Marktberichte

Dax-Fantasie durch lockeres Geld Fed-Ansage belastet US-Börsen

Der Frankfurter Aktienhandel in den Stunden vor dem Fed-Entscheid: Die Fed schaut künftig stärker auf das globale Umfeld,

Der Frankfurter Aktienhandel in den Stunden vor dem Fed-Entscheid: Die Fed schaut künftig stärker auf das globale Umfeld,

(Foto: REUTERS)

Ölpreis rauf, Ölpreis runter - Dax rauf, Dax runter: Damit könnte es bald vorbei sein. Die Anleger am deutschen Aktienmarkt schielen im Mittwochshandel in Richtung Fed. Die neuen Impulse fallen anders aus als erwartet. In New York geben die Kurse nach.

"Wir dümpeln und warten auf Impulse." Dieses Fazit zur Situation am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte hat n-tv-Börsenexperte Frank Meyer bereits am Mittag gezogen. Das Hauptaugenmerk der Anleger war da bereits auf die erst am Abend anstehenden Aussagen der Federal Reserve (Fed) gerichtet.

Der Dax beendete den Mittwoch mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 9881 Punkte - und ging damit auf Tageshoch aus dem Handel. Das Tagestief lag bei 9727 Zählern. Der MDax verabschiedete sich 0,3 Prozent tiefer bei 19.319 Punkten aus dem Handel. Der TecDax lag 0,4 Prozent im Plus bei1695 Stellen.

Am Dienstag war er nach einer an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelten Berg- und Talfahrt mit Gewinnen aus dem Handel gegangen. Am Montag hatten die Kurse aber nachgegeben. Der Bereich um 9850 Punkte spiele charttechnisch eine wichtige Rolle, sagte n-tv-Börsenexperte Friedhelm Tilgen. Überspringe der Leitindex sie, könne zusätzliche Dynamik in den Markt kommen.

Mit Blickrichtung Fed erhofften sich die Marktteilnehmer verbale Signale vonseiten der US-Notenbank, dass die Fed nach den scharfen Kursrückgängen zu einer Verschiebung ihrer geplanten Zinserhöhungen bereit ist. "Im Vorfeld spricht vieles für eine Verschnaufpause", hielt ein Händler den Ball flach.

Rohstoffe: Gelassener Ölpreis

Der Ölpreis kann sich nach dem Schub vom Dienstag weiter stabilisieren: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur März-Lieferung kostete am Abend 33,07 Dollar und damit rund 4 Prozent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI kletterte etwa 3 Prozent auf 31,53 Dollar.

Dabei reagierte WTI vergleichsweise gelassen auf den starken wöchentlichen Anstieg der Rohöllager in den USA, die um mehr als 8 Millionen Barrel gestiegen waren. "Es scheint sich zu bewahrheiten, dass die Story vom Überangebot in den USA an den Ölmärkten allmählich eingepreist sein dürfte", sagte ein Händler.

Dax: BASF enttäuscht

BASF stellt sich auf einen weiterhin niedrigen Ölpreis ein und hat deshalb 600 Millionen Euro auf das Öl- und Gasgeschäft abgeschrieben. Der operative Gewinn sank 2015 auf 6,2 Milliarden von 7,6 Milliarden Euro im Vorjahr, der Umsatz ging um 5 Prozent zurück. Zwar unterstrichen viele Händler, dass Abschreibungen angesichts des Ölpreiseinbruchs als unvermeidlich angesehen und entsprechend von den Analysten bereits erwartet worden seien. Die Aktien gaben dennoch nach: rund 2,5 Prozent.

Günstige Perspektiven billigten Händler dagegen Munich Re zu. Morgan Stanley hatte die Aktien des Rückversicherers auf "Übergewichten" angehoben und das Kursziel auf 200 Euro erhöht. Das half dem Kurs, die Papiere gewannen 0,8 Prozent.

Siemens wurden nach der Hauptversammlung am Dienstag ex Dividende gehandelt, die 3,50 Euro beträgt. Der Abschlag von etwa 2,7 Prozent war deshalb vernachlässigenswert, auch weil der Aktienkurs am Dienstag bereits rund 9 Prozent zugelegt hatte.

MDax: Südzucker im Blick

Als Belastung für Südzucker werteten Händler einen Pressebericht über höhere Strafzahlungen im Zusammenhang mit dem Zuckerkartell. "Der Markt war bisher von Zahlungen im Bereich um 100 Millionen Euro ausgegangen, da ist es nicht hilfreich, wenn jetzt Zahlen um 300 Millionen im Raum stehen", sagte ein Händler mit Verweis auf das "Handelsblatt". Damit flamme eine lange nicht mehr am Markt gespielte Belastungsstory wieder auf. Allerdings sei der Kurs vor zwei Wochen bereits eingebrochen, so dass ein Teil dieser Sorgen bereits eingepreist sei. Die Papiere schlossen mehr als 3 Prozent schwächer.

