Marktberichte

Nach Pariser Terrorwelle Börsen könnten verunsichert reagieren

Keine großen Kurssprünge erwartet.

Keine großen Kurssprünge erwartet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Welche Auswirkungen haben die Ereignisse von Paris? In der kommenden Woche wird mit einem nervösen Handel gerechnet. Zudem schauen die Börsianer wieder verstärkt auf die Notenbanken. Es wird eine Ausweitung der Geldflut durch die EZB erwartet.

Mit der verheerenden Anschlagsserie in Paris müssen sich die Aktienanleger wohl auf eine Handelswoche mit ungewissem Ausgang einstellen. Die Terrorwelle in der französischen Hauptstadt dürfte für Nervosität an den Börsen sorgen, die sich auch in fallenden Kursen niederschlagen könnte. In Paris starben bei Anschlägen, zu denen sich die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) bekannte, mindestens 129 Menschen.

Die Futures auf die wichtigen US-Indizes hatten am Freitagabend nach US-Börsenschluss in Reaktion darauf bereits nachgegeben. Alles was die weltpolitischen Risiken wieder ins Bewusstsein bringe, werde die Märkte belasten, die derzeit ohnehin anfällig seien, sagte ein Börsianer. "Gerade weil es in den vergangenen Wochen so deutlich nach oben gegangen ist."

Vor allem die Spekulationen auf eine mögliche Ausweitung der Geldflut im Euroraum hatten dem Dax zuletzt einen Höhenflug beschert. Auch wenn dem Leitindex in der alten Woche etwas die Puste ausging, steht seit Anfang Oktober bis Freitag immer noch ein Plus von rund 13 Prozent zu Buche. In der abgelaufenen Handelswoche verlor der Dax 2,5 Prozent, die drei wichtigsten US-Indizes Dow Jones, S&P500 und Nasdaq-Composite beendeten die Woche mit Abschlägen von bis zu 4,3 Prozent.

"Angesichts der wenigen anstehenden Unternehmensdaten wird der Dax in den nächsten Tagen wohl auf der Stelle treten", sagt Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank. NordLB-Experte Tobias Basse erwartet zunächst ebenfalls keine großen Kurssprünge an den Aktienmärkten. "Allerdings dürfte der Euro wegen der gegensätzlichen Geldpolitik in den USA und der Eurozone weiter unter Druck stehen, wovon wiederum vor allem die deutschen Exportwerte profitieren werden."

In der abgelaufenen Woche war die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0673 US-Dollar gefallen, das war der tiefste Stand seit rund sieben Monaten. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung knapp unter der Marke von 1,08 Dollar.

Geldpolitik beherrscht das Börsengeschehen

In den USA rückt die Zinswende der Notenbank immer näher: Die zuletzt meist positiven Wirtschaftsdaten dürften laut Börsianern die Fed dazu bewegen, im Dezember erstmals seit fast einem Jahrzehnt die Zinsen anzuheben. Daher werden die Investoren auch die Äußerungen führender Währungshüter auf die Goldwaage legen.

Zuletzt hatten Fed-Chefin Janet Yellen und andere Notenbanker angedeutet, dass eine Anhebung der Zinsen bei der Sitzung der Notenbank am 15. und 16. Dezember möglich sei. Den Kursen an den Terminmärkten zufolge sehen Anleger die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung zum Jahresende aktuell bei 70 Prozent. Dagegen dürfte die Europäischen Zentralbank (EZB) wohl bald eine Ausweitung ihrer Anleihekäufe ankündigen.

Angesichts der Spekulationen um den Zeitpunkt der lange erwarteten US-Zinswende rücken wieder einmal die Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft in den Mittelpunkt. "Nach dem Zahlenreigen der Unternehmen werden sich die Marktteilnehmer wieder voll auf die volkswirtschaftlichen Rahmendaten fokussieren", sagte Andreas Lipkow, Marktstratege beim Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.

So stehen am Dienstag die US-Verbraucherpreise und die US-Industrieproduktion an. Am Donnerstag folgt der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von Philadelphia (Philly Fed), der als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Produktion gilt. In Deutschland wird am Dienstag der ZEW-Index erwartet. Er spiegelt die Stimmung der Börsenprofis wider.

Internationale Finanzbranche trifft sich in Frankfurt

Auch die Euro Finance Week in Frankfurt dürfte das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Dort trifft sich die ganze Woche über das "Who is who" der Finanzbranche. Zahlreiche Bank-Manager, angeführt von Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen, wechseln sich ab mit den Top-Notenbankern Europas - allen voran EZB-Chef Mario Draghi und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die übergeordnete Frage lautet hier: Wie können die Banken im Regulierungs- und Niedrigzinsumfeld überhaupt noch Geld verdienen?

Die Lufthansa dürfte ebenfalls weiter im Brennpunkt stehen. Die Flugbegleiter des Konzerns drohen mit neuen Streiks. Der einwöchige Ausstand der Stewardessen und Stewards endete an diesem Freitag, die Lufthansa musste rund 4700 Flügen streichen. Ansonsten sind die Termine auf Unternehmensseite überschaubar. Am Donnerstag legt im Dax ThyssenKrupp Zahlen vor. Aus dem TecDax öffnet am Donnerstag der Internet- und Mobilfunk-Anbieter United Internet seine Bücher.

Quelle: ntv.de, Till Weber und Myria Mildenberger, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen