Marktberichte

Vorboten einer neuen Krise? Börsen drohen weitere Kursverluste

Im Bärenmarkt bekommt Gold neuen Glanz.

Im Bärenmarkt bekommt Gold neuen Glanz.

(Foto: picture alliance / dpa)

Hat der Dax seine Talsohle erreicht? Marktbeobachter sind skeptisch. Anleger fliehen in Gold und Anleihen. Ölpreisverfall, Wachstumsschwächen in China und USA - Parallelen zur Krise 2008 drängen sich auf.

An den Finanzmärkten geht die Rezessionsangst um: Anleger werten den rasanten Ölpreisverfall, die Abkühlung der chinesischen Konjunktur und die schwächelnde US-Wirtschaft als Vorboten einer neuen Krise. Dies schürt Experten zufolge Spekulationen auf wachsende Kreditausfälle und eine Schieflage des Bankensektors.

"Nicht wenige Marktteilnehmer ziehen Parallelen zur Situation im Jahr 2008 - mit vergleichbaren Auswirkungen auf die Aktienmärkte", sagt Anlagestratege Carsten Klude vom Bankhaus MM Warburg. Aus seiner Sicht hat der Dax seine Talsohle noch nicht durchschritten. Am Freitag gewann der Leitindex zwar dank eines Comebacks der Finanzwerte 2,5 Prozent, nach dem vorangegangenen Ausverkauf blieb auf Wochensicht aber noch ein Verlust von 3,4 Prozent. In New York gab der Dow Jones in der Woche 1,4 Prozent nach.

Aus diesem Grund werden nach Ansicht von Analysten weitere Anleger Kurs auf als sicher geltende Häfen nehmen. Der Bund-Future, der auf zehnjährigen Bundesanleihen basiert, stieg vergangene Woche von einem Rekord zum nächsten. Die "Antikrisen-Währung" Gold ist mit etwa 1240 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) so teuer wie zuletzt vor einem Jahr.

Unter Börsianern an der Wall Street keimte allerdings die Hoffnung auf, dass der Ausverkauf allmählich zu Ende gehen könnte. Ein Grund dafür sei, dass gegen Handelsschluss vermehrt Käufer die Oberhand gewannen. Dies sei ein positives Zeichen, weil gewöhnlich Aktienprofis den späten Handel dominierten, sagte Investmentexperte Jack Albin von der Bank BMO.

Chinesische Anleger kehren zurück

Doch der allgemeine Konjunkturpessimismus lenkt zusätzliche Aufmerksamkeit auf die anstehenden Wirtschaftsdaten: Den Anfang machen die chinesischen Außenhandelszahlen am Montag.

Außerdem warten Investoren gespannt auf die Wiedereröffnung der Börsen in Shanghai und Shenzhen, die wegen der chinesischen Neujahrsfeiern in der alten Woche geschlossen blieben. Allerdings wird an diesem Tag insgesamt mit eher dünnen Umsätzen gerechnet, da die US-Anleger wegen eines verlängerten Wochenendes erst ab Dienstag wieder ins Geschehen eingreifen.

Am Mittwochabend werden sich Börsianer auf der Suche nach Hinweisen auf die US-Geldpolitik in die Sitzungsprotokolle der Notenbank Fed vertiefen. Die Kurse an den Terminmärkten signalisieren, dass Anleger frühestens 2017 mit weiteren Zinserhöhungen rechnen. Am Donnerstag stehen dann das Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von Philadelphia und die US-Frühindikatoren auf dem Terminplan.

Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank warnt allerdings, dass selbst auf den ersten Blick positive Daten den Börsen nicht unbedingt Auftrieb geben werden. "Investoren suchen derzeit verstärkt nach dem Haar in der Suppe." Einblicke in die Stimmungslage der deutschen Börsenprofis liefert am Dienstag der ZEW-Index.

Um dieser Abwärtsspirale zu entkommen, ist dem Commerzbank-Analysten Michael Leister zufolge ein Eingreifen der Zentralbanken notwendig. "EZB-Präsident Mario Draghi könnte im Rahmen seiner Anhörung vor dem EU-Parlament am Montag ein solches Signal abgeben." Allerdings sei mit einer konkreten Maßnahme vorerst nicht zu rechnen.

Zahlen von Deutsche Börse und Allianz

In dieser Gemengelage rücken die Firmenbilanzen in den Hintergrund. In der neuen Woche legen unter anderem die Deutsche Börse am Dienstag und die Allianz am Freitag ihre Zahlen vor. In den USA öffnet der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart am Donnerstag seine Bücher.

Zum Abschluss der Börsenwoche verfallen Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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