Um weitere rund 2 Prozent aufwärts ging es bei Rheinmetall. Die Aktien hatten bereits am Dienstag in ähnlicher Größenordnung zugelegt, nachdem der Bericht des Wehrbeauftragten verheerende Mängel bei der Ausrüstung der Bundeswehr offengelegt hatte und das Verteidigungsministerium nun in den kommenden 15 Jahren rund 130 Milliarden Euro nachschießen will. "Das ist gut für die Rüstung, von denen hier aber nur Rheinmetall und Airbus börsennotiert sind", sagte ein Händler. Airbus gaben mehr als 4 Prozent ab.

TecDax: Sonnige SMA

Aktien von SMA Solar sprangen rund 5 Prozent an. Der Wechselrichterspezialist hatte im vergangenen Jahr nach vorläufigen Berechnungen seine eigene Umsatz- und Ergebnisprognose übertroffen. Der Kurs des Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor gaben indes 0,8 Prozent nach.

Nordex legten rund 1 Prozent zu. 2015 hatte das Unternehmen in Deutschland Windturbinen mit einer Kapazität von 437 Megawatt (MW) errichtet, so viel wie nie zuvor in einem Jahr. Der Marktanteil wuchs damit von 8,7 auf knapp 12 Prozent. Nach Verbändeangaben lag die 2015 neu installierte Leistung im Segment Onshore-Wind in Deutschland bei insgesamt gut 3730 MW.

USA: New York schließt tief im Minus

Nach der Bekanntgabe der US-Zinsentscheidung gerieten die Kurse an der Wall Street sichtlich unter Druck. Die Betonung weltwirtschaftlicher Risiken im Kommentar der US-Notenbank Fed kam an der Wall Street nicht gut an. Die Währungshüter rücken in Sachen Zinsentscheidung die globalen Gefahren stärker in den Mittelpunkt. Die Erwartungen für eine Leitzinsanhebung auf der kommenden Sitzung im März wurden so gedämpft, auch wenn sie weiterhin nicht als ausgeschlossen gilt. Den Leitzins hat die Fed wie von Volkswirten erwartet nicht verändert.

Der Dow-Jones-Index schloss nach einem schwankungsfreudigen Handelsverlauf mit einem Minus von 1,38 Prozent bei 15.944,46 Zählern. Am Vortag war der US-Leitindex noch um 1,8 Prozent gestiegen. Der marktbreite S&P-500-Index beendete den Mittwochshandel mit einem Minus von 1,09 Prozent auf 1882,95 Punkte. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 büßte 2,48 Prozent auf 4128,86 Punkte ein.

Auf Unternehmensseite sorgt Apple mit dem schwachen Geschäftsausblick weiter für Gesprächsstoff. Die Papiere fallen um mehr als 5 Prozent. Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research verwies bei n-tv.de auf die immer noch überragenden Gewinnmargen und die sehr hohe Liquidität des Elektronikkonzerns.

Die Anteilsscheine von Boeing sacken am Dow-Ende um 8,6 Prozent ab. Der Flugzeugbauer enttäuschte ebenfalls mit seinem Geschäftsausblick. Zudem belasteten Sonderkosten den Gewinn des Konzerns zum Jahresende stark.

Nach Börsenschluss werden die Bilanzen von Facebook, Qualcomm und Ebay erwartet.

Asien: Schlussspurt in China

An den asiatischen Aktienmärkten überwog eine positive Stimmung. Die Börse in Tokio konnte deutliche Gewinne erzielen. Der Nikkei-Index legte 2,7 Prozent auf 17 164 Zählern zu. Der breiter gefasste Topix stieg 3,0 Prozent auf 1401 Punkte. Aktienhändler Stefan Worrall von der Bank Credit Suisse sprach von einer ermutigenden Marktreaktion. "Aber das deutet nicht notwendig darauf hin, dass die Verkäufe ein Ende haben oder eine Erholung beginnt", sagte er.

Auch an den Börsen außerhalb Japans ging es größtenteils bergauf. Der entsprechende MSCI-Index lag 0,7 Prozent im Plus. Auch die Märkte in Hongkong und Seoul legten zu. Dagegen gaben die chinesischen Börsen leicht nach. Sie konnten aber im Handelsverlauf einen großen Teil anfänglicher Verluste wettmachen. Der Shanghai Composite ging mit einem Minus von 0,5 Prozent aus dem Handel. Am Tag zuvor war er um mehr als 6 Prozent eingebrochen.

Devisen: Euro kurz über 1,09

Der Kurs des Euro reagierte mit leichten Sprüngen auf die US-Zinsentscheidung. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde im US-Handel am Abend zeitweise bei 1,0913 US-Dollar gehandelt. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der US-Notenbank, ihren Leitzins unverändert zu lassen, hatte der Euro noch bei 1,0860 Dollar notiert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am frühen Nachmittag auf 1,0888 (Dienstag: 1,0837) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9184 (0,9228) Euro. Die Fed lieferte keine klaren Signale für eine baldige weitere Leitzinsanhebung. Man wolle beobachten, wie sich die Entwicklung der Weltwirtschaft und der Weltfinanzmärkte auf die amerikanische Wirtschaft auswirkten, hieß es in dem Kommentar zur Zinsentscheidung. Man gehe weiter davon aus, dass die wirtschaftliche Entwicklung lediglich eine "graduelle" Erhöhung des Leitzinses benötige.

Quelle: ntv.de, mmo/bad/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen