Marktberichte

Russland senkt Leitzins Athen lässt Euro stolpern

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(Foto: REUTERS)

Der Konfrontationskurs Griechenlands setzt dem Euro zu. Die Währung dreht gen Süden ab. Derweil hat die russische Zentralbank angesichts düsterer Aussicht für die Wirtschaft den Leitzins gesenkt. Der Rubel geht daraufhin auf Talfahrt.

Die Weigerungshaltung Athens hat die europäische Gemeinschaftswährung belastet. Nach der Ankündigung der neuen Regierung, nicht mehr mit der Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank zusammenarbeiten zu wollen, fiel der Euro unter die Marke von 1,13 und fand bei 1,1290 Dollar zumindest vorübergehend Halt.

Zugleich beschleunigte sich der Abverkauf bei Staatsanleihen des Landes. Besonders kräftige Bewegungen gibt es im Bereich von drei Jahren. Dort schnellten die Renditen erneut um knapp 200 Basispunkte in die Höhe und liegen nun bei 19,2 Prozent.

Konjunkturdaten ohne Impulse

Preisdaten aus der Eurozone lieferten den Devisenmärkten keine wesentlichen Impulse. Die Teuerung in der Eurozone dürfte aber die EZB in ihrer extrem lockeren Geldpolitik bestärkt haben. Im Januar hatte die Inflation ihr Rekordtief eingestellt, die Verbraucherpreise lagen 0,6 Prozent tiefer als ein Jahr zuvor. Die Währungshüter versuchen, mit einer massiven Geldschwemme gegen die schwache Preisentwicklung vorzugehen.

In den USA war das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Mit auf das Jahr hochgerechneten 2,6 Prozent war die weltgrößte Volkswirtschaft schwächer gewachsen als in den beiden Quartalen zuvor. "Die Abschwächung ist aber nichts, über was man sich Sorgen machen müsste", kommentierte Paul Ashworth, US-Chefökonom vom Analysehaus Capital Economics. Auch Rob Wood vom Bankhaus Berenberg unterstrich, dass das Wachstum trotz Abschwächung vergleichsweise robust ausgefallen sei.

Zuvor hatte die EZB den Referenzkurs für einen Euro auf 1,1305 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8846 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,75110 britische Pfund, 133,08 japanische Yen und 1,0468 Schweizer Franken fest.

Rubel stürzt ab

Aus Sorge um eine weitere Verschärfung der Wirtschaftskrise im Land hat derweil die russische Notenbank den Leitzins überraschend gesenkt. Der Schlüsselzins für die Versorgung der Banken mit Geld wurde um zwei volle Prozentpunkte auf 15 Prozent gekappt, wie die Zentralbank mitteilte. Sie hatte erst Mitte Dezember die Geldpolitik gestrafft. In der Folge fällt der Rubel und der Dollar steigt bis über 72 Rubel. Der russische Leitindex gab nach. Die russische Währung hat im laufenden Jahr bereits um 17 Prozent abgewertet.

Die Zinssenkung überraschte die Marktteilnehmer, die davon ausgegangen waren, dass die Notenbank noch für einige Monate ihr Zinsniveau beibehalten würde. In ihrem Begleittext zum Zinsbeschluss zeichneten die Währungshüter ein düsteres Bild der Wirtschaft, die derzeit unter der Doppelbelastung aus fallenden Ölpreisen und westlichen Sanktionen leidet. Mit der Zinssenkung versucht die Regierung nun gegen die Rezession im Land anzugehen und damit beispielsweise Kredite günstiger zu machen: Sie erwartet, dass die Wirtschaft bis zur Jahresmitte um 3,2 Prozent schrumpfen wird.

Im vergangenen Jahr hatte die Notenbank den Leitzins sechs Mal erhöht, um den Kursverfall des Rubel zu bremsen. Die russische Währung litt unter einer massiven Kapitalflucht.

Unter Druck gerät die russische Währung zudem durch die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland. Die Reisebeschränkungen und Kontensperrungen der EU sollen zunächst um weitere sechs Monate und damit bis September in Kraft bleiben. Der Westen wirft der Regierung in Moskau vor, die Rebellen in der Ostukraine zu unterstützen. Russland weist dies zurück.

Zieht Türkische Notenbank nach?

Die Intervention der russischen Zentralbank hat zudem Spekulationen angeheizt, dass auch die türkische Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen senken könnte. Die türkische Landeswährung Lira wertete daraufhin zum US-Dollar um ein Prozent auf ein neues Rekordtief ab. Für einen Dollar mussten 2,4406 Lira gezahlt werden. Zum Euro gab die Lira um 0,65 Prozent auf den niedrigsten Stand seit drei Wochen nach. Der Euro kostete 2,7548 Lira.

Zentralbank-Gouverneur Erdem Basci hatte gesagt, dass auf einer möglichen Sondersitzung am 4. Februar eine Zinssenkung beschlossen werden könnte. Wie der Gouverneur sagte, wird die türkische Inflationsrate im Januar deutlich zurückgehen, nachdem die Teuerung im Dezember 8,17 Prozent betrug. Damit ließe sich eine Zinssenkung rechtfertigen. Vertreter der türkischen Regierung und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan drängen die Zentralbank schon seit einiger Zeit, Kredite zu verbilligen und das Wachstum der türkischen Wirtschaft anzukurbeln.

SNB weitet Euro-Bestände aus

Derweil teilte die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit, zum Jahresende 2014 ihre Währungsreserven in Euro aufgestockt zu haben. Der Wert der Euro-Bestände stieg im letzten Jahresviertel auf Quartalssicht von 210,3 Milliarden auf 236,4 Milliarden Franken. Der Wert der gesamten Währungsreserven erhöhte sich damit auf 510,1 Milliarden Franken. Zum Ende des dritten Quartals hatte der Gesamtwert 471,5 Milliarden Franken betragen.

Der Wert der Dollar-Reserven kletterte von 136,1 Milliarden auf auf 147,2 Milliarden Franken. Der prozentuale Anteil der Dollar-Reserven verharrte damit bei 29 Prozent. Der Anteil der Euro-Reserven stieg von 45 auf 46 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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