahlen geraten.

USA: Schwacher Yuan lastet auf Wall Street

Wie die anderen Weltbörsen stand auch die Wall Street im Zeichen Chinas. Mit der überraschenden Abwertung des  Yuan durch die chinesische Notenbank haben es nicht nur die China-Exporteure weltweit schwerer. Der Schritt weckt generell Sorgen, "dass die Wettbewerbskraft zwischen Ost und West sich verschiebt", wie Chris Jefferies von Legal & General Investment Management es ausdrückt. Und zudem wächst die Furcht, dass hinter der Abwertung eine Schwäche der chinesischen Wirtschaft steckt, die in diesem Ausmaß bislang noch nicht erwartet wurde.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,2 Prozent und schloss bei 17.403 Punkten. Der S&P-500 gab um 1,0 Prozent auf 2084 Zähler nach, und der Nasdaq Composite reduzierte sich um 1,3 Prozent auf 5037 Punkte.

Auf der anderen Seite könnten sich die Sorgen zumindest teilweise in Wohlgefallen auflösen. Denn mit dem nun gegen den Yuan deutlich gestärkten Dollar könnten wieder Spekulationen ins Kraut schießen, dass die US-Notenbank noch nicht im September die Zinswende einläutet. Bereits am Vortag hatte Fed-Vize Stanley Fischer solche Hoffnungen angefacht, indem er auf die niedrige Inflation hingewiesen hatte. Der Schritt der Chinesen könnte dazu führen, dass eine "September-Zinserhöhung vom Tisch ist", sagt auch Nour Al-Hammoury von ADS Securities: "Denn jeder weitere Anstieg des Dollar könnte der US-Wirtschaft Probleme bescheren."

Wenig Beachtung fanden Konjunkturdaten zur Produktivität, die hinter den Erwartungen geblieben waren.

Google
Google 158,01

Im Blick stand zudem die Google-Aktie. Das Unternehmen wird eine neue Dachgesellschaft namens Alphabet gründen, in der verschiedene Unternehmen zusammengefasst werden sollen, von denen Google wiederum das größte ist. Google-Gründer Larry Page sprach von einer "Verschlankung". Die Google-Aktien sollen im Zuge der Maßnahme in Alphabet-Aktien umgewandelt werden. Google soll sich dabei künftig im Mehrheitsbesitz des neuen Unternehmens befinden. Einige Analysten haben die Aktie bereits hochgestuft. Auch am Markt kamen die Pläne gut an, die Aktie stieg um 0,4 Prozent.

Für Kraft-Heinz ging es um 0,7 Prozent nach oben. Der Lebensmittelkonzern hat die Quartalszahlen seiner beiden Vorgängergesellschaften veröffentlicht; beide haben mit einem rückläufigen Umsatz zu kämpfen.

Die Aktie des Autovermieters Hertz verlor 3,8 Prozent, nachdem Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal zurückgegangen sind. Auch der Bekleidungshändler Gap meldete einen Umsatzrückgang und gab darüber hinaus auch einen enttäuschenden Ausblick. Die Aktie notierte dennoch 0,3 Prozent höher.

Die Symantec-Aktie verlor 7,0 Prozent. Statt der ursprünglich geplanten Aufspaltung hat das Softwarehaus die Tochter Veritas für 8 Milliarden Dollar an eine Investorengruppe um Carlyle verkauft. Der Barerlös beträgt netto etwa 6,3 Milliarden Dollar. Symantec will nun Aktien im Wert von 2,6 Milliarden Dollar zurückkaufen, nachdem das Volumen zuerst 1,5 Milliarden Dollar betragen sollte.

Devisen: Griechenland-Einigung treibt Euro über 1,10 Dollar

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Die vorläufige Einigung der Geldgeber mit Griechenland hat den Kurs des Euro über die Marke von 1,10 US-Dollar getrieben. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1043 Dollar gehandelt. Im frühen Handel war der Euro noch bis auf 1,0961 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,1055 (Montag: 1,0960) US-Dollar festgesetzt.

