Marktberichte

Wall Street deutlich im Minus Auto-Schlamassel verhagelt Dax-Wochenstart

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(Foto: picture alliance / dpa)

Einen bitteren Auftakt der Handelswoche erlebt der Dax und büßt kräftig ein. Nach unten ziehen ihn vor allem schwache Autowerte - angeführt von einer sich auf Talfahrt befindlichen VW-Aktie. Aber auch die Weltkonjunktur bereitet Sorgen.

Deutlich nach unten ging es mit dem deutschen Aktienmarkt am Nachmittag. Vor allem die Kurseinbrüche der Automobilwerte belasteten den Dax, der um 2,1 Prozent auf 9484 Punkte abgab. Anleger sind verunsichert über die globale Konjunktur, seitdem die US-Notenbank auf eine Zinserhöhung verzichtet hat.

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Weiterhin stand Volkswagen im Rampenlicht, die nach einer leichten Erholung von ihren dramatischen Verlusten Anfang vergangener Woche drehten die Aktien des Autobauers nach der Abgasmanipulation von VW in den USA wieder deutlich ins Minus. Zudem wurde der gesamte Sektor in Sippenhaft genommen. Der Dax wie auch der gesamte deutsche Aktienmarkt sind wegen der hohen Abhängigkeit besonders von der Schwäche des Automobilsektors wie auch der Zulieferbranche betroffen. Während im Dax rund 17 Prozent diesem Sektor zugerechnet werden, liegt die Gewichtung im Euro-Stoxx-50 bei nur 6 Prozent.

Das Geschäft stand laut Börsianern auch im Schatten der in den kommenden Tagen anstehenden Konjunkturdaten aus China und den USA. Investoren sind verunsichert, wie sich das globale Wachstum in den kommenden Monaten entwickeln wird. Immer deutlicher wird, dass die Anleihekäufe der Notenbanken weder zu einer höheren Nachfrage noch zu einer steigenden Inflation führen. Vielmehr wird immer klarer, dass die Währungen unter Druck kommen und die Gefahr von Blasen am Kapitalmarkt steigt. Quantitative Lockerungen der Geldpolitik haben somit ihren Nimbus als Allheilmittel verloren.

Eine "neue Baustelle" für erneut mehrere große europäische Banken nannte ein Händler die Ermittlungen der Schweiz gegen unter anderen UBS, Julius Bär, Deutsche Bank, HSBC, Barclays, Morgan Stanley und Mitsui wegen möglicher Absprachen auf dem Edelmetallmarkt. Die Kette von Ermittlungen und Verfahren gegen die Branche scheine nicht abreißen zu wollen.

Deutschland: Auto-Aktien im Rückwärtsgang

VW Vorzüge
VW Vorzüge 122,84

Der Dax schloss am Ende 2,1 Prozent leichter und sank auf 9484 Punkte. Beim MDax zeigt sich ein Minus von 1,7 Prozent, es ging runter auf 18.976 Punkte. Verluste von 1,3 Prozent beim TecDax, der auf 1716 Zähler nachgab, der Euro-Stoxx-50 ging sogar um 2,3 Prozent zurück.

Die im Zuge des Abgas-Skandals eingebrochene Vorzugsaktie von Volkswagen rutschte um weitere 7,5 Prozent ab. In der Vorwoche war sie nach dem Manipulationsskandal zeitweise um gut 41 Prozent eingeknickt, bevor sie etwas gegensteuern konnte. Börsianer halten einen Einstieg angesichts der weiter negativen Nachrichtenlage trotz des optisch günstigen Niveaus immer noch für riskant. Sie verwiesen auf Medienberichte vom Wochenende, wonach VW schon vor Jahren Kenntnis vom Einsatz rechtswidriger Software bei Abgasuntersuchungen gehabt habe.

Im VW-Sog trudelten auch die Papiere der anderen Autofirmen nach unten. BMW verloren 2,9 Prozent und Daimler sogar 3,2 Prozent und der Zulieferer Continental büßt 2,5 Prozent ein.

Gegen den Trend legten Tele Columbus im Kleinwerte-Index SDax 4,8 Prozent zu. Die Analysten der Berenberg Bank hatten die Titel des drittgrößten deutschen Kabelnetz-Betreiber auf "Buy" von "Hold" hochgestuft und das Kursziel auf 14,20 von 13 Euro angehoben.

Ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, dem zufolge das Interesse an der Zeichnung der Covestro-Aktien gering sein soll, ist nach Einschätzung von Händlern alles andere als überraschend: "Das Marktsentiment ist nach einem Dax-Einbruch von 2000 Punkten seit Mitte August und einem VDax von knapp 30 Prozent denkbar schlecht für Börsengänge", sagte ein Händler. Bayer verloren 2,6 Prozent.

USA: Startverluste an der Wall Street

Die Unsicherheit über den Zeitpunkt der ersten US-Zinsanhebung seit Jahren belastet die Wall Street zum Wochenauftakt. US-Notenbankchefin Janet Yellen hatte vergangene Woche trotz der abkühlenden Weltwirtschaft erklärt, sie werde die Zinswende wohl noch in diesem Jahr wagen. Wann genau es so weit sein wird, blieb aber offen.

Auch aus aktuellen Konjunkturdaten, die einen etwas stärker als erwarteten US-Konsum auswiesen, konnten Händler nicht ablesen, ob die Fed schon im Oktober handeln könnte. Die Notenbank hält den Leitzins seit dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notiert 1,9 Prozent tiefer mit 16.002 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gibt 2,6 Prozent nach, der Index der Technologiebörse Nasdaq 3,0 Prozent.

Unter den Einzelwerten steigen Alcoa um 5,7 Prozent. Der Aluminiumkonzern hat überraschend angekündigt, sich in zwei Unternehmen aufzuspalten. Das Traditionsgeschäft der Aluminiumproduktion soll von der Sparte getrennt werden, die höherwertige, weiterverarbeitete Produkte unter anderem für die Autobranche anbietet.

Apple verlieren 2,0 Prozent, obwohl der Konzern nach eigenen Angaben binnen drei Tagen nach Markteinführung rund 13 Millionen Stück seiner neuen iPhones 6s und 6s Plus verkauft und damit einen neuen hauseigenen Rekord aufgestellt hat.

Asien: Nikkei büßt deutlich ein

Auch in Fernost herrschte zum Handelsstart eine eher abwartende Stimmung. Die Wall Street habe keine eindeutigen Impulse geliefert. Daher blickten die Anleger auf die für diese Woche erwarteten Konjunkturdaten aus Japan, China und den USA.

Der Nikkei-Index für 225 führende Werte sank um 235 Punkte oder 1,3 Prozent und ging beim Stand von 17.645 Zählern aus dem Handel. Der breit gefasste Topix gab 15 Punkte oder 1,0 Prozent auf den Stand von 1439 Zählern ab. Der Shanghai Composite legt 0,3 Prozent auf 3101 Zähler zu.

Rohstoffe: Ölpreise von China belastet

Die Ölpreise befanden sich zum Wochenauftakt im Sinkflug. Händler erklärten den Rückgang mit schwachen Konjunkturdaten aus China. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,5 Prozent auf 44,84 Dollar.

Weiterhin belastete die Sorge vor einer ernsten Konjunkturflaute in China den Handel am Ölmarkt. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt waren die Gewinne der chinesischen Industrieunternehmen im August um 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken und damit deutlich stärker als im Monat zuvor. Die Daten werden am Markt als Hinweis auf eine künftig schwächere Nachfrage nach Rohöl in China gedeutet.

Devisen: Euro zeigt kaum Bewegung

Der Euro ist wenig verändert in die neue Handelswoche gestartet. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1231 US-Dollar gehandelt und damit etwas teurer als am Freitagabend.

Das Interesse der Anleger am Devisenmarkt konzentriert sich zum Wochenauftakt auf die Geldpolitik in den USA. Die Anleger hielten sich vor Reden mehrerer Mitglieder der US-Notenbank Fed, die ab dem Mittag auf dem Programm stehen, eher zurück, hieß es aus dem Handel. Zuletzt hatte US-Notenbankchefin Janet Yellen signalisiert, dass die mit Spannung erwartete erste Zinserhöhung in USA seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise im Dezember kommen wird.

Quelle: ntv.de, ppo/rts

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