"Die Einigung der Geldgeber mit Griechenland war der Auslöser für die Eurokursgewinne", sagte Devisenexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Nachhaltigen Auftrieb dürfte der Euro allerdings durch die Einigung nicht erhalten. "Das Thema spielt am Devisenmarkt nicht die große Rolle", sagte Nguyen. Angesichts der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone, habe man aber zuletzt eine generelle Stärke des Euro beobachtet.

Die schwierige wirtschaftliche Lage in China hatte in der Nacht den Dollar zunächst noch zum Euro gestützt. "Der Dollar wurde als sicherer Hafen gesucht", sagte Nguyen. Chinas Zentralbank hatte den Yuan (Renminbi) mit einem Rekordeingriff auf Talfahrt geschickt, um die Exporte zu stützen. Nachhaltig waren die Gewinne jedoch nicht, da eine sich verschärfende Krise in China auch negative Folgen für die US-Währung haben könnte.

Der Euro wertete zudem zum Schweizer Franken deutlich auf und erreichte mit 1,0883 Franken den höchsten Stand, seit dem 15. Januar. "Grund dürfte die zuletzt erfreulichere Entwicklung der Konjunktur und der Inflation im Euroraum sein", sagte Nguyen. Zudem hielten die Anleger es für möglich, dass die Schweizer Notenbank angesichts der schwierigeren wirtschaftlichen Lage die Geldpolitik weiter lockern könnte.

Rohstoffe: Preis für Nordsee-Öl Brent wieder unter 50 Dollar

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,23

Die Ölpreise geben ihre Vortages-Gewinne wieder vollständig ab. Nachdem die US-Sorte WTI zu Wochenbeginn noch um 2,5 Prozent geklettert war, geht es nun wieder um 3,9 Prozent auf 43,18 Dollar je Barrel nach unten. Für ein Fass Brent müssen mit 49,56 Dollar 2,9 Prozent weniger gezahlt werden.

Am Markt setzt kaum jemand darauf, dass angesichts des großen Angebots eine nachhaltige Erholung in Sicht ist. Dies zumal die Opec in ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt, dass die aktuelle Ölproduktion des Kartells sich auf einem Dreijahreshoch befindet. Zudem muss damit gerechnet werden, dass China mit seiner geschwächten Währung künftig weniger Rohstoffe importiert.

Dennoch setzt sich beim Gold die Erholung vom Montag noch etwas fort. Der Preis legt um weitere 0,1 Prozent auf 1105 Dollar zu. Die Bewegung nach oben begann am Vortag mit den Aussagen von Fed-Vize Stanley Fischer. Eine länger anhaltende lockere Geldpolitik stützt üblicherweise Gold, das als Inflationsschutz gilt und überdies keine Zinsen abwirft.

Asien: Shanghai unbeeindruckt von Yuan-Abwertung

Die jüngste Bemühung der chinesischen Notenbank, der heimischen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen, verfehlte an der Börse in Shanghai zunächst ihre Wirkung. Der Shanghai-Composite-Index schloss am Dienstag unverändert, nachdem die PBoC die Landeswährung Yuan abgewertet hatte.

Allerdings hatten die Kurse in Schanghai am Montag um fast 5 Prozent zugelegt, nachdem enttäuschende Exportdaten die Probleme der chinesischen Wirtschaft aufs Neue belegt und Hoffnungen auf neue konjunkturstützende Maßnahmen geweckt hatten.

In Tokio drehte der Nikkei Index ins Minus und ging mit einem Verlust von 0,4 Prozent mit 20.720 Punkten aus dem Handel. Experten sprachen von Gewinnmitnahmen nach der Yuan-Abwertung. Der Nikkei hatte sich zuvor wieder dem höchsten Stand seit rund 18 Jahren angenähert. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans büßte rund ein Prozent ein und fiel damit auf den tiefsten Wert seit eineinhalb Jahren.

Quelle: ntv.de, kst/nsc/DJ/rts

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